Therapieabbruch - mit Bericht des Therapeuten nicht einverstanden

S
Hallo zusammen,

ich habe ein Problem und weiß nicht, was ich tun soll.

Ich habe im September nach 2 1/2 Jahren meine Psychoanalyse abgebrochen. Das habe ich von jetzt auf gleich gemacht, nachdem ich schon mehrmals beim Therapeuten erzählt habe, dass ich mich grundsätzlich nicht mehr wohl fühle und er nie darauf reagiert hat bzw. darauf eingegangen ist.
Er fand es glaube ich nicht so toll und ich hatte das Gefühl, dass er persönlich beleidigt war. Selbst in der letzten Stunde ist er nicht darauf eingegangen, auf meine Bitte hin, doch noch etwas dazu zu sagen, hat er sich verweigert und wollte sich nicht mehr auf mich einlassen, wie er es mir mitteilte.

Er sagte mir, dass er noch nicht alle Stunden abgerechnen kann, weil wir schon 13 Stunden über die bisher genehmigten Stunden von 160 Std. waren. Er müsste also formal nochmal eine Verlängerung beantragen und so lange könnte ich der Krankenkasse noch nicht mitteilen, dass ich die Therapie abgebrochen habe. Wenn er die Zusage zur Verlängerung hat, dann würde er am nächsten Tag der Krankenkasse mitteilen, dass die Therapie beendet ist. Das fand ich schon mehr als merkwürdig, aber wahrscheinlich hatte er Angst, dass er auf den Kosten dieser 13 Stunden sitzen bleibt. Treu und brav, wie ich bin, habe ich mich so verhalten, wie er es wollte.

Ich habe ihn darum gebeten, mir einen Bericht zukommen zu lassen, da wir während der Zeit NIE darüber gesprochen habe, welche Entwicklung ich evt. gemacht habe, was evt. noch im argen ist etc., obwohl ich ihn auch darum gebeten habe, aber auch da hat er sich immer verweigert.Ist wohl in einer Analyse nicht üblich.
Ich wollte also wissen, wie er meine Entwicklung sieht auch in Bezug auf die Symptome, mit denen ich in die Therapie kam und vor allen Dingen auch, welche Themen seiner Meinung nach noch zur Bearbeitung anstehen.

Er hat mir vor einer Woche eine Mail geschrieben mit Auszügen aus seinem Bericht für den Gutachter der Krankenkasse, wo er die Verlängerung beantragt hat.Als ich das las, bin ich fast vom Stuhl gefallen.Ich müsste lt. seiner Aussage jetzt ein gesunder Mensch sein, denn alle Symptome sind lt. ihm weitgehend verschwunden, was ICH so nicht bestätigen kann.
Ich habe z.b. nie über meine körperlichen Symptome gesprochen, er hat mich auch nie gefragt.
Und was die Depression angeht, so geht es mir zwar besser als am Anfang der Therapie, aber als weitgehend verschwunden kann ich das auch nicht bezeichnen. Darüber habe ich ihm aber immer berichtet.

Jetzt habe ich keine Ahnung, was ich tun soll. Falls die Krankenkasse diesen Bericht vor sich liegen hat, dann wird sie mir wahrscheinlich nie eine weitere Therapie bewilligen. Ich habe vor, die Therapieform zu wechseln (was mein Psychiater auch sehr befürwortet) und jetzt doch eine Traumatherapie zu machen.
Außerdem ist das ja auch in der Form kein Bericht. Es sind Auszüge aus seinem Gutachten, was er dem Gutachter der Krankenkasse übermittelt hat. Das ganze hätte ich dann doch gerne in Schriftform und offiziell mit Stempel und Unterschrift.

07.11.2010 15:45 • #1


S
Teil II

Sollte ich das ganze einfach vergessen und sagen: Das ist halt seine Meinung, oder kann und sollte ich mich dagegen wehren? Und wenn ja, wie? Ich habe nicht vor, diesem Menschen noch einmal unter die Augen zu treten, ich bin maßlos enttäuscht von ihm!
Bei der Krankenkasse habe ich mich noch nicht gemeldet, weil ich auch nicht wusste, was ich denen jetzt sagen soll.

