Sohn manisch-depressiv? Ist komisch und macht mir Angst

S
Hallo liebes Forum,

jetzt bin ich hier schon solange angemeldet, bisher habe ich als Betroffene geschrieben, aber heute melde ich mich als Angehörige. Es geht um meinen Sohn.

Er ist 18 Jahre und hat seit über einem Jahr die Diagnose Depression. Da ich selbst von der Krankheit betroffen bin, konnte ich früh die Anzeichen erkennen, habe ihn beobachtet, viel mit ihm gesprochen und schließlich hat ein Psychiater die Diagnose gestellt. Er befindet sich seit einem Jahr in ambulanter Psychotherapie.

In den letzten Wochen wirkte er schwer depressiv, er ging nicht mehr raus, hielt sich den ganzen Tag in seinem Zimmer auf, hatte keinen Kontakt mehr zu seinen Freunden (nur einer ist geblieben, er ist richtig treut und ruft immer wieder an, auch wenn mein Sohn sich oft verleugnen lässt und gar nicht reagiert) und sprach kaum ein Wort.
Er hat jetzt nach der 12. Klasse Gymnasium die Schule beendet. Er war immer ein richtig guter Schüler (fast zu gut, es machte mir auf gewisse Art und Weise auch Angst), hat aber trotzdem beschlossen, die Schule zu beenden. Er sagte zu mir, er hält den Druck nicht mehr aus, er kann nicht mehr lernen.

Vor ein paar Tagen dann wandelte sich sein Zustand plötzlich. Er redete wieder, lachte ein bisschen und ich war froh.
Seit drei Tagen kommt er mir aber irgendwie manisch vor. Er hat drei Nächte nicht geschlafen, er rennt den ganzen Tag hier rum, lacht vor sich hin, manchmal singt er, dann lacht er wieder laut. Er sagt zu mir, er wäre jetzt völlig gesund und er braucht keine Hilfe mehr.
In seinem Zimmer höre ich ihn ständig Selbstgespräche führen, dann lacht er wieder vor sich hin, dann redet er wieder.
Es ist aber Kauderwelsch, als wäre es eine fremde Sprache, man kann ihn nicht verstehen.

Er verweigert hier alles. Ich bin alleinerziehend, lebe mit ihm und meiner Tochter hier im Haus und habe ein paar Aufgaben an die beiden verteilt.
Er macht nichts mehr, lacht nur noch, ist sehr provokant.

Er hat einen Job in einem Supermarkt. Dort arbeitet er drei Mal in der Woche, um Ware in die Regale einzusortieren.
Bisher nahm er diesen Job sehr ernst. Ging immer pünktlich hin.
Heute hatte er sich drei Stunden verspätet, er wurde zwei mal angerufen, es wurde gefragt, wo er bleibt, aber er lachte nur darüber.
Er ging dann hin und kam zurück und erzählte stolz, dass er dort eine CD geklaut hat, die er mir auch zeigte.

Er erzählte auch (stolz), dass die alle wissen wollten, was mit ihm los ist, sie dachten, er hätte Dro. genommen, er lachte nur darüber.

Ich kenne ihn so nicht. Es ist, als wäre ein völlig anderer Mensch aus ihm geworden. Er redet komische Sätze, provoziert mich und meine Tochter ständig.

Ich fragte ihn heute, was er denn möchte, warum er sich so verhält: Er lachte nur und sagte, er würde die Welt provozieren wollen und er würde ausprobieren und auch gerade merken, dass er alles kann, was er will! Und das wäre cool!

Ich habe mir schon überlegt, ob er nicht tatsächlich Dro. genommen hat. Habe ihn gefragt, er verneint es natürlich.

Heute hat er einfach die Hasen, die ihm und meiner Tochter gehören, ausgesetzt. Er liebte sie bisher sehr und er hat sich auch immer fürsorglich gekümmert. Ich habe es noch rechtzeitig gemerkt und die beiden Tierchen wieder reingeholt.

Weil ich mir große Sorgen machte, weil ich dachte, er ist vielleicht wahnsinnig geworden oder wird es bald, rief ich seinen Therapeuten an. Der sagte mir, er hätte ihn gestern auch schon so ähnlich erlebt, aber das wäre manchmal normal nach einer depressiven Phase. Gestern brachte er seine E-Gitarre mit Verstärker mit in die Therapie und spielte dem Thera eine Stunde was vor. Der Thera hält es für noch normal, schließlich wäre er ja so lange depressiv gewesen.
Ja, das stimmt, aber es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, mein Sohn ist mir völlig fremd geworden.

