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Selbsthilfegruppe Warteliste

Pauline1962
Hallo!

Endlich habe ich mich dazu durchgerungen, mich nach einer Selbsthilfegruppe umzuhören.

Ich glaube, dass es mir vielleicht gut tun würde - andererseits habe ich durch meine Angststörung natürlich eine gewisse Schwellenangst, was sich schon darin äußerte, dass ich es während der fast 2 Jahre, die ich nun krank bin, nicht geschafft habe, da irgendwie mal Kontakt aufzunehmen. Niemand, der das nicht kennt, weiß, wie schwer das sein kann.

Letzte Woche habe ich es dann tatsächlich geschafft, eine mail zu schreiben.
Ich war ganz stolz auf mich.
Gestern - nach über einer Woche - erhielt ich eine nüchterne Antwort, dass alle Plätze belegt sind und ich auf einer Warteliste bin. Man würde sich melden, wenn ein Platz frei ist.

Ich kann gar nicht sagen, wie es mir geht.
Natürlich erwarte ich nicht, dass mir ein roter Teppich ausgerollt wird . aber das ist ja vielleicht auch gerade das Problem: dass ich das natürlich nicht erwarte! Weil ich gar nichts erwarte, was mich betrifft. Weil ich eh das Gefühl habe, langsam zu zerbröseln und immer weniger zu werden - so dass mich keiner mehr wahrnimmt, keiner um sich haben will . ich bin praktisch irgendwie gar nicht mehr da. Das ist sicherlich eine Folge der Depression - dieses Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, das irgendwann völlig im Eimer ist.

Und dann schafft man es endlich, sich an so eine Stelle zu wenden - und wird auch abgewiesen.
Ja, ich weiß - es ist ja keine Abweisung im engeren Sinne, sondern weil kein Platz frei ist . aber trotzdem. Ich habe mich ja nicht in einem Golf-Club beworben, wo es Wartelisten gibt . sondern bei einem Verein, der mit Depressionskranken zu tun hat. Da - so denkt/hofft man - müssten die Uhren etwas anders ticken.

Es wäre schon schön gewesen, wenn endlich mal wer gesagt hätte . ja, schön, dass du da bist - herzlich willkommen!

06.05.2022 04:59 • x 5 #1


Ziva
Liebe Pauline,
schön, dass du hier bist und dich traust dich zu öffnen.

Ich kann dich gut verstehen, die Gefühle, die du aufgeschrieben hast, kommen mir bekannt vor.

Du darfst in jedem Fall stolz auf dich selbst sein, dass du die Mail geschrieben hast. Warteliste klingt in diesem Fall für mich ganz positiv. Es bedeutet, dass dort viel los ist und wo viel los ist, ist es gut. Um es mal lapidar zu formulieren.

Tu dir was Gutes, weil du den ersten Schritt gewagt hast. Gönn dir ein leckeres Eis. Feier dein Erfolgserlebnis.
Ich hab in den vielen Jahren lernen müssen, dass die Menschen einen nicht sehen, nur sich selbst. Also musst du versuchen, für dich selbst da zu sein.

Oder du schreibst hier wir sehen dich!

Wie lange ist denn die Wartezeit bei der Gruppe?

Auch kann ich deine Ängst nachvollziehen, dort alleine hingehen zu müssen. Ich weiß ganz genau wie sich das anfühlt! Fühl dich gedrückt. Du schaffst es, wenn es soweit ist. Vielleicht ist dir übel oder zu zitterst ein wenig oder dir ist schwindelig und heiss und kalt, aber du schaffst das!

Jeder, der dort ist, hat vielleicht oder sicher ganz ähnliche Ängst wie du. Niemand wird dich auslachen, keiner wird tuscheln oder etwas blödes sagen. Jeder der seinen ersten Tag dort hatte, wird ähnlich gefühlt haben, wie du.

Ich wünsche dir alles Gute.
Liebe Grüße,
Ziva*

06.05.2022 06:27 • x 5 #2


A


Hallo Pauline1962,

Selbsthilfegruppe Warteliste

x 3#3


ZeroOne
Hallo @Pauline1962 ,

ich sehe es wie @Ziva : sei stolz auf dich und belohne dich dafür, wenn dir danach ist! Es muss dich eine Menge Kraft und Überwindung gekostet haben, die SHG zu kontaktieren, aber du hast es geschafft!

Und du wurdest gesehen und wahrgenommen: es gab eine Antwort und du wurdest auf die Warteliste gesetzt. Ich kann dir versichern, dass das in der aktuellen Zeit alles andere als selbstverständlich ist.

Ich hatte erst neulich Kontakt zu einer Einrichtung hier, die alle offiziellen SHGs in der Region vertritt und koordiniert. Problem ist offensichtlich, dass viele Leute zwischenzeitlich SHGs nutzen, um die extrem langen Wartezeiten auf Therapieplätze zu überbrücken und die Gruppen daher aus allen Nähten platzen.
Vor der Pandemie musste man die SHGs noch bewerben, dass überhaupt ein paar Teilnehmer zusammengekommen sind.

Eigentlich hattest du sogar Glück, dass du bei einer SHG gelandet bist, die sich die Arbeit mit einer Warteliste macht. Zwischenzeitlich ist es leider häufig der Fall, dass man gar keine Antwort bekommt, oder eine schnelle Absage.
Die meisten SHGs werden auch ehrenamtlich nebenher geführt - lange Antwortzeiten sind deshalb leider oft zu erwarten.

Ich wünsche dir viel Glück, dass du bald einen für dich passenden Platz findest!

06.05.2022 07:46 • x 5 #3


Pauline1962
Vielen Dank für eure Aufmunterungen!

Ja, das wird mir in meiner Krankheit besonders bewusst - dass es oft so eine Diskrepanz gibt zwischen Verstand und Gefühl. Ich WEISS, dass halt alles so ist, wie es ist (Wartezeiten, viel Zulauf usw.) und dass es keiner böse meint, wenn er mir eine vorläufige Absage erteilt bzw. Verzögerung ... aber gefühlt zieht einen das dann unheimlich nach unten. Ich habe halt irgendwie keine Toleranzgrenze mehr - kann ich dann nicht so schnell weg stecken. Naja.

Es geht aber auch anders rum, wenn mir also was Schönes widerfährt. Kommt ja auch mal vor, manchmal. Dann nehme ich das auch sehr glücklich und dankbar an. Wenigstens etwas.

06.05.2022 16:17 • x 4 #4


Uerdinger
Hallo Pauline,
Ich sehe es ebenfalls wie meine beiden Vorgänger!
Nach langer Zeit des Zögerns habe ich auch eine Mail an eine SHG geschrieben und habe ebensolche Antwort wie Du erhalten. Kopf hoch!

06.05.2022 17:58 • x 1 #5

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