Sprechen vor Gruppen - innerhalb der Familie ein Problem

Lachesis
Hallo ihr Lieben,

ich brauche mal einen Rückgriff auf euren Erfahrungsschatz.

Ich habe komischerweise keine Probleme vor einer großen Gruppe vor Leuten zu sprechen, also Seminare zu halten o.ä., und Menschenmengen z.B. am Flughafen oder Bahnhof machen mir nichts aus (solange sich keine ganz kritische Depressionsphase ankündigt). ABER:
Sobald das keine anonyme Gruppe mehr ist bekomme ich das große Flattern.

z.B. bei meinen innig geliebten Familienfesten, da kenne ich jeden, könnte aber stiften gehen, weil ich mich dann von der Masse der Menschen erdrückt fühle. Ich habe keine Großfamilie, Menschenmasse sind in diesem Fall 4 Personen und mehr *schäm*. Oder nehmt das Forum, ich habe fast 4 Monate gebraucht um genug Mut zu finden mich anzumelden - ich könnte mich ja blamieren. Oder auf andere zugehen, es kann schon zur Mutprobe werden, mir z.B. einen Termin beim Arzt geben zu lassen (Sprechstundenhilfe ansprechen). Geschweige denn, Bekanntschaften zu machen, jemanden um etwas zu bitten oder eine Bitte abzulehnen *bibber*.

Ich habe ständig Angst davor abgelehnt zu werden, wieder nur 2. Wahl zu sein, fallen gelassen zu werden oder beurteilt zu werden. Meine Eltern konnten das immer gut: Die anderen sind netter, hübscher, klüger, fleißiger .... als Du. Wieso kannst Du nicht so sein wie ...?

Was mein ihr?

LG

Lachesis

28.10.2010 07:54 • #1


S
hi,

typische Sozialphobie, was sonst ;D

Ich kann zum Beispiel ohne Weiteres unbekannte Personen ansprechen und mich glänzend unterhalten. Habe ich diese Person aber schon mal gesehen fühle ich mich unter Druck und muss aktiv daran arbeiten diesen Druck abzubauen. Als Sozialphobiker hast du echt viel zu tun weil du kannst dem schlecht entgehen, es sei denn du isolierst dich völlig, was viele auch tun. Deine Familie scheint die grösste Herausforderung für dich zu sein. Wenn du es da schaffst, hast du es geschafft. Du musst die richtige geistige Haltung entwickeln und das geht nur, indem du dich wieder und wieder diesen Situationen aussetzt und sie überwindest (aussetzen alleine nützt nichts) indem du diese geistige Haltung einnimmst. Es ist diese geistige Haltung wo du bereit bist zu verlieren was du zu verlieren befürchtest. Mutprobe eben ;D

Das was du zu verlieren befürchtest, macht dich in Wahrheit kleiner, nichtiger und belastet dich sogar noch. Wenn du es verlierst, wirst du sehen wie wertlos es war. Es hat sich gar nicht gelohnt das so umbedingt als Teil deiner selbst behalten zu wollen. Gib es auf, wirf es weg, es ist wertlos. Die geistige Haltung wo dieses Ding, was auch immer es ist, als wertlos erscheint, gilt es zu etablieren und immer wieder zu festigen bis es zu deiner Natur geworden ist. Dann ist das Problem Vergangenheit ;D

liebe Grüsse, Sanduhr

01.11.2010 21:14 • #2


A


Hallo Lachesis,

Sprechen vor Gruppen - innerhalb der Familie ein Problem

x 3#3


S
Hallo Lachesis,

Zitat:
Meine Eltern konnten das immer gut: Die anderen sind netter, hübscher, klüger, fleißiger .... als Du. Wieso kannst Du nicht so sein wie ...?


Deshalb bist du heute so, wie du bist. Ich habe das in meiner Therapie gut aufarbeiten können. Du brauchst mehr Selbstwertgefühl und muß lernen, dich selbst zu mögen.

Serafina

01.11.2010 21:35 • #3


Lachesis
Danke für Euer Feedback.

An sich muss ich ja nur aufhören mir Gedanken und Sorgen zu machen, was andere über mich denken könnten, gell?
Und eben meinen Selbstwert nicht von anderen abhängig machen. Eigentlich ganz einfach.

Eigentlich...

02.11.2010 17:53 • #4


S
hi Lachesis,

Zitat von Lachesis:
Danke für Euer Feedback.

bitte, immer gerne ;D

Zitat von Lachesis:
An sich muss ich ja nur aufhören mir Gedanken und Sorgen zu machen, was andere über mich denken könnten, gell?
Eigentlich...

hmm mja also bei den einfachen Sachen steckt häufig mehr dahinter als man meint ;D . Wo kommen die Sorgen her? Muss einen Grund geben. Wenn der Grund weg ist, hören auch die Gedanken und Sorgen auf.

mal angenommen deine Befürchtung wird wahr und du wirst abgelehnt, deklassiert, als schwach eingestuft, (beliebige Befürchtung hier einsetzen)... was machst du dann? Wie reagierst du?

wenn du wüsstest, dass du mit oben genannten Dingen gut umgehen kannst, hättest du denn noch Anlass zur Sorge?

