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Tochter wollte sich umbringen - sie einweisen lassen?

O
Hallo,
ich habe ein großes Problem und bitte dringend um Meinungen.

Ich habe eine 17-jährige Tochter, die letztes Jahr im Oktober einen Suzidversuch unternommen hat. Gott sei Dank hat sie keine körperlichen Schäden davon getragen. In der geschlossenen Psychiatrie wurden leichte bis mittelschwere Depressionen diagnostiziert. Sie war daraufhin ca. 10 Wochen auf dieser Station; die Ärzte haben uns geraten, sie so lange dort zu lassen, bis sie einer stationären Therapie zustimmt. In dieser Atmosphäre fing sie an, sich zu ritzen, verlor ihr komplettes Selbstbewusstsein und wir erlebten sie an den Wochenende zu Hause als verstörtes Mädchen, die nicht ruhig sitzen konnte. Medikamente und Therapie hat sie verweigert; den Psychologen hat sie sich in keinster Weise geöffnet. Wir haben sie dann auf eigene Verantwortung herausgeholt und ihr einen ambulanten Therapieplatz besorgt. Auch diese Psychologin kam nicht an sie heran. Durch einen Glücksfall bot sich nach 6 Monaten ein weiterer Therapieplatz an. Doch auch diese Therapie hat sie hingeworfen. Auf unser Drängen bekam sie einen Monat Antidepressiva, die nach unserer Meinung sehr gut angeschlagen haben. Als die Packung leer war, hat sie einfach nichts gesagt und auch keine mehr genommen. Über den Sommer hat sie sich eigentlich ganz gut gefangen (wegen der Medikamente?), sie geht auch weiterhin in die Schule und erfüllt ihre Pflichten. Doch nun ist wieder Oktober; sie bekommt öfter wieder Tiefs und verweigert jegliche Kommunikation zu diesem Thema. Wir machen uns große Sorgen. Sie gibt zu, immer noch suizidale Gedanken zu haben; hat es aber angeblich im Griff!

Wie können wir sie nur überzeugen, dass sie sich Hilfe suchen soll?
Sollen wir sie aus Panik wieder einweisen lassen (in eine Klinik, die für uns alle der Horror war und nichts, aber auch gar nichts gebracht hat)?
Sie wird im nächsten Monat 18; ändert sich dann eigentlich der rechtliche Lage zum Thema Einweisung?

Bitte, bitte, helft mir! Ich bin mit den Nerven völlig am Ende!

Viele Grüße
Odie

11.10.2010 08:23 • #1


N
Hallo Odie!
Das glaube ich Dir gerne, dass Du große Sorge hast.
Gab es denn irgendeinen Auslöser für den Suizidversuch?
Hat Deine Tochter eine gute Freundin? War Sie schon immer verschlossen, oder hat sich das mit der Pupertät verschlechtert?
Zitat:
verlor ihr komplettes Selbstbewusstsein
Was glaubst Du ist dafür verantwortlich?
Zitat:
Sie wird im nächsten Monat 18; ändert sich dann eigentlich der rechtliche Lage zum Thema Einweisung?

Das ändert sich meines Wissens, denn Sie ist volljährig.
Allerdings kann Sie bei Gefahr für sich selbst oder die Umwelt-zwangseingewiesen werden.
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft.

11.10.2010 08:31 • #2


A


Hallo Odie,

Tochter wollte sich umbringen - sie einweisen lassen?

x 3#3


O
Hallo Nija,

sie hat nie darüber gesprochen, was der Auslöser damals war. Zu dieser Zeit hat allerdings ihre beste Freundin ihr die Freundschaft gekündigt und mein Bauch sagt mir, dass es auf jeden Fall eine Rolle spielt. Es war eine sehr enge Freundin. Eigentlich so die erste, mit der sie über alles gesprochen hat. Ja, sie war schon immer sehr verschlossen, auch schüchtern, von Baby an. Mit dieser Freundin hatte sich das gebessert, weil sie sehr aufgeweckt war und unsere Tochter mitgezogen hat. In der Klinik hat sie sich dann komplett zurückgezogen und sich seitdem keinem mehr anvertraut. Mit Selbstbewusstsein verlieren meine ich, dass sie es immer mehr verlernte, sich in zusammenhängenden Sätzen zu äußern und irgendwie klar zu denken. Sie war die ganzen Wochen nur mit Selbstmordversuchen auf der Station konfrontiert und konnte an nichts anderes mehr denken. Als sie wieder zu Hause war, merkte man, wie es Schritt für Schritt wieder besser wurde und auch dieses Zittern hörte auf.

11.10.2010 09:05 • #3


S
Hallo Oldie,

ich habe mal einige Beratungsstellen für euch gesucht.

Da ich nicht weiß, aus welcher Region ihr kommt, mußt du selbst suchen. Einfach um aktiv zu werden würde ich eine Beratungsstelle telefonisch kontaktieren und nach Möglichkeiten suchen. Leider kann man deine Tochter nicht zwingen, zumal sie auch volljährig wird, doch sobald Gefahr für sie selbst besteht, kannst du sie einweisen lassen.

Ich wünsch euch viel Kraft.

Serafina

11.10.2010 12:02 • #4


O
Hallo Serafina,

danke für den Link; aber genau hier liegt ja mein Problem: Wie kann ich denn entscheiden, wann eine Krise vorliegt? Wenn sie längere Zeit nicht wirklich ansprechbar ist??? Stunden???? Mehrmals in der Woche???? Wenn sie aus ihrem Zimmer kommt, wirkt sie ruhig, sie kann von der Schule erzählen und lachen. Sie nimmt an den Mahlzeiten teil und äußert auch Wünsche. Die Stimmung kann innerhalb von Sekunden völlig kippen. Dann geht sie in ihr Zimmer. Was hinter der geschlossenen Tür passiert, weiß ich nicht. Sie sagt es mir nicht. Wenn ich dann mal einfach reingehe, schaut sie fern oder macht etwas anderes und reagiert natürlich unwirsch, dass ich einfach in ihr Zimmer komme. Ich habe das Gefühl, dass die Depressionen mit pubertärem Gezicke verschwimmen; ich kann es nicht wirklich abgrenzen. Manchmal frage ich mich auch, ob ich nicht überreagiere!

