Unwichtiger
ich muss mich mal über die Situation mit meiner Freundin aussprechen. Im wahren Leben habe ich dazu keinen.
Vorweg: Ich werde wohl einiges Negatives über sie sagen. Da in Foren für psychisch. Erkrankungen erfahrungsgemäß mehr Frauen sind und man sich meistens mehr mit dem eigenen Geschlecht identifziert, bitte ich darum, sich auch in meine Perspektive zu versetzen. Einen *beep* kann ich nicht gebrauchen und das hilft niemandem.
Wir sind beide Ende 30 und seit 4 Jahren zusammen. Ich wollte schon seit 2 Jahren die Beziehung beenden, habe es aber nie geschafft. Es fällt mir unheimlich schwer, gegenüber Mitmenschen meinen Willen zu äußern, gehe jedem Konflikt aus dem Weg. Deswegen plätscherte die Beziehung so vor sich hin, obwohl ich sie gar nicht wollte.
Sie strengt mich einfach total an. In Ihrer Gegenwart sind meine Nerven fast immer zum Bersten angespannt.
Punkt1: Redebedürfnis. Was mich am meisten anstrengt: Sie redet. Und redet. Und redet und redet und redet. Ohne Ende. Und hat dabei nichts zu sagen. Ich mag es, vertraut auch mal gemeinsam zu schweigen. Das ist bei ihr unmöglich. Wenn Sie bei einer Autofahrt 3Minuten am Stück nichts sagt, ist sie eingeschlafen. Sie beredet auch solange ein Thema, bis sie ihren Willen kriegt. Sie weiß, was sie will und akzeptiert eigentlich keine Kompromisse.
Punkt2: Sie besitzt kein Differenzierungsvermögen. Das ist nicht nur meine Wahrnehmung, sondern auch die anderer Leute. Das macht mich irre, weil sie Dinge, die ich sage, einfach nicht versteht. Aber es totdiskutieren möchte. Sie besitzt eine enorme Energie, ist eine Powerfrau, wie es sie selten gibt. Sie ist von morgens bis Abends in Aktion. Zweimal hat sie 30 Stunden durchgearbeitet. Ich bin genau das Gegenteil, eher depressiv und antriebsarm, wenig belastbar.
Punkt3: Unsere Wohnung. Sie ist irgendwann in meine Eigentumswohnung miteingezogen. Die Wohnung hat ca. 120qm. Sie hat ausnahmslos alles bestimmt, wie jeder Raum auszusehen hat. Sie wollte die Einrichtung jedes Raumes bis ins letzte Detail ausdiskutieren. Da habe ich immer entnervt aufgegeben.
Dazu kommen völlig absurde Dinge: Sie möchte immer wieder ein Bett, dass 2,70 meter breit ist. Das Schlafzimmer ist aber nur ca. 2,50 Meter breit. Auch wenn man das Bett drehen würde: Es passt einfach nicht. Physikalisch unmöglich. Sie nörgelt aber wieder und wieder rum, sie möchte genau dieses Bett für genau unser Schlafzimmer.
Punkt4: Konsum. Ich habe für mich in den letzten Jahren festgestellt, dass mich Konsum in keinster Weise glücklicher macht. Ich habe mich von einer Menge unnützer Dinge getrennt. Ich sehe es nicht ein, Geld auszugeben für Elektrogeräte oder Möbel, die sowieso alle nur wenige Jahre halten.
Sie dagegen kauft unfassbare Mengen an Schrott. In unserer Wohnung ist jede Schublade voll mit Kram. Am schlimmsten ist die Küche, ich kann da kaum noch einen Schritt machen, weil da soviel rumsteht. Die Schränke sind zum Bersten voll. Unfassbare Mengen an Geschirr und Küchengeräten. Unter den Schränken ist alles voll, auf den Schränken alles voll.
