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SSRI wirkt nicht - Wechsel auf anderes SSRI?

Dys
@-Nachtlicht-
Wenn Du dein Medikament eine Weile eingenommen hast, kann der Spiegel im Blut ermittelt werden. Ist er zu niedrig, kann eine Erhöhung der Dosis versucht werden. Ist er Ausreichend, ist es vielleicht nicht das richtige Medikament für Dich zu diesem Zeitpunkt. Alle Erfahrungen die Dir von Anderen, die das gleiche Medikament nehmen, genannt werden, sind Deren Erfahrungen und müssen nicht für Dich gelten. Leider ist das bei Antidepressiva tatsächlich so. Und im Grunde auch bei jedem anderen Medikament dass wirken könnte. Der Mensch ist nunmal ein Individuum.

Eine wichtige Frage wäre halt, wie stellst Du Dir eine Wirkung vor? Oder woran könntest Du eine Wirkung erkennen und messen? Das sind aber Fragen, die Du mit deinen behandelnden Ärzten besprechen solltest. Was Medikamente nicht leisten, sind Änderungen deiner Lebensumstände. Sie ersetzen weder Gespräche mit Therapeuten noch ändern sie durch alleinige Einnahme, deine Gedanken, nach dem Motto, ich will das jetzt nicht denken.

Medikamente ändern oft nur geringfügige Dinge, die einem genauso oft garnicht richtig bewusst werden. Antriebslosigkeit zum Beispiel. Wenn es jemand garnicht mehr aus dem Bett schafft um sich zu waschen oder um ans Telefon zu gehen, kann es sein, dass wenn er es dann doch wieder hinbekommt, dies durch die antriebssteigernde Wirkung des Medikaments passiert und es trotzdem die Stimmung nicht fühlbar verändert und Gedanklich einem das Leben trotzdem öde und schei.ße erscheint. Trotzdem ist diese Wirkung nicht unbedingt messbar dem Medikament zuzuordnen. Letztlich heilt der Mensch sich selbst, oder eben nicht. Ärzte und Medikamente erhöhen nur die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Heilung, indem die Voraussetzungen für eine Heilung verbessert werden. Das ist bei körperlichen Verletzungen und Erkrankungen so und wie sollte es bei psychischen anders sein. Für mich sind Anti D Medikamente, die eigentlich bei mir nur eines bewirken, nämlich ich komme klar mit dem was nunmal ist. Gedanklich und Gefühlsmäßig. Komme ich nicht klar mit dem was ist, reagiere ich halt unangepasst oder übertrieben, egal ob es Lustlosigkeit oder Verzweiflung oder sonst was ist. Die Welt so schön, wie ich sie gerne hätte, machen Medikamente nicht.

29.06.2023 10:35 • #16


Bassmann72
Zitat von Dys:
Denn weder auf Gedanken,
... hat man Einfluss.
@Dys Das würde ich so nicht ganz stehen lassen. Ich will mich aber auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Dennoch, das klassische Beispiel eines schädlichen Gedanken, den man beeinflussen kann, ist die Situation, vom Nachbarn/Kollegen nicht gegrüßt zu werden: Einer der schädlichen Gedanken ist hier: Er grüßt mich nicht, weil er mich nicht leiden kann...
Diesen (wie auch weitere) Gedanken kann man beeinflussen, indem man sich selbst nach den beweisbaren Fakten fragt: Was ist nun eigentlich wirklich passiert? Welche Hinweise/Beweise gibt es dafür, dass er mich nicht mag? Könnte es theoretisch sein, dass er mich gar nicht gesehen hat oder selbst sehr müde ist? Was spricht dafür? Usw...
Das spielt sich alles auf der gedanklichen Ebene ab. Natürlich kann man dieses Reflektieren/ die Versachlichung auch schon als Verhalten(sänderung) betrachten, aber ich denke, mit Verhalten wäre da eher gemeint: nachfragen/ den Nachbarn ansprechen, den Nachbarn (anders) selbst grüßen und andere Dinge...
So habe ich das zuletzt ein weiteres Mal in einer Reha gelernt.

Aber es gibt ja verschiedene Ausprägungen der Verhaltenstherapie (z. B. klassisch, kognitiv) und du hast ja von der klassischen gesprochen. So tief bin ich da auch nicht drin. Lange Rede - ich will nur sagen, Gedanken kann man in einem gewissen Maß durchaus beeinflussen - sicherlich nicht so sehr das automatische Auftreten dieser, was ja wieder sehr an die Emotionen gekoppelt ist (siehe Schemata...). Aber die Gedanken, die dann da sind, lassen sich bearbeiten, hinterfragen etc.