Ich muss dazu auch noch sagen, dass sie noch eine Zwillingsschwester hat, die mit gleichem Verhaltensmuster eine Essstörung aufweist. Wenn bei beiden die Stimmung kippt, ist es wie ein Kriegsschauplatz. Bei uns liegen Depressionen in der Familie, aber jedesmal, wenn ich einen Arzt oder Pschyologen darauf anspreche, bekomme ich als Antwort: Die Wahrscheinlichkeit, dass beide das gleiche Problem haben, liegt statistisch gesehen bei unter 5 %! Mein Vertrauen zu diesen Ärzten liegt inzwischen im ähnlichen Prozentbereich!

11.10.2010 12:56 • #5


S
Hallo Odie!

Inwiefern habt ihr, als Eltern, die Möglichkeit mit ihr über die Erkrankung mal in Ruhe zu sprechen? Gibt es Momente, wo sie sich euch öffnen kann? Was äußert sie euch gegenüber dann? Was möchte SIE denn / Wie schätzt SIE ihre Situation ein?

Ihre Reaktion erinnert mich ganz stark an meine Anfangszeit der Depression. Ich war damals 14 Jahre alt und verhielt mich ähnlich wie deine Tochter.
Teenies, die sich auch noch voll in der Pubertät befinden, blocken ganz oft ab dem Punkt ab, wo sie sich bevormundet fühlen. Mir ging es damals ähnlich.
In meiner ersten Therapie habe ich auch kaum die Zähne auseinander bekommen. Mich hat alles einfach nur tierisch genervt und erst recht die Tatsache, dass ich gegen meinen Willen in eine Therapie gesteckt wurde.

Natürlich klingt das unvernünftig und natürlich gehört sie höchstwahrscheinlich therapiert, aber gerade bei einer Therapie geht es ja in erster Linie einmal darum, dass der Betroffene gewillt ist auch teilzunehmen.
Eine weitere Zwangseinweisung - also gegen ihren Willen - halte ich zum jetzigen Zeitpunkt und in Hinsicht auf die vergangen Erfahrung für dekonstruktiv. Zumindest solange keine akute Gefahr besteht.

Habt ihr mit ihr einmal über eine Selbsthilfegruppe gesprochen? Vielleicht wäre das für sie eine gute Anlaufstelle. So könnte sie sich mit Gleichgesinnten austauschen und sieht, dass sie nicht alleine und vor allem nicht unnormal ist.
Ich habe nämlich ein wenig das Gefühl, dass sie selbst noch nicht sehen kann, dass sie wirklich krank ist und Hilfe braucht - ihr das Alles vielleicht sogar sehr unangenehm ist?

11.10.2010 13:19 • #6


N
Zitat:
Zu dieser Zeit hat allerdings ihre beste Freundin ihr die Freundschaft gekündigt

Den Grund kennst Du aber nicht oder?
Gibt es sonst noch eine Freundin, oder war Sie die Einzigste?
Zitat:
Ich muss dazu auch noch sagen, dass sie noch eine Zwillingsschwester hat, die mit gleichem Verhaltensmuster eine Essstörung aufweist

Wie gehen denn die Zwillingsschwestern miteinander um? Vermutlich ist eine davon etwas dominanter- wäre das möglich?
Was würdest Du sagen?
Gehen Sie in diesselbe Klasse/Schule? Macht Schule Spaß oder siehst Du da eine Überforderung?
Du musst das alles nicht beantworten- es ist halt das, was ich mich gerade alles frage.

11.10.2010 15:53 • #7


O
Hallo Sandra,

ich versuche öfter, ihre guten Phasen auszunutzen und das Thema anzusprechen. Sie bleibt dann zwar freundlich, möchte aber über dieses Thema nicht sprechen. Die einzige Schiene, die sie so halb akzeptiert, ist, wenn ich es biologisch angehe und über die Wirkung von Serotonin spreche, um ihr zu zeigen, dass alle ihre kleinen Probleme (Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und gleichzeitig schlecht schlafen, Stimmungsschwankungen) eben eine bestimmte Ursache haben. Alles, was in die Richtung Verhalten geht, wird komplett abgeblockt. Was man anbietet, wird mit einem Nein quittiert, fragt man sie, was sie möchte, kommt Nichts (erinnert stark an Trotzphase mit ca. 4 Jahren). Ja, wie du schon sagst, in diesem Punkt fühlt sie sich vielleicht bevormundet und ist definitiv tierisch genervt. Ich habe eben leider immer nur wenige Sätze zur Verfügung, dann macht sie zu. Und man will ja auch nicht in jede Hochphase schwierige Diskussionen einfließen lassen. Fazit: Sie ist der Meinung, sie hat eigentlich nichts und die paar Schwierigkeiten hat sie locker im Griff. Keinerlei Handlungsbedarf. Selbsthilfegruppe? Niemals!!!

Mich würde aber interessieren, wann du deine Depressionen selbst erkannt hast und ob es einen bestimmten Auslöser gab?

Hallo Nija,

nein, ich weiß nicht, warum ihre Freundin ihr den Rücken gekehrt hat. Ich habe mal so zwischen den Zeilen mitbekommen, dass meine Tochter wohl in der letzten Zeit öfter die Verabredungen in der letzten Minute hat platzen lassen, weil sie sich nicht aufraffen konnte. Und da hat die Freundin schon recht unwillig reagiert. Sie war auch eher so der Typ, der unproblematische Dinge liebt. Sobald es schwierig wurde, war sie nicht mehr ansprechbar und hatte anderes zu tun. Es war zu dem Zeitpunkt schon die einzige Freundin, vor allem die einzige, die sich nicht mit ihrer Schwester gemeinsam hatte.

