Liebe @Marylu ich möchte mich meinen Vorschreiben anschliessen, obwohl ich persönlich in Sachen Machen mich selten im Leben übernommen habe. Weil auch ich zur Gattung der Hochsensiblen gehöre , und jeweils Zeit zum Verdauen grad bei wichtigen menschlichen Begegnungen brauchte , lernte ich früh mein Sozialprogramm zu dosieren.. Wenn ich das versäumte, konnte ich mich nicht mehr gut spüren, wurde ähnlich wie @Stromboli es erlebte an einem gewissen Punkt gezwungen worden mir Zeit und Platz für mich ein zu räumen.
Doch ich lernte (auch beruflich) einige Menschen kennen, die sich permanent übernahmen. Man könnte auch sagen, sich der immer stärker werdenden Leistungsgesellschaft anpassten. Ohne dass das ihnen selbst bewusst war.
So sagten mir damals schon in den Spielgruppen, bei denen ich als junge Mutter mit meinen beiden Kleinen auch Teil nahm, andere Mütter, dass sie zwar mit ihren Kindern voll ausgelastet wären, doch wenn sie es wagen würden ihren wenigstens Teilzeitjob aufzugeben , würden sie sich schämen und vor dem Bekannten- und Verwandtenkreis mit Kritik rechnen müssen. Das hörte ich dann noch lange, auch wenn Frauen zum Teil behinderte Kinder hatten. Doch auch von Männer bekam ich immer wieder zu hören, wie sehr sie sich über ihre Leistung/Karriere definieren. Als seien sie so viel wert wie sie arbeiten. Dazu gehört vielleicht der beschönigende Ausdruck von Depression...Burnout ( man hat zu viel geleistet also mit positivem Unterton).
Leider wird dieses Leistenmüssen auch ins Privatleben weiter gezogen. So gehörte es bei vielen Leuten ( ausser sie konnten es sich finanziell nicht leisten) zum guten Ton, dass man mindestens zwei Mal jährlich in die Ferien - wenn möglich in exotische Regionen - verreist um dann beim Büro- oder Kaffeeklatsch mir Speziellem zu trumpfen. Ohne das jetzt verallgemeinern zu wollen, und im Wissen, dass Reisen in andere Regionen auch den Horizont erweitern können ( also nichts dagegen), fürchte ich, dass es bei manchen ein Muss ist. Auch hier im Forum las ich ab und an von Usern, denen es in den Ferien schlecht ging ( die Ferien waren für sie schon lange im Vorfeld aus x Gründen weniger Freude als Stress), die jedoch nie auf die Idee gekommen wären, Ferien abzusagen oder zu verschieben. Das schien wie ein No-Go.
Lange Rede kurzer Sinn: ich denke wir alle sind mehr oder weniger ( bewusster oder unbewusster) dem Diktat der Leistungsgesellschaft unterworfen: Ich mache, also bin ich. Und die hat ihre eigenen Regeln und Vorstellungen , wie Menschen zu sein haben. Also machen viele aus der Not eine Tugend, bzw. spüren selbst die zum Teil totale Überforderung nicht mehr. Bevor ihnen eben dann die Depression freundlicherweise eine Bremse setzt. Andere (nicht selten) bekommen einen Herzinfarkt und sind dann unter Umständen ganz befreit. In Deinem Fall würde ich sagen, dass Du insofern Glück im Unglück hast, dass etwas in Dir immer wieder STOP sagt , und Dich damit zwingt vermehrt zu Dir selbst zu schauen, Zeit und Energie für Deine Person frei zu machen. Ich weiss ja, und las es heute auch wieder bei Dir, Du bist auf einem guten Weg. Weiter so liebe @Marylu
24.07.2022 12:35 •
x 6 #13