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Rente wegen Schwerbehinderung oder Teil-EU-Rente?

Greta
Hallo Zusammen,

auf Grund meiner Depressionen bin ich seit vier Monaten arbeitsunfähig und überlege nun, wie es weitergeht.

Beim letzten Therapeutentermin wurde mir klar, dass ich das volle Arbeitspensum nicht mehr dauerhaft schaffen werde.
So stehe ich jetzt vor der Frage, welche Möglichkeit für mich die beste ist (auch finanziell)

Ich bin Jahrgang 1961.
Regulär könnte ich mit 66,5 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen. Das sind noch fast sieben Jahre.
Frühstmöglicher Rentenbeginn wäre der 01.07.2024; dann müsste ich allerdings Abschläge in Kauf nehmen.

Ich habe einen GdB von 30, der mir vor 10 Jahren wegen eines Bandscheibenvorfalls (Hauptdiagnose) und Depressionen bewilligt wurde.

Über folgende Optionen denke ich nach:

1. Einfach die Arbeitszeit reduzieren . Problem: Einkommenseinbußen, geringeres Krankengeld und später geringere Rente

2. Versuchen, einen GdB von 50 zu bekommen . damit könnte ich frühestens zum 01.01.2023 die Altersrente für Schwerbehinderte beantragen. Die Zeit bis dahin könnte ich mit Krankschreibungen und Urlaub irgendwie überbrücken.

3. Teil-EU-Rente beantragen und die Arbeitszeit reduzieren . die Teil-EU-Rente würde die Einkommenseinbußen durch die Stundenreduzierung abfangen

Option 1 ist dabei vermutlich die schlechteste

Option 2: Entspricht die Altersrente für Schwerbehinderte der Rentenhöhe, die ich bis zu diesem Zeitpunkt erarbeitet habe.
Gibt es Abschläge?
Kann ich diese Rente auch als TEIL-Rente in Anspruch nehmen (Hintergrund: pflegebedürftige Mutter + Rentenzu-
schlag für pflegende Angehörige)

Option 3: Wie wirkt sich diese Variante auf die Altersrente aus?
Durch die Teilzeitarbeit werden mir ja weiterhin Rentenpunkte auf meinem Rentenkonto gutgeschrieben.
Altersrente = der Betrag aus der Teil-EU-Rente (halbe EU-Rente) plus die die andere Hälfte der EU-Rente plus
die wärend der Teil-EU-Rente durch Teilzeitarbeit erwirtschafteten Rentenpunkte?
Wie sieht's dann mit Abschlägen aus, wenn ich früher als mit 66,5 Jahren (regulärer Rentenbeginn) die Altersrente
beantrage?

Vielleicht gibt es auch noch eine andere Möglichkeit, an die ich jetzt gar nicht gedacht habe?

Einen Termin bei der Rentenberatung habe ich Anfang April.
Leider nur telefonisch, da die Rentenberatung wegen Corona derzeit keine Vor-Ort-Termine anbietet.
Und so am Telefon . das stelle ich mir schon ein bisschen schwierig vor.

Im Übrigen meinte die freundliche Dame von der Terminvergabe der DRV, dass man mir ohnehin wohl nicht genau ausrechnen könnte, was bei den unterschiedlichen Möglichkeiten am Ende raus kommt, weil bei der Berechnung so viele Faktoren eine Rolle spielen würden.
Aus diesem Grund bekämen EU-Rentner auch keine schriftliche Renteninformation mehr
Ist das korrekt?

Sorry, das ist jetzt wirklich sehr komplex und es sind viele Fragen

Aber vielleicht kennt sich ja jemand aus oder hat noch eine Idee dazu.

Liebe Grüße
Greta

12.03.2021 15:28 • #1


Monesie
Hallo Greta,

Ich glaube kaum, dass du da frei wählen kannst. Es ist definitiv so, dass eine Rehabilitationsmaßnahme vor Rente kommt. Nur wenn entschieden wird, dass du dafür zu krank und deine Erwerbstätigkeit zu stark gefährdet ist, wird man dir die EU Rente bewilligen nach Besuch eines/er Gutachters/in.
Ich kann dir nur empfehlen, wenn es dir möglich ist mit einer Reduzierung der Arbeitszeit zurecht zu kommen, dies zu tun.
Bezüglich deiner Schwerbehinderung könntest du versuchen einen Verschlimmerungsantrag zu stellen und dort genau deine tagtäglichen Einschränkungen anzugeben.
Ich habe mir keine Gedanken über meine Einkünfte gemacht, weil einfach nichts mehr ging, aber ich bin auch nicht alleine.
Ich musste mir nur einen Anwalt nehmen, als der Gutachter meinte ich sollte eigentlich einen GdB von 60-70 haben, mir aber wieder nur 30 anerkannt wurde. Letztendlich bekam ich einen GdB von 50.

Viel Erfolg, aber vor allem gute Besserung.

12.03.2021 18:51 • x 1 #2


A


Hallo Greta,

Rente wegen Schwerbehinderung oder Teil-EU-Rente?

x 3#3


Greta
Hallo Monesie,

vielen Dank für deine Antwort

Zitat von Monesie:
Ich glaube kaum, dass du da frei wählen kannst.


