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Tochter mit ADHS und Borderline - fühle mich überfordert

Serketa
Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

Ich selbst bin schon seit 2015 in psychologischer Behandlung. Bin seit 2015 wegen psychosomatischen Schmerzen, Depressionen EU Rentnerin. Zusätzlich habe ich noch große Verlustängste, die schon dazu führten, dass ich 2 Suizidversuche hinter mir habe.

Jetzt geht es wieder los, dass ich mich aus meinem tiefen Loch nicht mehr herausholen kann.

Um das Warum zu verstehen, hier kurz meine Geschichte.

Meine Verlustängste kommen davon, dass mein Vater sich selbst ergangen hat als ich 14 Jahre war und der Zufall es so wollte, dass ich zufällig Einblick in die Staatsanwaltsakte bekam und ein Foto sah wie mein Vater am Baum hing. Diese Bilder verfolgen mich heute noch.

Gerade in der jetzigen Zeit kommen diese Bilder mir immer mehr ins Gedächtnis.

Der Grund dafür ist meine kleine Tochter 14 Jahre.

Sie ist seit ihrem 2. Lebensjahr anders als andere Kinder. Sie ist auch seit ihrem 5. Lebensjahr in therapeutischen Behandlung wegen ADHS.

Vor 2 Jahren wurde es noch schlimmer.

Sie fing an sich zu Ritzen, wurde immer Aggressiver und vor allem ließ keine Hilfe zu. Sie ist der Meinung: Lässt mich doch alle nur sterben, mir kann eh keiner helfen.

Sie war das erste Mal 2018/19 für 17 Wochen in der offenen KJP. - Erfolglos -

August 2019 kam sie nachdem sie sich immer weiter selbst verletzt hat und weitere Suizidgedanken geäußert hat erneut in die Klinik.
Ihr langjähriger Psychotherapeut lehnte zudem noch die Weiterbehandlung ab. Er ist der Meinung, dass die ambulanten Möglichkeiten ausgeschöpft sind und unsere Tochter nach dem Klinikaufenthalt in eine intensivtherapeutische Wohngruppe muss.

Oktober 2019 kam sie in eine WG. Dort versuchte sie sich tatsächlich umzubringen und auch Versprechen die uns von der WG vorher gemacht wurden, wurden nicht eingehalten. Das fügte dazu, dass wir sie von dort wieder zurück nach Hause geholt haben - ich weiß inzwischen das dies ein Fehler war -.

Eine Woche ging es gut zu Hause.
Dann folgte wieder ein neues Problem. Diese Auseinandersrtzung endete darin, dass sie sich wieder umbringen wollte und mit dem Messer auf meinen Mann los ging. Ihre Worte dazu waren: Ja das war ein Mordanschlag auf Papa.
Sie kam in eine geschlossene Psychiatie.

Am 5.12. war der richterliche Bescheid abgelaufen. Von Seiten der Klinik sollte sie weiter in der offenen Klinik bleiben, da sie medikamentös noch richtig eingestellt werden sollte.
Dies lehnte sie ab.
Da das Wort von einem Minderjährigen Kind nach dem Dt. Gesetz mehr zählt als was die Sorgeberechtigten sagen ist egal.
Somit wurde sie am 6.12.2019 aus der Klinik entlassen.

Es folgten weitere Vorfälle.
-abhauen von zu Hause- Polizeieinsatz
- Suizidale Gedanken - 1 Nacht Klinik
- ungeschützter Verkehr - Pille danach
- erneut Selbst- und Fremdgefährtung - Polizeieinsatz und 1 Nacht Klinik

-zusätzlich legt sie es jetzt darauf an mit Macht schwanger zu werden - wo jetzt noch nicht bekannt ist ob sie tatsächlich schwanger ist

Nun hat mein Mann beschlossen, dass er uns unter diesen Umständen nicht mehr beschützen kann und unsere Tochter bis eine geeignete WG gefunden ist in eine Inobhutstelle vom Jugendamt untergebracht wird. Das passierte vor 2 Tagen.