Ich stelle hier zur Info mal Auszüge hinein:

Dem Gutachter habe ich u.a. folgendes geschrieben:
Die P befindet sich seit Mai 2008 bei mir in psychotherapeutischer Behandlung; es wurden insgesamt 173 Sitzungen mit einer Frequenz von zwei Wochenstunden durchgeführt. Die P hat dabei ihre Termine mit großer Zuverlässigkeit wahrgenommen und war immer aufrichtig um eine gute Mitarbeit bemüht.
Die gesamte Symptomatik hat sich im Zuge der Behandlung deutlich zurückgebildet: Die eingangs “immer wiederkehrenden schweren Depressionen” haben mittlerweile ihre zermürbende Qualität weitgehend verloren, der Mangel an Lebensfreude, die umfassende Antriebslosigkeit und die ständige körperlicher und seelischer Erschöpfung sind weitgehend verschwunden. Selbstkritisch ist anzumerken, daß sämtliche therapeutischen Veränderungen auch darauf gründen, daß die P durch ihre fortbestehende Arbeitsunfähigkeit, die dann nahtlos in eine Frühverrentung überführt wurde, von äußeren Anforderungen weitgehend entlastet ist. Insbesondere das chronische Überforderungsgefühl und die damit verbundenen Ängste, die zu Beginn der Behandlung großen Raum einnahmen, haben sich natürlich auch vor diesem Hintergrund zurückgebildet. Wie dem auch sei, auch der psychopathologische Befund hat sich deutlich gebessert: die P ist kaum mehr herabgestimmt, verunsichert und angstbesetzt; die anfängliche Zentrierung und auf das körperliche Beschwerdegeschehen existiert nicht mehr. Auch die vitalen Symptome wie Schlaf– und Appetitstörungen und eine allgemein vermehrte Ermüdbarkeit haben sich weitgehend aufgelöst. Was sich dagegen kaum geändert hat, ist ihr Verhältnis zur S., die sie sich grundsätzlich nur als Vergewaltigung vorstellen kann, als etwas, “was Frauen von sich aus niemals freiwillig tun würden”.


Ich würde mich über Anregungen und Tips sehr freuen!

07.11.2010 15:46 • #2


A


Hallo Sonnenblume20,

Therapieabbruch - mit Bericht des Therapeuten nicht einverstanden

x 3#3


M
Hallo Sonnenblume,

wieso hat dein Therapeut noch keine Verlängerung beantragt, bevor die letzten Stunden ausgelaufen sind ? Das ist doch sehr merkwürdig, dass angeblich schon 13 Stunden über die Bewilligung liegen.

Irgendwie sehe ich aber auch einen Widerspruch deines Therapeuten, einerseits bist du wieder stabil und andererseits müssen noch Therapiestunden bewilligt werden. Oder will er dir einen reinwürgen und nur die angeblichen 13 Stunden bewilligt haben, da du ja angeblich stabil bist ?

Ich würde das Gutachten dem behandelnden Arzt vorlegen und um seine Meinung bitten. Du solltest auch bedenken, dass diese Beurteilung eventuell auch auf deine EU-Rente Auswirkungen haben kann.

07.11.2010 18:23 • #3


Luzie
hallo Sonnenblume, er schreibt, das es sich weitgehend verbessert, hat, in einigen Dingen, aber auch bei einigen nicht. Als geheilt hat er dich nicht beschrieben. ich glaube, das du da, (, hoffentlich bist du mi rnicht böse, ich kann mich nicht so gut ausdrücken), vielleicht panisch reagierst, was bei mir nicht anders wäre, wenn ich den Bericht lesen würde, weil ich dazu neige, schnell sehr negativ auf solche Dinge reagiere. Als Außenstehende lese ich das wie gesagt, nicht so, das du geheilt bist, und die Vergewaltigung erwähnt er auch, und ich denke, das du da gute Chancen hast, diese bei der Aussage zu bekommen.
Sprich doch mal mit deinem HA darüber.
Ich drücke dir die Daumen, das alles gut läuft mit der Krankenkasse, lg Luzie

07.11.2010 19:03 • #4


S
Hallo mag,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Im Nachhinein betrachtet waren viele Dinge mehr als merkwürdig.

Zitat von mag:
wieso hat dein Therapeut noch keine Verlängerung beantragt, bevor die letzten Stunden ausgelaufen sind ? Das ist doch sehr merkwürdig, dass angeblich schon 13 Stunden über die Bewilligung liegen.

Ich habe mich nicht getraut zu fragen. Bei der letzten Verlängerung (von 80 auf 160 Stunden) hat er auch sehr lange gebraucht. Ich habe das im Oktober 2010 unterschrieben (da müsste ich auch schon über der Zeit gewesen sein) und im Februar 2011 habe ich das Genehmigungsschreiben der Krankenkasse bekommen. Und meine Krankenkasse ist eigentlich immer recht schnell in der Bearbeitung.Ich gehe mal davon aus, dass mein Therapeut da auch schon geschludert hat.

