Guten Morgen!
Mir ist über Nacht noch etwas eingefallen.
Ich erinnere mich an eine Doku im TV.
Es ging um eine Jugendliche. Sie wurde über mehrere Jahre bis zum jungen Erwachsensein begleitet.
Erstaunlich, dass sie eingewilligt hat.
Es war hübsch. Blondes Haar, nicht sehr groß mit durchschnittlicher Figur. Ihr Gesichtsausdruck war sympathisch. Sie wirkte nicht einmal traurig. Eine ganz normale Jugendliche.
Sie plagte sehr extremer Selbsthass. Man konnte es bei ihrem Anblick kaum glauben, geschweige denn nachvollziehen. Ich bin mir sicher, es ist allen Zuschauern so gegangen.
Leider erinnere ich mich nicht mehr an alle Details. Ob man die Eltern vorgestellt hat etc. Ich würde mir diese Doku sofort wieder anschauen. Es ist doch einige Jahre - vllt. sogar 10 Jahre - her.
Sie hasste sich derart, dass ihre Unterarme voller Narben waren. Sie schnitt teilweise so heftig, dass das ärztlich versorgt werden musste.
Ich fragte mich natürlich warum sie das macht. Sie ist doch so hübsch. Das Leben wird durch solche Narben nicht einfacher. An den Unterarmen gab es eigentlich keine Stelle mehr ohne diese länglichen Narben.
Man begleitete sie einige Jahre. Immer wieder kam sie in eine Klinik und wurde auch bin hinein mit der Kamera begleitet.
Und nicht nur das. Ihr Selbsthass war so riesig, sich schluckte mehrere Male eine Rasierklinge. Dich denke, die mussten heraus operiert werden.
Ich sah diese Doku und war wirklich überrascht, geschockt, verständnislos. Wie ist so etwas überhaupt möglich?
Es war wirklich dramatisch und eine Besserung schien absolut aussichtslos. Weil auch keine Ursache erkennbar war.
Aber sie hat es überwunden. Man besuchte sie wieder und sie spazierte mit einem - ihrem - Freund durch einen Park oder Zoo. Er liebt sie so, wie sie ist. Ich glaube, die Narben an den Armen hatte sie nicht verdeckt. Sie trug ein T-Shirt mit kurzen Ärmeln - es war Sommer.
Es wurden Zukunftspläne erwähnt. Ich weiss nicht mehr, ob sie studierte. Sie hat es definitiv geschafft.
Ich sah im Profil, dass Du 52 bist - ich 54... Hier ist die Lebenssituation natürlich schwieriger.
Für junge Menschen geht es in der Regel eine ganze Weile hoffnungsvoll bergauf.
Bei jedem - egal ob erfolgreich oder erfolglos, krank oder gesund - geht es um die 50 merklich bergab. Jedenfalls körperlich, gesundheitlich. Manche haben das Glück, bis 65/67 und länger im gewählten, glücklich machenden Job zu sein. Und deshalb spüren sie das Bergab nicht so stark. Sie sind zudem abgelenkt.
Für uns Frauen kommt die Menopause. Die Beschwerden können sehr subtil sein. Ob alle auf die Idee kommen, dass statt Antidepressiva vllt. Hormone helfen könnten?
Das Leben ist kein Ponyhof. Man lebt für für sich. Man kann sich selbst ja auch nicht wirklich entkommen.
Wenn man sich nicht selbst aushalten kann, ist das sehr schwierig und kann zur Folter werden.
Du musst auch nicht für Deine Katzen leben. Es wäre zu viel verlangt.
Jeder sollte sich fragen, was er WIRKLICH will. Sollte schaffen, zu kontrollieren, ob er das wirklich IMMER will.
Will ich wirklich leben? Will ich wirklich nicht mehr leben? Will ich überwiegend nicht leben? Sind die Phasen, in den ich nicht mehr leben will zu lang, zu häufig? Ist das alles zu quälend? Gibt es wirklich keine Hoffnung auf neue Phasen mit Lebenswillen? Besteht keine Hoffnung auf längere - vllt. lebenslang anhaltenden Lebenswillen?
Steckt man in einer Krise, kommt sie einem meist endlos vor...
Aber es gibt Medikamente, die innerhalb kürzester Zeit - Minuten oder Stunden - die Stimmung (wenigstens vorübergehend) aufhellen. Ich hoffe mal, man hat Esketamin versucht.
Du warst mehrfach in Kliniken. Aber vielleicht haben sie immer dasselbe versucht, verschrieben.
Deprimiert läßt man meist alles blind über sich ergehen. Es wäre optimal, wenn man die Kraft hätte, im Internet nach Therapien zu recherchieren. Und bei schwer Deprimierten sollte man wahrscheinlich nach Medikamenten recherchieren.
Aus jeder Phase mit Stimmungsaufhellung schöpft man Kraft. Und wer weiß, vielleicht findet ein Medikament, dass für dauerhafte Stimmungsaufhellung sorgt.
Und wenn man soweit ist, dass man darüber nachdenkt, sich ein Ende zu machen - dann dürfte man doch eigentlich auch keine Angst mehr vor der EK Therapie haben. Danach kann man sich immer noch ein Ende machen. Diese Option hat man lebenslang.
02.01.2022 09:25 •
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