Soll ich die Therapie abbrechen?

A
Hallo nochmals,
zunächst finde ich es gut, dass es so ein Fourm gibt. Manchmal dreht man um sich selbst und ein geistiger Anstupps von aussen...
Seit gut einem Jahr gehe ich einmal wöchentlich in eine Therapie und seit Wochen mache ich mir Gedanken darüber, sie abzubrechen. Meine Zweifel habe ich auch bereits angesprochen. Mein Therapeut hat dazu nichts gesagt. Er sagt überhaupt wenig - bis garnichts.
Mir geht es seit Therapiebeginn nicht besser. Mache keine Fortschritte, habe keine Aha - Erlebnisse und bin innerlich am kapitulieren. Mein Therapeut ist noch mein einziger soialer Kontakt. Aber das alleine darf doch kein Grund sein, weiter hinzulaufen, oder?
Oder bin ich nur zu ungeduldig?

30.05.2012 18:51 • #1


Ragnar
Hallo,

was für eine Art von Thera. machst Du denn? Und was erhoffst Du Dir von der Therapie?
Das Dein Therapeut nichts bzw. nicht viel sagt kann vieles und nichts bedeuten,vieleicht wartet er auch nur das Du endlich sagst was Du willst? Über was habt ihr denn fast ein Jahr lang geredet?

LG R.

30.05.2012 19:39 • #2


A


Hallo Andrea123,

Soll ich die Therapie abbrechen?

x 3#3


M
Hallo Andrea123,
erst einmal ein herzliches Willkommen von mir

Du schreibst, dass dein Therapeut dein einziger sozialer Kontakt ist und ich habe so die Vermutung, dass du auch das nur abbrechen willst, damit du deine Ruhe hast. Bitte korrigiere mich, wenn meine Vermutung falsch ist.

Sollte es aber wirklich der Grund sein, dass es hier nur um die Art des Therapeuten geht, dann solltest du dich erst um einen neuen Therapieplatz bemühen, bevor du den letzten sozialen Kontakt mit dem jetzigen Therapeuten abbrichst.

30.05.2012 19:45 • #3


A
Hallo Mag,
nein, nicht damit ich meine Ruhe hab. Ich habe mich ja in eine Therapie begeben, damit ich wieder zu meiner inneren Ruhe komme. Es liegt auch - glaube ich - nicht am Therapeuten - es ist eine Kapitulation.
Ein Jahr habe ich es ernsthaft versucht und es kommt nicht dabei raus, nichts wird besser...

30.05.2012 20:05 • #4


B
Hallo Andrea123,

aus meiner Erfahrung heraus (...ist natürlich immer rein individuell, klar!) rate ich dir guten Gewissens: NICHT abbrechen!

Falls du mit der Art, dem Wesen, der Person des Therapeuten nicht klar kommst, gilt es natürlich gut zu überlegen, den Therapeuten ggf. zu wechseln. Aber auch das hätte sein Für und Wider.

Dass sich aber innerhalb dieses Jahres deinem Gefühl zufolge noch rein gar nichts getan hat, hat nichts zu bedeuten. Meine Therapie hatte gefühlt auch kaum etwas gebracht, und erst in der ersten oder zweiten Verlängerung, also nach 2,5 - 3 Jahren, kam dann plötzlich die lang ersehnte Wende! (Bis heute ist mir nicht klar, was warum ausgerechnet zu diesem späten Zeitpunkt dazu geführt hat - aber das erscheint mir nicht wirklich wichtig, es völlig zu verstehen ;-) Will sagen: hab Geduld!! Ich hab auch immer auf Aha-Erkenntnisse gehofft ... ich wollte Zusammenhänge verstehen ... usw. usw. - war aber alles nicht!

Ich glaube, es ist noch viel zu früh, die Flinte ins Korn werfen zu wollen. Kämpf dich weiter geduldig durch: ich denke, irgendwann wirst du zumindest erste Veränderungen spüren, und auf denen baut schließlich dann wiederum alles weitere auf ...

Alles Gute,
liebe Grüße,
byron

30.05.2012 20:59 • #5


A
Hallo Byron,

vielen Dank für Deine Antwort. Ja, Therapie kann mehrere Jahre dauern. Allein die Kraft fehlt mir, dies so lange durchzustehen. Jetzt, hier und heute hilft es mir nicht weiter, wenn es vielleicht - oder auch nicht - irgendwann besser wird.
Der Therapeut war mir von Beginn an sympatisch. Daher konnte ich auch sehr offen zu ihm sprechen.
Dass es Anfangs frustrierend ist, keine Antworten zu bekommen, kein richtiges Gespräch zu führen, habe
ich auch irgendwann akzeptiert und verstanden. Deshalb habe ich auch nicht nochmal angesprochen, dass ich Zweifel habe, die Therapie abbrechen möchte. Er kann mir meine Entscheidung ja nicht abnehmen.
Aber dieses Hin- und Her in meinem Kopf macht mich verrückt. Ich weiß, Entscheidungsunfähigkeit gehört zum Krankeheitsbild...
Was soll ich sagen? Mir geht die Luft aus. Wie bei einem alten ausgeleierten Luftballon.
Und es bleibt die Frage nach dem warum. Warum das alles weiter aushalten.

