Hallo Ilse
Schau dir doch mal die ersten Tage an und entscheide das dann erst. Mir ging es in der Reha ähnlich, da muss man nicht immer trotz Erkrankung wenigstens noch ein bisschen funktionieren, sondern kann einfach mal man selber sein. Ich persönlich, aber das kommt immer auf die eigene Lebenssituation an, halte nicht viel von ambulanter Tagesklinik, bzw. ich kenne es nur als ambulante Reha. Ich hatte sowas im orthopädischen Bereich, ein paar Monate vor meinem psychischen Zusammenbruch. Für mich war das Stress pur, weil wenn du heimkommst liegt ja die ganze Arbeit noch da, die Familie erwartet ein Essen und du musst trotzdem wieder funktionieren. Das war für mich mehr Stress als wenn ich gearbeitet hätte. In der stationären Rehe habe ich wirklich mal nur für mich gelebt, habe gesehen, wie schnell Wäschewaschen geht, wenn es nur dein eigenes Zeug ist, musste mich nicht um putzen und kochen oder einkaufen kümmern. Also wirklich mal erholen. Ich war 6 Wochen dort und es war die beste Entscheidung meines Lebens.
Ilse, es wird vorbeigehen, es wird Dir wieder besser gehen und du wirst auch wieder glückliche Momente haben, aber du brauchst viel Geduld. Es ist ein langer harter Weg.
Ich hab mir das immer bildlich vorgestellt: ich bin viele Jahre auf die Klippe zugerutscht, das Tempo wurde immer schneller und irgendwann konnte ich es nicht mehr stoppen und bin die Klippe hinabgestürzt in ein furchtbar tiefes Loch. In den ersten Wochen und Monaten habe ich keinen Ausgang gefunden, ich steckte fest, ein furchtbarer Zustand, weil man meint das ändert sich nie mehr. Zur Zeit meiner Reha, nach etwa 5 Monaten habe ich eine Treppe gefunden und bin ganz langsam Schritt für Schritt hochgeskrochen. Ich bin auch oft wieder zurückgerutscht. Mit den Antidepressiva, die ich dann bekommen habe, habe ich es besser geschafft und war irgendwann oben. Aber der Weg, den ich noch gehen musste hat viele Schlaglöcher, kleine und große. In manche bin ich sehenden Auges hineingetappt, wenn ich mir zum Beispiel keine Pausen gegönnt habe. In manche bin ich aber auch einfach so reingefallen. Aus manchen Löchern bin ich schneller rausgekommen wie aus anderen. Der Weg geht bis heute immer noch bergauf, kostet Kraft und Mühe, aber es werden weniger Schlaglöcher und sie sind nicht mehr so tief. Das ist mein JETZT-Zustand nach etwa 2 Jahren. Das sind Bilder, die z.T. von mir stammen und z.T. mit meiner Psychotherapeutin, ohne die ich es nicht geschafft hätte, entstanden sind. Das war für mich sehr wertvoll, solche Bilder zu haben.
Also Kopf hoch und mach dich auf die Suche nach der Treppe, sobald du genug Kraft getankt hast.
LG Eis
04.08.2019 09:42 •
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