Die beiden gehen (schon immer) in die gleiche Schule; nur jetzt in der Oberstufe haben sie doch viele Kurse getrennt (Gott sei Dank)! Die Schulform ist angemessen. Das wurde in der Klinik ja auch getestet; wenn die Mädels mündlich stärker wären, würden sie problemlos im guten Bereich durch die Schule gehen. Wir haben mehrmals versucht, die beiden zu trennen; sie haben es immer boykottiert. Zwischen ihnen herrscht im Moment so eine Art Hassliebe. Jeder will ohne den anderen, keiner kann es. Optisch grenzen sie sich extrem voneinander ab, aber keiner mag die Optik des anderen akzeptieren. Das mit der Dominanz ist schwierig. Ich fühle schon, dass die Tochter mit der Essstörung durchsetzungsfähiger ist. Ich habe so oft das Gefühl, dass viele von unseren Problemen mit dem Sich-Abgrenzen zu tun haben. Da sind nicht nur die Eltern, sondern auch noch eine Schwester, die zu allem Überfluss auch noch genauso aussieht und fühlt. Und manche Lehrer, die es tatsächlich nicht schaffen, die Mädels auseinander zu halten, selbst wenn der Lehrer eigentlich nur eine im Kurs hat (da ist man einfach nur sprachlos)! Und wie gesagt, sie haben VÖLLIG unterschiedliche Frisuren, eine mit Brille und eine mit Kontaktlinsen.

Ich wollte euch noch sagen, dass es mir sooo gut tut, das alles mal zu schreiben. Beim Schreiben kann ich einfach meine Gedanken besser ordnen und ihr bringt mich mit euren Fragen dazu, Dinge mal von einer anderen Sichtweise zu sehen! Ganz vielen lieben Dank dafür!

Viele Grüße
Odie

12.10.2010 07:13 • #8


N
Noch was Anderes fällt mir gerade ein.
Haben die Mädels Hobbies? Bestimmte Interessen? Geht ihr ab und zu auch mal gemeinsam los z.B zum shoppen oder ins Kino?
Einfach mal Unternehmungen, wo die Depressionen nicht zum Thema werden?
Könnten die dummen Sendungen-wie Topmodels-oder so, zu einer Essstörung geführt haben?
Zitat:
(erinnert stark an Trotzphase mit ca. 4 Jahren).
Stimmt, da ist mit Sicherheit was dran. Will man sich doch abnabeln und seiner wege gehen.
Diese Zeit ist für Menschen in der Adoleszenz nicht einfach.
Da kommen eben so Sinnfragen nach dem Leben, den Zielen und der Wichtigkeit dessen.
Ach ja Odie- Auch Eltern haben es schwer mit der Abnabelung-nicht wahr. (finde ich zumindest)

12.10.2010 09:56 • #9


O
Hallo Nija,

hmm, unsere essgestörte Tochter kocht und backt für ihr Leben gerne (ist aber auch eine ganz typische Ausprägung). Sie macht das auch wirklich richtig gut. Inzwischen ist sie auch soweit, sich dazu zu setzen und etwas mitzuessen. Die andere Tochter hat eigentlich kein Hobby. Sie kann sich regelmäßig zu nichts motivieren. Beide sind definitiv künstlerisch sehr begabt (wird aber vehement abgestritten). Das ist schon im Kindergarten aufgefallen und zieht sich durch das ganze Leben. Oft malen sie auf Leinwand und sind dann auch wirklich teilweise tagelang richtig vertieft. Das sind die schönsten Tage. Ein wirkliches Hoch hat im letzten Monat das Bestehen der Führerscheinprüfung gebracht. Beide sind unglaublich stolz, dürfen aber im Moment nur in Begleitung fahren, weil sie noch keine 18 sind. Da nutzen wir jede Gelegenheit. Wenn ich merke, dass es einer von beiden schlecht geht, biete ich oft so Sachen wie Shoppen oder Tiergeschäfte gucken (die Fische brauchen mal neue Pflanzen :-) an oder wir fahren einfach nur tanken. Eine hin, die andere zurück. Klappt auch super. Aber am schönsten sind natürlich die Tage, wenn ich mit einer alleine etwas unternehme. Das macht richtig Spaß. An solchen Tagen komme ich auch schon mal näher an sie heran.

Ich frage mich nur manchmal, ob es überhaupt richtig ist, ihnen oft alles so passend zu servieren?????? Unterstütze ich ihre Krankheiten damit nicht noch?
Denn beide äußern ja absolut nicht das Bedürfnis, etwas ändern zu wollen!! Bis zu diesem Knall im letzten Jahr haben beide NULL pubertäre Machtspiele gezeigt. Es war schon fast zu harmonisch. Sie sind bescheiden; die Wünsche, die sie äußern, sind altersgerecht und in keinster Weise unangemessen.

Ich möchte mich schon abnabeln, aber dieser Weg, den sie da wählen, der ist mir einfach zu krass. Und..... wollen sie das auch wirklich??? Manchmal meine ich, dass ist nur mein Wunsch .......

Ach ja, diese Casting-Shows... in meinen Augen Blödsinn mit Verdummungscharakter, so dumm, dass es schon gefährlich wird. Früher wurde so etwas bei uns nicht geguckt, aber jetzt kann man es ja nicht mehr vermeiden und ich glaube, blöderweise reagieren sie tatsächlich darauf .

12.10.2010 11:38 • #10


N
Zitat:
Unterstütze ich ihre Krankheiten damit nicht noch?

Ich denke mit Deinen ureigensten Ängsten-unterstützt Du sie unbewußt sehr wohl.
Odie, was machst Du so?
Arbeitest Du? Hast Du Hobbies-Freunde?
Ich verstehe Dich-aber.....?
Darfst mir gerne auch Pn schicken.

