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Selbstliebe lernen - wie schafft man das?

Juju
Ich finde es auch sehr harmonisch hier.
Jeder hat seine Meinung und jeder darf sie auch einfach haben. Die Akzeptanz und der Respekt werden hier sehr groß geschrieben. Das erlebt man selten.

28.03.2019 19:46 • x 6 #46


Anouk67
Mir gefällt es auch ungeheuer gut hier. Ausserdem finde ich diese kontroversen Diskussion sehr bereichernd. So lernt man am meisten. Komme auch erst wieder am WE zum lesen, heute bin ich zu müde. Das Gehirn will heute nicht mehr denken und sich konzentrieren.
Liebe Grüße
Anouk

28.03.2019 19:53 • x 4 #47


A


Hallo Jedi,

Selbstliebe lernen - wie schafft man das?

x 3#3


Jedi
Ich möchte mich auch bei allen, die sich hier so rege einbringen u. mitmachen bedanken.
jede einzelne meinung, erfahrung u. ansicht ist hier wichtig, denn nur so bleibt das forum u. der thread lebendig.
der schönen, respektvolle u. wertschätzenden umgang hier, macht mich sehr froh
habe einen solchen umgang schon im BOF erleben dürfen u. war eher skeptisch , ob so etwas noch einmal in einem anderen forum möglich wird.
heute kann ich sagen, JA, ein solches forum gibt es u. ich bin froh, hier gelandet zu sein.

Ein wirklich tolles Forum, mit super Forenmitglieder

nun lasst uns hier weiter unsere erfahrungen, erkenntnisse u. meinungen austauschen !

LG Jedi

28.03.2019 20:12 • x 8 #48


Jedi
Hallo !

in einer diskussion wurde mir mal bewusst, dass Selbstmitleid fast jeder kannte u. nicht wenige berichteten davon, dass ihre antwort auf missgeschicke u. versagen, sie mit Selbstmitleid reagieren.
sie berichteten auch davon, dass in ihnen das gefühl vorherrscht, opfer der umstände geworden zu sein, dass sich alles gegen sie verschworen hätte, das sie von ihren mitmenschen missachtet werden, gar sie sich ungeliebt fühlen u. das sie vom leben ungerecht behandelt werden.
rückzug ins schneckenhaus oder das annehmen der opferrolle gaben einige zu, dies als ein bekanntes muster zu benutzen.

dagegen mit Selbstmitgefühl konnten nur die allerwenigsten etwas wirklich mit anfangen.
dabei kann uns Selbstmitgefühl helfen mit unseren kummer umzugehen u. wir können leid, als etwas zu unserem leben dazugehörig akzeptieren.
Selbstmitgefühl ist besonders wichtig gerade dann, wenn uns etwas misslungen ist oder uns ein fehler, der uns passiert ist, dann auch bewusst wird.
Selbstmitgefühl kann u. soll uns trösten u. hilft uns weiter zu machen u. nicht im geschehenen stecken zu bleiben.

ich persönlich finde auch, wenn wir uns mal schlecht fühlen, dass dies nicht bedeutet, dass wir auch schlecht sind !

Selbstmitgefühl ist die sprache unseres herzens u. nicht wenige kennen es auch, dazu gehöre ich selbst, haben wir die stimme unseres herzens gerne überhört, nicht wirklich wahrnehmen wollen u. oftmals gar verleugnet.

zeiten in denen wir uns in einer krise befinden oder leidvolle erfahrungen machen, sollten wir auch als inneres wachstum
annehmen u. verstehen.
nicht wenige versuchen die krise zu betäuben u. unsere schmerzlichen erfahrungen, dagegen anzukämpfen, anstatt uns, wie es eine liebevolle mutter tun würde, uns gut zu umsorgen u. uns das geben, was wir in einer solchen situation brauchen.
sich selbst liebe zu schenken, gerade in schwierigen zeiten, dazu gehört, sich nicht selbst zu bemitleiden oder uns von außen
bemitleiden zu lassen, weil es uns nicht nachhaltig trägt.
die schwierige situation annehmen, sich selbst in dieser situation anzunehmen, sich mit mitgefühl begegnen, gut um sich kümmern, sich selbst trösten können, dieser weg führt, so meine persönliche meinung u. erfahrung, direkt zur Selbstliebe.

