Hallo @-Nachtlicht-,
klassische Verhaltenstherapie bezieht sich vom Grunde her auf das Wirken oder „Wechselspiel“ von Gedanken, Gefühlen und Verhalten. Das ist das sogenannte Verhaltenstherapeutische Dreieck. Die klassische Frage, was „man“ ändern muss, damit sich was ändert, wird sehr schnell damit beantwortet, was „man“ tatsächlich ändern kann. Dies ist nur das Verhalten. Denn weder auf Gedanken, die einem kommen, noch auf Gefühle, die man empfindet, hat man einen wirksamen Einfluss. Idealerweise wird eine Befähigung erreicht, die es ermöglicht Gedanken so zu bewerten, dass ein gesunder Umgang mit ihnen möglich ist. Das gleiche gilt für Gefühle. Idealerweise wirkt sich das im Verhalten günstig aus. Bei Angst und Phobie kann das gut trainiert werden. Bei Depression auch, wenn einem der Grund für diese zunächst nicht so relevant erscheint. Je nach schwere der Depression oder auch nach Dauer, kann damit schon erreicht werden, diese Episode hinter sich zu lassen und idealerweise Verhaltensweisen zu erlernen und verinnerlichen, die einem erneuten „abstürzen“ entgegen wirken. Bei einem Burnout, der seinen einzigen Ursprung tatsächlich in Selbstüberschätzung oder Selbstüberlastung hat, sind da mit einer Verhaltenstherapie auch gute Ergebnisse zu erwarten. Auch um eine Stabilität zu bekommen, die es ermöglichen kann, sich einem Trauma zu widmen, welches der Ursprung einer Depression sein kann, ist diese Therapieform oft als „Einstieg“ für die Bearbeitung geeignet. Das ergibt sich auch aus dem relativ geringen Kontingent an Sitzungen im Vergleich zu tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Psychoanalyse. VT wie ich sie kenne, war immer auch gepaart mit Schematherapie, die schon auch den Ursprung betrachtet, aber eben letztlich doch wieder zum Grundprinzip zurück kam. Meinem Verhalten bei bestimmten Gedanken und/oder Gefühlen.
Es ist manchmal nicht zielführend in der Vergangenheit „herumzustochern“ wenn einem Diese selbst nicht als für die Depression relevant erscheint, weil aktuelle Probleme akut sind.
Soll heißen, wenn ich meine Kindheit insgesamt als Gute in Erinnerung habe, nutzt mir eine mühsam herausgekitzelte Information wo beispielsweise meine Eltern eher zu fürsorglich oder vielleicht zu gleichgültig oder zu abweisend waren, nicht unbedingt weiter, wenn es tatsächlich keine Extreme waren, die eine „normale“ Entwicklung meiner Persönlichkeit nicht unterbunden haben.
Während also eine VT zeitlich begrenzt ist, kann eine Traumatherapie vielleicht ein ganzes Leben lang von Nöten sein. Wobei ich die Betonung auf „kann“ setze. Persönlich sehe ich eine VT als passend an, um akute Probleme zu bearbeiten. Aber egal welche Therapieform einem helfen kann, die Bewältigung von Problemen muss ich selbst leisten. TherapeutInnen geben mir bestenfalls die nötigen Werkzeuge an die Hand. Medikamente sind da auch eher nur Werkzeuge und keine Problemlöser. Jedenfalls sehe ich das für mich so.
Und ja, in gewisser Weise ist Therapie eine Blackbox. Vor allem, wenn es die erste ist, zu der man sich durchgerungen hat und einem eine gewisse Erfahrung fehlt. Da kommt es erstrecht darauf an, den passenden Therapeuten zu finden, der auch im Zweifelsfall erkennen kann, dass er nicht der passende sein könnte.
03.06.2023 11:15 •
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