Sonnenblume20
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Er ist nach einem Tag Akutzimmer, wo er in einem abgeschlossenen Raum war, aber mit Tür zum Schwesternzimmer, wo er jederzeit klopfen konnte und auch sofort immer jemand reagiert hat, auf die Soteriastation verlegt worden.
Ich kannte diesen Begriff bis jetzt noch nicht. Es ist eine Station für psychotisch erkrankte Menschen.
Diese Station ist offen, obwohl der Ausgang, den er hat, genaustens abgesprochen wird.
Ich war erst in Sorge, denn als ich ihn am Montag nachmittag besuchen wollte und ein Pfleger mich zu seinem Zimmer schickte, fand ich ihn nicht dort vor.
Zurück am Pflegekräftebereich fragte ich nach, wo er ist, da merkte ich, dass die ein bisschen hektisch wurden. Sie schauten im Ausgangsbuch nach und da hatter er sich eingetragen, dass er in den Garten geht, hatte aber nicht persönlich Bescheid gesagt bzw. erst mal gefragt, ob das O.K. ist, was er aber ausdrücklich sollte.
Die schickten mich dann runter und sagten, irgendwo wird er ja schon sein.
Toll, dachte ich, gestern war er noch angebunden im Akutzimmer und wollte sich umbringen und heute ist er nicht auf der Station und keiner weiß, wo er genau ist. Und ihn suchen lassen die mich dann.
Er war im Garten, sagte mir, er hätte sich doch eingetragen und vom persönlichen Bescheid sagen wüsste er nichts.
Die Schwester erklärte mir, dass er noch vieles vergisst, dass er wohl noch teilweise in seiner Realität lebt, wo, das, was er sich vorstellt und wünscht, auch gilt.
Anfangs war er noch wirr und lachte auch noch so komisch, aber mittlerweile ist er eigentlich sehr klar und er scheint wieder bodenständiger. Er ist aber noch sehr unruhig und muss immer irgendwas tun. Aber er ist therapiewillig, er hat heute Fußball gespielt, hat mit der Backgruppe einen Kuchen gebacken und ist offen für die Angebote dort.Blöd ist für ihn, dass er quasi mit 18 der jüngste ist, der nächst ältere ist 36 Jahre.Und es gibt einige schwerere Fälle auf seiner Station. Menschen, die nur vor sich hinstarren und nicht kommunizieren.
Auf der einen Seite bin ich froh und gönne es ihm natürlich, dass er nicht völlig eingesperrt ist und auf einer offenen Station ist, andererseits hat es mich gewundert. Ich meine, er ist per Gericht zwangseingewiesen, weil sein Leben gefährdet ist und dann ist er quasi auf einer offenen Station, wo er zwar alles absprechen muss und natürlich nicht alles darf,aberwo gar keiner kontrolliert, ob er,wenn er in den Garten will, auch wirklich dort hin geht.
Ein Gespräch mit dem Arzt zu bekommen, ist auch schwierig.Ich weiß, sie haben mir schon mehrfach deutlich gesagt, dass mein Sohn über 18 ist und sie mir nichts einfach so sagen dürfen.
Aber er hat sich mehrfach einverstanden erklärt, dass es völlig O.K.ist, wenn ich mit dem Arzt oder dem Pflegepersonal spreche.Heute morgen wollte ich dann einen Termin ausmachen, da sagte mir der Arzt, er müsste das erst nochmal ausführlich mit meinem Sohn besprechen,ob er auch einverstanden ist und dann müssten noch genau die Inhalte des Gesprächs mit ihm abgesprochen werden.Mein Sohn würde mich dann anrufen.
Als Diagnose nannten sie ihm bipolare Störung/manisch depressiv.
Er bekommt jetzt doch Medikamente,die ihm dabei helfen, nachts besser schlafen zu können.
Jetzt müssen wir mal schauen, wie es weiter geht. Ich wünsche mir, dass er nach den 2 Wochen, wenn die Zwangseinweisung aufgehoben wird, noch weiter klinisch betreut wird. Vielleicht ja auch woanders, wo es mehr Jugendliche/Junge Menschen in seinem Alter gibt. Er selbst ist auch offen dafür, er würde allerdings eine Tagesklinik besser finden.
Najamal schauen, was der Arzt so sagt.Eigentlich müsste der Arzt doch froh sein, dass ich mich als Angehörige so interessiere, denn dort sind viele Menschen, die scheinen auch einem schlechten sozialen Umfeld zu kommen, ich kann mir vorstellen, dass die Zusammenarbeit mit Angehörigen, auf die gemäß deren Therapiekonzept angeblich so viel Wert gelegt wird, bei vielen anderen Patienten gar nicht statt findet.