manche mögen sich an dem wort Selbstliebe stoßen u. doch bin ich davon überzeugt, dass wir wahre momente des glücks, nur in einer liebenden beziehung zu uns selbst finden werden.

LG Jedi

29.03.2019 22:40 • x 2 #49


M
Guten Morgen bevor ich euch für den Rest des Tages verlasse

Zitat von Jedi:
dagegen mit Selbstmitgefühl konnten nur die allerwenigsten etwas wirklich mit anfangen.

Damit komme ich gut klar.

Selbstliebe ist manchmal für mich negativ belegt. Selbstverliebtes Verhalten Egoismus. Ich habe erlebt das Menschen durch eine Therapie so selbstverliebt wurden das es schwer war mit ihnen umzugehen.

Selbstmitgefühl passt für mich besser. Mich annehmen mit meinen guten und schlechten Seiten. Mir während schlechter Zeiten keine Selbstvorwürfe mehr machen. Warum ich so bin wie ich in dem Moment bin.
Ich wünsche euch einen schönen Tag.

30.03.2019 09:07 • x 4 #50


Jedi
Hallo Machara !

Zitat von Machara:
Selbstliebe ist manchmal für mich negativ belegt

OK ! das habe ich verstanden u. ist auch völlig ok.
Zitat von Machara:
Selbstverliebtes Verhalten Egoismus.

für mich hat Selbstliebe nun so gar nichts mit Selbstverliebtheit oder Egoismus zu tun.

Narziß war der legende nach Selbstverliebt, als er im Teich blickend sein Spiegelbild sah u. sich darin verliebt hat.
als er es küssen wollte, ist er hineingefallen u. es hat ihm sein leben gekostet.

aber du sprichst da zwei begriffe an, die im zusammenhang mit Selbstliebe oft fälschlicherweise genannt werden.
das liegt nun nicht am Wort Selbstliebe, eher häufig, an einer eigens gewählten interpretation u. bewertung, die eine ganze reihe von menschen dann anstellen.
Zitat von Machara:
Ich habe erlebt das Menschen durch eine Therapie so selbstverliebt wurden das es schwer war mit ihnen umzugehen.

dazu würde ich aus meiner erfahrung sagen, entweder hat der Therapeut, dass nicht gut vermitteln können oder dieser mensch hat es für sich selbstständig umgedeutet, neu bewertet.
das hat dann wohl mit einem echten verstehen wollen, so nun gar nichts zu tun.
schade, wenn menschen in der therapie sich ein falsches verständnis von der Selbstliebe erschaffen u. ihnen die heilende wirkung nicht verständlich werden konnte.

aber wie mit sehr vielen dingen, jeder kann etwas annehmen, wenn er das gefühl hat, dass es ihm nützlich sein kann oder auch für sich ablehnen.
da gibt es für mich kein schwarz u. weiss denken !
Zitat von Machara:
Ich wünsche euch einen schönen Tag.

den wünsche ich dir auch !

LG Jedi

30.03.2019 10:43 • x 1 #51


Anouk67
Liebe Machara,

Ich stimme Dir voll und ganz zu. Selbstverliebt sein ist auch für mich negativ besetzt. Mitgefühl hingegen ist positiv besetzt. Zu mir passt auch Selbstmitgefühl, so wie Du es beschrieben hast besser.