Für mich ist seit dem auch eine Welt zusammengebrochen.
Auf Grund der Messerattake hat er ein gestörtes Verhältnis zu unserer Tochter und es lässt ihn kalt was jetzt mit ihr passiert.
Er will auch auf keinen Fall, dass sie irgendwie wieder nach Hause zurück kann.

Das tut mir wahnsinnig weh und ich weiß nicht mehr weiter. Ich versuche Antworten zu suchen warum das alles so gekommen ist bei meiner Tochter.
Ja so ist Handysüchtig und hat auch im Internet falsche Freunde gefunden.

Die Ärzte selbst dürfen es nicht offiziell aussprechen, aber sie wissen, dass sie eine Borderline Störung hat. Aber dies wird erst ab 16 Jahre diagnostiziert.

Das schlimme an der Sache ist, sie will sich nicht helfen lassen.

Wie kann man sie überzeugen, dass ihr Leben weitergehen muss. Das sie Hilfe annehmen muss.

Das sind die Themen wo ich nicht mehr weiter weiß, die mich fertig machen. Ich verzweifelt bin und mich nur noch zurück ziehe.

09.01.2020 09:26 • x 3 #1


mutmacher
Oh, man das ist heftig!
Das tut mir sehr leid für Dich, so ein riesiges Sorgenpacket! Ich glaube nicht, dass Du das alleine bewältigen kannst/solltest.
Was die Ablehnung der Medikamente betrifft, sah ich neulich eine Sendung, wie man das händelt bei schwer gestörten Patienten, die Medis ablehnen- man gab ihnen eine 3-Monatsspritze mit psychoaktiven Neuroleptika, so dass sie erst mal für ein Vierteljahr Ruhe hatten- vlt. wäre das bei Deiner Tochter machbar-ansonsten glaube ich, dass Ihr als Erziehungsberechtigte bei einer 14-Jährigen immer noch das letzte Wort habt, was die Therapie betrifft.
Es wird sicher gut sein, wenn Eure Tochter in einer therapeutisch betreuten Wohngruppe unterkommen könnte. Normalerweise müssten das die Sozialbetreuer der Klinik in die Hand nehmen. Auch ein persönlicher Betreuer wäre sinnvoll für Deine Tochter.
Ich wünsche Dir viel Kraft.

09.01.2020 12:12 • x 2 #2


A


Hallo Serketa,

Tochter mit ADHS und Borderline - fühle mich überfordert

x 3#3


Serketa
Hallo Mitmachst,
Vielen Dank für Deine Antwort.
Leider ist es nicht so, dass wir das letzte Wort haben. Den Ärzten und auch dem Jugendamt sind die Hände gebunden wenn ein Kind nicht Mitarbeiter. Weil alle Hilfsmaßnahmen auf Freiwilligkeit von dem Kind basieren.

Ich hoffe jetzt nur das sie nicht schwanger ist. Denn wie es dann weiter geht, wenn sie eine Abtreibung ablehnen würde weiß ich nicht.

09.01.2020 12:22 • #3


mutmacher
In mittleren Großstädten gibt es den Sozialpsychiatrischen Dienst, den Du vlt. mal aufsuchen könntest, die helfen in solchen Situationen auch sehr gut weiter.

09.01.2020 16:57 • #4


Serketa
Haben wir auch schon kontaktiert. Auch die sind ratlos.

09.01.2020 18:43 • #5


L
Zitat von Serketa:
Da das Wort von einem Minderjährigen Kind nach dem Dt. Gesetz mehr zählt als was die Sorgeberechtigten sagen ist egal.


Zitat von Serketa:
Die Ärzte selbst dürfen es nicht offiziell aussprechen, aber sie wissen, dass sie eine Borderline Störung hat. Aber dies wird erst ab 16 Jahre diagnostiziert.


Zitat von Serketa:
Leider ist es nicht so, dass wir das letzte Wort haben. Den Ärzten und auch dem Jugendamt sind die Hände gebunden wenn ein Kind nicht Mitarbeiter. Weil alle Hilfsmaßnahmen auf Freiwilligkeit von dem Kind basieren.


Ich bin erschüttert, was hier in Deutschland abgeht! Es ist unbegreiflich und meiner Meinung nach untersagte Hilfeleistung, das ist unverantwortlich von Seiten des Staates!