Zitat von mag:
Irgendwie sehe ich aber auch einen Widerspruch deines Therapeuten, einerseits bist du wieder stabil und andererseits müssen noch Therapiestunden bewilligt werden

Diesen Wiederspruch sehe ich auch. Zum einen liegt er schon darin begründet, dass er ja wohl der Meinung war, dass diese Therapieform die richtige für mich ist, eine Psychoanalyse aber mind. 300 Stunden dauert. Den Abbruch hat er ja nicht befürwortet, der kam ja rein von mir aus.Wenn er jetzt die normale Verlängerung von 160 auf 240 Stunden beantragt hätte, weil die ja eh fällig war, und ich nicht hätte aufhören wollen, dann hätte er mit diesen Worten keine Befürwortung des Gutachters der Krankenkasse für eine weitere Therapienotwendigkeit bekommen. Es kommt ja wohl nicht gut, wenn man eine Therapieverlängerung um weitere 80 Stunden beantragt, gleichzeitg aber bestätigt, dass der Patient quasi so gut wie gesund ist.Ich gehe mal davon aus, dass er da was ganz anderes geschrieben hätte. Seriös und kompetent ist das aber für mich nicht. Entweder bin ich gesund/stabil oder noch krank.

Ursprünglich wollte er sogar die Verlängerung der Therapie um 80 Stunden (wie es bei der Psychoanalyse wohl so üblich ist) beantragen, damit die Krankenkasse nicht merken soll, dass ich sie eigentlich schon beendet habe. Deswegen sagte er ja auch zu mir, dass ich mich bei der Krankenkasse noch nicht rühren darf.Wahrscheinlich hatte er Angst, dass er die 13 Stunden dann nicht mehr abrechnen kann. Er sagte mir, dass er dann, wenn die Krankenkasse die 80 Stunden verlängert hätte, am nächsten Tag der Krankenkasse eine Mitteilung schicken würde, dass die Therapie beendet ist.
Da frage ich mich: Was denkt denn dann eine Krankenkasse?

Er hat aber wohl jetzt nur eine Verlängerung von 13 Stunden beantragt, die ja auch bewilligt wurde, damit er (wie er mir geschrieben hat) dem Gutachter gegenüber mit offenen Karten spielen kann (was auch immer das heißt)

Zitat von mag:
Ich würde das Gutachten dem behandelnden Arzt vorlegen und um seine Meinung bitten.

Das ist eine gute Idee. Werde ich diese Woche machen.Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Psychiater diese Meinung teilt, denn ich habe über meinen Abbruch schon mit ihm gesprochen (er hat diesen Abbruch befürwortet, weil er mir geglaubt hat, dass sie mir nicht gut tut), er kennt meine Symptomatik, nimmt mich auch ernst damit und ist auf jeden Fall der Meinung, dass ich weiter therapiebedürftig bin, nur eben evt. mit einer anderen Therapieform.

Zitat von mag:
Du solltest auch bedenken, dass diese Beurteilung eventuell auch auf deine EU-Rente Auswirkungen haben kann.

Ohjeh, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Stimmt aber auf jeden Fall! Wenn die DRV das irgendwie in die Finger bekommen würde, dann könnte es ja tatsächlich sein, dass sie mir die EU-Rente sofort streichen.

Müsste ich jetzt aber nicht trotzdem parallel die Krankenkasse darüber informieren, dass ich die Therapie schon im September abgebrochen habe? Vielleicht sind die ja auch daran interessiert, wie das ganze gelaufen ist.

Sorry für diese ellenlangen und komplizierten Ausführungen. Ich hoffe, es ist trotzdem einigermaßen verständlich, was ich hier schreibe.

07.11.2010 19:15 • #5


S
Danke Luzie, auch für Deine Antwort! Die hat sich mit meiner überschnitten.

Zitat von Luzie:
Als geheilt hat er dich nicht beschrieben. ich glaube, das du da, (, hoffentlich bist du mir nicht böse, ich kann mich nicht so gut ausdrücken), vielleicht panisch reagierst

Ich weiß, ich bin auch so ein Mensch, der immer gleich Panik bekommt.
Stimmt, er hat nicht wörtlich geschrieben, dass ich geheilt bin. Das war tatsächlich meine Wertung.

Aber doch lese ich oft die Ausdrücke hat sich weitgehend zurückgebildet, sind weitgehend verschwunden, gerade auch was die depressive Symptomatik betrifft. Und das ist das Gegenteil davon, wie es tatsächlich bei mir ist.

Und es geht, wie mag es ja auch schon angemerkt hat, ja auch evt. um die Auswirkungen auf die EU-Rente.
Wenn sich die gesamte Symptomatik deutlich zurück gebildet hat, wie er es beschreibt, wieso sollte ich dann noch eine Berechtigung auf EU-Rente haben?