Lieber Jedi,

Selbstmitleid, Selbstmigefühl, Schlechte Zeiten, Misserfolge leiden und wie wir damit umgehen. Ein interssantes und schwieriges Thema. In der heutigen Zeit sind Misserfolge etwas für das man sich schämt. Es ist hip Erfolg zu haben und diesen dann möglichst mit allen zu teilen, per Internet versteht sich. Das man aus Fehlern lernen kann und sollte, ist da eher zweitrangig. Ich lese hin und wieder auch in einem anderen Forum, wo es mehrheitlich ums abnehmen geht. Wenn da jemand etwas persönliches postet, dass mit Leid zu tun hat geschehen für mich unfassbare Dinge. Die einen zeigen Mitgefühl und die anderen beschweren sich wegen Belästigung. So was will ich hier nicht lesen, wieso schreibst Du das, das zieht mich runter usw. Völlig entsetzt war ich, als ein Ehemann dessen Frau verstorben war, dieses mitgeteilt hat, sich für die Anteilnahme bedankt hat, und informierte das der Account auf seinen Wunsch geschlossen wird. Da gab es Kommentare, die will ich hier nicht wiederholen. Unglaublich. Wieso reagieren die Leute so? Sie wollen nicht leiden, es soll Ihnen immer gut gehen, sie wollen nicht mit dem Leid andere belästigt werden, das stört Ihr Wohlbefinden. Seit ich hier ein neues zu Hause gefunden habe, war ich nicht mehr dort. Mir gefällt es hier viel besser.
Hier darf ich schreiben wenn es mir schlecht geht und kriege keine blöden Kommentare. Dort habe ich nie geschrieben, das passte nicht zu mir.
Ich gebe zu auch so meine Schwierigkeiten zu haben, bezüglich meiner diversen Gesundheitsprobleme, da kann ich mir mit Selbstmitgefühl begegnen. Auch was das mentale betrifft funktioniert es meistens. Lieben kann ich andere z.B. meinen Mann. Mit mir selber und der Liebe klappt es noch nicht wirklich, zumal mich das Wort auch eher abstößt. Rational betrachtet verstehe ich, dass es sinnvoll ist. Gefühlsmäßig ist es für mich nach wie vor sehr schwer. Und wie in vielen Bereichen gilt auch hier, Bauch vor Kopf, Gefühl entscheidet, Rationalität hat das Nachsehen.

Viele Grüße und einen wunderschönen Tag
Anouk

30.03.2019 10:47 • x 2 #52


Leonore
Wer bin ich, wenn ich niemand sein muß?

Den Satz habe ich neulich schon mal gelesen und für mich festgestellt, daß ich es nicht weiß.
Ich habe mich mein Leben lang durch die Augen anderer gesehen, allerdings getrübt durch meine eigene selbstkritische graue Brille.
Dieses Verhalten ist einzementiert und begleitet mich ständig.
Seitdem ich schwer depressiv bin, finde ich mich häßlich, nicht liebenswert, nicht geistreich, schäbig angezogen.und entziehe mich den Blicken anderer durch Vermeidung von Kontakten.

Als ich klein war, durfte ich nicht stören. Lieb sein, ordentlich sein, woanders sein. Still und woanders sein. Ich habe schon mit 6 in einer Bücher - und Gedankenwelt gelebt.

Bis letzten Sommer war mein Selbstverständnis durch Leistung geprägt. Ich bin nie krank. Ich bin immer für Euch da. Ich sage nie nein. Ich werde nie sauer oder wütend. Ich bin stark, ausdauernd, ein Arbeitspferd und meines eigenen Glückes Schmied. Das sah lange von außen gut aus und hat funktioniert, bis ich die Illusion nicht mehr aufrecht erhalten konnte.

Ich muß alles neu lernen. Wütend sein. Schwach sein. Jemand sein. Herausfinden, wer das ist.
Lernen, diesen jemand zu lieben, den ich gar nicht kenne.

Und die Aufgabe ist zum Verzweifeln groß.

Danke für Euer Ohr.