Der Thera sagte nur, man müsste es beobachten.

Ich persönlich traue mich jetzt nicht mehr, ihn hier im Haus alleine zu lassen. Ich weiß doch gar nicht, was ihm sonst noch so einfällt.Heute hat er z.b. erzählt (und dabei gelacht), dass er morgen von der Brücke springen will.
Woher soll ich wissen, ob er das ernst meint oder nicht?

Ich als depressive Patientin kenne solche manische Phasen nicht. Wenn es mir besser geht, dann geht es mir einfach besser, aber ich bin dann normal.

Kennt das hier jemand? Muss ich mir Sorgen machen, oder ist es tatsächlich normal, wie der Thera mir erzählt hat?

03.09.2011 00:34 • #1


JeanLucca
Hallo Sonnenblume.

Einerseits habe ich keine Erfahrung bezüglich Manisch-Depressiv, andererseits bin ich aber Vater und würde mir genausolche Gedanken und Sorgen machen

Zitat von Sonnenblume20:
Weil ich mir große Sorgen machte, weil ich dachte, er ist vielleicht wahnsinnig geworden oder wird es bald, rief ich seinen Therapeuten an. Der sagte mir, er hätte ihn gestern auch schon so ähnlich erlebt, aber das wäre manchmal normal nach einer depressiven Phase.
Mein erster Gedanke war, dass das vielleicht Thema in der Therapie ist? Keine Ahnung, das es vielleicht um Grenzen setzen - Grenzen testen in den Therapiestunden geht. und Dein Sohn das jetzt auf seine Weise ausprobiert?

Eine grosse Portion Kraft und liebe Grüße
JeanLucca

03.09.2011 07:01 • #2


A


Hallo Sonnenblume20,

Sohn manisch-depressiv? Ist komisch und macht mir Angst

x 3#3


M
Hallo Blümchen,

ich habe damit überhaupt keine Erfahrung. Wenn Du glaubst, es könnte irgend eine Gefahr bestehen (für ihn oder für Dich und Deine Tochter) kannst Du ihn einweisen lassen. Selbst wenn es manisch ist, finde ich sein Verhalten doch beunruhigend.

03.09.2011 10:28 • #3


Magda
Oh weh, das klingt nach einer schwierigen Situation.

Ich bin natürlich kein Arzt, und Ferndiagnosen im Forum sind natürlich gar nicht möglich, aber was Du schreibst, klingt sehr nach dem, was ich seinerzeit mit meinem Bruder erlebt habe, und der wurde dann tatsächlich als manisch-depressiv diagnostiziert.
Auch bei ihm hatte ich das Gefühl, es mit einem völlig fremden Menschen zu tun zu haben.
Natürlich könnte es auch andre Gründe, z.B. Dro. geben, aber damit kenne ich mich nicht aus.

Hast Du einen Psychiater deines Vertrauens, mit dem Du das besprechen könntest?

Zitat von Sonnenblume20:
Er hat drei Nächte nicht geschlafen ...


Ich bekam damals den Tipp, vor allem darauf zu achten, daß er regelmäßig schläft und isst und einen vernünftigen Tagesablauf hat. Dieser Ratschlag ist naturgemäß bei einem derart unzugänglich gewordenen Menschen schwer umzusetzen, aber mit geduldigen Verhandlungen ging dann schon einiges. (Nicht theoretisch eine vernünftige Lebensführung einfordern, sondern ganz konkret: Hier ist das Essen ...) Und zumindest hat man als Angehöriger wenigstens eine Zielrichtung. Zumal eine vernünftige Lebensführung unabhängig von der Diagnose kein Fehler ist.

Manchmal konnte ich meinen Bruder auch, durch geduldiges, nicht vorwurfsvolles Argumentieren, für kurze Zeit zurückholen.

Mein Bruder hatte dann mehrere manische Phasen, die ihn in die Psychiatrie gebracht haben. Inzwischen ist das zwanzig Jahre her, und er hat solche ans Manische grenzende Zustände offensichtlich im Griff. Er nimmt auch keine Medikamente mehr (also das ist offensichtlich möglich).

Erschwerend (für die Einschätzung der Situation) kommt bei Dir sicherlich dazu, daß Dein Sohn naturgemäß in der Pubertät ist und sich von Mama abnabeln muß. Ich kenn einige junge Leute, die unbedingt was unvernünftiges tun müssen (Schule schmeißen, obwohl man gut ist ...), ohne daß ich irgendwelche psychische Auffälligkeiten feststellen kann. Es ist herzzerreißend, aber was will man machen ...