Mir fehlen die Worte!

10.01.2020 15:22 • #6


L
Wie ist das? Bei Gefährdung Fremder oder SICH SELBST gegenüber, was ja hier definitiv ganz offensichtlich ist, kommt man da nicht auch wieder in die Geschlossene, bevor Gefahr in Verzug ist?

Kommt da nicht auch die Polizei u. U. zum Einsatz?

Zitat von Serketa:
Von Seiten der Klinik sollte sie weiter in der offenen Klinik bleiben, da sie medikamentös noch richtig eingestellt werden sollte.


Vielleicht wäre es besser gewesen man hätte sie nicht aus der Geschlossenen entlassen, bevor sie richtig eingestellt ist.

Wer trifft eigentlich solche Entscheidungen? Es macht mich wirklich wütend, weil es den Anschein macht, dass ihr jetzt ganz alleine da steht, das ist einfach unverantwortlich.

10.01.2020 15:33 • #7


mutmacher
Die letzte Entscheidung, ob Geschlossene oder nicht und wenn ja, wie lange, hat ein Richter vom Amtsgericht, der mit dem Patienten ein Gespräch hat und entspr. einschätzt. Es wird ein Gutachten verfasst u. dann mit den behandelnden Ärzten eine Entscheidung getroffen. Auch der Einsatz eines Betreuers wird angesprochen.

10.01.2020 16:52 • x 1 #8


Serketa
Wie ihr alle schon schreibt, ja es ist unbeschreiblich was unsere deutschen Gesetze alles erlauben.

Wir haben bei den Vorfällen Polizei, Krankenwagen, Notarzt alle zu Hause gehabt.

Selbst der Polizei sind die Hände gebunden.

Und das schlimmste ist, den Kindern word schon in der Grundschule gelernt was sie für Kinderrechte haben.

Jetzt nachdem wir diesen schweren Schritt gegangen sind und in der Klinik gesagt haben, -nein wir können Sie so nicht mehr mit nach Hause nehmen - und sie dadurch in ein Kinder und Jugend Domizil gekommen ist geht es etwas schneller eine Wohngruppe zu suchen.

Wir haben am kommenden Sonntag und am Montag je einen Besichtigungstermin für eine WG.

Nur ich bin total kaputt. Mein Mann hat mich heute gebeten mein Antidepressiva wieder einzunehmen. Habe die Tabletten schon vor langer Zeit verschrieben bekommen. Da es mir die letzte Zeit aber besser ging hab ich sie abgesetzt.

10.01.2020 23:17 • x 1 #9


L
Ich habe es einmal erlebt, als ein strunzbesoffener in der Praxis Randale machte, und auch mit Suizid drohte. Wir alarmierten die Polizei und was machte die? Mit Mühe und Not haben sie ihn abgeführt für in die Klinik. Der war gar nicht mehr zurechnungsfähig und trotzdem tat die Polizei sich schwer zu handeln, da er ja nicht damit einverstanden war. Das kam mir zur damaligen Zeit sehr suspekt vor und ich bin immernoch geschockt über solche Zustände in Deutschland. Was muss denn noch alles passieren, dass sie erwachen?

Euch wünsche ich viel Kraft und eurer Tochter auch die Einsicht, dass sie Hilfe braucht.

10.01.2020 23:30 • x 1 #10


Serketa
Zitat von laluna74:
Ich habe es einmal erlebt, als ein strunzbesoffener in der Praxis Randale machte, und auch mit Suizid drohte. Wir alarmierten die Polizei und was machte die? Mit Mühe und Not haben sie ihn abgeführt für in die Klinik. Der war gar nicht mehr zurechnungsfähig und trotzdem tat die Polizei sich schwer zu handeln, da er ja nicht damit einverstanden war. Das kam mir zur damaligen Zeit sehr suspekt vor und ich bin immernoch geschockt über solche Zustände in Deutschland. Was muss denn noch alles passieren, dass sie erwachen?

Euch wünsche ich viel Kraft und eurer Tochter auch die Einsicht, dass sie Hilfe braucht.


Vielen Dank für die aufmunternden Worten.

