@Sonnenschein123
Hallo Sonnenschein und Co,
Ich erlebe gerade Ähnliches.
Vor 3,5 Jahren habe ich meinen Partner kennengelernt. Er ist ebenfalls Arzt.
Zudem hat er drei Kinder aus einer früheren Beziehung. Er ist dadurch sehr gefordert und auch teilweise überfordert. Die Fernbeziehung, dir wir führen, kostet natürlich zusätzlich Energie.
Wir waren wie Seelenverwandte und unzertrennlich. Aus meiner Sicht war die Bindung von Anfang an sehr eng.
Nach einem halben Jahr dann machte er aus heiterem Himmel mit mir Schluss. Ich hatte das nicht verstanden. Er verhielt sich kalt und gefühllos. Ich bin an ihm dran geblieben und habe über die Wochen versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Ich konnte nicht glauben, dass es vorbei sein sollte und ich mir alles eingebildet habe. Ich hatte ihn dann nach 6 Wochen soweit, dass er sich mit mir treffen wollte. Es war ein sehr eisiges Gespräch. Ich drang nicht zu ihm durch. Gleichwohl hatte ich den Eindruck, dass es noch Hoffnung für unsere Beziehung gab.
Wiederum zwei Wochen später trafen wir uns auf mein Bitten nochmal. Er war deutlich zugänglicher und auch nicht mehr ganz so kalt. Ich schöpfte etwas mehr Hoffnung. Dann plötzlich, wiederum zwei Wochen später, meldete er sich urplötzlich und wollte sich sofort mit mir treffen. Er habe unendliche Sehnsucht nach mir und halte es fast nicht mehr aus, bis wir uns endlich sehen.
Ich war sehr verhalten, da auch verletzt. Letztlich ist es so, dass wir wieder zusammen kamen und unser Band noch enger wurde. Er erklärte mir, was los war, er hatte einen depressiven Einbruch.
Wir waren wieder im siebten Himmel und er schwor mir, dass so etwas nicht wieder passieren würde. Nach weiteren 9 Monaten stabiler beziehung schwanden meine letzten Zweifel.
Als er mir einen Heiratsantrag machte, wusste ich, er meint es ernst und ich kann mich auf ihn verlassen.
Die Zeit des Wartens und bangens waren sehr anstrengend für mich. Ich brauchte letztlich selbst wochen, bis ich mich davon erholte.
Im Herbst 2020 dann haben wir sehr aufwändig geheiratet. Mit einem guten Jahr Planung voraus und trotz aller COVID-Widrigkeiten.
Im Dezember dann, hat er sich aus dem nichts heraus von mir getrennt. Wir hatten weder Streit noch war sonst was vorgefallen. Als er Schluss machte, glaubte ich ihm stundenlang nicht. Ich hatte tiefes Vertrauen in ihn entwickelt, dass er mich liebt und wir eine tolle Beziehung haben. Die Depression war jedoch eine Woche vorher im anmarsch.
Er hatte sich quasi während der Depression von mir getrennt. Ich war verletzt und fassungslos und kam nicht an ihn ran. Von Seiten der behandelnden Klinik erfuhr ich auch nichts. Ich war wie abgeschnitten. Seiner Schwester gegenüber äußerte er, dass er für seine Frau nichts mehr empfinde. Der Mann, der mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen hatte. Nicht wieder zu erkennen. Weg, verpufft.
All die langen Wintermonate war ich ausgesperrt. Kürzlich trafen wir uns auf mein Bitten, sprachen auch sehr lange. Er bleibt bei seiner Entscheidung. Stabil ist er noch lange nicht.
Anfang der Woche dann bekam ich dann die WhatsApp, dass er die Scheidung einreichen werde und auch keinerlei Kommunikation mehr will.
Dann hat er mich blockiert, so dass ich weder schreiben noch anrufen kann. Das hatte er auch schon während der Wintermonate gemacht.
Er sieht mich bzw mein Verhalten als Auslöser der Depression. Ich bin der Feind. Die Depression hat sich komplett gegen mich gerichtet.
Ich bin sehr verletzt, enttäuscht, traurig. Ich komme in dem Tempo nicht mit. Vor kurzem total verliebt, jetzt kann es ihm nicht schnell genug gehen, sich zu trennen.
Ich wäre eine zusätzliche Belastung, die er neben seinem Job und den kids nicht stemmen könne.
Das ist in groben Zügen meine Geschichte. Ich bin mittlerweile selbst in Therapie, da dieser Schicksalschlag von mir alleine nicht zu bewältigen ist.
Ich weiß nicht, ob die Depression das mit einem Menschen macht. Jedenfalls hat die Krankheit meinen Mann verschluckt, den Mann, den ich geheiratet habe, gibts nicht mehr. Ich fühle mich wie ein Paar zurück gegebene Schuhe, die plötzlich nicht mehr passen.
Daher kann ich gut nachempfinden, wie es dir bzw euch geht.
Dieses ewige Hoffen und Bangen und warten macht einen mürbe.
Letztlich ist es erschreckend, dass man sich bei depressiv erkrankten auf wenig aussagen verlassen kann. Die Auswirkungen auf das eigene Leben sowie das Umfeld sind immens. Noch heute bekomme ich Glückwünsche zur Hochzeit. Es schmerzt einfach nur und der Schmerz geht nicht weg.
Ganz liebe Grüße
22.04.2021 13:45 •
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