Liebe Leslie
Unter Traumatherapie laufen heute unterschiedliche Therapieformen, denen gemeinsam ist, dass sie, wie der Name sagt, das Ziel haben, erlittene Traumata zu verarbeiten und soweit möglich aufzulösen. Aber die Methoden unterscheiden sich zum Teil beträchtlich und nicht alle sind für jede/n geeignet. Hier sind einige bekannte:
Somatic Experiencing (SE): von Peter Levine entwickelt, der gute Bücher dazu geschrieben hat. Da werden die im Körper eingelagerten, durch das Trauma erstarrten Strukturen aufgespürt und mit ihrer Hilfe der Weg zum verdrängten Trauma freigelegt, so kann es sich dann lösen.
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing): Das ist eine Methode, die mit Augenbewegungen arbeitet, weil sie davon ausgeht, dass sich das Trauma auch in erstarrten Blickmustern äussert.
Psychodynamisch-imaginative Traumatherapie von Luise Reddemann. Hier wird mit Hilfe von tranceartigen Übungen mit der Kraft der inneren Bilder und Imaginationen versucht, zuerst die gesunden Ressourcen zu stärken und sich auf dieser Grundlage dann dem Trauma anzunähern.
Mit dieser Methode arbeite ich seit 2 Jahren mit einer Therapeutin und mir hat diese Arbeit am meisten gebracht von allen Therapien, die ich mal versucht habe (und das sind viele).
Identitätsorientierte Psychotraumatherapie von Franz Ruppert. Das ist eine neuere Richtung, die mit einer besonderen Art von Aufstellungen arbeitet, was aber auch im Einzelsetting gut funktioniert. Auch damit habe ich mal gute Erfahrungen gemacht.
Bestimmt gibt es noch weitere, dies sind die mir gerade vertrauten. Vielleicht magst du mit Freund Google ein bisschen darin stöbern, auf den einschlägigen Seiten findet man auch Therapeutenlisten.
Zudem sind natürlich auch die modernen tiefenpsychologischen Psychotherapien darauf angelegt, früh erlittene Traumas aufzuarbeiten. Aus der kognitiven Verhaltenstherapie (die in ihrer klassischen Form m.E. für frühe Traumas ungeeignet ist) hat sich z.B. die Schematherapie entwickelt. Ein amerikanischer Verhaltenstherapeut, Jeffrey Young, hat diesen Mangel der VT wahrgenommen und sie in tiefenpsychologischer Richtung weiterentwickelt, so dass sie nun viel mehr emotions- und beziehungsfokussiert arbeitet.
Die klassische Psychoanalyse dagegen diagnostiziert zwar sicher vieles richtig, was die Entstehung von Traumas betrifft, führt aber in ihrer orthodoxen Form oft zu jahrelangen Therapien ohne allzu grosse Fortschritte. Sie fokussiert zu sehr auf die Vergangenheit und schlägt zu wenig den Bogen zur aktuellen Gegenwart, wo der Patient ja seine Situation verändern möchte. Sozusagen der Gegenpol zur klassischen VT.
Betr. Übernahme durch die Kassen weiss ich leider nicht, wie das in D geregelt ist. In der Schweiz werden Traumatherapien durch die Krankenversicherung bezahlt, wenn sie von Ärzten oder von Psychotherapeuten, die dafür eine ärztliche Anordnung haben, durchgeführt werden.
Soviel kann ich dir dazu aus meiner Erfahrung sagen.
05.07.2022 07:45 •
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