Lilie123
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ich bin neu hier dazugestoßen und hoffe, dass ich hier hilfreiche Tipps oder Erfahrungen von Eltern bzw. von selbst Betroffenen erhalten kann.
Ich möchte kurz die Situation schildern:
Ich selbst bin alleinerziehend, habe 2 Kinder und bin geschieden seit 2015.
Die Beziehung zu meinem Exmann war während der Ehe und einige Jahre danach sehr konflikthaft.
Er hat mich bereits zweimal verklagt und jedesmal wurden die Kinder mit hineingezogen.
Umgänge mit den Kindern finden regelmäßig statt, seit einiger Zeit hat sich die Situation etwas entspannt.
Meine Tochter, 15 Jahre alt, ist mitten in der Pubertät.
Sie zieht sich seit ca 2 Jahren oft in ihr Zimmer zurück, ist wortkarg, hat besonders morgens schlechte Laune und lehnt alle gemeinsamen Aktivitäten mit dem kleinen Bruder und mir ab.
Sie hat aber gute Freundschaften mit Gleichaltrigen, die ich auch alle gut kenne und trifft sich auch mit denen regelmäßig. Hobbies hat sie auch, sie spielt Tennis und malt und zeichnet viel.
Sie geht aufs Gymnasium, 10. Klasse und hatte bislang gute Noten.
Vor 1 Jahr hat sie mir mitgeteilt, dass sie Hilfe benötige, weil sie sich oft schlecht fühlt, sich kaum konzentrieren kann, viel grübeln muss und auch viel weint.
Daraufhin waren wir beim Kinderarzt, der überwies sie in eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie und es wurden dann dort diverse Testungen gemacht.
Die Diagnose am Ende war leichte bis mittelschwere Depression mit Neigung zu Zwangshandlungen.
Empfehlung war regelmäßige Psychotherapie.
Diese Psychotherapie macht sie jetzt seit September letzten Jahres, mag die Therapeutin auch gern und hat Vertrauen zu ihr.
Eine Woche vor Weihnachten 2021 habe ich sie abgeholt vom Termin mit der Psychologin, da hat sie mir im Auto gesagt, dass sie mir sagen solle, dass sie sich nun selbst verletzt und ich einen Termin bei der Psychiaterin wegen eines Medikamentes machen soll, am Besten auch gleich noch ein EKG und Blutuntersuchung.
Das hat mich total schockiert, ich war total besorgt und ich habe alles angeschoben und auch mit der Psychologin dazu Rücksprache gehalten.
Sie meinte, das Ritzen sei nicht so dramatisch, das tun wohl viele, und sie habe einen "Werkzeugkasten" mit ihr gemeinsam erarbeitet, damit sie Alternativen zum Ritzen hat.
Sie hat jedoch geäußert, dass die Depressionen schlimmer werden.
Erst seien es 1-2 mal pro Monat gewesen, dass diese Episoden auftraten, jetzt sind es 4-5 Tage im Monat.
Und sie könne nur mit meiner Tochter an den Problemen arbeiten, wenn sie ein Medikament bekäme, da das nur mit einer stabilen Grundstimmung gehe.
Beim Termin mit der Psychiaterin (in der gleichen Praxis) wurde uns dann gesagt, meine Tochter solle schnellstmöglich das Medikament Fluoxitin einnehmen.
Obwohl der QT- Wert beim EKG nicht so ganz in Ordnung sei, aber das wäre schon ok (?)
Und sie könnte ein wenig Bauchschmerzen bekommen und Selbstmordgedanken könnten entstehen, aber das wäre unwahrscheinlich.
Im Nachgang habe ich mir den Beipackzettel angeschaut und festgestellt, dass es bei diesem Präparat sehr viele heftige Nebenwirkungen gibt, über die uns die Psychiaterin nicht informiert hat.
Und ich habe in einigen Ratgebern, die ich mir besorgt habe erfahren, dass auch nur im Ausnahmefall eigentlich so etwas verschrieben werden sollte.
Nach einer erneuten Runde bei der Psychologin (wo leider die Psychiaterin nicht dabei war) sagte sie dann, sie verstehe unsere Bedenken nicht, hier bekämen viele dieses Medikament, das sei total harmlos und es sei noch nie was schlimmes passiert. Kann sein, dass die Depressionen noch nicht extrem seien, aber genau kann man es nicht wissen.
Wir sind nun so verblieben, dass wir erst noch abwarten mit dem Medikament und auch unsere Tochter ist sich nicht wirklich sicher, ob es wirklich so dramatisch ist bei ihr.
Wir Eltern und die Psychologin sind uns aber auch nicht sicher!
Sie ist aktuell alle 2 Wochen bei der Psychologin und beginnt demnächst wöchentlich auch eine tiergestützte Ergotherapie. Wir haben verabredet, dass entweder sie selbst oder die Psychologin Bescheid geben, wenn es wirklich nicht mehr geht.
Nun habe ich Angst, dass diese Entscheidung vielleicht falsch war.
Einerseits wollen wir sie ja vor diesem Medikament und den Nebenwirkungen schützen, andererseits habe ich jetzt Sorge, dass es schlimmer wird mit ihr und ich es vielleicht nicht mitbekomme und dann alles den Bach hinunter geht.
Ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn hier jemand vielleicht seine Erfahrungen mit mir teilen könnte oder auch vor der gleichen Entscheidung bzw. Abwägung stand.
Vielleicht hat auch jemand Erfahrungen mit diesem Medikament gemacht in einer ähnlichen Situation und kann uns ein wenig die Bedenken nehmen?
Vielen herzlichen Dank, dass ihr dies alles gelesen habt und uns vielleicht helfen könnt.
Ich mache mir wirklich große Sorgen um meine Tochter….
Lilie123