Wichtig ist, denke ich, daß Du Dir Unterstützung für Dich holst. Ich weiß nicht, ob das geht, aber vielleicht kannst Du über den sozialpsychiatrischen Dienst oder so dafür sorgen, daß mal jemand zu Dir nach Hause kommt und die Situation live miterlebt? Oder, eine Freundin könnte das tun? Natürlich als Hilfe für Dich (z.B. im Haushalt), aber, eben auch, daß ein Außenstehender mal die Situation miterlebt. Selber steckt man ja oft zu sehr drin, um die Situation beurteilen zu können.

Da Du ja selber krank bist, kannst Du sicher auch Deinem Sohn sagen, daß Dich sein Verhalten überfordert (nicht als Vorwurf, sondern als Tatsache, und nur indem Du Dir gleichzeitig unabhängig von ihm Hilfe für Dich besorgst.)

Ähm, soviel fällt mir dazu ein ... ob es hilfreich für Dich ist, kann ich nicht beurteilen ...

Ich wünsch Dir alles Liebe

Grüße

Magda

03.09.2011 11:47 • #4


S
Hallo Sonnenblume,

wenn ich mal ehrlich bin, würde ich auch große Angst haben. Diese abrupte Wesensveränderung ist schon bedenklich.

Leider habe ich auf diesem Gebiet auch keine Ahnung. Aber ich weiss, dass Steffi und Rainer sich damit etwas auskennen.

Deshalb würde ich dir ans Herz legen, mit den beiden mal schnellstens in Kontakt zu treten. Übrigens finde ich die Äußerung des Theras auch absolut unqualifiziert. Und irgendwie liest sich das auch, als seien Dro. im Spiel.

Ich denke an dich.

Sera.

03.09.2011 11:53 • #5


S
Hallo, ihr alle,

vielen lieben Dank für Eure Antworten. Das hilft mir schon sehr. Vor allen Dingen, dass ich es hier ablassen kann.

Zitat von Serafina:
Aber ich weiss, dass Steffi und Rainer sich damit etwas auskennen.

Deshalb würde ich dir ans Herz legen, mit den beiden mal schnellstens in Kontakt zu treten.

Danke, das werde ich tun.

Zitat von Magda:
Hast Du einen Psychiater deines Vertrauens, mit dem Du das besprechen könntest?

Ich habe meinen Psychiater, der aber 1 Stunde Fahrtzeit von uns weg ist. Ich weiß nicht, ob ich ihn telefonisch kontaktieren kann, der hat eine blöde Arzthelferin, die immer alles abblockt.
Mit meinem Sohn war ich bei einem anderen Psychiater, der bei uns in der Nähe ist.

Ich muss dazusagen, dass wir vor ca. 1 1/2 Wochen bei ihm waren. Der Therapeut meines Sohnes hat uns empfohlen, dass er vielleicht doch mal ein Antidepressiva nehmen soll, weil seine Depressionsphase schon so lange ohne Besserung anhält.
Der Psychiater ist nicht unbedingt sofort dabei, so jungen Menschen schon Antidepressiva zu geben.
Er verordnete aber Citalopram, anfangs 10 mg zum Einschleichen.
Mein Sohn nahm es insgesamt zwei mal. Ich beobachtete da schon eine große Unruhe, darauf hat uns der Psychiater aber hingewiesen, dass das auftreten kann.

Nach zwei Einnahmen sagte mein Sohn, er braucht das Antidepressiva nicht mehr, er würde merken, dass er auch ohne zurecht kommt. Das ist jetzt ungefähr eine Woche her. Dieser manische Zustand fing ca. vor drei Tagen an.
Mein Sohn, der immer sehr reflektiert war, was seinen Zustand angeht, der sich auch viel über die Krankheit Depression informierte, sagt jetzt zu mir, er wäre jetzt völlig gesund.
Er bräuchte jetzt nichts mehr, eigentlich auch keine Therapie mehr, naja er würde aber noch ein paar mal zu seinem Therapeuten gehen. Aber er bräuchte keine Gespräche mehr.

Ich schlug ihm vor, gleich am Montag mal zu seinem Psychiater zu gehen, daraufhin sagte er, dass er nicht mitgehen würde, er braucht es ja nicht mehr!