Es tut mir leid, dass ich nicht positiver auf Deine aufmunternden Worte reagieren kann.
Seit zwei Jahren bin ich nun in diesem Zustand und es wird nicht besser. Ist unerträglich. Meine kläglichen Versuche, zu verstehen, eine Lösung zu finden, eine Besserung herzustellen, sind gescheitert.
Therapie war ein letzter Versuch. Und wenn Du nach dieser Zeit feststellst, dass sich nichts bewegt...
Ein irgendwann hilft mir jetzt nicht.

Danke für`s zuhören
Andrea

30.05.2012 22:06 • #6


B
Hi Andrea,

es hört sich immer sehr platt an, das zu sagen, aber bitte glaub mir: ich kann nachvollziehen, was du schreibst und evtl. auch, wie du dich damit fühlst! Mal ganz konkret gesagt: ich hatte gegen Ende der ursprünglichen Therapie (160 Std.) eine Phase erreicht, wo ich beim Notar mein Testament gemacht hatte. Ich hatte -erst recht nach ewig langer erfolgloser Therapie auch längst nicht mehr geglaubt, dass sich da jemals noch mal etwas ändern wird. Die Belastung durch dieses Leben erschien mir um Welten größer als alles, was ich mir eventuell und irgendwann noch einmal vorstellen konnte... Diese Frage, warum man das eigentlich alles aushalten soll, kennt hier im Forum wohl fast jeder; das macht es jetzt aber für dich nicht einfacher, schon klar.

Ich finde es schon mal klasse, dass dir dein Therapeut sympathisch ist und du offenbar ganz gut mit ihm kannst. Nutz diese Grundlage und konfrontier ihn im Zweifel mit ALLEM, was dir in Kopf und Seele weh tut!! Du kannst nichts kaputt machen - aber viel gewinnen. Auch, wenn die Resultate nicht sofort erkennbar sind... Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich in der Therapiezeit bei dir nichts bewegt hat - aber ich kann gut nachvollziehen, dass du es nicht spürst. Ich weiß: das hilft dir jetzt kaum, wo du dich fragst, woher du die Kraft nehmen sollst, weiter an eine Besserung zu glauben.

Wir sind ungefähr in einem Alter. Da neigt man ohnehin schon dazu, aufzurechnen: zu gucken, was war ... und seine Restphantasie zusammenzukratzen, was evtl. noch kommen könnte. Wenn dich dann Depressionen noch daran hindern, das alles neutral zu beurteilen, wird es doppelt heftig. Zumal sie einem ja auch jeden Glauben und jede Hoffnung wegreißen. - Aber du hast ja schon die erforderlichen Wege eingeschlagen, hast dich dagegen zur Wehr gesetzt, hast Hilfe gesucht, ... es wäre jetzt ein unfairer Zeitpunkt, ein Fazit zu ziehen. Der Weg geht noch weiter, und du wirst *diese* Kraft auch noch aufbringen!

Ich schick dir mal ne PN.

Liebe Grüße,
byron

30.05.2012 23:12 • #7


achtsamkeit
Hallo Andrea123,

dass du durch den scheinbar nicht eintretenden fühlbaren Erfolg der Therapie mutlos wirst, kann ich verstehen.
Gebe aber bryan Recht, dass es ein langer Prozess ist, bis sich langsam etwas verändert. Bedenke einmal wieviele Jahre du schon Schmerzen in dir gesammelt hast.
Da dir dein Therapeut sympathisch ist, würde auch ich dir raten weiter zu machen.
Hast du schon einmal überlegt für eine Zeit in eine psychosomatische KLinik zu gehen.
Dort würdest du dann auch unetrschiedliche Therapien erfahren und insgesamt neu an dir arbeiten können.
Vielleicht brauchst du einfach neue Impulse um wieder Mut zu fassen.

LG Pelle

31.05.2012 10:23 • #8


A
Hallo Pelle, Hallo Byron,

es berührt mich, dass stockfremde Menschen an meiner Situatiion Anteil nehmen.