12.10.2010 20:04 • #11


S
Zitat:
Ich frage mich nur manchmal, ob es überhaupt richtig ist, ihnen oft alles so passend zu servieren?????? Unterstütze ich ihre Krankheiten damit nicht noch?

Das kommt drauf an. Es ist durchaus wichtig, dass seelisch kranke Menschen soviel Normalität erleben, wie nur möglich. Daher finde ich es klasse, dass du versuchst soviel Zeit mit deinen Töchtern zu verbringen wie nur möglich und ihre Interessen unterstützt.

Allerdings sollte deine Unterstützung nicht so weit reichen, dass du ihnen Sachen abnimmst, nur weil sie krank sind. Aber ich hatte beim Lesen deiner Texte nicht das Gefühl, dass das bei dir der Fall ist. Ich finde es so klasse wie du mit der Erkrankung deiner Töchter umgehst und wieviel Verständnis du aufbringst. Da können sie sich wirklich glücklich schätzen!

Zitat:
Mich würde aber interessieren, wann du deine Depressionen selbst erkannt hast und ob es einen bestimmten Auslöser gab?

Nun, ich habe relativ früh gemerkt, dass mit mir irgendwas nicht zu stimmen scheint und habe sehr bald auch eigenständig angefangen mich über meine Symptome via Internet zu informieren. Was aber noch lange nicht hieß, dass ich die Diagnose, die kurz darauf gestellt wurde, auch akzeptiert habe.

Meine Eltern hatten in der Anfangszeit ebenfalls ein großes Problem die Depression anzunehmen. Da sich Pubertät und Depression überschnitten, wurde viel eben als Faulheit, oder jugendlicher Leichtsinn abgestempelt. Sie fingen an zu verstehen, als wir gemeinsam unsere erste Familientherapie angingen.

Ich denke ein großes Problem bei Eltern, bzw Müttern, ist der ausgeprägte Mutterinstinkt. Mütter (auch meine damals) reagieren sehr schnell überbesorgt und setzen natürlich alles daran, dass es ihren Kindern besser geht. Dieses Verhalten ist, gerade in der Pubertät, für viele Teenies absolut nervig (die Erfahrung machst du ja wahrscheinlich gerade selbst).
Sie fühlen sich bevormundet und reagieren rebellisch, oder ignorant lass mich, ich hab nichts, mir gehts gut, ich brauche keine Therapie, usw.

Eine kleine Anregung für dich: Versuche deine Tochter doch einmal über die etwas andere Schiene zu erreichen.
Meine Mutter bekam damals von unserem Familientherapeuten den Tipp, dass sie einen Brief an mich schreiben soll, in dem sie versuchen soll mir dazulegen wie das Leben mit mir ist. Sie sollte dabei keine Forderungen stellen, sondern nur schreiben wie sie als Angehörige das Verhalten von mir wahrnimmt und was dies bei ihr und dem Rest der Familie auslöst.

So sollte ich vor Augen geführt bekommen, wie andere mein Verhalten wahrnehmen, denn ich selbst verhielt mich damals wie deine Tochter zur Zeit. Ich wusste mit mir stimmt etwas nicht, aber depressiv? Ach was, ich doch nicht. Und überhaupt gehen mir alle nur auf den Geist mit ihren Forderungen und Hilfeleistungen... ich hab doch gar nichts, das wird schon wieder.
Als Betroffener ist man manchmal einfach nicht in der Lage vernnftig zu reflektieren, was u.a. auch an einer verdrehten Wahrnehmung, oder schlicht und ergreifend Verdrängung liegen kann.

Der Kontakt via Brief sollte die direkte Konfrontation vermeiden und mir die Möglichkeit offen lassen, den Brief zu lesen wann ich möchte und im Stillen über das Geschriebene nachzudenken.

Der Brief lag eines Abends, als ich nach Hause kam auf meinem Bett. Meine erste Reaktion war Wut. Ich war wütend, dass meine Mutter anscheinend nichts unversucht ließ, mir auf die Nerven zu gehen und es vergingen Tage, bis ich ihn noch einmal las.
Nach etlicher Zeit aber fing ich an darüber nachzudenken, was sie wohl dazu bewegte diesen Weg zu gehen und ich las die Zeilen immer und immer wieder. Bei jedem Male taten mir die Worte mehr weh und irgendwann belastete es mich so sehr, dass ich das Gespräch suchte.

Das war so der Zeitpunkt, wo wir als Familie anfingen zusammenzuhalten was meine Erkrankung betraf. Kurz darauf - und nach vielen Familienstammtischen - ging ich freiwillig in teilstationäre Behandlung. Dort lernte ich dann schlussendlich was es heißt depressiv zu sein und konnte zum ersten Mal Parallelen zu meinem Leben finden.

Aber das ist nun etwas weit gesponnen. Ich denke für deine Tochter ist in erster Linie wichtig, dass sie eine Person hat, mit der sie offen über ihre Gedanken und Emotionen sprechen kann. Wenn sie dazu nicht in der Lage ist, bzw dies verweigert, wird es vermutlich schwierig sein therapeutisch voranzukommen.

Ich weiß nicht, ob dir das nun hilft, aber vielleicht wäre der Kontaktversuch via Brief ja auch eine denkbare Möglichkeit für dich/euch.

12.10.2010 20:56 • #12


O
Hallo Sandra,

vielleicht habe ich einfach den Vorteil, dass ich mich etwas mit dem Thema Depressionen auskenne. Meine Mutter leidet hin und wieder und depressiven Phasen; ich auch. Es ist aber bei mir mehr so eine Art Winterblues.
Das kann man ganz gut mit Bewegung, Solarium, Sauna und Wärme in den Griff bekommen. Ich habe auch einen ganz tollen Lebensgefährten, der mich motiviert, wenn ich gerade nicht kann. Auf der anderen Seite kann ich mich aber meistens doch überwinden und finde dann doch zumindest Befriedigung bei einer Tätigkeit.
Und das würde ich so gerne meinen Mädels vermitteln. Wenn man das Gefühl hat, in einer Sackgasse zu sein, mal die Sichtweise zu wechseln. Sich selber verstehen lernen; denn man ist nur ausgeglichen, wenn man sein inneres Gleichgewicht findet. Aber da ich davon eben öfter rede, nerve ich sie damit. Das ist unser persönliches Problem.

