Zitat von Sifu: Wenn meine psychoanalytischen Nachforschungen in mir selbst stimmen, hänge ich mit meinen 60 Jahren immer noch in einer toxischen Mutter Symbiose mit meiner vor 15 Jahren verstorbenen narzisstischen Mutter und DAS ist der Hauptgrund für meine chronische generalisierte Angststörung sowie chronischen Depressionen und Süchte.
Meine narzisstische Mutter - so die Erkenntnis meiner ersten Psychoanalytikerin in den 80ern - betrieb psychologischen inz. und schirmte mich vor Frauen ab weswegen ich erst mit 30 Jahren eine Partnerin hatte.
Sagt deine Analytikerin. Sie hat wahrscheinlich sehr viel Routine darin, so etwas zu diagnostizieren, schließlich lebt sie davon. Besonders praktisch (für sie) dabei ist, dass man ihre Diagnosen kaum falsifizieren kann. Schließlich gibt es keine Messergebnisse oder andere handfeste Beweise, z.B. Röntgenfotos. Oder einschlägige eigene Erinnerungen aus der Zeit, bevor man ein episodisches Gedächtnis entwickelte, wo aberein großer Teil des Schadens angerichtet worden sein kann. Oder auch nur Vergleichsmöglichkeiten aus erster Hand (wer hat schon 2 Mütter, die er miteinander vergleichen kann - was also ist normal?)
Ich will damit nicht behaupten, dass sie (die Analytikerin) mit ihrer Erklärung richtig oder falsch liegt. Ich finde nur, dass man solche Zuschreibungen . grano salis nehmen sollte.
Zitat von Sifu: Also . . wenn es stimmt. was soll ich mit der Erkenntnis anfangen ?
Gute Frage. Ich wüsste keine Antwort. Anders wäre es, wenn du daraus Erkenntnisse über dich selbst ableiten kannst, und damit eine Richtung festlegen könntest, in die du dich entwickeln willst.
Zitat von Sifu: Wie komme ich daraus ? Wieviel Therapien und Kliniken soll ich noch machen ?
Na, so viele, wie die Ärzteschaft dir aufschwatzen kann (und dein Geldbeutel bzw. die Geduld der Versicherung hergibt). Nein, Scherz beseite: Die wesentlichen Änderungen müssen aus dir selbst kommen. Kein Shrink kann dir das abnehmen. Sobald du also eine Richtung hast und eine Ahnung, wie du in diese Richtung gehen kannst (und dazu sollte dir die Therapie verhelfen), musst du das selbst tun.
Jetzt mal von Medikamenten abgesehen. Idealerweise sollten sie dir den Start auf deiner Reise erleichtern (oder erst ermöglichen) und irgendwann (möglichst bald) überflüssig werden. Geht halt nur nicht immer und bei allen, aber daran, dass man selbst aktiv an seiner Veränderung arbeiten sollte, ändert auch so eine Dauermedikation nichts. Meine Meinung, die ich natürlich niemandem aufzwingen möchte, schließlich macht jeder seine eigenen Erfahrungen, die für jeden anders sind.
Zitat von Sifu: Wie ist das in anderen und alten Kulturen ?
Andere (und besonders alte) Kulturen sind und waren in Hinblick auf psychische Probleme nach meinem Eindruck meist deutlich weniger verständnisvoll als unsere. Bei vielen Asiaten z.B. wird das Individuum (mit all seinen Problemen) nicht so sehr in den Vordergrund gestellt. Sie sehen sich mehr aus Glieder einer Gruppe (Gesellschaft, Familie, Firma...) und da wiegen die Probleme eines Einzelnen (und sei es man selber) nicht so schwer wie bei uns, weil einzelne Ausfälle eher verkraftbar sind.
Für mich ist nicht raus, was besser ist (von klinisch relevanten Fällen mal abgesehen). Hinsichtlich solcher eher kollektiv eingestellter Kulturen könnte ich mir vorstellen, dass man, wenn man sich selbst nicht so viel Bedeutung beimisst, auch leichter mit seinen psychischen Problemen fertig wird - was gut ist, denn wer will das nicht? Andererseits wird man mit seinen Problemen natürlich auch von der Umwelt nicht so ernst genommen - was wiederum ein Problem sein kann.
Krasses Gegenbeispiel sind die USA, deren Kultur typisch noch viel individualistischer eingestellt ist als unsere. Da sparen die Eltern, wenn sie es sich leisten können, nicht nur für die teure Collegeausbildung der Kinder, sondern auch schon für deren erste Psychotherapien. Sind nun die Amis so viel psychisch anfälliger als wir - oder bilden sie es sich vielleicht nur ein? So viele Fragen...