Streben nach Perfektion lähmt mich - Perfektionsmus ablegen

Eisbärchen
Hallo, ich hab heute wieder gemerkt, wie sich mein Streben nach Perfektion auswirkt. Vor lauter das muss ich machen, das wäre noch notwendig, das wichtig, .... bekomm ich rein gar nichts auf die Reihe. Wie kann ich das loswerdenn? Es geht mir echt so auf den Keks, dauernd zu kämpfen und sowas wie einen Wohnungsputz hinzukriegen!

Irgendwie kann ich es mir grad gar nicht recht machen .

Ja, ich weiss, ich strebe nach Liebe und Anerkennung, hab das in meiner Kindheit perfektioniert - Glückwunsch! Nun habe ich den Salat - ich will doch nur ohne Balast leben ....

Kennt das noch jemand?

Habt einen schönen Abend und ein tolles WE!

Viele Grüße
Eisbärchen

02.12.2011 22:59 • #1


Anima
Du willst einen Club gründen? - bin dabei!

Auch ich komme nicht aus dieser Schiene. Interessant war vor kurzem ein sog. Persönlichkeitstest vom Arbeitgeber aus, den alle Mitarbeiter durchführen.
Die gewissenhafte Schiene habe ich jetzt wieder einmal schwarz auf weiß.

Als Kind war ich ein absoluter Schlamper, in der Schule etc.- und dann kamen eben die ersten Mobbing-Attacken. Irgendwann dachte ich, ich müsse das durch gute Leistungen und Korrektheit ausgleichen. Nirgends wollte ich anecken.

Jetzt bin ich eine Schnecke, die viel vergisst, im Gepäck stets das Du musst - es klingt wie ein Echo.

Anima

04.12.2011 00:01 • #2


A


Hallo Eisbärchen,

Streben nach Perfektion lähmt mich - Perfektionsmus ablegen

x 3#3


S
Hallo

Was bedeutet Perfektion eigentlich? Aus dem Gedächtnis weiß ich, dass es vom lateinischen Verb perficere kommt, was soviel wie vollenden bedeutet. Nun, ab wann ist ein Mensch voll-endet? Wann ist ein Mensch ein ganzer Mensch? Ist ein Mensch ein ganzer Mensch, wenn er nur gut ist? Und das böse abgewiegelt hat? Oder ist ein Mensch vollkommen, wenn er das Gute und das Böse in sich integriert hat?

Für mich bedeutet es das Böse und das Gute (bzw. Thesis und Anti-Thesis) in mir selbst zu integrieren. Das ist Perfektion!

04.12.2011 13:44 • #3


Anima
Ich denke es geht nicht um den vollendeten Menschen, sondern um die vollendete Tätigkeit. DAS ist ja das Problem. D. h. ein wenig hängt es zusammen, denn man will ja keine Fehler machen, identifiziert seine Persönlichkeit oder sein Selbstwertgefühl über diese Tätigkeiten, Job usw. - .

Das ist ein innerer Zwang, der von Vernunftswegen irgendwie blöd und zeitraubend ist. Aber aus diesem Kreisel kommt man gar nicht so einfach raus.

04.12.2011 14:42 • #4


Eisbärchen
Hallo Anima,

gute Idee, machen wir mal den Club auf ;-).

Ist ja interessant, was bei diesem Persönlichkeitstest herauskam!

Ich war auch schon immer schlampig, hätte aber gerne eine aufgeräumte Wohnung, aber - wie schon beschrieben - scheitert das daran, dass ich dann letztendlich perfekt aufräumen/sauber machen möchte. So sehe ich an jeder Ecke, dass hier und dort etwas zu tun wäre. Vom Kopf her weiss ich, dass ich einfach an einer Ecke anfangen müsste. Was hält mich ab? Will ich meine eigene Vorahnung (das ich nichts auf die Reihe kriege) selbst erfüllen? Ich habe so viel Angst zu versagen und das, obwohl ich eigentlich zugeben muss, alles immer irgendwie geschafft zu haben. Trotzdem vertraue ich meinen Fähigkeiten nicht. Warum nur?

Ja, es stimmt, ich identifiere mich anscheinend tatsächlich über meine vollendeten Tätigkeiten. Ich hasse mich tatsächlich, wenn ich Fehler mache - obwohl ich natürlich weiss, dass Fehler menschlich und normal sind.