Zitat von Lachesis:
Und eben meinen Selbstwert nicht von anderen abhängig machen. Eigentlich ganz einfach.

dem kann ich voll und ganz zustimmen. Wobei ich noch erweitern würde : deinen Selbstwert nicht von den Dingen die ich oben aufgezählt habe abhängig zu machen. Das heisst also wenn du (beliebige Befürchtung hier einsetzen) wirst, sinkt dein Selbstwertgefühl nicht ! Am besten ist es wenn dein Selbstwertgefühl von überhaupt nichts abhängig ist und einfach immer da ist ;D auch wenn du Fehler machst.

tschüssle, Sanduhr

02.11.2010 20:48 • #5


PiaSophie
hallo,

mir geht es fasst genau so:

das eine ICH ist taff, kann zu bestimmten themen gut sprechen und argumentieren, auch vor mehreren menschen, hat im job kaum probleme
das andere ICH ist unsicher, hat ängste, ist verletzbar, meidet soziale kontakte, zu hause angekommen geht es schnell in die wohnung um ja niemanden zusehen geschweige denn zu sprechen, ähnlich bei sog. pflichtzusammenkünften im bekanntenkreis oder mit arbeistkollegINNEN, da sitzte ich nur und schweige mich aus, ich könnte ja was falsches sagen, ich könnte mich verhaspeln, die grammatik stimmt vielleicht nicht, es könnte jemand lachen usw.

ebenfalls bin ich mir auch unsicher in foren zu schreiben....zum glück ist ja man anonym

lg PIA

10.11.2010 19:16 • #6


Magda
Das kommt mir auch bekannt vor ...

Bezeichnenderweise fällt es mir viel leichter, eine Gruppe zu leiten, als Teil einer Gruppe zu sein.
Und das sogar dann, wenn meine Position angegriffen wird (was auch schon vorkam): Ich fühle mich meiner Position sicher, insbesondere wenn ich eine solide Basis an Fachwissen habe.

Hingegen solche mehr oder weniger privaten Small Talk Situationen, die ja eigentlich dazu da sein sollen, eine angenehme Athmosphäre herzustellen: sobald es über das Wetter-Thema hinausgeht, graust es mir! Wenn ich ich selbst sein will, werde ich oft nicht verstanden ... also suche ich wieder nach einer Rolle ... was meistens damit endet, daß ich mich wiederum um andere kümmere. Einfach weil das anscheinend das einzige ist, was ich (beim Thema Beziehungen) kann ...

Liebe Grüße

Magda

11.11.2010 09:31 • #7


Lachesis
Vielen Dank Euch allen für das Feedback,

hatte heute gerade wieder so eine Situation. Habe mich per e-Mail bei ner Freundin, von der ich eine Weile nichts gehört habe, erkundigt, ob bei ihr alles okay ist.
Sie hat mich kurz abgefertigt, sie habe derzeit andere Prioritäten, wolle ich was wissen, könne ich ja auf der Site nachschauen, auf der sie gelegentlich postet.

Ich war sofort wieder im alten Modus, mit alten Gedanken. Ich nerve nur, bin nur ein Klotz am Bein, sie hat die anderen halt lieber als mich, denn ich hab ja eh nichts zu bieten etc. etc. Es kreist unaufhörlich im Kopf, eine Ohrfeige für die Seele, weil ich mich in meinen alten Ängsten bestätigt sehe.

Ich saß hier und grübelte. Reaktion wie immer: Rückzug, ich melde mich nicht mehr, Verbindungsabbruch oder e-Mail Tschuldigung, wollte Dich nicht belästigen, kommt nicht wieder vor. Leb wohl.

Ich war kurz davor, denn PC in die Ecke zu schmeißen (bildlich gesprochen). Dann habe ich Eure Posts hier gelesen - und es geht mir schon viel besser.
Dank Euch allen. Ich weiß, dass ich mit dem Problem nicht allein bin - obwohl ich fast 4 Monate gebraucht habe, um genug Mut zu finden, mich überhaupt im Forum anzumelden.

Liebe Grüße

Lachesis

11.11.2010 19:03 • #8


A


Hallo Lachesis,

x 4#9


S
hallo,

ich habe mich darauf verlegt auszudrücken was ich empfinde, was ich sehe, was in mir vorgeht und zwar ohne Anspruch darauf dass es das Richtige ist oder die Wahrheit. Es ist einfach das was ich sehe, was ich fühle und denke, so ist es nunmal und nicht anders. Und es hat auch nicht anders zu sein. ICH TEILE MICH mit der Welt. Ich lasse die Welt Anteil haben an meiner Person. Es gibt viele die es interessant finden was ich zu sagen habe, andere wiederum hassen mich ! Und das ist ok so, das muss so sein ! Ich liebe und hasse auch !

ich kontrolliere nicht mehr selber ob ich geliebt oder ob ich gehasst werde und von wem. Denn um das zu kontrollieren müsste ich meine Seele verkaufen und wo das hinführt muss ich hier ja nicht extra noch erwähnen ;D

es ist wie freihändig Fahrrad fahren, du lernst es erst wenn du es tust. Tue es JETZT. Vertraue nicht darauf dass dein Therapeut es für dich richtet oder die Klinik oder was auch immer. Damit schiebst du alles nur vor dir her. Nur jetzt in der Gegenwart kannst du handeln, genau jetzt 20.02 Uhr. Natürlich wird die Macht der Gewohnheit dich dazu zwingen den Lenker krampfhaft zu umklammern. Werde dir dessen bewusst, mehr braucht es nicht. Aber du musst es jetzt tun, ich kann das nicht genug betonen !

liebe Grüsse, Sanduhr

12.11.2010 20:06 • #9

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