Ok, so viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben - ein Verhalten, das mir jedoch eher guttut

29.06.2023 11:24 • x 1 #17


A


Hallo -Nachtlicht-,

SSRI wirkt nicht - Wechsel auf anderes SSRI?

x 3#3


Dys
Zitat von Bassmann72:
... hat man Einfluss. @Dys Das würde ich so nicht ganz stehen lassen. Ich will mich aber auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Dennoch, das klassische Beispiel eines schädlichen Gedanken, den man beeinflussen kann, ist die Situation, vom Nachbarn/Kollegen nicht gegrüßt zu werden: Einer der schädlichen ...

Alles absolut richtig was Du schreibst. Du hast vermutlich überlesen, dass ich mich rein auf Medikamente beziehe und nicht auf Therapie. Und das ist ja das Thema gewesen, bzw. ob ein Medikament aus der selben Gruppe etwas nutzen kann, wenn ein anderes dies offenbar nicht leistet. Gedanken sind auch nicht schädlich oder unschädlich, gut oder schlecht, richtig oder falsch, sondern die Handlungen aufgrund dieser Gedanken, können in die eine oder andere Richtung bewertet werden, idealerweise dann aber objektiv. Medikamente können beispielsweise Antrieb steigern oder dämpfen, was dazu dienen kann, beispielsweise eine Flut von Gedanken auch mal ziehen zu lassen, oder eben entgegen dem Gedanken „wozu, lohnt sich ja eh nicht“ trotzdem in eine Handlung zu kommen, die einer gesunden Handlung entsprechen würde, also beispielsweise Aufstehen und sich waschen. Auch können Medikamente Defizite im Körper oder der Hirnchemie ausgleichen, die zu chemisch bedingten Pathologien führen. Dennoch verhindern sie keine Gedanken als solche.

Und auch bei Therapie gilt das gleiche, wie auch bei Medikamenten. Was bei dem einen hilft, muss es deswegen bei einem anderen nicht zwangsläufig auch. Du gibst Bespiele, die jeder der schon mal in einer Therapie war oder entsprechende Publikationen gelesen hat, kennt. Und das sich mit den Gedanken in die eine oder andere Richtung zu beschäftigen, zu hinterfragen, auf objektive Plausibilität zu prüfen, ist genau die „richtige“ Handlung im Umgang mit Gedanken. Dennoch entstehen Gedanken einfach so und werden weder durch Medikamente oder Therapien verhindert, nach dem Sinne, das denke ich nicht mehr.

Was eigentlich für mich nur den Schluss zulässt, es liegt letztlich tatsächlich alles an einem selbst. Aber das ist wie bei allem was ich von mir gebe, nur meine Ansicht und die muss man nicht beachten.

29.06.2023 12:49 • x 2 #18


Bassmann72
@Dys Ja, du hattest dich kurz auf Verhaltenstherapie bezogen, aber klar, es geht hier im Wesentlichen um die Medikamente.
Ich finde, du bringst eine Sache echt schön auf den Punkt, nämlich dass es im Kern an einem selbst liegt. So ist es eigentlich auch - gemeint ist sicherlich nicht, dass man im engeren Sinne selbst schuld ist, dass man krank/depressiv ist und man einfach nur zusammenreißen muss oder alles positiv sehen muss - boah, wie mich Letzteres grad triggert...! - ich habe da im Moment eine Reha-Bekanntschaft, die diesen zur Schau gestellten Optimismus gern in der WhatsApp-Gruppe verbreitet und Tipps gibt wie aus der Brigitte formuliert... Oh Mann, ich komme vom Thema ab - jedenfalls liegt es insofern an uns, als dass die negativen Gedanken und Emotionen in uns entstehen und nirgendwo sonst und dadurch Dinge in Gang gesetzt werden. Das Gute daran ist, man ist dem nicht für immer hilflos ausgesetzt, weil man daran mit einem selbst arbeiten kann. Genau, ob nun medikamentös oder/und mittels Psy.thera., das ist alles sehr individuell.

Nur bitte nicht mit Brigitte Zitaten - alle Leserinnen, die nun zufällig Brigitte heißen, bitte ich um Nachsicht für meine Ausführungen diesbezüglich; ihr könnt leider nix dafür, dass diese Zeitschrift euren Namen trägt und seid selbstverständlich nicht gemeint - es sei denn, ihr vertretet diese Zitate mit Vehemenz...

29.06.2023 19:45 • #19

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