Eleonor
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Nachdem ich schon eine Zeit lang hier mitgelesen habe, habe ich mich nun entschlossen mich selbst hier anzumelden und meine Situation zu beschreiben:
Ich stehe seit mehr als 20 Jahren mit beiden Beinen im Berufsleben, bin verheiratet, wir haben keine Kinder.
Noch vor ein paar Jahren habe ich Herausforderungen geliebt, doch in letzter Zeit ist mir einfach alles zu viel. Jedes Mal wenn eine e-mail kommt habe ich Angst was nun schon wieder zu tun ist . Jede neue Aufgabe (auch wenn ich sie eigentlich problemlos lösen könnte) bringt mich erstmal aus der Fassung und ich denke mir jedes Mal wann soll ich das denn nun noch tun? Meistens breche ich erstmal in Tränen aus. Manchmal habe ich das Gefühl ich gehe immer erstmal auf Abwehrhaltung. Oft stellt sich dann raus, dass es doch gar nicht so schlimm war, aber ich bekomme immer erstmal Panik. Im Kollegenkreis und auch bei den Vorgesetzten habe ich ein sehr gutes Standing. Ein Problem dass ich schon lange kenne, ist dass ich nicht "nein" sagen kann. Ich möchte es immer allen gerne recht machen, bin Konfliktscheu und will am liebsten dass mich alle mögen.
Privat bringen mich viele Kleinigkeiten aus der Fassung, so anfällig war ich früher nie. Z.B. Ich stehe vor einem Haufen dreckiger Wäsche und breche in Tränen aus. Entscheidungen zu treffen, z.B. über "was essen wir heute zu Abend" überfordern mich. Geräusche machen mich aggressiv. Kinder die draußen spielen, in der Nachbarschaft die Handwerker, alles bringt mich auf die Palme.
Vor ein paar Wochen war es dann soweit, dass ich vor meinem Mann zusammengebrochen bin. Ich habe geweint und gesagt, dass ich nicht weiß wie ich am nächsten Montag wieder arbeiten soll (im Moment bin ich komplett im Homeoffice). Erster Anlaufpunkt war dann die Hausärztin, die mich mit der Diagnose Burnout Erschöpfung auch gleich für 2 Wochen krankgeschrieben hat. Mittlerweile sind es nun schon über 4 Wochen (2. Krankmeldung). Ich war bei einer Psychologin. Dieser Termin wurde über die Krankenkasse vermittelt. Hier wurden mir diverse Fragen gestellt und ich stehe in dieser Praxis nun auf der Warteliste für eine Therapie. Nächster Termin bei ihr ist in 3 Monaten, um zu schauen wie es mir dann geht. Dieser Termin hat mich nicht weitergebracht. Weiterhin habe ich demnächst Termine bei ein paar Therapeuten. Hoffe dass ich bald eine Therapie starten kann.
Bisher beschäftige ich mich mit einem Online-Programm deprexis (über die Krankenkasse dazu gekommen) und lese / arbeite mich durch ein Buch über Burn-Out.
Wie gesagt, ich bin jetzt seit etwa 4 Wochen krankgeschrieben. Zu Beginn war ich recht antriebslos und habe viel über die Arbeit nachgedacht, hatte ein schlechtes Gewissen (habe ich heute noch) und habe viel über Kollegen/Arbeit geträumt. Mittlerweile ist das nicht mehr ganz so extrem.
Mir geht es oft so, dass ich denke was ich alles tun könnte/müsste (Sport machen, in dem Buch lesen, Wäsche waschen, mal das Bad putzen…) und letztlich sitze ich da und mache gar nichts oder spiele ein sinnfreies Spiel auf dem Tablet. Oder ich mache eine Sache und mir geht durch den Kopf was ich ja sonst noch alles machen könnte. Das ist mir in den letzten Monaten im Job auch schon öfter passiert. Ich habe irgendeine Aufgabe angefangen, dann an eine andere gedacht, damit weitergemacht . also sozusagen verzettelt.
Körperliche Beschwerden die ich seit einiger Zeit habe, sind ein Pfeifen auf dem Ohr, mal mehr mal weniger und dann noch der schlechte Schlaf (das schon seit mehr als 1 Jahr). Ich wache meistens sehr früh auf und kann dann nicht mehr einschlafen. Habe es mit Hörbuch versucht, das funktioniert manchmal. Oft kreisen die Gedanken dann darum wie es weitergehen soll. Vor meiner Krankschreibung waren es ausschließlich Gedanken über die Arbeit.
Seit ein paar Tagen habe ich mit Yoga und Meditation angefangen, aber ich bin mir nicht sicher ob ich dafür der richtige Typ bin.
Wenn ich nun daran denke, dass ich in 1 Woche wieder arbeiten gehen soll (Krankmeldung endet), dann graut es mir. Auf der anderen Seite muss ich ja auch mal wieder was Sinnvolles tun, als nur zuhause rumzuhängen.
Mein Mann steht voll hinter mir. Er hat die potentiellen Therapeuten angerufen (da ich dazu nicht in der Lage war), er war mit mir beim letzten Hausarzttermin und ich glaube er möchte auch nicht, dass meine Krankmeldung in 1 Woche endet.
Ich habe in letzter Zeit oft den Gedanken, dass ich mich einfach nur anstelle und eigentlich alles gar nicht so schlimm. Gerade wenn es mir gut geht, dann fühlt sich alles falsch an. Ich bin krankgeschrieben und mir geht es gut … das kann doch nicht sein?
So, das war nun sehr viel Text.
Vielen Dank fürs lesen!
Über eure Kommentare / Tipps / Ratschläge bedanke ich mich schon mal vorab!