Einen Brief habe ich ihr schon einmal geschrieben, als sie in der Klinik war. Ich schreibe gerne. Man kann Sätze überdenken und ziemlich treffend formulieren, was man fühlt. Ihre Reaktion: KEINE. Auch als ich nachgefragt habe, hat sie lediglich zugegeben, dass sie den Brief gelesen hat.

Hmmm, also sind mir eigentlich schon die Hände gebunden, nicht wahr? Ich kann nur immer wieder das Gespräch suchen und hoffen, dass sie es erkennt. Und eben einfach nur gut beobachten und beten, dass sich so ein Suizidversuch nicht wiederholt. Noch einmal so etwas würde ich nicht durchstehen (für eine Mutter ist das ein Blick in die Hölle). Schon alleine die Tatsache, dass es Freitag ein Jahr her ist, macht mich super nervös. Vielleicht schnappe ich mir meine Mädels und unternehme einfach etwas............ sind ja Ferien............!

LG
Odie

13.10.2010 06:48 • #13


N
Zitat:
Vielleicht schnappe ich mir meine Mädels und unternehme einfach etwas............ sind ja Ferien............!

Das wär ne gute Idee.

13.10.2010 16:52 • #14


N
Zitat:
Vielleicht schnappe ich mir meine Mädels und unternehme einfach etwas............ sind ja Ferien............!

Offensichtlich hats geklappt

18.10.2010 16:23 • #15


O
Hallo Nija,

ja, im Moment ist es echt entspannt. Das mit Schrecken erwartete Jahresdatum des Versuches ist verstrichen und es ist nichts passiert. Langsam kehrt wieder etwas Ruhe ein. Also, einfach erst mal genießen .............

21.10.2010 10:36 • #16


Brave
Hallo Oldie,
ich wünsche Dir, dass die Zeit mit Deiner Tochter einfach entspannt bleibt. Dieses Alter ist so schwierig und es bedarf eines richtiger Eiertanzes - was darf ich sagen und wie sag ich es am Besten - und wann halte ich mit zurück.
Dass Du vor einem zweiten Suizidversuch Angst hast verstehe ich. (Bin da ein sehr gebranntes Kind).
Hoffe für Dich/Euch nur das Allerbeste.
Brave

24.10.2010 16:17 • #17


O
Liebe Brave,

vielen lieben Dank für deinen Zuspruch. Ich habe gerade deine Geschichte gelesen und sie hat mich tief berührt. Deine Ängste und deine Befürchtungen müssen einfach die Hölle sein. Aber ich habe im Laufe deiner Geschichte auch gelesen, dass es doch bei dir, wenn auch nur in winzigkleinen Schritten, aufwärts geht. Ich hoffe sehr, dass du auch ein Umfeld hast, dass dir ein bisschen Kraft gibt. Ich habe einen wundervollen Lebensgefährten, der trotz der schwierigen Zeit zu mir hält, der mich ablenkt, es doch schafft, mich auch einmal zum Lachen zu bringen, der mir einfach zeigt, dass das Leben lebenswert ist, trotz aller Probleme.

Ich habe jetzt viel über solche Familiensituationen gelesen und immer wieder beschleicht mich so ein Gefühl, dass wir lernen müssen loszulassen. Wenn unsere Kinder es nicht tun (können), so müssen wir diesen Weg einschlagen; behutsam Schritt für Schritt. Das versuche ich im Moment und muss sagen, dass es eigentlich gut klappt und dass mir jetzt erst einmal auffällt, wie oft ich mich doch einmische. Einfach mal nichts sagen und warten, bis die Mädels zu mir kommen und fragen; das wirkt bei uns Wunder.

Ich drücke dir für deinen Sohn und natürlich die ganze Familie ganz fest die Daumen, dass ihr das in den Griff bekommt.

Ganz viele liebe Grüße

Odie

25.10.2010 10:53 • #18


Brave
Lieb Oldie,
ja - es ist nicht einfach die Kinder loszulassen. Ihnen es einfach mal zutrauen, dass sie es alleine schaffen. Nicht immer gleich unterstützen.
Da bin ich noch tüchtig beim Lernen.
Auch Dir wünsche ich viel Kraft auf dem weiteren Weg.
Brave

26.10.2010 18:42 • #19


K
Huhu Odie...

dein Beitrag ist sicher schon eine ganze Weile her und vielleicht bin ich als junge depressive Frau mit meinen 23 Jahren nicht qualifiziert
mich in die Situation einzumischen. Aber ich weiß noch sehr gut wie ich mich als 16jähriges Mädchen gefühlt habe als ich sehr depressiv war
und meine Eltern versucht haben an mich heranzukommen. Für mich waren sie (sicherlich auch aus Gründen meiner Pubertät) ahnungslose
Idioten die mich dazu zwingen wollten normal wie alle an deren Menschen zu sein. Ich habe das gehasst und dagegen rebelliert. Ich musste
meinen Weg erst selbst gehen und habe viele Jahre später eine Therapie gemacht, die ganz gut geholfen hat.
Um es mal zu verbildlichen:
Aus meiner Sicht sitzt jeder depressive Mensch in einer Gefängniszelle zu der nur er selbst einen Schlüssel besitzt. Da können
die Besucher zwar stehen, winke und gut zu reden, aber der Insasse trifft die Entscheidung.
Mir ist durchaus bewusst dass es bei einigen Dingen wie Suizidversuche u.Ä. dringenden Handlungsbedarf gibt und man das keinesfalls
ignorieren darf oder sollte, doch jede Form von Druck ausüben und Zwängen bewirkt bei mir zumindest das genaue Gegenteil.
Ich fühle mich unverstanden, ungeliebt und überfordert.
Von daher ist mein gut gemeinter Rat: Für den depressiven Menschen da sein. Gemeinsame Unternehmungen anbieten,
zuhören!, positive Anreize geben und selbst als Partner dem anderen Partner eher Positives erzählen und sich gegenseitig
unterstützen weil es verdammt viel Kraft kostet sich um ein depressives Kind zu kümmern. Bloß jede Standardphrase und
Verallgemeinerung vermeiden, so nach dem Motto Reiß dich mal zusammen. Und den depressiven Menschen loben,
alles was irgendwie Erwähnenswert wäre, eine tolle Frisur, eine gute Note, ein hübsches Oberteil, egal was.
Und täglich versichern dass man den depressiven liebt.

