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Schlechte Erfahrungen in der Akutpsychiatrie

M
Wer hat auch schlechte Erfahrungen im Rahmen einer schweren akuten depressiven Episode auf einer geschlossenen Akutstation gemacht? Bei mir z.B. waren desolate räumliche Zustände, Personalmangel, zu viele Krankheitsbilder gemischt, zuwenig Psychotherapie, ständig nur Thema Medikamenteneinahme. Kein Ausgang wegen Personalmangel, um z. B. Unruhe durch einen Spaziergang abzubauen.

19.02.2023 13:09 • #1


Dys
Ich war zwar noch nie auf einer geschlossenen Station, aber Du hast ja den Personalmangel angesprochen und der, sowie die räumlichen Begebenheiten sind nunmal ausschlaggebend für die desolaten Bedingungen auf diesen Stationen. Das findet sich nahezu in jeder Klinik. Geschlossene, oder „geschützte“ Station bedeutet ja zum Schutz vor Gefahren für sich und andere. Das ein schwer depressiver eher davor geschützt werden soll, Suizid zu begehen und jemand der hochgradig psychotisch ist und vielleicht eine Gefahr für andere birgt, die es zu schützen gilt ist klar. Diese unterschiedlichen Krankheitsbilder zu trennen, ist quasi nicht möglich, weil es das Gesundheitssystem nicht hergibt.

Von daher wird es auf allen geschlossenen Stationen so sein und auch bleiben, bis es jemand zu ändern in der Lage ist und mehrere unterschiedliche Geschlossene Stationen vorhält. Meine Prognose dahingehend ist, das wird nicht so bald geschehen.

Am besten man kommt nicht in die Situation, auf einer Geschlossenen zu landen.
Auf offenen Stationen sind die Angebote ja auch nicht so überragend, weil es ja auch da an Personal mangelt. Und das in der Psychiatrie überwiegend auf Medikamente gesetzt wird, ist hinlegend bekannt. Meine Erfahrungen in der Psychosomatik sind da bezüglich therapeutischer Unterstützung sind da besser und bedenken gegenüber Medikamenten werden da auch von Ärzten nicht so kritisch gesehen, aber selbst in psychosomatischen Akut-Kliniken sind die Wartezeiten oft so lange, dass der Terminus Akut schon fast zynisch ist.

19.02.2023 14:00 • #2


A


Hallo meileu,

Schlechte Erfahrungen in der Akutpsychiatrie

x 3#3


M
Danke für deine Rückmeldung, dass sehe ich genauso, wie du es beschreibst.
Ich versuche durch mein Engagement in der Deutschen DepressionsLiga schrittweise an der Lage etwas zu ändern.
Aber dazu benötigen wir noch mehr Mitglieder um besser gehört zu werden.

19.02.2023 14:37 • x 1 #3


bones
Nun die geschlossene Station ist ja in der Regel typisches Bild von allem möglich psychisch Erkrankung, die akut gefährdet sind. Psychotherapie macht da in den meisten Fälle kein Sinn, weil sie nicht in der lage sind. Das es nur um Medikamenteneinahnw geht, ist ja normal.

Ich war selber mal für über 3monate in einer geschlossenen. Es waren schon Kaliber dabei, ohne frage. Gut Personalmangel war da nicht weil es so viel Personal vorhanden waren, wie es halt in der Regel gebraucht wurde.
Ob die Zimmer in ein schlimmen Zustand waren, war mir in dem Moment völlig egal. War eh mit mir beschäftigt gewesen. Nur was mir nicht gefallen hat, war der Umgang. Gut nach gewiss Zeit sind Ärzte und Pfleger natürlich abgehärtet. Aber dennoch.

19.02.2023 15:07 • #4


M
Ja das ist wohl wahr, was du da schreibst. Aber keine Rechtfertigung für die schlechte Versorgung. Es gibt für alle Krankheitsbilder gute Alternativen - und das wird nicht besser, wenn man die alle in einen schlechten Topf (geschlossene Akutstation) steckt....Und jeder benötigt halt was anderes, dem einen sind die Zimmer egal, dem anderen schon usw.)

19.02.2023 18:44 • #5


Nuance
Ich stelle es mir maximal schlimm vor, dort zu landen und würde es um jeden Preis verhindern.
Es gibt gute - abschreckende - Dokus auf YT und erinnere mich, mir das vor vielen Jahren mal angeschaut zu haben.
Die gibt's in vielen Sprachen...

Anderen Menschen völlig ausgeliefert zu sein. Fehldiagnosen... Menschen -mit all ihren Schwächen. OMG
Einem kann willkürlich Suizid-Absicht unterstellt werden.
Und wie man aus der forensischen Psychiatrie weiß, verkalkulieren Ärzte sich bzg. der Wiederholungsgefahr bei S....
Alles nicht sehr vertrauenserweckend.