Heute war es erst etwas besser, er schlief heute nacht wohl auch mal und heute am vormittag kam er mir ruhig und normal vor.
Heute nachmittag fing das ganze Spielchen aber wieder von vorne an.

Ich habe hier ganz schön zu kämpfen. Meine Tochter versteht das ganze gar nicht. Sie denkt, er würde das alles extra machen und ist stinkesauer. Ich musste mit Engelszungen auf sie einreden und habe versucht, ihr zu vermitteln, dass es eine Krankheit ist, dass er von irgendwas gesteuert wird.
Obwohl ich sie verstehen kann. Ich stehe auch davor und denke machmal, ob er das ganze einfach extra macht, um uns zu treffen und uns bis auf´s Blut zu provozieren oder ob er einfach fremdgesteuert ist?

Er hat heute schon wieder die Häschen ausgesetzt, hat einfach den PC meiner Tochter belagert, er hört überhaupt nicht mehr. Ich musste all meine Energie einsetzen, dass ich ihn aus dem Zimmer bekam.
Jetzt hat sie ihr Zimmer abgeschlossen. Zmal auf ihrem Balkon die Hasen wohnen. So kann er auch nicht mehr an sie ran und sie wieder aussetzen.

Vorhin musste ich ja mal kurz einkaufen. Als ich wiederkam, war er weg und ist es immer noch.
Wo er ist, weiß ich nicht, er wollte wohl zu einem Freund fahrfen. Er ist mit dem Fahrrad unterwegs, den Autoschlüssel habe ich noch versteckt.

03.09.2011 21:55 • #6


S
Heute hat er meinen Vater besucht und wollte mit ihm besprechen, dass er am besten sofort dorthin ziehen will. Er will den Laptop und den großen Plasmafernseher meiner Eltern geschenkt haben.
Die beiden bräuchten sowas teueres und großes ja nicht, aber er könnte es gut gebrauchen.
Er ist total größenwahnsinnig. Mein Vater hat auch ganz verwirrt angerufen, wir haben es ihm erklärt.
Mein Sohn war übrigens immer sehr bescheiden. Er sagte sehr oft, dass man für ihn nicht viel Geld ausgeben muss.

Zitat von Magda:
Ich bekam damals den Tipp, vor allem darauf zu achten, daß er regelmäßig schläft und isst und einen vernünftigen Tagesablauf hat. Dieser Ratschlag ist naturgemäß bei einem derart unzugänglich gewordenen Menschen schwer umzusetzen,

Ich werde wohl wieder umdenken müssen. Nachdem er sich hier völlig verweigert hat, habe ich ihm erklärt, dass er dann auch selbst für sein Essen sorgen muss, dass wir keine Lust haben, alles für ihn zu tun, zumal er ja jetzt auch erwachsen ist und er ja gar nicht mehr bereit ist, sich an unserer WG zu beteiligen. Es sollte eine Art Konsequenz sein.
Aber ich habe gemerkt, dass er gar nichts mehr isst, er hat obwohl er eh schon immer leicht untergewichtig war, meiner Meinung nach schon ziemlich abgenommen.

Ich werde dann wohl doch wieder für sein Essen sorgen, sonst wird sein Gewicht ja auch immer weniger.

Zitat von Magda:
Mein Bruder hatte dann mehrere manische Phasen, die ihn in die Psychiatrie gebracht haben. Inzwischen ist das zwanzig Jahre her, und er hat solche ans Manische grenzende Zustände offensichtlich im Griff. Er nimmt auch keine Medikamente mehr (also das ist offensichtlich möglich).

Das klingt ja nach ein wenig Hoffnung.

Erst mal muss ich abklären, was das ganze zu bedeuten hat, wie sein Verhalten genau zu werten ist.

Zitat von Magda:
Erschwerend (für die Einschätzung der Situation) kommt bei Dir sicherlich dazu, daß Dein Sohn naturgemäß in der Pubertät ist und sich von Mama abnabeln muß.

Ja, das stimmt. Zumal es bei ihm erst seit einiger Zeit eingetreten ist. Er war bisher immer brav und unauffällig, hatte noch nicht mal Trotzphasen als Kind. Ich habe das schon immer eher mit Sorge betrachtet, obwohl das für eine Mutter natürlich praktisch ist, so ein braves Kind zu haben.
Aber ich wusste auch, dass es nicht normal ist und mir wäre es lieber gewesen, er wäre mal aus sich raus gekommen.

