Zitat von gho: Jetzt würde mich interessieren wie du gemerkt hast, dass dir ein Medikament etwas bringt?
Nur dadurch, dass ich bereit war, wieder Dinge zu tun oder anzugehen die ich vermieden habe oder trotzdem anging obwohl ich eigentlich keine Lust dazu habe. Mich also eher nicht nur aufs Sofa gelegt habe und darauf gewartet habe, dass der Tag ein Ende nimmt.
Weder haben sich meine Gedanken dahingehend geändert, dass ich plötzlich alles toll fand und sinnvoll, noch hat mich das was ich tat extrem erfreut. Nur, ich tat endlich wieder etwas.
Das kannst Du vielleicht so nicht nachvollziehen, aber wenn Du in einer schweren Episode Dich nicht mal mehr Waschen willst und Zähneputzen schon zu mühselig empfindest, oder ein Brot schmieren und vor allem dieses dann essen zu wollen, wo es doch eh sinnlos ist, weil es ja dein Leben erhält und Du es dann wegwirfst, wirst Du den Unterschied erkennen, dass alltägliches schon irgendwie einen Sinn macht. Das haben Anti D in einer Phase einer schweren Episode bei mir bewirkt. Aber nicht von jetzt auf gleich. Das hat Zeit gebraucht und es schützt auch nicht vor Rückfällen.
Du hast geschrieben, dass Du den Gedanken an einen Unfall hattest, der alles beendet. Ich habe mich mal in einer Phase der Depression bei strömendem Regen auf der Autobahn zwischen zwei LKWs eingefädelt und bin stundenlang hinter dem einen hergefahren, in der Hoffnung, er würde eine Vollbremsung hinlegen und der hinter mir würde nicht rechtzeitig bremsen können und das es das dann endgültig wäre. Unter der Einnahme von Anti D, habe ich sowas nicht mehr gemacht. Wirkt es deshalb? Keine Ahnung, aber ich lebe jedenfalls noch. Der damals vorherrschende Gedanke, ist deswegen aber nicht ausgelöscht und kommt immer wieder mal hervor. Bringt mein Medikament also etwas? Könnte man das so sehen, wenn ich tatsächlich dadurch solche Aktionen nicht wiederholt habe, es hätte mir was gebracht? Und selbst wenn ich es so sehen würde, woran willst Du denn festmachen, ob Dir dein Medikament etwas bringt?
Du schreibst, eine Nebenwirkung ist, nicht klar im Kopf zu sein. Definiere doch mal bitte, klar im Kopf. Auch Ruhelosigkeit nennst Du als Nebenwirkung. Dieser könnte man begegnen, indem man etwas tut. Jede Tätigkeit ist ein Gegensatz zu Ruhe und Ruhelosigkeit könnte man auch als Ansporn sehen, etwas zu tun. Was aber nicht bedeutet, dass eine Tätigkeit nicht auch manchmal beruhigend sein könnte.
Eines ist klar, den Grund für eine Depression eliminiert ein Medikament nicht.
VG Dys