Ich weiß, es sind viele Ratschläge, sie sind schwer zu befolgen wenn man selbst einfach nur den Kanal voll hat, sich Sorgen macht
oder wütend ist. Und auch als Eltern macht man da eine Gefühlsachterbahn bezüglich dem eigenen Kind durch.
Das ist kein Grund sich schlecht zu fühlen. Als Eltern ist es wichtig, dass man auch etwas für sich selbst tut,
mal ins Kino gehen, shoppen, etc. um mal ein paar Minuten/Stunden auf andere Gedanken zu kommen
und seine Seele zu streicheln...

Was mir persönlich sehr geholfen hat:

Tägliches aufschreiben von allen Kleinigkeiten die schön sind.
Farbe in meine Wohnung bringen, ein paar bunte Kissen, etc.
Viel Sonnenlicht reinlassen in die Fenster
Bewegung an der frischen Luft
positive Bücher lesen (Ratgeber, Humorvolles, etc.)
malen, schreiben, basteln in jeder Form

Sind nur ein paar Dinge, da ist sicher jeder depressive Mensch anders.

Hoffentlich war ich nicht zu aufdringlich.

Alles iebe und eine große Portion Kraft von KiNjAl

22.11.2010 12:10 • x 1 #20


O
Liebe KiNjAl,

danke für deinen Beitrag. Ich finde es gerade gut, wenn ich Anregungen von den auf verschiedenste Weise Betroffenen bekomme. Das hilft mir, mir ein umfassenderes Bild zu machen. Ich erkenne in deinen Aussagen auch meine Tochter wieder. Als wir alle auf sie einstürmten, hat sie einfach nur noch abgeblockt. Als sie jetzt die Therapie hingeworfen hat, habe ich mich mit ihr unterhalten und ihr erklärt, dass ich von meiner Seite aus einfach nichts mehr tun kann. Ich bin immer für sie da, wenn sie Hilfe braucht, werde aber von mir aus das Thema nicht immer wieder neu anschneiden. Das bringt nämlich nur Stress. Seitdem geht es in kleinen Schritten aufwärts. Sie sucht wieder meine Nähe; wir schauen abends mal zusammen fern, unternehmen mal was zusammen. Sie hat sich mit viel Freude ein neues Zimmer eingerichtet und ich habe das Gefühl, dass der Boden unter ihren Füßen wieder fester wird. Es kommen wieder öfter Freundinnen zu Besuch und sie wirkt jetzt öfter gelöst und ausgeglichen. Inzwischen tendiere ich zu der Überlegung, dass dieser Suizidversuch im letzten Jahr eine überstürtzte Handlung auf eine Reihe von sehr unglücklichen Ereignissen darstellte. Ihre beste Freundin hat ihr in der größten Not die Freundschaft gekündigt. Ich möchte damit das Geschehene und ihre Probleme nicht herunterspielen, aber diese Gedanke gibt mir die Kraft, nicht alles nur schwarz zu sehen. Deine Anregungen fand ich gut. Ich werde daran denken und versuchen, zumindest einige umzusetzen!

Viele Grüße
Odie

23.11.2010 11:50 • #21


K
Guten Abend Odie...

Schön dass du so schnell antworten konntest.
Es freut mich zu lesen dass deine Tochter sich schon
wieder ein bisschen aufgerappelt hat und euer Verhältnis
sich gebessert hat. Ich finde es ist das Schlimmste wenn Eltern und ihre
Kinder sich entfremden und sich nichts mehr zu sagen haben. Familienzusammenhalt
ist das A und O, gerade in Zeiten der Not! Schön dass die Sonne langsam wieder
für euch scheint. Ich wünsche euch alles Liebe!

Grüße von KiNjAl

23.11.2010 17:55 • #22


O
Ich möchte meine Beitrag aufleben lassen, weil es mir im Moment wieder mal richtig mies geht.

Wie geht man mit 2 depressiven Jugendlichen um?

Diese ständigen Stimmungsschwankungen, diese gereizte Laune. Es reicht ein von mir lieb gemeinter Kommentar, der zu richtigen Wutausbrüchen führt. Untereinander gibt es bei den beiden im Moment nur Missverständnisse. Es wird herumgeschrien, die Türen werden geknallt, Kraftausdrücke prägen unseren Alltag. Kürzlich hat sogar eine von beiden die Glasscheibe in unserer Haustür eingetreten, weil ihr keiner schnell genug die Tür geöffnet hat. Ich versuche, je nach Situation, mit den beiden zu reden oder sie zu ignorieren. Doch egal, wie ich reagiere, mindestens eine von beiden richtet dann ihre Agressionen gegen mich. Ich versuche, souverän zu bleiben, merke aber, dass mein Fundament bröckelt. Beide weigern sich konsequent, professionelle Hilfe anzunehmen. Ich fühle mich wie in einer Falle, aus der ich nicht herauskomme. Und sobald es mal wieder ein wenig besser geht, lauert zu Hause bestimmt der nächste Wutanfall. Inzwischen bin ich soweit, dass ich am liebsten eine räumliche Trennung vornehmen würde. Beide sind jetzt zwar 18, gehen aber noch zur Schule. Also ist ein Auszug noch in weiter Ferne. Mittlerweile zweifel ich schon an mir selbst. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll...........

