Leni66
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seit 1981 bin ich im Berufsleben. Ich hatte immer Arbeitsstellen, die körperlich schwer , die Arbeitszeiten ungünstig und die Bezahlung schlecht waren (Verkauf, Akkord in der Fabrik und 10 Jahre in der Altenpflege gaben mir den Rest).
1990 fingen Depressionen und eine schwere Panikerkrankung an und an Behandlungen habe ich so ziemlich alles durch. Mehrere Therapien, Klinikaufenthalte, Medikamente usw. Fast das ganze Jahr 2002 war ich krankgeschrieben und bekam dann von 2003 bis 2005 von der DRV eine Umschulung zur Bürokauffrau. Es war irgendwann klar, dass der Verlauf chronisch ist und per Gutachten (von meinem Arzt) sollte ich nicht mehr Schichten, Akkord oder körperlich schwer arbeiten, da sonst Gefahr besteht, dass die Panik wieder öfter ausbricht.
Soweit, sogut. Nach der Umschulung fand ich nichts, bekam nochmal ein halbes Jahr Schule von der DRV mit Übungsfirma und so. Tatsächlich klappte es dann im Juli 2007 mit einem Halbtags-Bürojob am Empfang einer Maschinenbau-Firma. Von den Symptomen her ging es mir recht gut, da ich immer gleichmäßig vormittags geareitet habe. OK, wenig Geld zwar, aber so konnte ich mich immerhin weiterbewerben und sammelte Berufserfahrung. Nachmittags ging ich immer spazieren und tat viel für meine Gesundheit. Ich war stabil (nehme seit 2005 Betablocker, die den Puls in Schach halten).
Da der Maschinenbau von der Krise stark betroffen ist, wurden dann im März 2009 drei Mitarbeiter gekündigt- ich war auch dabei. Beim Arbeitsamt fragte ich gleich nach einem Business-Englisch-Kurs, der mir tatsächlich auch bewilligt wurde. Ich durfte mir sogar die Schule selbst aussuchen. Ganz bewusst entschied ich mich für eine Schule mitten in der Stuttgarter City, damit ich täglich S-Bahn-fahren muss. Die Schule war Vollzeit, 3 Monate und brachte Riesen-Spaß, aber leider keinen Job. Weitere Kurse, die hilfreich wären, bekomme ich nicht, stattdessen musste ich (mal wieder) zu einem völlig sinnlosen Bewerbungs und Aktivierungstraining. Naja.
Nun ist das Jahr fast vorbei und ich habe in den letzten Wochen Ungeheuerliches bei der ARGE erlebt. Wirkliche Unverschämtheiten. Mein Mann wird ab Mai ebenfalls arbeitslos sein (Kurzarbeit rettet Jobs, ha,ha) und wir wissen noch nicht, ob wir nun zusätzlich Hartz bekommen oder nur Wohngeld. Der Chef meines Mannes zahlt seit Januar unregelmäßig und wir wissen finanziell nicht mehr ein noch aus. Ich renne von Amt zu Anwalt und so weiter. Kopieren, Schreiben, Formulare ausfüllen, nebenbei noch bewerben und bisher finanziell noch kein Stück weiter. Das ganze Durcheinander, die ganze Ungewissheit macht micht fertig. Folge- die Symptome häufen sich bei mir wieder. Einschlafstörungen, Herzklopfen, Magenprobleme, Niedergeschlagenheit.
Nun musste ich zu meiner künftigen Fallmanagerin zur ARGE- ob ich Hartz bekomme, ist wie gesagt noch gar nicht raus. Die Frau sagte kaum richtig guten Tag und fragte, als was ich mich eigentlich bewerbe. Alles, was mit Büro zu tun hat. Und als was noch? fragte sie. Sie meinte dann: was ich mir eigentlich denke, in meinem Alter und ohne Studium würde ich doch sowieso nichts im Büro finden. Als Helferin in der Produktion oder in der Altenpflege gäbe es genug Jobs! Ich sagte ihr, dass ich doch deshalb umgeschult habe und solche Tätigkeiten nicht mehr ausüben kann, aber das wollte sie natürlich nicht hören und drückte mir gleich das Forumlar für den Amtsarzt in die Hand. Dann wollte sie mich noch nötigen, dass ich diese Eingliederungsvereinbarung unterschreibe, aber das tat ich nicht.
Wohlweislich gehe ich regelmäßig zu einer Psychiaterin (einmal im Quartal) und zum Hausarzt und habe beide bzgl. Amtsarzt unterrichtet. Meinen Hausarzt habe ich auf Rente und Schwerbehindertenausweis gefragt, aber er winkte ab und meinte, Rente könnt ich ganz vergessen, da ich ja mehr als 2 Stunden arbeiten könnte. Schwerbehindertenausweis auch, weil ich höchstens 30 % bekäme und sie mich dann trotzdem zum Schichten oder Akkord arbeiten schicken könnten, würde also an meinem Problem nichts ändern. Also er meint, wenn ich dem Amtsarzt so einen Ausweis vorlege, würde er mich z. B. trotzdem für fähig befinden, Früh-und Spätschicht im Wechsel machen zu können, obwohl ich weiß, dass das nicht lange gutgeht.
Hat er Recht?