Zitat von Magda:
Wichtig ist, denke ich, daß Du Dir Unterstützung für Dich holst. Ich weiß nicht, ob das geht, aber vielleicht kannst Du über den sozialpsychiatrischen Dienst oder so dafür sorgen, daß mal jemand zu Dir nach Hause kommt und die Situation live miterlebt?

Darüber habe ich tatsächlich auch schon nachgedacht. Ich bin jetzt schon irgendwie überfordert.
Ich weiß nicht, welche Art von Unterstützung er tatsächlich von mir braucht und erst recht weiß ich nicht, ob ich die leisten kann.

Zitat von JeanLucca:
Mein erster Gedanke war, dass das vielleicht Thema in der Therapie ist? Keine Ahnung, das es vielleicht um Grenzen setzen - Grenzen testen in den Therapiestunden geht. und Dein Sohn das jetzt auf seine Weise ausprobiert?

Was Thema in der Therapie war, ist die emotionale Unterversorgung und die wohl mangelnde Aufmerksamkeit ihm gegenüber.
Gestern sagte er zu mir, weil ich ihn fragte, was er denn damit jetzt ausdrücken möchte, ob er sich Aufmerksamkeit wünscht.
Da sagte er, ja, er hätte ja viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen und die würde er jetzt einfordern.
Ich erzählte ihm dann, dass er doch einfach mit mir sprechen kann, was er sich wünscht, dass er nicht solche Eskapaden vollziehen muss. Da lachte er dann wieder und sagte, doch, er würde jetzt alles machen, was er will und es würde ihm sogar Spaß machen.

Hhm... wie ich darauf reagieren soll, wie ich überhaupt handeln soll, das ist mir schleierhaft.

03.09.2011 21:56 • #7


S
Es ist leider eskaliert. Heute nacht wurde mein Sohn zwangseingewiesen.
Nachdem er ja gestern abend verschwunden war, habe ich einen Anruf von einem Freund aus der Nachbarschaft bekommen, ich solle ihn abholen, er wüsste nicht mehr, was er mit ihm machen soll.

Er kam dann auch mit mir, hier zuhause habe ich versucht mit ihm zu reden, aber er lachte wieder nur, schmiss mich ständig aus seinem Zimmer.
Ich bin dann hier runter gegangen, habe mich an den Laptop gesetzt. Nach 2 Stunden kam er runter, rannte zur Tür raus und sagte, ich bin dann mal weg!

Ich konnte gar nicht hinterher.

Eine Dreiviertelstunde später klingelte mein Handy und eine Bekannte rief an. Sie und noch einige andere aus meinem Bekanntenkreis waren auf der Kirmes hier bei uns im Ort.
Sie sagte mir, ich sollte mal sofoert kommen, mein Sohn hätte randaliert und die Polizeit wäre da.

Ich ging dann hin, er saß auf dem Boden, wurde festgehalten.
Er hat wohl einen Jungen mit Steinen beschmissen, wollte dann, als er die Polizei sah, flüchten und wollte in den nahegelegenen Fluss springen.
Gott sei Dank konnten sie ihn stoppen.

Die Polizeit bot mir an, ihn entweder gleich zwangseinweisen zu lassen oder ihn mit zur Ausnüchterung auf die Polizeiwache zu nehmen (er hatte 0,0 Alk., war stocknüchtern).
Ich könnte ihn auch mit heimnehmen, wenn ich mir das zutraue.

Ich hatte eine Riesenangst, nahm ihn aber erst mal mit heim, die Polizeit und Freunde begleiteten mich.
Hier zuhause merkte ich aber, dass ich ihn nicht in den Griff bekomme, wir hätten Wache schieben müssen.Er schmiss alle möglichen Sachen von mir kaputt und wollte auch ständig aus dem Fenster raus.
Also rief ich den ärztlichen Notdienst an, der Arzt kam dann, wollte mit ihm reden und er schmiss Sachen nach dem Arzt. Daraufhin sagte er zu mir, ich soll die Polizei anrufen (die ja mittlerweile schon wieder gegangen war), er würde dann nach §§ XX (weiß nicht welche Zahl) zwangseingewiesen werden.
Die Polizei kam, brachten ihn dann mit etwas Gewalt in den Krankenwagen (er wollte freiwillig nicht mit). Ich durfte aber dann mitfahren.

Komischerweise liegt er auf einer offenen Station. Mir wurde aber versichert, dass er überwacht würde und auch nicht raus durfte.