Du hast recht, mein Kopf weiss, was vorgeht, aber stoppen konnte ich es bislang nicht.

Meine Thera hat angeregt, den Perfektionismus wertzuschätzen, schliesslich war es als Kind sinnvoll, nach diesem zu streben. Nachdem ich nicht die Liebe bekommen habe, die ich gebraucht hätte, habe ich halt versucht, immer besser zu werden und mich immer mehr dem Ideal-Kind anzunähern.


Hallo Salamander,

mir geht es, wie Anima schon geschrieben hat, gar nicht um den perfekten Menschen, sondern die perfekten Handlungen, die mir dann ein gutes Gefühl geben. Das Problem ist, dass ich diesem Anspruch logischerweise kaum gerecht werden kann und ich mich bei jeder Abweichung von der gewünschten Perfektion, innerlich fertig mache und nicht für wert befinde.

Perfektion ist einfach nicht menschlich, sondern göttlich.

Hast Du Deine Definition von Perfektion erreichen können?

Viele Grüße an Euch und schönen Abend!

Eisbärchen

04.12.2011 21:49 • #5


Anima
Warum Du Deinen Fähigkeiten nicht vertraust? Vielleicht weil es Dir ähnlich geht wie mir: Es ist antrainiert und im Grunde nicht wirklich Deiner Persönlichkeit entsprechend. Auch bei mir ist es extrem antrainiert, aber im Grunde nicht nätürlich. Diese Lähmung soll uns vermutlich an den inneren wirklichen Instinkt erinnern nach dem Motto: Sch.- egal, wie die Wohnung aus sieht, das ist doch gar nicht so wichtig. Nach außen die perfekte Person spielen (also perfekt im Sinne von: Die bekommt alles in den Griff, durchorganisiert, beherrscht usw.). aber innen, das Innere will wohl etwas anderes.

Ich habe mit Erschrecken fest gestellt, dass man zwar mit diesem Perfektionismus anerkannt wird, aber irgendwie auch auf eine kühle Schiene geschoben wird, fast schon eine gefühllose.

Anima

04.12.2011 22:43 • #6


S
@Eisbärchen

Erreicht haben ist das falsche Wort wie ich finde. Es ist ein immerwährender ständiger Prozess. Ständig im Fluss...Manches ist leichter zu integrieren als Anderes...Man muss daran ständig arbeiten eigentlich. Was ich natürlich nicht tue.

Weisst du Eisbärchen:
Perfektion kann man als die Kehrseite der Depression verstehen. Wenn Perfektionismus dafür gebraucht wird, nur, um nicht depressiv zu werden, dann sollte man den Perfektionismus ablegen. Ja, du hast den Perfektionismus als Kind gebraucht, weil du dadurch Liebe und Anerkennung bekommen hast. Aber jetzt brauchst du den Perfektionsmus nicht mehr. Du bist nicht mehr das kleine Kind. Du bist nun in der Lage dir selbst Liebe zu geben.

05.12.2011 01:34 • #7


Gummitwist78
Guten Morgen Süße!

Ach wie ich das kenne.Ich will es allem und jeden Recht machen.Und will immer alles genaustens schaffen und Gut machen.
Am besten noch 1000% gut machen.

Und ich suche und suche nach Liebe und Anerkennung.Dabei vergesse ich immer das ich eigentlich soviel Liebe und Anerkennunichtg bekomme.

Meine Kinder,mein Freund.

Aber ich habe durch dieses Suchen auch schon ganz viel Negatives erfahren dürfen.Weil ich dann bemerkt habe da sich das wasich mache nicht immer so machen kann.Ihrgent wann frisst es mich auf.

Inzwischen denke ich mir.Lass die Dinge so wie sie sind.
Einfach Haushalt Haushalt sein lassen.

Ob es das selbe ist wie du meintest weiss ich nicht aber es hat ähnlichkeit.


Liebe Grüße

Gummi

05.12.2011 10:34 • #8


S
@Gummitwist

Nicht, dass ich es nicht toll finde, dass dir dein Freund und deine Kinder dir liebe geben. Aber: Warum stehst du selbst nicht mit dabei? Gibst du dir selbst keine Liebe? Beziehst du deine Liebe ausschließlich von anderen Personen? Was ist wenn die Liebe zwischen dir deinen Kindern und deinem Freund wegfällt? Wieviel Selbstwert ist dann bei dir noch vorhanden?