07.11.2010 19:26 • #6


M
Hallo Sonnenblume,
Zitat:
Deswegen sagte er ja auch zu mir, dass ich mich bei der Krankenkasse noch nicht rühren darf.Wahrscheinlich hatte er Angst, dass er die 13 Stunden dann nicht mehr abrechnen kann
bespreche das auf jeden Fall auch mit deinem Psychater. Der Therapeut kann doch nicht sein Problem auch noch zu deinem Problem machen, indem du die Füsse stillhalten sollst, bis er die Bewilligung hat.

Hier geht es schließlich darum, dass du deine Therapie fortsetzen kannst und nicht warten mußt, bis der Therapeut für sich alles geregelt hat. Besprech das auf jeden Fall mit deinem Psychater, ob du nicht doch schon die Krankenkasse einschalten sollst, denn es geht hier um dich und deinem Gesundheitszustand.

Zitat:
Stimmt aber auf jeden Fall! Wenn die DRV das irgendwie in die Finger bekommen würde, dann könnte es ja tatsächlich sein, dass sie mir die EU-Rente sofort streichen.
Das würde ich nicht gerade so eng sehen, aber bei einem Verlängerungsantrag könnte das schon Auswirkungen haben.

Zitat:
Müsste ich jetzt aber nicht trotzdem parallel die Krankenkasse darüber informieren, dass ich die Therapie schon im September abgebrochen habe? Vielleicht sind die ja auch daran interessiert, wie das ganze gelaufen ist.
Das verstehe ich jetzt nicht, wieso schon im September ? Will er Therapiestunden abrechnen, die du gar nicht wahrgenommen hast ????

07.11.2010 19:34 • #7


S
Oh, sorry, mag, es ist wohl doch verwirrend.

Ich habe am 07.09.2010 die Therapie abgebrochen. Und zwar von jetzt auf gleich. Ich hab schon ein paar Wochen mit mir gerungen und da er ja nie auf meine Äußerungen und Bedenken, was die Therapiefortführung angeht, eingegangen ist, hatte ich an diesem Tag beschlossen, ihm mitzuteilen, dass ich abbreche und dies auch meine letzte Stunde ist und ich nicht mehr wiederkomme.
Daraufhin hat er in seinen Unterlagen geschaut und festgestellt, dass er zum einen die Verlängerung noch nicht beantragt hat und zum anderen eben 13 Stunden aus diesem grund noch nicht abgerechnet sind. In dieser Therapiestunde habe ich dann den Verlängerungsantrag unterschrieben und er wollte ihn zeitnah fertigmachen und zur Krankenkasse schicken.
Ich habe mal bei mir nachgeschaut, am 20.07. war meine letzte Therapiestunde, die noch im Rahmen der bewilligten Stunden lag.

Seitdem war ich auch nicht mehr da.Obwohl ich wusste, dass ich die Krankenkasse evt auch zeitnah über den Abbruch informieren sollte, gerade auch im Hinblick, dass ich eine weitere Therapie machen möchte, habe ich mich trotzdem nicht bei denen gemeldet, weil mein Thera mir eben sagte, dass ich es noch nicht tun sollte bzw. darf!

Vor ca. 1 1/2 Wochen habe ich dann ein Schreiben der Krankenkasse erhalten, indem sie mir mitteilten, dass sie dem Verlängerungantrag zugestimmt haben und dem Therapeuten mitteilen würden, in welchem Umfang sie noch Stunden übernehmen würden.
Das waren wohl genau diese 13 Stunden.

Die Mail von meinem Therapeuten, deren Auszüge ich hier reingestellt habe, bekam ich vor genau einer Woche.
Das heißt, jetzt hätte ich ja die Erlaubnis , der Krankenkasse eine Mitteilung über den Abbruch zu machen.

Vielleicht sollte ich ihnen ja einfach die ganze Wahrheit erzählen, um ihnen eben auch erklären zu können, warum ich mich jetzt erst melde, um den Abbruch bekanntzugeben.

07.11.2010 19:57 • #8


M
Hallo Sonneblume,

jetzt habe ich das verstanden, stand wohl selbst auf dem Schlauch.

Zitat:
Vielleicht sollte ich ihnen ja einfach die ganze Wahrheit erzählen, um ihnen eben auch erklären zu können, warum ich mich jetzt erst melde, um den Abbruch bekanntzugeben
Ich würde es so machen und wenn die Krankenkasse Schwierigkeiten machen sollte (was nicht der Fall sein muß) lass dir vom Psychater bestätigen, dass er die weitere Therapie bei diesemTherapeuten nicht befürwortet und es sinnvoll wäre, einen neuen Therapeuten hinzuziehen.

07.11.2010 20:07 • #9


A


Hallo Sonnenblume20,

x 4#10


S
Danke mag, das klingt jetzt doch ganz gut und ich bin ein bisschen beruhigt!

07.11.2010 20:13 • #10

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