chriscornell
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Sorry für den langen Text:
Ich bin Anfang 30, m, und kämpfe seit meiner Jugend (13-14) mit Depressionen. Diese Depressionen sind nicht ständig präsent, sondern kommen besonders dann zum Vorschein, wenn es mir schlecht geht oder ich Alk. trinke (Stimmungsverstärker, in beide Richtungen).
Die Depressionen in meiner Jugend entstanden klischeeweise aus Mobbing, Trennung der Eltern, keine sozialen Kontakte, etc. Ich fühlte mich einfach nie wirklich wertvoll und hatte auch ein schlechtes Selbstbewusstsein, welches ich mit Aggressionen und Abstoßung gegenüber anderen kaschieren wollte. Meine Grundstimmung war daher eher pessimistisch.
Zu meinen Depressionen gehörten u.a. Minderwertigkeitskomplexe, Einsamkeit, Suizidgedanken.
Mit 14 hatte ich meinen ersten Suizidversuch, bei dem ich mich Erhängen wollte. Ich hatte bereits einen Abschiedsbrief geschrieben und die Schlinge um den Hals gelegt, bin dann aber aus Feigheit nicht gesprungen. Ich hatte danach noch ein paar weitere "beinahe" Versuche (Ritzen, vor den Zug schmeißen), war aber immer zu feige um es wirklich durchzuziehen.
Nach der Schule bin ich zum Studieren in eine WG gezogen und hatte das erste Mal in meinem Leben das Gefühl mein eigener Chef zu sein. Ich konnte selbstbewusst werden, meine eigene Meinung sagen und nach meinen eigenen Wertvorstellungen leben. Die Gemeinschaft mit den Anderen war die schönste Zeit meines Lebens, damals ging es mir vergleichsweise sehr gut.
Während meines Studiums lernte ich dann meine Freundin kennen, mit der ich immer noch zusammen bin (mittlerweile seit 8 J.).
Für mich war das damals die erste richtige Beziehung und am Anfang war es auch sehr schön, endlich auch eine Freundin zu haben. Im Laufe der Zeit hatte sich das Bild allerdings immer mehr getrübt, da es meiner Freundin oft psychisch sehr schlecht geht und ich immer versuche sie aufzumuntern. Da sie teilweise sehr pessimistisch ist, ist das auch nicht immer so einfach und kostet mich sehr viel Kraft, da ich ja selbst eher der pessimistische Typ bin. Da ich ihr natürlich keinen Vorwurf für ihre Situation machen will, habe ich immer versucht ihr emotionalen Beistand zu geben.
Ich hatte sie dazu überreden können zusammen mit mir zu einem Psychotherapeuten zu gehen. Sie war sehr skeptisch und ablehnend, hatte es aber mir zur liebe gemacht. Leider war der Besuch ein großer Reinfall, da der Therapeut ständig über belanglosen schei. geredet hatte und nicht wirklich Fragen stellte. Das "ich habs dir doch gleich gesagt, dass die Idee schei*e ist" hatte ich auch ohne die wörtliche Aussprache von ihr verstanden.
Am Ende des Studiums ging es mir psychisch richtig schlecht. Ich hatte meine Abschlussarbeit bei einer Firma gemacht, die relativ weit von meinem ehemaligen Wohnort (und sozialem Umfeld) entfernt lag. Ich war für ca. 9 Monate sozial fast komplett isoliert und hatte außer meiner Abschlussarbeit keine weiteren Beschäftigungen. Da meine Freundin zeitgleich ihre Abschlussarbeit schrieb, konnten wir uns auch nur sehr selten sehen. Der Betreuer meiner Universität hatte mich richtig fertig gemacht, da er mir zum Ende meiner Arbeit immer weitere zusätzlichen Aufgaben aufgebrummt hatte und mich damit immer mehr unter Druck setzte. Ich hatte sehr starke Suizidgedanken und hatte versucht diese mit Alk. zu ertränken. Wie ich durch diese Hölle durchgekommen bin, frage ich mich heute noch.
Nach meiner Abschlussarbeit war ich fix und fertig. Ich bekam Ohrfiepsen /Tinitus und war auch sonst ein völliges Wrack. Während viele Absolventen nach dem Studium erstmal groß verreisen, hatte ich Geldsorgen und musste mich daher sofort um einen Job bemühen. Meine Freundin und ich sind nach dem Ende unseres Studiums zusammengezogen.
