Lieber jedi,
Das sind philosophische Fragen, die Du aufwirfst.
Ein 'ich mag dich' kommt mir nie über die Lippen, weil ich es zeige in kleinen Gesten, Aufmerksamkeit, wenn es um Menschen geht.
Ich mag sehr sehr viel, gutes Essen mit 1 Glas Wein, Kaminfeuer, tosendes Meer im Herbst, Buttercremetorte, Parfum, Mode, Einrichten, Kunst etc.
Da fühle ich mich hingezogen, möchte das genießen. Und es fällt mir leicht, dazu zu stehen.
Ob ich mich mag? Das weiß ich nicht, jedenfalls nörgele ich nicht an mir herum (außer Depression etc.), bedeutet das schon, daß man sich mag?
Mir fehlen vielen zwischenmenschliche Erfahrungen aus der Kindheit, dann wenn man seine Identität entfaltet. Ich habe gelernt, anstrengend zu sein, Arbeit zu machen, oft krank zu sein und daß ich eh ein Unfall war. Man sollte annehmen, daß mich das zur Selbstablehnung führte. Das war nicht so.
Ganz ganz tief in mir wusste ich, daß ich eigentlich ganz ok, meine Mutter nicht ok war. Ich war so sehr damit beschäftigt, mich in Sicherheit zu bringen, daß ich die 'mag ich mich Frage' nicht hatte.
Auch später, als Angriffe gegen meine Weiblichkeit losgingen, fand ich mich ganz ok.
Aber was ist Liebe? Ich habe sie später kennengelernt in einer Partnerschaft.
Ich konnte nicht verstehen, geliebt zu werden. Ich hörte es und fühlte nichts. Mein Misstrauen in andere Menschen hatte sich schon verfestigt. Es tat mir leid, meinen Partner so vor den Kopf gestoßen zu haben.
Irgendwann machte 'klick' und ich spürte zum ersten Mal Liebe meinem Partner gegenüber. Ich meinte vor Glück zu platzen, konnte gar nicht anders als meine Gefühle heraus zu sprudeln.
Aber mich selbst lieben? Sollte ich das? Geht es nicht anders? Die tiefe Wärme habe ich nur anderen entgegengebracht. Mir selbst gegenüber nicht.
Reicht es nicht aus, zufrieden zu sein mit dem was gerade geht? Ich habe soviel Stress erlebt, das reicht für 3 Leben.
Ich habe mich selbst hinterfragt, beleuchtet, beobachtet, Zusammenhänge gefunden und immer mehr das gemacht was ich aus tiefem Herzen wollte.
Zutiefst schüchtern mit Angst vor Menschen bin ich aus dem Elternhaus gegangen. Und habe meinen Willen und die Unbeugsamkeit mitgenommen. Nach vielem Üben lernte ich mich zu äußern, egal was die anderen meinen.
Und nun? Nun lasse ich mich treiben zwischen all den Terminen, warte auf den nächsten Entwicklungsschritt und versuche mir selbst auf die Schliche zu kommen. Und dabei strebe ich die 'mittlere Zufriedenheit' an.
Jetzt habe ich's: ich akzeptiere mich, mögen und oder lieben kann ich wirklich nicht sagen. Und damit bin ich zufrieden.
Liebe Grüße
Alexandra 2
16.04.2019 17:21 •
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