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Rückschlag oder feige?

E
Ich melde mich mal wieder …

Bin nun seit längerem wieder voll am arbeiten, hatte auch das Gefühl das alles soweit passt.
Habe keine Überstunden gemacht, bzw wenn, dann diese schnell wieder abgebaut.
Arbeit macht Spaß, mit den Kollegen verstehe ich mich sehr gut.

In letzter Zeit häufen sich aber die Aufgaben, bzw ich habe Angst dass ich irgendwas übersehe und/oder nicht richtig mache. Ich habe das Gefühl dass ich langsam wieder in den alten Trott zurückfalle. Ich bekomme wieder weinkrämpfe, schlafe nicht mehr gut und denke viel über die Arbeit nach.

Nun hätte ich eine komplexe Aufgabe übernehmen sollen, habe auch zugesagt, da ich das Gefühl hatte dass ich das schaffe und ich da vermutlich auch Spaß dran gehabt hätte.
Habe mich über das Wochenende so rein gesteigert, dass es mir auf den Magen geschlagen hat.
Habe mich krank gemeldet, obwohl es mir dann wieder besser ging.
So habe ich mich in meinem bisherigen Leben noch nie vor einer Aufgabe gedrückt, ich schäme mich!

Ist das jetzt wieder ein Rückfall in die Depression oder war sie nie weg oder bin ich einfach nur wahnsinnig feige geworden?

Meine Vorgesetzte und ein paar Kollegen wissen weshalb ich längere Zeit krank war.
Immer wenn ich jetzt gefragt werde sage ich, dass alles okay bei mir ist. Was mir sicherlich auch alle glauben, da ich immer für meinen Humor gelobt werde. Aber das ist glaube ich nur die Aussenfassade.

Meine Einzeltherapie ist schon länger beendet. Ich geh noch zum Psychiater und nehme meine Tabletten.

Weiß gerade nicht wie ich weitermachen soll. Das hier zu schreiben hilft schon mal.

Habt einen schönen Abend!

06.11.2023 17:59 • x 1 #1


Lilly-18
Liebe Eleonor, das hört sich nicht nach einer Depression sondern nach einer Angststörung an. Ich kenne das auch. Vielleicht hast du dich doch übernommen? Wenn deine Kollegen wissen warum du krank warst würde ich die Flucht nach vorne antreten und wieder kürzer treten. Es macht keinen Sinn gegen die Wand zu laufen.
Feige bist du auf keinen Fall sondern mutig, dir einzugestehen, dass etwas nicht geht obwohl du es wolltest. Bleib bei dieser Ehrlichkeit dir selbst gegenüber. Sprich eventuell auch mit deinem Psychiater darüber.
Alles gute dir

06.11.2023 18:27 • x 2 #2


A


Hallo Eleonor,

Rückschlag oder feige?

x 3#3


J
Liebe Eleonor!

Auf keinen Fall bist du feige! Bitte rede dir das nicht ein!

Seit wann arbeitest du denn wieder?

Für mich hört es sich so an, als wenn du nach der Rückkehr in das Berufsleben von 0 auf 100 gegangen bist und dir vielleicht zu viel auf einmal zugemutet hast.

Es geht nur schrittweise. Ich finde es, wie Lilly-18 es sagt, auch mutig, wenn du dir eingestehst, dass es nicht so schnell geht und nicht feige.

Auch ich wünsche dir alles Gute.

Viele Grüße
Jandi

06.11.2023 19:15 • x 3 #3


HDD
Hallo Eleonor,
Zitat von Eleonor:
So habe ich mich in meinem bisherigen Leben noch nie vor einer Aufgabe gedrückt, ich schäme mich!

Das solltest du nicht. Dein Bauchgefühl war wohl (anders als dein Intellekt) der Ansischt, dass die Aufgabe (noch?) zu schwierig für dich sei. Kann gut sein, dass es Recht hat und du eine solche Aufgabe noch nicht oder noch nicht ohne Unterstützung angehen solltest.
Zitat von Eleonor:
Ist das jetzt wieder ein Rückfall in die Depression oder war sie nie weg oder bin ich einfach nur wahnsinnig feige geworden?

Hört sich für mich nicht nach Depression an. Wahnsinnig feige bei einer komplexen Aufgabe? Finde ich nicht. Ich finde es im Gegenteil eher OK, wenn man sich nicht überschätzt.
Zitat von Eleonor:
Immer wenn ich jetzt gefragt werde sage ich, dass alles okay bei mir ist. Was mir sicherlich auch alle glauben, da ich immer für meinen Humor gelobt werde. Aber das ist glaube ich nur die Aussenfassade.

Wenn nicht alles OK ist, würde ich das auch nicht sagen. Man muss sich ja nicht mehr runtermachen als nötig, aber den Eindruck zu erwecken, es sei alles OK, wenn es das (noch) nicht ist, ist auch nicht gut, wenn dann (wie in diesem aktuellen Fall) dann herauskommt, dass das eben doch gelogen war. Vielleicht ein Mittelmaß? Etwa: Es ist noch nicht (so ganz) OK, wird aber besser. Das wäre auch geeignet zu verhindern, dass sie dir aus Unwissenheit wieder zu viel zumuten.