Das sehe ich ein wenig anders.
Ich denke schon, dass ich überlegen sollte, wie es mit mir beruflich weitergeht, um dann den bestmöglichen Weg für mich zu wählen und zu verfolgen. Ob's dann wirklich klappt, ist natürlich eine andere Sache. Aber das sehe ich ja dann.
Einfach abzuwarten bis gar nichts mehr geht und dann aus der Not heraus zu handeln ... soweit will ich nicht kommen.

Wenn ich mich für die Teil-EU-Rente entscheide, steht natürlich zunächst eine Reha an.
Anfang letzten Jahres wurde mir von der DRV mein Reha-Antrag abgelehnt, mit der Begründung, meine Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben wäre nicht beeinträchtigt. Und das obwohl ich immer wieder wegen Krankheit ausgefallen bin und meine Arbeitszeit bereits reduzieren musste.
Mit einem Rentenantrag würde ich die Reha wohl endlich bekommen.

Eine weitere Reduzierung der Arbeitszeit kann ich mir finanziell nicht leisten. Ich bin Alleinverdienerin.
Außerdem würde sich das geringere Einkommen widerum auf die spätere Rente auswirken. Da wird's dann im Alter richtig eng, weil ich weiß, dass ich nicht bis zum Ende arbeiten kann und somit in den wenigen Jahren bis zur Rente jeder Rentenpunkt zählt.

Zitat von Monesie:
versuchen einen Verschlimmerungsantrag zu stellen


Das werde ich auf jeden Fall machen
Mal abgesehen von der Möglichkeit der früheren Verrentung bei einem GdB ab 50, käme ich in den Genuss des Behindertenfreibetrags und hätte Anspruch auf fünf zusätzliche Urlaubstage; ein weiterer kleiner Baustein, der mir helfen würde, mich über die Zeit zu retten.

Liebe Grüße
Greta

13.03.2021 10:50 • #3


Albarracin
Experte

13.03.2021 12:15 • x 3 #4


Greta
Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die gute Erklärung.
Das bringt mich schon mal ein Stück weiter!

Zitat von Albarracin:
Wie sich Teilzeittätigkeit während eines Teilrentenbezuges konkret auswirkt, kann Dir nur ein Fachmensch beantworten.


Ich hatte immer vermutet, dass man lediglich anhand des Jahreseinkommens die Anzahl der Rentenpunkte ermitteln müsste und dann die Punkte mit dem aktuellen Wert multipliziert.
Ist das eine klassische Milchmädchenrechnung?

Zitat von Albarracin:
Wenn Du eine Altersrente (auch mit Abschlägen) mit Erwerbstätigkeit oberhalb der Mini-Job-Grenze ausüben willst, solltest Du Dich umfassend zum Thema Flexi-Rente informieren lassen


Das ist ein richtig guter Tipp Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.

Zitat von Albarracin:
(hoffentlich hast Du Rechtsschutz im Sozialrecht)


Ich bin Mitglied im VdK. Leider aktuell wegen Corona keine Vor-Ort-Beratung.

Zitat von Albarracin:
Gibt es in Deinem Betrieb einen BR/PR und evtl. eine SBV (Schwerbehindertenvertretung)?


Weder noch Ich muss alles immer direkt mit Chef bzw. Chefin klären. Nicht immer einfach ...

Liebe Grüße
Greta

13.03.2021 12:53 • #5


Greta
Liebe Forumer*innen,

gestern nun der Termin bei der Rentenberatung.
Zunächst einmal habe ich jetzt klar, dass alle Renten als Teil-Rente möglich sind.
Die Hinzuverdienstgrenze errechnet sich aus dem höchsten Einkommen der letzten 15 Jahre und wäre bei mir deshalb relativ hoch.
Beste Variante für mich wäre die Teil-EU-Rente, da es hier derzeit eine Zurechnungszeit bis 65 Jahre und 10 Monate gibt. Das bedeutet, die Rente wird so berechnet, als ob ich bis 65 Jahre 10 Monate gearbeitet hätte.
Die Rentenberaterin meinte jedoch, dass es schwierig ist, eine (Teil-)EU-Rente wegen psychischer Erkrankungen durchzubekommen.
Ich will es dennoch versuchen und frage mich nun: Wie gehe ich am Besten vor?
Nochmal eine Reha beantragen?
Oder direkt den Rentenantrag stellen?
Was brauche ich von den Ärzten?
Ist es hilfreich, wenn ich direkt zu Anfang schon den VdK mit einschalte?

Kann mir jemand raten?

Danke vorab und liebe Grüße
Greta

01.04.2021 09:36 • #6


T
VdK ist immer gut. Die helfen dir gegebenenfalls auch beim Antrag. Ich habe mich alleine durchgewurschtelt, was kein so großer Spaß gewesen ist.

Und für mich war der Entlassungsbericht aus der Reha vermutlich Grund dafür, dass das alles so reibungslos geklappt hat. Mal davon abgesehen habe ich außerdem aus der Reha auch ne Menge mitgenommen.