30.03.2019 11:05 • x 7 #53


Juju
Zitat von Leonore:
Wer bin ich, wenn ich niemand sein muß?

Den Satz habe ich neulich schon mal gelesen und für mich festgestellt, daß ich es nicht weiß.
Ich habe mich mein Leben lang durch die Augen anderer gesehen, allerdings getrübt durch meine eigene selbstkritische graue Brille.
Dieses Verhalten ist einzementiert und begleitet mich ständig.
Seitdem ich schwer depressiv bin, finde ich mich häßlich, nicht liebenswert, nicht geistreich, schäbig angezogen.und entziehe mich den Blicken anderer durch Vermeidung von Kontakten.

Als ich klein war, durfte ich nicht stören. Lieb sein, ordentlich sein, woanders sein. Still und woanders sein. Ich habe schon mit 6 in einer Bücher - und Gedankenwelt gelebt.

Bis letzten Sommer war mein Selbstverständnis durch Leistung geprägt. Ich bin nie krank. Ich bin immer für Euch da. Ich sage nie nein. Ich werde nie sauer oder wütend. Ich bin stark, ausdauernd, ein Arbeitspferd und meines eigenen Glückes Schmied. Das sah lange von außen gut aus und hat funktioniert, bis ich die Illusion nicht mehr aufrecht erhalten konnte.

Ich muß alles neu lernen. Wütend sein. Schwach sein. Jemand sein. Herausfinden, wer das ist.
Lernen, diesen jemand zu lieben, den ich gar nicht kenne.

Und die Aufgabe ist zum Verzweifeln groß.

Danke für Euer Ohr.


Vieles davon könnte von mir sein.
Danke dafür und fühle Dich umarmt.

30.03.2019 11:16 • x 2 #54


Leonore
Danke.
Ich heule schon wieder, weil mir klar wird, wie fremd ich mir bin.
Und wie fremdbestimmt mein Selbstbild und mein Verhalten.

Wie lernt man mit 51, wer man ist?

30.03.2019 11:31 • x 2 #55


Jedi
Hallo Anouk67 !

Zitat von Anouk67:
Schlechte Zeiten, Misserfolge leiden und wie wir damit umgehen. Ein interssantes und schwieriges Thema.

aber sicherlich doch nur, weil wir möglicherweise eine falsche prägung u. konditionierung erhalten haben und wir uns im vergleich mit anderen menschen oft dadurch schlechter beurteilen, gar bewerten.

dies führt meiner meinung dazu, dass wir selbst nicht der Kaptain im unserem leben sind, sondern unser schiff dem Wind u. den Wellen überlassen, sprich anderen menschen !
ich habe in meinen therapien genau auch dieses thema auf meine Agenda gesetzt u. schonungslos aufgearbeitet.
dabei ist mir bewusst geworden, ich wurde zum großen teil gelebt !
zwar könnte man sagen, dass mein leben sich sehr erfolgreich entwickelt hat, aber es blieb bei mir immer ein gefühl, des nicht zufrieden mit mir seins !
bestimmte materielle dinge haben mir für einen kleinen moment, soetwas wie glück, will es mal so nennen, vermittelt.
doch danach war wieder diese leere, die ich lange nicht wirklich wahrgenommen habe u. sie mit neuen dingen, wieder zugedeckt habe.

lebenskrisen, misserfolge, trennungen, enttäuschungen, auch sie gehören zu einem lebendigen leben dazu.
erst unsere bewertungen machen diese erlebnisse zu einer katastrophe, zum Supergau, zum schwächling sein, wir wären lebensunfähig, taugen nichts, fühlen uns als versager !
Zitat von Anouk67:
In der heutigen Zeit sind Misserfolge etwas für das man sich schämt.

