Mein Vater, 67, liegt seit Mittwoch mit Thrombose und Lungenembolie im Spital.
Er freut sich schon aufs Heimgehen am nächsten Dienstag. Da will er gleich seine Zigarre (bisher 20Stück/Tag), sein B. (2 Liter Alk/Tag) und ein Schweinsschnitzel.
Manche wollen es offensichtlich nicht anders.
An der Thrombose bin ICH schuld, weil er meinen Hund hütet, wenn ich im Dienst bin. (Den Hund wollte er auch haben und hatte vor dem Kauf einer täglichen Betreuung zugestimmt.) Wenn er den Hund hat, muss er so viel sitzen, und davon kommt jetzt die Thrombose. Ich bin schuld, und das Tier natürlich.
Der Hund geht eigentlich gern spazieren, wie alle Hunde. Aber dafür hat der liebe Papa längst nicht mehr die Lungenkapazität, obwohl das Tier jetzt schon 9 Jahre alt ist und an schwerer Hüftdysplasie leidet. Nur gibt er das nicht zu.
Ich sag nur eins - ich bin mit schwerem Asthma geboren. Ein Anfall tut sauweh, das Herz sticht und stolpert, sämtliche Muskeln verkrampfen, man wird bei Blase und Darm inkontinent; kann nichts essen oder trinken, weil während des Schluckens muss man das Ringen um Luft unterbrechen. Wahnsinnige Kopfschmerzen. Und es gibt tagelang keine Chance, diesem Zustand zu entkommen. Meine längste Krise dauerte 3 Wochen. 3 Wochen ununterbrochen schwerste Atemnot.
Mir ist unbegreiflich, was in einem Raucher vorgeht. Warum man überhaupt damit anfängt. Warum man nicht aufhört, nachdem man einmal einen mit dem Erstickungstod kämpfenden Menschen gesehen hat. (Sah mein Vater ziemlich oft. Ich hatte in meinem Leben rund 30 stationäre Aufenthalte mit Status asthmaticus.)
Das Endergebnis ist doch, dass man die Atemnot, die mich anfallsweise heimsucht, DAUERND hat, jeden Tag, bis zum Erstickungstod.
Ich darf das hier vielleicht nicht schreiben, weil ich eine Angehörige bin und keine von der Sucht Betroffene. Ich schreib auch nicht, wie es mir geht, wenn ich solche Vorwürfe wie den von meinem Vater höre. Dass ich schuld bin und nicht seine dauernde Schmaucherei. Den Beitrag verfasse dann im Depressionsforum.
Aber vielleicht denken ein paar Leute nach, ob sie wirklich erst aufhören wollen, wenn der gesundheitliche Zusammenbruch kommt. Dann geht das nämlich möglicherweise nicht mehr.