Den Humor dagegen finde ich gut. Kommt immer gut bei den Leuten.
Zitat von Eleonor:
Weiß gerade nicht wie ich weitermachen soll. Das hier zu schreiben hilft schon mal.

Wie weitermachen? Ich denke, es wäre nicht unwichtig für dich zu wissen was genau da mit dir los ist.
Ich habe mir eben deine anderen Beiträge angesehen. Depression und Humor passt für mich nicht so recht zusammen. Als ich depressiv war, hatte ich maximal einen sarkastischen Galgenhumor, den jeder ätzend gefunden hätte. Also was anderes, das sich so ähnlich äußert? Vielleicht Burnout? Aber das müsstest du doch eigentlich selbst unterscheiden können, denn Burnout hat einen engen Zusammenhang mit der Arbeit bzw. Lebenssituation. Oder hattest du vorher Corona und das ist eine Art Post-Covid-Syndrom?

Wie auch immer, ich wünsche dir jedenfalls gute Besserung. Übernimm dich nicht, mach lieber kleinere Schritte. Mit der Zeit wirst du dann besser erkennen können, was geht und was noch nicht. Glücklicherweise scheinst du ja nette Kollegen zu haben, die (hoffentlich) Verständnis dafür haben, dass du noch nicht ganz belastbar bist.

06.11.2023 20:02 • x 1 #4


nichtsgehtmehr
Bei mir waren es am Anfang auch erst Burnout - Depression und dann habe ich eine Angststörung entwickelt durch die ständige Überforderung im Beruf als Zusteller.

Die meisten höheren Vorgesetzten sind da wenig engegenkommend. Hat man eine Psychische Krankheit wird das einfach nicht wirklich ernst genommen. Sich was anderes zu suchen wenn man über 60 Jahre alt ist das ist auch keine Option.

Ich habe das erst vollständig in den Griff bekommen seit dem ich in diesem August in die Rente für langjährig Versicherte mit 63 gegangen bin. Ich habe erhebliche finanzielle Einbußen deswegen lebenslang aber Psychisch bin ich ein neuer Mensch, es ist so viel Druck von mir abgefallen dadurch. Keine Therapie oder Medikamente hätten diesen Zustand erreichen können.

Wenn man ständig im Job überfordert wird dann ist es denke ich zwangsläufig so daß sich die Depressionen mit einer Angststörung vermischen.

06.11.2023 22:02 • x 3 #5


HDD
Zitat von nichtsgehtmehr:
Die meisten höheren Vorgesetzten sind da wenig engegenkommend.

Ihre Priorität ist (und muss sein), dass die Zahlen stimmen. Das Personal wird da schon mal als Betriebsmittel angesehen.
Zitat von nichtsgehtmehr:
Hat man eine Psychische Krankheit wird das einfach nicht wirklich ernst genommen.

Doch, schon. Aber leider eben vor allem als ein bedauerliches Problem, das der Erzielung eines guten Ergebnisses im Wege ist. Und der Vorgesetzte hat ja in der Regel selbst wieder Vorgesetzte, denen er verantwortlich ist und die das Ganze aus einer noch abstrakteren Warte heraus betrachten und das Personal gar nicht mehr persönlich kennen.
Muss und kann einem nicht gefallen, ist aber eben leider häufig so.
Zitat von nichtsgehtmehr:
Sich was anderes zu suchen wenn man über 60 Jahre alt ist das ist auch keine Option.

Das hängt stark davon ab, was man gemacht hat. Momentan wird auf dem Arbeitsmarkt wieder vieles gesucht. Aber ja, in dem Alter (und mit der medizinischen Vorgeschichte) hat man wenig Chancen.
Zitat von nichtsgehtmehr:
Ich habe das erst vollständig in den Griff bekommen seit dem ich in diesem August in die Rente für langjährig Versicherte mit 63 gegangen bin.

Renter ist ein super Beruf. Habe ich auch erst so richtig erkannt, seit ich einer bin...
Zitat von nichtsgehtmehr:
Wenn man ständig im Job überfordert wird dann ist es denke ich zwangsläufig so daß sich die Depressionen mit einer Angststörung vermischen.

Ja, wenn man keine Ausweichmöglichkeiten hat und nicht den Einfluss, seine Arbeitsbedingungen signifikant zu verbessern, ist das psychologisch sehr ungünstig. Menschen (und genauso auchTiere) werden mit solchen ausweglosen Situationen nicht gut fertig. Ich kann nur jedem raten, es nicht so weit kommen zu lassen, sondern rechtzeitig den Absprung zu wagen. Auch wenn das ein Sprung ins Ungewisse ist.

07.11.2023 00:47 • #6

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