LG
Odie

07.12.2010 13:38 • #23


M
Hallo Odie,
Zitat von Odie:
Mittlerweile zweifel ich schon an mir selbst. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll...........
Hast Du denn schon mal daran gedacht, für Dich Hilfe zu suchen?
Wenn die Kinder bzw. Jugendlichen keine Hilfe annehmen wollen, kann man sie nicht dazu zwingen - bringt ja nichts. Sie werden früher oder später selber darauf kommen. Aber Du mußt schon auch aufpassen, dass Du nicht untergehst.
Ich hatte einen Jugendlichen ähnlicher Art zu Hause. Das hat mich meine ganze Kraft gekostet - bis zum Zusammenbruch

10.12.2010 12:06 • #24


Brave
Hallo Oldie,

möchte mich da ganz Martina anschließen. Am Besten Du suchst Dir Hilfe - und kannst dann auch die Situationen reflektieren und mit viell. einer anderen Sichtweise und mehr Kraft die Probleme angehen. Ich kenne den Zustand, wenn man selber eig. am Ende ist und nicht mehr kann.
Wünsch Dir alles Gute - für Dich und Deine Töchter.
Brave

14.12.2010 19:23 • #25


K
Hey Odie,

kann den anderen beiden nur bepflichten. Sich um einen (geschweige denn 2) Depressiven zu kümmern,
kostet Kraft! Sicherlich ist da ein kleines Stimmchen dass dir sagt Los, du musst dich um die beiden kümmern
und in dir regt sich vielleicht das schlechte Gewissen wenn mal wieder ein Tag verstrichen ist an dem du
nicht wusstest was du tun solltest oder aus deiner Sicht falsch reagiert hast auf das Verhalten der beiden.
Mein Partner un ich machen eine schlimme Zeit durch im Moment, die mit deiner Situation natürlich
nicht vergleichbar ist, aber wir haben beide gemerkt dass eine Veränderung her muss. Und das sollte
auch bei dir schnellst möglich passieren. Du kannst nicht alle Last alleine tragen.
Erst wenn es DIR besser geht kannst du für die beiden da sein. Was nutzt es am Ende 3 Depressive zu
haben, weil dich der Strudel mit nach unten gezogen hat?! Nur weil du dir Zeit für dich heraus nimmst
bedeutet das ja auch noch lange nicht, dass du eine schlechte Mutter bist.
Such dir etwas was dich vom Alltag zu Hause ablenkt und sorge für einen kurzzeitigen Tapetenwechsel.
Kannst ja mit ner Freundin einen Kaffee trinken gehen oder mit Bekannten mal was trinken gehen
oder so etwas. Oder auch nur mal ein bisschen shoppen. Tu was für dich! Das hast du dir verdient,
denn ich bin sicher du gibst täglich dein Bestes! Jetzt bist DU dran :-)
Viel Kraft und positive Gedanken von KiNjAl

15.12.2010 20:48 • #26


E
Ich kann mich den anderen nur anschließen... du musst auch auf dich schauen, denn was bringt es deinen Töchtern wenn es dir auch noch schlecht geht?

Ich kann dir aus eigener Erfahrung nur sagen fasse deine Töchter nicht dauernd mit Samthandschuhen an. Mir geht es immer so...alle nehmen auf mich Rücksicht und wollen mir ja nur Helfen, aber ich fühle mich dann immer schnell bevormundet. Ich will normal behandelt werden, und wenn etwas nicht ok war von mir, dann will ich auch dass man mir das sagt und wenn es ganz schlimm war auch mal mit mir schimpft, so wie man es mit einem Gesunden Menschen auch tun würde.

Ich habe seit Ausbruch meiner Krankheit, fast zehn Jahre gebraucht um zu akzeptieren dass ich Krank bin und dass ich Hilfe brauche. Ich war mir vorher schon bewusst dass ich Depressionen habe, aber ich hab es für mich nicht akzeptiert. Ich hoffe du verstehst was ich sagen will.

Ich wünsche dir auf jeden fall viel Kraft!!!

30.12.2010 10:22 • #27


O
Hallo zusammen,

ich habe eine 18-jährige Tochter, die vor 1 1/2 Jahren einen Suizidversuch unternommen hat. Glücklicherweise hat sie es unbeschadet überlebt und bei den folgenden Untersuchungen wurden leichte bis mittlere Depressionen diagnostiziert.

Sie hat sämtliche Therapieangebote abgelehnt und weigert sich auch, Medikamente zu nehmen, mit der Begründung, dass sie es nicht bräuchte.

Inzwischen verletzt sie sich regelmäßig selbst und greift auch regelmäßig zu hochprozentigem Alk. (seit sie 18 ist)! Die Schule schafft sie bislang noch so mit knapper Not. Ich stelle Rückschritte in ihrer Entwicklung fest. In guten Momenten sieht sie das auch ein, weigert sich aber trotzdem vehement, etwas zu unternehmen.

Ich möchte gerne verstehen, warum sie so stur reagiert. Gehört das zu den Depressionen mit dazu oder ist sie einfach nur sehr verbohrt?? Es wäre nett, wenn mir der eine oder andere Tipps geben könnte, woran es liegen könnte. Es wäre auch schön zu wissen, welches Ereignis euch davon überzeugt hat, Hilfe anzunehmen.