weil wir den falschen projektionen, mit denen wir täglich konfrontiert werden auffliegen.
aber ist es nicht unsere Selbstbestimmung überlassen, da nicht dem mainstream nachzueifern ?
ich weiß, es kann nicht jeder u. man möchte auch nicht gerne immer außen vor sein u. dafür mag ich auch verständnis haben u. will es auch nicht von oben herab, so absolut verteufeln.
nur geht es mir mit einer solchen lebensart schlecht, dann sollte u. man kann etwas für sich daran verändern.
wir menschen sind nicht nur opfer (da wehre ich mich einfach gegen), wir können auch schöpfer sein, schöpfer unserer lebenswirklichkeit werden.
Zitat von Anouk67:
Lieben kann ich andere z.B. meinen Mann.

das ist schön u. dein mann darf da auf eine solche frau sehr stolz sein, dass er geliebt wird.

doch frage ich mich, was ist an diesem wort, Selbstliebe so nicht annehmbar ?
u. so stelle ich Dir Anouk einmal die frage, Was ist so schwierig an dem wort für dich Selbst-liebe ?
warum kannst du offenbar Andere lieben u. dich selbst zu lieben stellt, so nehme ich es wahr, eine unüberwindbare hürde dar ?
Zitat von Anouk67:
zumal mich das Wort auch eher abstößt.

was stößt dich daran ab ?
warum stößt dich die liebe, die du andern geben kannst nicht ab ? (ich lasse jetzt einmal die liebe zu deinem mann, bewußt raus)
Zitat von Anouk67:
Bauch vor Kopf, Gefühl entscheidet,

du meinst sicherlich nicht die Bauchorgane die da sprechen ?
könnte es da nicht heißen, Liebe vor Kopf, Gefühl das aus der Selbst - Liebe entsteht, entscheidet ?
war jetzt nur so ein persönliches gedankenspiel.
Zitat von Anouk67:
Wieso reagieren die Leute so?

ich würde jetzt einmal vermuten, dass sie durch das leid eines Anderen, mit ihrem eigen leid plötzlich in berührung kommen.
diesen schmerz wollen sie nicht spüren u. dann ist die missachtung des leids der Anderen, sein eigenes leid zu überdecken, für sie eine option.
ist meine ganz persönliche vermutung u. sicherlich nicht vollständig.
Zitat von Anouk67:
Hier darf ich schreiben wenn es mir schlecht geht und kriege keine blöden Kommentare.

und nicht nur, wenn es dir schlecht geht, auch wen du anderer meinung bist
um hier in einem solchen forum blöde kommentare zu verfassen, sollte man sich hier nicht anmelden .
finde es ist überflüssig u. völlig sinnentleert.

schau allein in diesem Thread, wie herrlich finde ich hier den austausch u. dabei geht es nicht, um schwarz u. weiß-denken u. nicht um richtig oder falsch.
wie sagte es der Mystiker Rumi, jenseits von richtig oder falsch, da gibt es einen ort, da können wir uns begegnen.

LG Jedi

30.03.2019 13:03 • x 1 #56


Jedi
Hallo Leonore !

Zitat von Leonore:
Ich heule schon wieder, weil mir klar wird, wie fremd ich mir bin.

so u. weil es dir bewusst geworden ist , ist das ein allererster schritt heraus aus dem sich fremdfühlen !
weitere schritte werden dann folgen !
Zitat von Leonore:
Und wie fremdbestimmt mein Selbstbild und mein Verhalten.

da bist du in guter gesellschaft hier u. dies therapeutisch schonungslos aufzuarbeiten, stand bei mir auch einmal ganz ober auf
meiner Agenda.

Zitat von Leonore:
Wie lernt man mit 51, wer man ist?

es ist nicht eine frage des Alters !
suche den austausch u. finde daraus, was für dich passt, was sich für dich stimmig anfühlt.