Mittlerweile sind wir beide voll im Berufsalltag. Da wir aufgrund der aktuellen Situation beide viel im Homeoffice sind, sehen wir uns quasi 24/7/365. Leider streiten wir uns sehr viel. Es sind immer die gleichen Themen, die gleichen Probleme. Nach 8 Jahren sollte man ja eigentlich langfristige Planungen/Ziele (wie z.B. Eigentum kaufen, Kinder, Heirat, …) verfolgen, allerdings kann ich mir dies bei den vielen Streitereien einfach nicht vorstellen. Ich persönlich habe schon lange keine "echten" Liebesgefühle mehr, da die vielen Streitereien dies über Jahre zerstört haben. Trotzdem ist mir meine Freundin so extrem wichtig und ich will ihr eine Trennung nicht zumuten.
Da ich selber weiß, dass ich Hilfe brauche, hatte ich vor ca. 3 Jahren eine Psychotherapie gemacht. Es war sehr anstrengend, einen (geeigneten) Therapeuten zu finden, daher war ich mega glücklich als ich nach vielen Anläufen jemand gefunden hatte. Obwohl der Therapeut mir wortwörtlich gesagt hatte, dass er nicht in meiner Haut stecken wolle, fand ich die Therapie gut. Leider wurde diese durch die Corona Pandemie "zwangsbeendet".
Ich hatte es nach ca. einem Jahr nochmal bei demselben Therapeuten versucht, allerdings war dieser mittlerweile im Ruhestand. Ich hatte dann einfach keine Lust mehr nochmal den gleichen Marathon auf der Suche nach einem Therapeuten durchzugehen und hatte mich damit abgefunden.
Seit den letzten 3 Jahren habe ich das Gefühl, dass jeder Tag der gleiche ist und der Alltag allumfassend ist und keine Variationen zulässt. Wir leben vor uns hin und versuchen uns mit Netflix und Co. von unserem Leben abzulenken. Die Probleme bleiben bestehen bzw. werden schlimmer.
Im beruflichen Alltag komme ich zu nichts mehr. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren und sehe keine Perspektiven. Ich hatte meinen Job vor ca. 6 Monaten gewechselt, in der Hoffnung, dass ich wieder neue Anreize bekomme. Ich wurde kurz vor Ende der Probezeit gekündigt und werde bald wieder einen neuen Job anfangen. Allerdings habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung mehr, was ich will oder wohin ich mich entwickeln möchte.
Ich fühle mich immer leerer, sehe keinen Sinn mehr an einem Leben festzuhalten, welches keinen Inhalt für mich hat. Ich habe null Motivation, null Perspektive und null Gefühle mehr. Da ich keine Kraft habe, versuche ich meine Probleme immer weiter zu verdrängen.
Früher hatte ich aus Respekt gegenüber meiner Freundin Familie einen wirklichen Suizid immer ausgeschlossen, auch wenn mir wirklich alles schei*egal war. Mittlerweile wird es jeden Tag immer schlimmer und ich kann nicht mehr sagen, wie lange ich noch "feige" bleibe. Die Vorstellung, was ich meinem Umfeld antuen würde tut mir so unendlich leid. Aber warum soll ich persönlich immer länger leiden, nur um für andere als Hülle physisch anwesend zu sein?
Heute hatte ich damit begonnen bezüglich der Beschaffung diverser Medikamente zu recherchieren, die einen möglichst sanften Tod herbeiführen. Leider bin ich noch nicht schlau geworden, wie ich diese Medikamente bekomme.
Nächste Woche habe ich ein erneutes Erstgespräch mit einem Therapeuten. Sollte dies wieder so sinnlos verlaufen habe ich ehrlich gesagt keinen Bock mehr. Ich habe so oft um Hilfe gebeten, aber irgendwann reicht es mir. Irgendwie nimmt es keiner so wirklich ernst.
Abschließend noch ein paar Songs, die mein Leben ganz gut beschreiben:
• "Wieder mal ´nen Tag verschenkt" - Böhsen Onkelz
• "Same Dam n Life" – Seether
• "Fine Again" - Seether
Liebe Grüße,
Thomas