Ja, jetzt musste ich ihn einfach da zurück lassen, obwohl ich auch erleichtert bin,ich konnte ihm hier nicht mehr helfen.
Er kam in ein Zimmer mit nur einem Bett und sonst nichts drin.
Seine Tasche, die ich in Windeseile noch packte, durfte er auch nicht auf sein Zimmer haben, ich habe sie wegen Suizidgefahr bei der Schwester lassen müssen.

Jetzt müsste ich ja erst mal schlafen, aber ich kann gar nicht.

Es hat mir das Herz zerrissen, ihn so sehen zu müssen, ihn quasi mit Polizei dort hin bringen zu müssen.

04.09.2011 06:33 • #8


JeanLucca
Liebe Sonnenblume

Zitat von Sonnenblume20:
Es hat mir das Herz zerrissen, ihn so sehen zu müssen, ihn quasi mit Polizei dort hin bringen zu müssen.
Das kann ich 100% nachfühlen

Aber Du brauchst Dir keine Gedanken darum zu machen ob Du richtig gehandelt hast - das hast Du.

Lieben Gruß und viele positive Gedanken für Deinen Sohn
JeanLucca

04.09.2011 07:15 • #9


S
Liebe Sonnenblume,

das tut mir so leid. Es ist nicht annähernd nachzuvollziehen, was du durchmachst, wenn man es selbst nie erlebt hat.

Aber er ist jetzt erstmal in Sicherheit vor sich selbst und du mußt jetzt zur Ruhe kommen. Erstmal kannst du nichts tun, es wird für ihn gesorgt.

(Blöder Spruch, ich weiß, aber ich bin auch sprach- und hilflos)

Ich denke an dich und wünsche dir viel Kraft.

Serafina

04.09.2011 09:23 • #10


Magda
Sonnenblume, ich drück Dich mal

Auch wenn es komisch klingt, sei froh, daß es so schnell eskaliert ist. Es ist kein Spaß, sich tage- oder wochenlang mit einer sich langsam steigernden Situation dieser Art befassen zu müssen.

Jetzt sind die Ärzte am Zug.

Und, wie ich sagte, die Geschichte muss nicht schlecht enden. Mein Bruder wurde damals auch jedesmal von der Polizei eingeliefert, weil er ähnliche Sachen gemacht hat (mit Gegenständen nach Leuten werfen usw.). Auch der Größenwahn ist ganz typisch.

Letzthin habe ich mit ihm seinen 50. Geburtstag gefeiert, und zwar mit dem bescheidenen, freundlichen, zugewandten Menschen, als den ich meinen Bruder kenne.

Liebe Grüße

Magda

04.09.2011 09:46 • #11


M
Liebe Sonnenblume,

auch ich habe meinen randalierenden Sohn vor einigen Jahren von der Polizei begleitet zwangseingewiesen. Ich kann nachvollziehen, wie es Dir geht .

04.09.2011 10:05 • #12


Steffi
Liebe Sonnenblume,

das war eine schlimme Nacht für Dich. Und doch kannst Du auch froh darüber sein, dass es jetzt so und nicht anders gelaufen ist. In der Verfassung, in der sich Dein Sohn befindet, hättest Du ihm sicher nicht zu Hause helfen können.
Du weißt, dass ich erst vor wenigen Wochen ähnliches durchgemacht habe, zwar ohne Randale, aber nicht minder anstrengend und gefährlich. Ich kenne das Gefühl der Hilf- und Machtlosigkeit, einen nahestehenden Angehörigen in der Psychiatrie zurück zu lassen. Es ist sicher sehr schwer für Dich, doch so kann ihm wenigstens sofort geholfen werden, und damit auch Dir.

04.09.2011 11:25 • #13


soulmate88
Ach Sonnenblume, das ging ja jetzt alles holterdipolter. Aber du hast alles richtig gemacht und du weißt, dass dein Sohn jetzt erstmal in guten Händen ist. Versuche doch dir eine kleine Auszeit zu gönnen und dich von dem ganzen Stress der letzten Tage zu erholen. Das geht schließlich nicht spurlos an einem vorbei. Mein Tipp: Gönn dir etwas, das dir gut tut und versuche mal durchzuatmen. Mir hat ja echt schon der Atem gestockt beim Lesen der Beiträge! Ich wünsche dir, dass du es schaffst erstmal ein wenig abzuschalten.

Denk an dich, souli

04.09.2011 12:32 • #14


A


Hallo Sonnenblume20,

x 4#15


S
Ich danke Euch so sehr! Das ist gerade so viel Hilfe für mich! Wirklich!!!!

04.09.2011 14:59 • #15

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