LG Jedi

30.03.2019 13:23 • x 4 #57


A
Wer bin ich ? Ich bin nur ich, Mayke, die mit dem eigentlich anderen Vornamen. Ich bin ich durch mein bloßes Sein. Daher kann ich auch nicht niemand sein. Aber ich habe bestimmte Eigenschaften, die mein Wesen kennzeichnen. Mit diesen Wesensmerkmalen bin ich ich selbst. Von daher muss ich doch gar nicht mehr lernen, ich selbst zu sein, weil ich es doch schon bin durch mein Sein auf dieser Welt. Ich glaube, dass ich sicherlich erst in den vergangenen Monaten am Lernen bin, genau auf meine Eigenschaften zu schauen. Wie,so viele Menschen bin ich in dem Sinne erzogen worden, mich an anderen Menschen zu orientieren und mich zu vergleichen. Mich beschäftigt nun das wie bin ich viel mehr als das Wer bin ich. Mit meinem WIE stoße ich sehr oft mit den Ansichten meiner Mitmenschen zusammen. Sie akzeptieren mein Dasein, aber oft nicht meine Eigenschaften. Mich da zu widersetzen, ist etwas, das ich gar nicht gut kann. Um Ärger zu vermeiden und um mich anzupassen, habe ich bisher meine Rolle gut gespielt, jemand anderer zu sein.

30.03.2019 14:08 • x 5 #58


Anouk67
Hallo Jedi,

Selbst-liebe. Wieso kann ich andere lieben, mich selbst aber nicht. Nun es erscheint mir nicht richtig. Da sind diese Prägungen aus meiner Kindheit, sei bescheiden, warte bis alle anderen was bekommen haben, dräng Dich nicht in den Vordergrund usw.
Sich selbst zu lieben, würde ich mit eingebildet sein, sich als etwas besseres empfinden assoziieren und das wiederstrebt mir. Ich verstehe rein logisch, dass ich die anderen auch mit Ihren Fehlern liebe, wieso habe ich also bei mir Probleme ? Ich weiß es nicht. Der Text den Leonore geschrieben hat, hätte auch von mir sein können.

Auch ich habe funktioniert, bis ich zusammengeklappt bin. Meine Eltern haben mit Unverständnis reagiert. Wichtigste Frage, wann gehst Du wieder arbeiten? Sie konnten überhaupt nicht verstehen, dass man von zuviel Arbeit krank werden kann. Ja, wie ich mir das denn in Zukunft vorstellen würde? Sie haben mir das Gefühl vermittelt, beschädigte Ware zu sein. Dem Rest der Familie habe ich es erst gar nichts erzählt. Das habe ich erst Jahre später getan, weil ich nicht darüber reden wollte. Von wegen ach dieser moderne Unsinn, sowas gab es zu meiner Zeit nicht und wir wussten noch was Arbeit ist. Der Lieblingsspruch meiner Oma war, Arbeit ist das schönste im Leben

Tja leider hatte ich immer das Gefühl, nie gut genug zu sein. Ich war zu dick (meine Mutter war immer eine 36), ich trug Brille, weil ich die Linsen nicht vertragen habe, ich habe schlechte Zähne, ich bekam keine Kinder.
Meine Mutter hat mir erklärt, dass ich so wie ich aussehe, ein Ladenhüter werde. Sie war erfreut, als ich mit 18! meinen ersten Freund anschleppte.
Ein Bild, das ich nie vergessen werde war an meinem Hochzeitsmorgen. Ich kam vom Friseur, wo die Vorbehandlung für die Hochsteckfrisur stattgefunden hatte und wie abgesprochen, sollte sie mir helfen mein Kleid anzuziehen. Das Kleid hätte nicht über die Hochsteckfrisur angezogen werden können und die Friseuse schon unterwegs. Meine Mutter saß am Frühstückstisch und frühstückte. Auf meine Frage, ob sie mir jetzt mit dem Kleid helfen könnte, bekam ich nur ein, nein. Du siehst doch, ich frühstücke jetzt. Mein Hinweis, dass ich nicht warten könnte, weil die Friseuse im Anmarsch ist, hat meinen Vater dazu bewegt mir seine Hilfe anzubieten. Dann ist meine Mutter aufgesprungen und hat mich angeschrien, ich würde immer nur Ärger und Probleme machen und hat mir widerwillig in das Kleid geholfen. Eine sehr schlechte Erinnerung an einen Tag, der einer der schönsten meines Lebens hätte sein sollen. Es gibt noch mehr zu diesem Thema aber für heute lasse ich es gut sein.