14.01.2020 20:35 • #11


robbi
Deiner Tochter fehlt der Halt. All diese neuen Krankheiten wie ADHS, Borderline usw. sind leider zu oft hausgemachte Krankheiten, die dadurch entstehen, dass Kinder in ganz jungen Jahren überlastet sind, Ängste haben bzw. sie einfach spüren, zu Hause stimmt etwas nicht. Sie hat wohl die ganzen Sorgen bei euch in der Familie, auch durch dich mitbekommen. Du solltest daher keine Wut empfinden sondern immer versuchen Verständnis dafür aufzubringen. Deine Tochter schreit innerlich eigentlich nach Hilfe nur kann sie nicht mehr anders als auf Distanz zu gehen, weil sie weiß, du bist selbst psychisch krank, kannst ihr nicht helfen. Also ist sie trotzdem alleine, obwohl es dich gibt und das fühlt sie.

Zu Hause ist was Gefühle angeht KEIN SICHERER HAFEN aber genau das brauchen Kinder.

Kann sie sich auf Dich verlassen oder bist Du selbst oft mit Dir beschäftigt?

Versuche sie trotzallem ohne Vorwürfe oft in den Arm zu nehmen. Ihr zu sagen wie toll sie ist. Leider ist was Suizidgedanken angeht bei euch der Wurm drin und das wurde auf sie übertragen und genau das wird sie auch auf ihr Kind irgendwann übetragen.

Eine depressive Grundstimmung wird auf Kinder übetragen.

15.01.2020 10:42 • #12


robbi
noch eine Frage, weiß Deine Tochter, dass Du dich schon zwei mal umbringen wolltest?

Falls ja, so sieht sie die Welt.es lohnt sich nicht zu leben. das Kind tut mir so leid

15.01.2020 11:12 • #13


buddl1
guten Tag,
ich weiß nicht ob meine Zeilen dir helfen,
aber aus meiner Sicht kannst du nicht wirklich viel tun.

meine Tochter, eben als sie 14 war.
zog kurz vor dem 15 Geburtstag aus,
sie wollte alles, Leben, Sterben, eben frei sein.

weder das Jugendamt noch sonst wer konnte uns helfen,
außer uns, den Eltern die Schuld zuzuweisen.

sie rieten uns, sie fallen zu lassen, sie müsse den Weg, ihren Weg finden, allein.
neben Vorwürfen der Misshandlung, ob nun verbal, körperlich, S. oder Gewaltanwendung,
alles unterstellten man uns, besonders mir,
dem Vater.
wir wissen was es heißt ein Kind zu verlieren
und es doch nicht loszulassen.

heute nun, sie wird in einigen Tagen 26 Jahre alt,
sie fand ihren Weg mit 25
heute können wir miteinander wieder verstehen, sicher nicht alles,
aber es kostete viel Zeit, Kraft und auch Abstand,
es darf bei allem kein MUSS geben,
nur ein kann
Kliniken theras, was auch immer,
es hilft nur,
wenn Hilfe gewollt ist
und dass eben wollte sie damals nicht.
Gruß buddl1

15.01.2020 15:47 • #14


A


Hallo Serketa,

x 4#15


Irgendeine
Zitat von laluna74:
Ich habe es einmal erlebt, als ein strunzbesoffener in der Praxis Randale machte, und auch mit Suizid drohte. Wir alarmierten die Polizei und was machte die? Mit Mühe und Not haben sie ihn abgeführt für in die Klinik. Der war gar nicht mehr zurechnungsfähig und trotzdem tat die Polizei sich schwer zu handeln, da er ja nicht damit einverstanden war.

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Polizei da keine rechtliche Handlungsbasis hatte.
Stichwort Gefahr im Verzug durch Selbst- und/oder Fremdgefährdung.
Wenn ein Arzt diese festgestellt hat, darf das Ordnungsamt oder die Polizei ein vorläufiges Psych KG aussprechen. Da ist es herzlich egal, was der Pat. will.

Wie lange diese Person dann unter Psych KG bleibt, entscheidet der Richter. Und das ist auch gut so.

15.01.2020 21:49 • #15

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