Ja, in einer Klinik war ich letztes Jahr schon. Nach einem SV für 5 Wochen. Man hat mir dann nahegelegt, aus der Klinik zu gehen, da es angeblich, Zitat: für die Krankenkasse nicht vermittelbar ist, dass Sie keine Medikamente einnehmen möchten. Zitat Ende.
Danach hab ich mir einen Therapieplatz gesucht, auch einen Psychater, 3 Monate es doch mit Antidepressivas versucht. Doch ich hatte das Gefühl, daß nicht mehr ich irgendwas denke oder tue, sondern ein verngesteuertes, stumpfes, geistig unterbemitteltes Alien in mir. Wer Anitdepressiva genommen hat, weiß was ich meine. Und immer die Frage: wozu noch? Also hab ich Hegel gelesen, Nietzsche, Kant...
Intellektualisierung, nennt man das wohl unter Therapeuten.
Es ist jetzt, wie Byron es beschrieb: [*] Da neigt man ohnehin schon dazu, aufzurechnen: zu gucken, was war ... und seine Restphantasie zusammenzukratzen, was evtl. noch kommen könnte[*]
Meine 46 Jahre waren geprägt von, sagen wir mal: schlechter Start, Unfähigkeit und Schicksalschlägen.
Rechne ich meine Lebenserwartung, abzüglich der Altersheimjahre, bleiben mir noch 10-15 Jahre. Für was? Für noch mehr Sch...schlechte Jahre? Hoffnung verkehrt sich in Befürchtung.
Warum hängt der Mensch am Leben? Es ist letztlich nur der Arterhaltugstrieb, den wir uns schön reden. Von der Natur, wie in jedes Lebewesen, eingepflanzt. Nur wir Menschen benötigen einen höheren Sinn.
Als Tier, wäre ich wahrscheinlich schon lange in der Prärie verendet.
Bei Rückschlägen, Wiederständen, Schicksal, lebte ich immer nach dem Motto: steh auf, wenn Du Bayer bist! Heute sitzte ich auf der imaginären Boxermatte und denke: wozu nochmal?
Eine Krankheit hat ja meistens auch einen Sinn. Ich glaube, meine Depression ist wie ein Schutzmantel. Ein Schutz vor meiner Kapitulation vor dem Leben. Vielleicht beweg sich ja deshalb nichts in meiner Therapie?

Gruß
Andrea

31.05.2012 13:26 • #9


M
Liebe Andrea,

wozu Antidepressiva gut sind und was sie bewirken, kann man hier in vielen Beiträgen nachlesen.
Zitat von Andrea123:
Wer Anitdepressiva genommen hat, weiß was ich meine


So habe ich noch nie empfunden, die Antidepressiva's haben mir überhaupt erst wieder ein Leben ermöglicht.

Wenn es mit dem Antidepressiva so war, wie du beschreibst, war es evtl. noch nicht das richtige für dich. Es gibt da ja eine breite Palette und die Medikamente wirken nicht bei jedem Menschen gleich. Manchmal muß man schon das eine oder andere ausprobieren, bis das richtige gefunden ist. Eine gewisse Eingewöhnungsphase muß dabei ja auch berücksichtigt werden.

Häufig sind die Patienten ohne die Einnahme eines gut geeigneten Antidepressiva's überhaupt nicht therapiefähig.

31.05.2012 14:04 • #10


A
hallo Martina,
danke für Deine Rückmeldung. Nach 3 Monaten dürfte die Eingewöhnungsphase eigentlich überschritten sein. Meinte jedenfalls damals mein Psychater. Aber danke für den Hinweis. Vorher hatten wir es homöopatihsch versucht.
Ist man nicht therapiefähig, wenn man keine Medikamente nimmt? Wie kommst Du darauf?

Gruß Andrea

31.05.2012 14:40 • #11


J
Hallo Andrea,

vielleicht tut dir der Austausch in einer Selbsthilfegruppe vor Ort auch gut ?
Wäre noch ein Ansatz.

Ich zum Beispiel bin in einer für Chronische Schmerzstörung.

Viele Grüße
Joker

31.05.2012 15:00 • #12


M
Zitat von Andrea123:
Ist man nicht therapiefähig, wenn man keine Medikamente nimmt? Wie kommst Du darauf


Ob das bei dir so ist, kann ich nicht beurteilen. Bei vielen Patienten ist das so - hat mir meine Psychiaterin gesagt. Häufig muß der Patient/die Patientin mit den Medikamenten überhaupt erstmal in einen entsprechenden Zustand versetzt werden, damit die Therapie angenommen werden kann. Das können auch homöopatische Mittel sein aber die scheinen dir nicht geholfen zu haben.

31.05.2012 16:59 • #13


A
Hallo Martina,
zu Deiner Aussage: Häufig muß der Patient/die Patientin mit den Medikamenten überhaupt erstmal in einen entsprechenden Zustand versetzt werden, damit die Therapie angenommen werden kann.

Welcher entsprechende Zustand müsste das sein?
Und hätte mein Therapeut da nicht schon lange was sagen müssen?
Gruß
Andrea

31.05.2012 17:10 • #14


A


Hallo Andrea123,

x 4#15


M
Zitat von Andrea123:
Welcher entsprechende Zustand müsste das sein?
Das kann ich dir nicht so genau beschreiben, ichhabe keine med. Ausbildung. Es kommt dabei ja auch auf die Symptome eines jeden an - aber ich sag mal so grob: man muß erst mal wieder runterkommen.
Zitat von Andrea123:
Und hätte mein Therapeut da nicht schon lange was sagen müssen?
Wenn er der Meinung wäre, dass man dir mit entsprechenden Medikamenten besser helfen könnte, hätte er das wohl tun sollen.

Da du dich aber schon in der Klinik dagegen gewehrt hast, und ich gehe mal davon aus, dass er das weiß, glaubt er vielleicht, dass es keinen Sinn macht, mit dir darüber zu reden. Ist aber nur eine Vermutung.

31.05.2012 17:19 • #15

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