Dieses Erlebnis war wieder eines, das mir meinen Platz zeigte. Ich war es nicht wert, das Frühstück zu unterbrechen, selbst nicht an meinem Hochzeitstag.
Während meiner Verhaltentherapie wollte meine TP auch die Eltern und das Verhältnis zu Ihnen besprechen. Ich habe die oben beschriebene Situation erzählt, mehr nicht. Ich habe diese Büchse der Pandora nie geöffnet. Als Kind habe ich immer empfunden, eine glückliche Kindheit zu haben. Meine Eltern wollten immer das beste für mich (und sich).Ich sollte fleißig, freundlich, höflich, gut in der Schule und im Sport sein. Für mich hätte es auch aus meiner heutigen Sicht nichts gebracht, in der Vergangenheit zu wühlen.

Haben die Prägungen mich in den BO geführt, ja, aber da können meine Eltern nichts dafür. Das war ich. Ich war gut in Schule, Studium und Beruf, nie die beste, aber gut. Ich habe mehr erreicht, als ich mir jeh zugetraut hätte. Im letzten Jahr habe ich auch noch mein Gewicht besiegt. Ich war nicht sonderlich dick, aber eben auch nicht schlank. Jetzt bin ich auch noch das. Ich habe für mich und meine Gesundheit abgenommen und erst im Nachhinein fiel mir auf, dass das ja immer ein ganz großer Kritikpunkt war. Als ich meinen Eltern im Restaurant stolz erzählt habe, ich hätte schon 8 Kilo runter, wurde ich gefragt wo, unter der Zunge oder hinterm Ohrläppchen? Meine Tante meinte nur, schmeiß die großen Klamotten nicht weg, die brauchst du wieder. Warte bis du in die Wechseljahre kommst. Als ich Ihr dann sagte, dass ich da schon lange drin bin, hat sie aufgehört zu stänkern.

Während ich dies geschrieben habe, kam mir ein Gedanke. Ich hatte ab einem bestimmten Zeitpunkt meines Lebens den Eindruck von meinen Eltern nicht so geliebt zu werden, wie aus meiner Sicht Eltern Ihre Kinder lieben sollten. Vielleicht liegt da das Problem. Wenn ich schon nicht gut genug bin, von meinen Eltern geliebt zu werden, wie kann ich mich dann selber lieben? Ich werde darüber nachdenken.

Ich lerne jeden Tag, das ist schön.

Danke an alle die hier lesen und schreiben.

Anouk

31.03.2019 09:46 • x 7 #59


A


Hallo Jedi,

x 4#15


E
Zitat von Leonore:
Danke.
Ich heule schon wieder, weil mir klar wird, wie fremd ich mir bin.
Und wie fremdbestimmt mein Selbstbild und mein Verhalten.

Wie lernt man mit 51, wer man ist?

Liebe Leonore, das geht.

Ich bin 56 und freue mich darüber, daß ich mir immer näher komme.
Auch der Blickwinkel ändert sich, und es ist nie, nie zu spät.

Anouk, ich bin sprachlos
Wie unglaublich kalt sich das anfühlt, was du von deiner Verwandschaft erzählst, Mutter und Tante.
Wie lieblos die sich dir gegenüber verhalten, auch wenn es sicherlich eine Erklärung dafür gibt.

31.03.2019 10:02 • x 2 #60

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