05.12.2011 11:09 • #9


Gummitwist78
@Salamanda
Erlich ich weiss nicht ob ich dir da einen Antwort drauf geben kann??
Manchmal Frage ich mich selber danach.

05.12.2011 12:03 • #10


S
Warum solltest du es nicht können? Aber, wenn du nicht möchtest, ist das auch ok.

Der Text unten ist in meiner Absicht frei von irgendwelchen Werturteilen verfasst worden, falls doch irgendein Werturteil drin steckt, tut es mir leid, ich sage es nur, weil ich finde, dass du den Text auch so lesen solltest. Ohne über dich zu urteilen.

Die tiefergehende Frage oder Feststellung, die daraus wohl erwächst, ist, ob deine Kinder und dein Freund dir zum größten Teil als Liebeszufuhr dienen, also als ein Mittel zum Zweck. Als Mittel deshalb, weil sie dir zeigen, dass du liebenswert bist. Im Grunde genommen bist du vermutlich abhängig von deinen Kindern und deinem Freund. Ich könnte mir vorstellen, dass du um deren Liebe bis zum Ende kämpfen würdest. Und warum das alles? Weil das kleine Kind sich nach Liebe sehnt. Das Problem daran ist, dass die Kinder und dein Freund vielleicht auch bemerken, dass du abhängig von ihnen bist. Wenn die Kinder dies bemerken könnten sie es als eine Pflicht begreifen, dir Liebe zu geben. Denn: Was passiert mit Mutti, wenn ich die Liebe auf einmal hinwegnehme? bzw. sie nicht mehr so oft zeige? Fühlt sich meine Mutter dann weniger wert? Geht es ihr dann schlecht, weil ich ihr keine Liebe zeige? etc..pp..Ist natürlich nur eine Möglichkeit von so vielen, dass man es in Zahlen nicht mal ausdrücken könnte.

05.12.2011 13:13 • #11


Gummitwist78
Ich denke das du mit der sicht schon recht hast.
Aber ich denke das ist nicht so.Es ist mehr die Angst diese Menschen auch noch zuverlieren.
Und das ist die Größte Angst die ich habe.

Denn meine beiden Großen Leben schon bei meinem 1 Mann.Und vor 8Wochen ist mein Sohn 12 dort hingezogen.
Und dieses holt mich schon noch sehr oft ein.
Ich habe in diesen 8Wochen soviel nach gedacht.

Was ist wenn ich sie mit nehmen??Was ist wenn sie hier bleiben bei meinem 2Mann.??
Ich stelle mir als die Fragen.Und noch viel mehr.

Und nein ich bin von niemanden Abhängig was Liebe angeht.Denn so wie ich bin bin ich richtig und ich mag mich.Sicher müssen noch Kg runter aber das schaffe ich auch noch.Habe ja schon 20 geschafft.Dann schaffe ich den rest auch noch.
Und ABnehme tuhe ich für mich alleine nicht für Personen meiner Umgebung.Nein!

Ich hoffe ich konnte dir deine Frage ein wenig beantworten.

05.12.2011 13:26 • #12


S
@twist

Es geht gar nicht so sehr darum mir die Frage(n) zu beantworten, sondern mehr darum, dass du dir selbst die Antworten gibst :)

05.12.2011 14:06 • #13


Gummitwist78
Ja ich weiss.
Und diese Frage kann ich gerade nicht für mich beantworten.
Aber ich Arbeite dran.

05.12.2011 20:29 • #14


A


Hallo Eisbärchen,

x 4#15


Anima
Zitat von salamander:
Weisst du Eisbärchen:
Perfektion kann man als die Kehrseite der Depression verstehen. Wenn Perfektionismus dafür gebraucht wird, nur, um nicht depressiv zu werden, dann sollte man den Perfektionismus ablegen. Ja, du hast den Perfektionismus als Kind gebraucht, weil du dadurch Liebe und Anerkennung bekommen hast. Aber jetzt brauchst du den Perfektionsmus nicht mehr. Du bist nicht mehr das kleine Kind. Du bist nun in der Lage dir selbst Liebe zu geben.


- wenn es nur so einfach wäre, per Knopfdurck den Perfektionismus abzulegen. Man hat ihn gelebt, er gehörte zum Leben dazu wie eine liebe Gewohnheit, normal eben.

05.12.2011 20:31 • #15

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