01.04.2021 09:43 • x 1 #7


Albarracin
Experte

01.04.2021 10:20 • x 4 #8


T
Genau, all die Dinge, die @Albarracin aufgezählt hat, testen sie eben in der Reha ausfühlich. Unter anderem hatte ich da einen über 2stündigen Belastungstest, indem es um Konzentration, Merkfähigkeit, Arbeitstempo etc. ging. Und in der Ergo haben sie auch genau beobachtet, in wie weit man ausdauernd ist, wann Ermüdung eintritt oder wie schnell man in Stress verfällt. Bei mir war auffällig, wie ich mir mit meinem Perfektionismus selbst zwei Beine stelle und das ich einige ausgeprägte Zwangshandlungen vorweisen kann.

01.04.2021 10:35 • x 2 #9


Greta
Zitat von Albarracin:
Wie stehen denn behandelnde Ärzte bzw. Therapeuten zu dem Thema Erwerbsminderung?


Mein Therapeut hat dieses Thema immer schon mal wieder durchblicken lassen.
Und meine Ärztin rät mir ständig, weniger zu arbeiten; was aber aus finanziellen Gründen natürlich nicht so einfach geht

Zitat von Traumtänzerin:
Unter anderem hatte ich da einen über 2stündigen Belastungstest, indem es um Konzentration, Merkfähigkeit, Arbeitstempo etc. ging.


Hmm ... Zwei Stunden sind ja nicht viel. Das schaffe ich durchaus. Mein Problem sind die durchgehend vollen Arbeitstage

01.04.2021 13:20 • #10


T
Diese zwei Stunden waren viel, weil du da Schlag auf Schlag arbeitest und einen Test nach dem anderen, zum Teil mit Stopuhr machen musst. Das hat nix mit normalen Büroarbeiten zu tun. Man muss dabei auch nicht besonders dumm sein, ich zum Beispiel bin in vielen Bereichen überdurchschnittlich gewesen. Mein Psychologe hat mir danach trotzdem Dinge sagen können, auf die ich nie gekommen wäre. Ich denke, was da rausgelesen wird, kann man als Laie gar nicht im Vorfeld erfassen. Ich musste zum Beispiel auch einschätzen, wie ich mich vor, während und nach dem Test gefühlt habe...ob ich aufgeregt war, ob ich mir danach viele Gedanken gemacht habe, wie gut (oder schlecht) ich gewesen bin etc.

Und ich hab ja die Rente, obwohl ich vorher auch dachte: Na ja...2 Stunden.

01.04.2021 13:41 • x 3 #11


Albarracin
Experte

01.04.2021 17:13 • x 5 #12


Greta
Hallo Zusammen,

mein Therapeut hat mir jetzt ganz klar zur (Teil-)EU-Rente geraten.

Nun habe ich soeben mit der VdK-Geschäftsstelle telefoniert.
Man sagte mir, dass der VdK beim Erstantrag nicht unterstützt; dafür könne ich mir Hilfe beim Rentenberater holen.
Erst wenn es zu einer Ablehnung meines Antrags kommt, berät und hilft der VdK beim Widerspruch.

Kann das richtig sein?
Auf den Internet-Seiten des VdK klingt das anders.

Und arbeiten die Rentenberater nicht eher im Interesse der Rentenversicherung?

Liebe Grüße
Greta

19.04.2021 08:43 • x 1 #13


maya60
Liebe Greta, das wundert mich aber jetzt auch, wegen sowas wendet man sich doch an den VdK. Weiteren Rat kann ich dir aber leider hier nicht geben.

Nur ergänzen, falls ich das vielleicht überlesen habe,weil es nicht ganz das Thema ist und weil es nicht um viel geht, aber Kleinvieh macht ja auch Mist: Bekommst du aktuell denn einige Rentenpunkte, seit du deine pflegebedürftigen Eltern pflegst? Ich bekomme die seit Jahren für die Pflege von Sohni und das ist eine kleine aber feine Wertschätzung und läppert sich auch zusammen über die Zeit.

Das ist auch der Grund, warum ich bisjetzt noch nicht meinen eigenen GdB habe ermitteln lassen, weil ich so bei mir persönlich dachte: Ist ja nicht sehr glaubwürdig bei den Behörden womöglich, wenn Schwerbehindert Schwerbehindert pflegt. Auch wenn es Fakt ist oft genug!

Alles Gute für deine Rentenpläne!

Liebe Grüße! maya60

19.04.2021 08:58 • x 2 #14


A


Hallo Greta,

x 4#15


Greta
Danke liebe @maya60 für den Tipp.
Meine Mutter hat bisher leider nur Pflegegrad 1. Sie kann ja immer alles noch ... also eigentlich nicht, aber wenn der Gutachter kommt .... na, du kennst das ja vielleicht auch
Wir sind gerade dabei, einen höheren Pflegegrad zu beantragen.
Ab Pflegegrad 2 hätte ich dann Anspruch auf ein paar Rentenpunkte.

Liebe Grüße
Greta

19.04.2021 09:21 • x 1 #15

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