Hi @Sunny40 !
Das ist ein sehr schwieriges Thema, das mich vor Jahren auch beschäftigte. Ich denke, jeder hat dazu eine eigene Meinung. Ich hatte damals versucht, es für mich aus Sicht des Kindes zu sehen und auch rational die medizinischen Aspekte einbezogen und meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse in den Hintergrund gestellt.
Man weiß, dass sowohl die Erbanlagen als auch Umweltbedingungen an der Entstehung psychischer Störungen beteiligt sind. Man weiß heute auch, dass identische Gene in den Nachfolgegenerationen unterschiedliche Störungen hervorrufen können. Genetische Gemeinsamkeiten zeigen sich z.B. zwischen Depression und bipolarer Störung oder Schizophrenie sowie zwischen bipolarer Störung und ADHS, oder auch Angststörung und unipolarer Depression. Wahrscheinlich sind die genetischen Muster noch viel komplexer, als bis heute bekannt ist.
Zwar spricht man nur von Wahrscheinlichkeiten, aber alleine die Möglichkeit billigend in Kauf zu nehmen, wäre für mich schon zu viel riskiert im Sinne des künftigen Kindswohls.
Unter Umweltbedingungen sehe ich auch die Erziehung. Kinder sehen in den Eltern wesentlich mehr, als denen meist bewusst ist. Ich möchte nicht beurteilen, wie es ein Kind prägen kann, wenn ein Elternteil wegen psychischen Störungen häufiger ausfällt, oder es eben in untypischen Familienverhältnissen aufwächst. Auch wenn man es Kindern erklärt, so hören sie doch weniger auf das gesprochene Wort der Eltern, als dass sie ihr Verhalten an-/übernehmen.
Zwar sagte mir ein Therapeut, dass ein Kind unglaublich förderlich und heilsam sein kann und man an dieser Herausforderung wachsen und genesen kann, aber ich persönlich möchte kein eigenes Seelenheil zu Lasten eines unschuldigen Kindes erlangen. Mir kam das fast schon dem Vorschlag gleich, dass sich psychisch Kranke einen Hund zulegen sollten, damit sie eine Aufgabe und Verantwortung haben und mindestens zweimal täglich zum Gassi aus der Bude müssen.
Auch habe ich mich gefragt, wie es für das Kind wäre, wenn es denn tatsächlich an einer Störung erkrankt:
- Keine Freunde, Mobbingopfer, Außenseiter
- Belastung durch die Erkrankung des Elternteils
- Vielleicht schon als Teenager Stammkunde in der Psychiatrie und/oder Psychosomatik
- Lernschwierigkeiten, ggf. schlechter Abschluss und kaum Zukunftsperspektiven
- Schwierigkeiten, Partner/in zu finden und eine Familie zu gründen
- ggf. Suizid aufgrund der Stärke der Erkrankung
Wenn schon ein Kind da oder unterwegs ist, dann bekommt man das schon irgendwie gewuppt (in den meisten Fällen). Aber wenn es noch nicht passiert ist und man noch vor der Wahl steht, kann man einem Kind diese grausamen Eventualitäten ersparen.
Man kann diese ganzen Gedanken aber auch über Bord werfen und sich einfach auf nie Natur verlassen. Die macht zwar auf öfters mal Fehler, aber liegt nicht immer so ganz daneben. Oft hat es vielleicht einen Grund oder ist sogar Vorsehung, wenn man auf natürliche Art nicht auf Anhieb Nachwuchs bekommt. Vielleicht sollte man dann auch nicht auf Biegen und Brechen nachhelfen? Viele erzwungene Dinge im Leben sind oft nicht das Gelbe vom Ei.
Vielleicht helfen diese Gedanken ja weiter. Wenn nicht, ab in die Tonne damit.
LG
ZeroOne