Viele Grüße von einer verzweifelten Odie

05.05.2011 11:24 • #28


Glasscherbe
Liebe Odie,

also ich kann nur aus meiner Sicht berichten. Ich habe Eltern, die eigentlich lieb und nett und bemüht um mich sind. Aber ich kann und möchte dies auch nicht annehmen. Ich habe immer das Gefühl (und das hatte ich auch schon in der Pubertät), dass sie mich zwar mögen und lieb haben und nur das beste wollen, aber (und zwar besonders von meinem Vater) dass sie dabei vergessen, mich ernst zu nehmen.
Ich wollte irgendwann auch keine Hilfe mehr, ich wollte zeigen, dass ich es allein kann, dass ich sie nicht brauche. Meine Eltern wissen bis heute nichts über meine Erlebnisse, die mich geprägt haben. Ich wollte nicht, dass sie es jemals erfahren, weil es mir erstens peinlich ist, wieder etwas nicht allein hingekriegt zu haben, zweitens, weil ich sicher dann auch noch meine Eltern über das Geschehene trösten müsste (anstatt dass sie mir beistehen) und ich drittens stark vermute, dass sie dann noch mehr auf mich aufgepasst hätten.

Vielleicht ist diese Denkweise blöd oder eben genau falsch. Aber ich konnte und kann sie nicht in mein Leben herein lassen, nur oberflächlich. Ein Gespräch zur Klärung würde sicher helfen. Ich schaff es aber nicht. Letztes Jahr habe ich es irgendwann geschafft, meiner Mutter ein Mail zu schreiben, in dem ich ansatzweise (!) einen Einblick gewährt habe. Die Reaktion war genau falsch - auch wenn ich weiß, dass sie es nur gut meint: Wir müssen einfach öfter telefonieren. Ich kann und möchte das nicht. Ich fühl mich so beobachtet, so zur Rechenschaft verpflichtet.
Außerdem reagiert meine Mutter mittlerweile auch so sensibel auf mich (bin ich selbst Schuld, ich weiß) und weint oft wegen mir. Ich komm mit diesen Schuldgefühlen nicht klar. Ich will das nicht.

Der Punkt, der mich dazu gebracht hat, zu sagen: Ich muss in meinem Leben was ändern! war der, an dem ich erkannte, dass ich, wenn ich so weiter mache irgendwann innerhalb kürzester Zeit ganz, ganz unten ankomme. Ich bin ehrlich: Hätten meine Eltern all das gewusst und zu mir gesagt lass dir helfen - ich hätt es nicht annehmen wollen. Weil es ein Tipp meiner Eltern ist. Weil ich meinen Hintern darauf verwetten konnte, dass wenn ich mal nen Tipp angenommen hab und es funktionierte wie sie geraten haben, hinterher immer ein Siehste kam. Ich fühlte mich dann immer wie ein kleines Dummchen.

Vielleicht geht es ihr ja ähnlich?

Ein Hinweis noch: Bitte sieh das nicht als Vorwurf/Schuldzuweisung. Ich weiß weder um Euer Verhältnis zueinander noch, wie deine Tochter so tickt. Es sind meine subjektiven Wahrnehmungen.

Liebe Grüße!

05.05.2011 11:51 • #29


A


Hallo Odie,

x 4#30


M
Hallo Odie,

ich kann Deine Verzweiflung gut verstehen. Ich bin auch Mutter und habe mit meinem erwachsenen Sohn ähnliche Sorgen gehabt (allerdings keinen Suizidversuch). Bis er Hilfe angenommen hat, hat sehr lange gedauert und er hat auch recht bald wieder abgebrochen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich kann nur von mir reden. Ich leide bzw. litt an Depressionen. Mittlerweile geht es mir aber wieder gut.

Ich denke, wann jemand bereit ist, ist von vielen Faktoren abhängig. Es liegt zum Teil in der Persönlichkeit eines Jeden begründet. Ich war schon immer ein Mensch der geschaut hat, wo er Hilfe bekommt, wenn er es allein nicht schafft. Dabei ist das Thema, um das es dabei geht, eigentlich nebensächlich. Manche Menschen sind genau der gegenteiligen Meinung und wollen auf Biegen und Brechen etwas allein schaffen, selbst wenn das über ihre Grenzen hinaus geht.
Als mir mein Arzt erstmalig vorschlug, einen Therapeuten aufzusuchen, habe ich gedacht, dass es bei ihm wohl etwas piept. Als ich aber dann kurze Zeit später einen Zusammenbruch hatte, ging das aber ganz flott.
Es ist mit Sicherheit auch von dem Umfeld des Betroffenen abhängig, bei Deiner Tochter möglicherweise der Bekannten- oder Freundeskreis. Bei Deiner Tochter kommt auch noch das Alter hinzu - wenn ich an meine Zeit als 18-jährige denke - wenn meine Eltern zu der Zeit aus irgendeinem Grund eine Therapie für nötig gehalten hätten, hätte ich das schon mal aus Trotz nicht für nötig gehalten. Für wen halten die mich denn? Ich kann das alleine regeln! So war ich in dem Alter gestrickt - vielleicht geht das bei Deiner Tochter in eine ähnliche Richtung? Wie sehr man sich damit selber schadet, will man gar nicht wahr haben.
Außerdem spielt auch die Phase der Krankheit eine Rolle, in der der Betroffene sich gerade befindet. In manchen Phasen leuchtet es einem überhaupt nicht ein, warum man Hilfe benötigen sollte.

Wie sich das bei Deinem Kind verhält, kann ich von hier aus nicht sagen, es sind auch nur ein paar Gedanken von mir, die mir auf Anhieb eingefallen sind. Vielleicht können andere user noch mehr dazu schreiben.

So sehr ich Deine Sorge auch verstehen kann, ich kann Dich nur bitten, das Mädel nicht zu sehr zu bedrängen - Du wirst das genaue Gegenteil erreichen. Und jemand, der sich nicht freiwillig auf eine Therapie oder Medikamente einlassen will, der kann es auch gleich bleiben lassen.

Als mein Sohn vor einigen Jahren um die Aufnahme in der Kinder- und Jugenpsychiatrie eines Krankenhauses bat, mußte er sich schriftlich und persönlich um die Aufnahme dort bewerben. Die wollten erst sehen, wieviel Mühe er für einen Therapieplatz auf sich nimmt und wie ernst es ihm damit ist.

Alles Gute für Dein Mädchen und Dich

05.05.2011 12:03 • #30

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