sonstwer
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Es ist einfach zum Kotzen, ich hab studiert, hab einen gut job bei einem der größten DAX-Unternehmen. Mein Chef ist mit mir sehr zufrieden, ich verstehe mich mit den Kollegen, plaudere mit ihnen und bin scheinbar glücklich.
Doch wenn ich aus dem büro gehe, dann bin ich leer, ein Privatleben habe ich nicht.
Ab und zu unternehme ich was mit kollegen, aber das ist nur sporadisch.
Ich habe versucht menschen kennen zu lernen, aber tun wenn ich der disco bin und kein Wort rausbekomme? Wie soll ich da eine Frau kennen lernen? Habe es bei einigen Frauen im früheren Freundeskreis versucht - nichts.
Was ich gemerkt habe, solange die beziehung platonisch bleibt, verstehe ich mich mit frauen, wenn ich was von ihnen will dann läuft nichts. Wenn ich aber sehe mit welchen vollpfosten sie stattdessen was anfangen wird mir schlecht. Manch eine sagte selbst, der Typ ist ein Trottel, hat sie aber nicht davon abgehalten ihm am nächsten Tag die Zunge in den Hals zu stecken. Manchmal hasse ich die frauen, die mich versmäht haben und wünsche ihnen schlimmeres als den tod. Im Grunde weis ich aber dass sie nichts dafür können. Die Illusion, dass ich irgendjemanden verantwortlich machen kann, hält nur eine sehr kurze Zeit. Dann bin ich zurück in der Realität.
Aber am meisten hasse ich mich selbst, dafür dass ich meinen Kopf nicht bezwingen kann. Ich habe Therapien gemacht, habe soviel versucht und das Stottern trotzdem nicht besiegt. Dafür aber Angst und Hemmungen abgelegt. Heute kann ich sagen, durch all die verrückten Aktionen spüre ich keine Angst mehr. Adrenalinschübe habe ich extrem selten, egal ob vor fremden Leuten oder in gefährlichen Situationen. Aber das Stottern kriege ich nicht in den Griff, mein Körper ist wie ein Gefängnis, es gibt einfach keinen Ausweg.
Ich stottere so gut wie gar nicht wenn ich glücklich bin, glücklich bin ich aber nur, wenn wenn ich im Arbeitsflow bin, verliebt bin oder stotterfrei reden kann. Wenn ich mich nur auf die Arbeit stürze, dann denke ich mir nach ein Paar Wochen/Monaten, dass es die Anstrengung gar nicht wert war, dass ich massig Überstunden gemacht habe und die Wochenenden im Büro verbracht habe. So lerne ich auch niemanden kennen. Verliebtheit traue ich leider auch nicht mehr, ich weis wie es am Ende ausgeht und unterdrücke das Gefühl. Und naja, flüssig sprechen kann ich so gut wie nie.
Ich fühle mich auch richtig gut, wenn ich hart sport treibe. Ich war letztens drei stunden im fitnessstudio und hab ziemlich gut trainiert, habe durch kurze Sprints meinen Körper ziemlich nahe an die absolute Belastungsgrenze gebracht und war wie im Rausch. Es ist nur so, dass durch die körperliche Anstrengung mein Stottern leider verstärkt wird.
Mit antidepressiva geht das Stottern zurück, dafür ertrage ich die Nebenwirkengen nicht. Es ist wie ein Irrgarten, nur ohne Ausgang.
Jeden Tag sehe ich glückliche Menschen, ich sehe wie sich Menschen zusammen finden und weis, dass ich das nicht kenne. Ich weis nicht wie es ist, wenn einem gesagt wird dass man geliebt wird, weis nicht richtig was guter S. ist. Und ich fürchte, das wird auch so bleiben.
Mein einzige wirklich Angst ist, dass ich mit 40 oder 50 merke, mein Leben ist vorbei, da war nichts und da kommt nichts mehr.
Eigentlich möchte ich am liebsten sterben, aber das kann ich meiner Familie nicht antun.