@gho Du nervst überhaupt nicht. Diese Fragen, die Du Dir wohl stellst, sind ja auch nicht ungewöhnlich, nur scheint es mir, dass Du doch konkrete Vorstellungen hast, was eigentlich mit der Einnahme von Sertralin geschehen soll und es scheint mir ebenso, dass dies so nicht der Fall ist. Die Frage, die Du Dir, aber vor allem deinen Behandlern stellen solltest, ist, was genau das Medikament leisten kann und was eben nicht. Dazu musst Du aber auch konkret definieren, was Du willst. Wenn Du nicht spürbar eine positive Veränderung erzielen kannst, wird es Dir nicht besser gehen können. Eine positive Veränderung aber nur an einem Medikament festzumachen, ist gerade bei einer Depression, eher kritisch zu betrachten. Da zählt ein Gesamtpaket und es braucht Zeit, die Du Dir meines Erachtens nicht einräumen magst oder kannst. Anders als beispielsweise Insulin, lässt sich ein Anti D nicht so einfach in seiner Wirkung messen. Auch nicht bezüglich einer bestimmten Dosierung, wie es bei Insulin der Fall ist. Du kannst nunmal nicht einfach den Anteil von Botenstoffen messen, die positive Wirkung erzielen können, so wie Du den Blutzuckerspiegel messen kannst.
Ich habe selbst diverse Medikamente genommen, die Nebenwirkungen hatten, welche eher kontraproduktiv waren, im Bezug auf eine Stimmungsverbesserung. Da stellte sich mir eigentlich nicht die Frage, ob es auf Dauer das richtige ist. Denn Es gibt Nebenwirkungen, mit denen kann man tatsächlich nicht auf Dauer leben. Es würde auch nichts bringen, wenn meine Stimmung toll ist, aber meine Leber irgendwann im Eimer ist. Das ist eine einfache Kosten Nutzen Rechnung. Da muss ich mir keine Fragen stellen, sondern meinem Behandler und genau dies solltest Du auch. Du bist die einzige Referenz, die eine „Messung“ zulässt, nicht die zig anderen, bei denen es so oder anders ist. Jedenfalls nicht im Bezug auf Depression.
Sich mitteilen ist eine, wie ich finde, gut Methode zu reflektieren. Denn etwas unausgesprochen zu lassen, wirft ja meistens Fragen in einem selbst auf und da kommt es dann darauf an, ob ich sie für mich selbst beantworten kann, oder tatsächlich jemand anderes eine Antwort hat, auf die ich selbst nicht komme. Wie bei allen Antworten auf Fragen, gilt aber eine Grundregel. Sie können sowohl hilfreich, als auch das Gegenteil sein, ich kann sie glauben oder nicht, sie können subjektiv oder objektiv sein und sie müssen mir nicht unbedingt gefallen. Eine weitere Grundregel wäre noch, dass eine Frage auch immer eine Erwartung schürt, welche Antwort ich gerne hören würde. Natürlich soll die, eine gute sein. Ist es aus meiner Sicht keine, bin ich natürlich enttäuscht. Wie ich dann mit der Enttäuschung umgehe, ist wieder ein anderes Thema.
Ich weiß ja nicht, wie es für Dich wäre, wenn Du nun hier 100 mal lesen würdest, „Sertralin, thats it“ und jeder schreiben würde, wie gut es ihm oder ihr damit nun geht. Das könnte sowohl deinen Glauben stärken, dass es Dir auch bald gut geht, aber leider auch das Gegenteil bewirken und Du denkst, „ich bin wohl ein hoffnungsloser Fall“ was absolut negativ wäre. Die „Wahrheit“ liegt aber wie so oft, irgendwo dazwischen.
Ich habe viele Erfahrungen mit unterschiedlichen Anti D gemacht und das einzige was ich definitiv gelernt habe ist, ich teile meinem Behandler genau das mit, was gerade mit mir passiert und äußere auch offen meine Zweifel und ich lasse mich nicht mehr mit Verallgemeinerungen abspeisen. Dabei habe ich festgestellt, dass es garnicht so ist, wie ich es oft lese, das Ärzte immer lapidar der Meinung sind, sie wüssten es besser und ich müsse das so hinnehmen bis irgendwann eine „Besserung“ stattfinden kann. Und siehe da, ich wurde ernst genommen und es wurden mir Alternativen genannt.
Ein „ich frage mich ob Sertralin das Mittel der Wahl sein kann, weil ich……..“ wäre also eine geeignete Frage, die Du weniger Dir selbst, sondern auf jeden Fall deinem Arzt stellen solltest.
VG Dys
25.12.2022 15:04 •
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