Howeynous
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Ich schreibe jetzt zu einem Thema, was mir ganz aktuell schon ein bisschen auf der Seele brennt.
Vielleicht nochmal ganz kurz, damit meine uralte Vorstellung nicht herausgekramt werden muss... ich heiße Tim, bin 24 Jahre alt, Mathestudent, sitze im elektrischen Rollstuhl und wohne alleine mit 24-Stunden-Assistenz.
Ich habe seit Ende 2009 immer mal wieder Depressionen, seit 18 Monaten bin ich deswegen in psychotherapeutischer Behandlung.
Eines meiner Hauptprobleme ist schlichtweg die emotionale und soziale Einsamkeit. Ich hatte in meiner Schulzeit ehrlich gesagt auch schon Probleme, soziale Situationen richtig einzuschätzen und richtig zu behandeln... damals war ich auch eher Einzelgänger, es hat mir zumindest nichts ausgemacht. Heute leide ich etwas darunter, ein, wenn auch voll akzeptierter, Außenseiter zu sein.
Ich bin nächste Woche auf einer Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen und jetzt komme ich wahrscheinlich ungläubig rüber - aber das ist meine erste Einladung in 5 Jahren!
Aber auch andere Freizeitaktivitäten finden ohne mich statt - ehrlich gesagt warte ich sehnsüchtig darauf, dass mich einfach mal spontan jemand fragt Felix und ich gehen morgen Abend ins Kino, hast du Lust, mitzukommen?
Das kommt aber leider nicht vor und wenn ich selber jemanden frage, werde ich zwar nicht abgewiesen, aber die Tätigkeit wird zumindest um Monate hinausgeschoben.
Was mir nun zu denken gibt ist, dass ich heute Morgen auf Facebook gelesen habe, dass ein langjähriger Assistent und, gefühlt, super Kumpel von mir gestern Abend alle seine Freunde zu seinem Geburtstag zu einem Pokerabend eingeladen hat. Ich habe mit ihm auch schon mal Pkr gespielt und ich liebe Kartenspiele generell... Warum wusste ich nichts davon?
Nein, ich will das jetzt auch nicht überbewerten. Erstens ist er mein Assistent und da ist Nähe und Distanz immer so ein Thema, das kann man unterschiedlich handhaben. Ich für meinen Teil werde meine Assistenten zu meiner Geburtstagsparty einladen, weil sie nun mal auch wichtige Personen in meinem Leben sind.
Zweitens werde ich bestimmt auch öfters außen vor gelassen, weil der Ort schlichtweg nicht rollstuhlzugänglich ist. In diesem Fall weiß ich es nicht.
Aber ich habe auch noch niemals sowas gehört wie Tut mir Leid, ich hätte dich gerne eingeladen, aber leider wohnen wir nicht barrierefrei, dafür können wir später gerne mal zusammen ein Bierchen trinken gehen. Das fände ich klasse!
So erfahre ich von allen Dingen erst im Nachhinein, meistens auch nicht persönlich, und weiß nie, wo ich wirklich stehe. Die Sache mit der Rollstuhlzugänglichkeit ist natürlich tatsächlich oft ein Problem und macht es mir dann auch wieder schwer, die Leute wirklich zu kritisieren.
Meine Therapeutin meint schon seit längerem, wenn ich mal von einer Party etc. Wind bekomme, soll ich mich knallhart selber einladen. Meinem Naturell entspricht das aber irgendwie gar nicht, damit würde ich doch einige Leute nur peinlich berühren, oder?
Wie würdet ihr das handhaben?
Schönen Sonntag noch!
Tim