Aber ich kann schon verstehen, dass man so verzweifelt sein kann, dass man sich Führung wünscht.
Und generell, dieser beruhigende Glaube an Kompetenz... Dass es jemand besser weiß, studiert hat - ein Fachmann.

Und wenn dieser abhanden gekommen sein sollte, dann der an einen Gott, der versteht, verzeiht, einen nie im Stich läßt. Die Illusion, nicht allein zu sein...

Und ich weiß, manche bewerten ihren Aufenthalt positiv... Wer heilt hat recht.

19.02.2023 19:17 • #6


M
Führung gibt es da in der Regel nicht, es ist eher eine Verwahrung. Ich wäre auch lieber in einer psychosomatischen Akutklinik gelandet - aber nicht erst in 6 Monaten.....

19.02.2023 19:23 • #7


W
Ich hatte eine Antwort geschrieben und nun ist sie weg.
Meine Erinnerungen an die Geschützte Station sind noch nicht so alt. Im vergangenen Jahr war ich mehrere Wochen dort. Ich kam freiwillig, weil ich suizidgefährdet war. Wie du schon sagtest: es war eine reine Verwahrstation.
Gespräche gab es nicht eins
nach 2 Wochen wollte ich mit einem Arzt sprechen, das dauerte noch mal 2 Wochen bis ich ein sehr kurzes Gespräch bekam
mir ging es immer schlechter und ich rutschte in psychotische Symptome
hatte hier mehrere Suizidversuche und landete dann in einer anderen Klinik auf der Intensivstation, danach wieder zurück.
das Essen war eklig, weil viele der Mitpatienten damit herumwarfen
mehrfach wurde ich bestohlen
vor einigen Mitpatienten hatte ich große Angst.
Nach der Entlassung aus der Klinik (nach insgesamt 6 Monaten) las ich im Bericht, dass ich eine intensive Einzelbetreuung erhalten habe
Leider habe ich davon rein gar nichts bemerkt.
wozu

19.02.2023 19:50 • #8


M
Das kann ich mir leider gut vorstellen. An solchen Zuständen muss sich was ändern!

Ich hoffe, du bekommst nun eine Hilfe, die DIR hilft !

19.02.2023 19:57 • #9


Bennyhuggi
@meileu Ich habe auch Erfahrung mit einer geschlossenen Akut Psychiatrie. Wurde nach meinem Suizidversuch von der Intensivstation auf eine geschlossenen Station verlegt. Ohne klare Gedanken war mir die Umgebung egal. Ich wurde erstenmal mit Medikamenten Hand zahm gemacht. Das Erwachen kam,ich hatte Angst. Die Station war herunter gekommen. Das Personal war sehr unterschiedlich, welche waren ich sage mal Generäle die Position deutlich zeigten. Verhärtet ohne Mimik und arrogant. Es gab dann aber auch 1 oder 2 vom Personal die sehr einfühlsam waren . Mein Zimmer war grau ,kalt und Gitter vor dem Fenster. Die Krankheitsbilder waren sehr unterschiedlich. Die ganze Palette. Ich fühlte mich wie ein Kind,ging nur ängstlich umher. Zu meinem Glück passte ein Patient auf mich auf. Er sorgte für meine Sicherheit und leider auch das ich etwas zu essen bekam. Patienten waren so eingeengt das es sogar zu übergriffen mit Messer kam. Meine Freigänge erfolgten hinter einer 2m hohen Mauer.

20.02.2023 15:56 • #10


M
@Bennyhuggi ja, so ähnlich ging es mir auch, und dieser Zustand der Akutpsychiatrie ist nicht akzeptabel!

20.02.2023 15:59 • #11


A


Hallo meileu,

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Bennyhuggi
Nein wirklich nicht,aber erst einmal muss Personal da seinen denen der Patient noch wichtig ist . Viele üben eine Art Macht- Position aus. Auch helle schöne Räume ,natürliche auf diesen Stationen mit Schutzmaßnahmen können geschaffen werden. Es wird aber weggesehen. Das sind Bereiche für sich. Ich arbeitete auch in einer Psychiatrie,dort gab es auch noch geschlossene Zimmer. Die Zustände waren unbeschreiblich. Nach der Wende erhielten alle Patienten ein offenes Zimmer. Es war eine sehr gute Maßnahme.
SO ICH MÖCHTE MICH HEUTE BEI DIR FÜR DIESEN TAG BEDANKEN

20.02.2023 16:17 • #12

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