Jeden Tag kommen neue Pakete an. Es waren bis Juli diesen Jahres ungelogen bestimmt 400 Pakete. Kein Wunder, dass die Wohnung platzt. Sie kauft Sachen doppelt und dreifach. Vor ner Woche hat sie wieder einen Staubsauger gekauft, damit haben wir jetzt vier. Der neuste ist eben kabellos. Für das 2,70 Meter breite Bett hat sie auch schon Bettwäsche gekauft.
Punkt5: Mein Rückzugsraum. Den gewährt sie mir einfach nicht. Ich wollte von Anfang an einen Raum der Wohnung als meinen Rückzugsraum, aber für den Raum hatte sie andere Vorstellungen. Ich habe zwar ein Büro, das ist aber durch keine Wand oder so von ihrem Büro getrennt. Ich habe x Mal versucht, dass sie mich wenigstens in meinem Büro in Ruhe lässt. Klappt einfach nicht. Sie stürmt x mal am Tag rein, um irgendwas zu bequasseln.
Punkt6: Hysterie. Sie dreht emotional immer wieder durch. Dass Frauen das wegen ihren Hormonen hin und wieder mal tun, macht sie ja eigentlich sympatisch. Bei ihr ist das allerdings extrem. Durch unseren recht jungen Sohn von 7 Monaten wird diese Hysterie noch befeuert. Ständig will sie mit ihm in die Notaufnahme oder zum Arzt. Sie hat schon unter Tränen so ziemlich jede Krankheit bei ihm gewittert: Herzfehler, Autimus, Trisomie21, Psychische Krankheiten, Blindheit. Sie lässt sich dann auch nicht beruhigen, wie immer quasselt sie ohne Ende. Einmal bin ich dann tatsächlich mit ihr in die Notaufnahme gefahren, weil ich keinen Nerv zur Diskussion hatte. Sie meinte, unser Sohn hätte einen gebrochenen Zeh. In der Notaufnahme wurden wir dann natürlich zusammgefaltet, war ja zu erwarten.
Ihre guten Seiten: Sie ist eine wunderbare Mutter. Sie tut alles für unseren 7Monate alten Sohn und verliert wirklich nie die Geduld. Sie bringt ihn ständig zum lachen. Generell hat sie ein gutes Herz, engagiert sich für sozial benachteiligte Kinder und ist Schöffenrichterin am Gericht. Meine ganze Familie liebt sie, da sie für jeden Kindergeburtstag hundert Kuchen backt, die tollsten Geschenke mitbringt und sich bei allem sehr viel Mühe gibt.
Meine persönliche Situation: Ich bin seit bestimmt zwei Jahren in einem ziemlichen Stimmungstief. Vor über einem Jahr habe ich wegen Überlastung meine Arbeitsstelle gekündigt. Meine finanziellen Reserven sind jetzt quasi aufgebraucht. Sie verdient zwar gut, aber ich weigere mich, auf Ihre Kosten zu leben. Gleichzeitig bin ich nicht arbeitsfähig. Ich hatte vor einem Jahr ziemliche Probleme mit den Weissheitszähnen und habe seitdem chronische Schmerzen, die die Ärzte nicht in den Griff kriegen. Sehr starke Schmerzmittel helfen kaum, dementsprechend liegen meine Nerven blank.
Meine Familie: Würde mir im Falle einer Trennung die Schuld geben. Meine ganze Familie liebt sie, während ich derjenige bin, der immer mal wieder die Arbeitsstelle wechselt und lange nicht so erfolgreich wie der Rest der Familie ist. Die Depressionen, die ich habe, sind sowieso Unfug, da muss man sich nur zusammen reissen.
Meine momentane Problemsituation: Ich schaffe es nicht, mich zu trennen. Kann mich nicht überwinden, diesen Schlusstrich zu setzen. Ich will sie doch auch nicht mit unserem Sohn alleine lassen. Andererseits kann ich ihre Gegenwart nicht mehr ertragen. Ich habe schon Suizidgedanken.
So, bin jetzt sehr müde. Ich muss vom Schreiben eine Pause machen. Schreibt mir gerne was.