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Unheilbare Depression?

J
Hallo Linda,
ich bin 24 und habe das selbe wie du. Habe immer wieder kehrende Depressionen mit absolutem Appetitmangel, Ekel vorm essen und Übelkeit. Ich habe das schon seit meinem 10. Lebensjahr. Ich hatte immer wieder Phasen wo alles gut war aber die Depressionen kommen immer in kürzeren Abständen wieder.
Ich hab noch tausend andere Symptome, aber das nichts essen können ist am schlimmsten. Ich neige dazu mich genau in diese Sache immer reinzusteigern. Obwohl es nicht die Ursache für meine Depression ist sondern nur ein Begleitsymptom. Mit den Jahren wurde es leider immer schlimmer. Mein Psychologe sagt ich soll mich nicht so hängen lassen, auf mich selbst aufpassen, mein Denken immer wieder zu korrigieren.

Und das solltest du auch machen, lass dich nicht so hineinfallen in die Depressionen, verlass dich nicht auf irgendwelche Medikamente, nicht auf die Psychotherapeuten. Sie sind nur eine stütze und nur du hast die Macht etwas an deiner Situation zu ändern. Versuch dein Denken irgendwie umzulenken. Auch ich will immer alles perfekt machen usw. und dadurch baut sich extremer Druck auf der sich dann in der Depression und dem nichts essen können zeigt. Unsere Körper wollen uns etwas mitteilen. Ich weiß es ist eine sch. Krankheit die einem das Leben vermiest. Aber wir müssen versuchen es nicht so zuzulassen.

Ich sitze auch gerade hier, weil ich mich meine Depression nicht mehr schlafen lässt und versuche mir ein trockenes toast reinzuwürgen. Fühle mich total kaputt und ängstlich. Sitze hier in dem Glauben, dass ich auch unheilbar krank bin und mein Leben für immer so schrecklich sein wird. Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben , dass es wieder weggeht. Weil auch ich möchte am leben teilhaben so wie alle anderen.

25.12.2018 09:00 • x 3 #16


W
Liebe Linda,

danke für die PN.

Da ich nicht weiß, wie es Dir momentan geht, möchte ich Dich um etwas bitten.
Lies bitte den Text nur dann, oder wahlweise mehrmals, wenn Du psychisch etwas stabiler bist. Denn im tiefsten Loch ist man nicht wirklich offen für diverse Ideen, weil einfach alles nur grau ist.

Die Frage, Beruf oder Berufung habe ich, auch wenn es vielen merkwürdig erschien, ganz bewusst gestellt.
Man kann das nicht an Zahlen festmachen, aber eine große Zahl von Menschen geht einem Beruf nach, Berufung ist es nur selten.
Man muss ja von was leben heißt das Motto. Die meisten haben in ihrem Privatleben einen Ausgleich gefunden, um eine Balance zu erreichen.

Du stehst beruflich an einem Punkt, von dem ganz viele träumen. Das nützt Dir im Moment aber nichts.

Von Beginn an hast Du, nach den Konventionen Deiner Familie und der Gesellschaft gelebt. Alles was Deine Eltern Dir gesagt haben, Schule ist wichtig, ein Beruf ist wichtig usw. ist vollkommen richtig. Auch an dieser, von Generation zu Generation weiter gegebene Regel, Du sollst es einmal besser haben als wir, ist in keiner Weise falsch, aber es ist die Sicht Deiner Eltern.

Als Kind möchte man den Eltern, den Erwachsenen gefallen, denn man glaubt, sie würden uns die Liebe entziehen, wenn man nicht brav ist.
So wurdest Du zu einer jungen Frau, die permanent versucht, den auferlegten Regeln zu entsprechen. Auch Dein Ausflug mit den Freundinnen zeigt es. Du möchtest Dich anpassen.

Dein Körper zeigt Dir, dass er das nicht möchte, weil Du selbst noch nicht dazu in der Lage bist, zu rebellieren.

Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: Du kannst diesen angepassten Weg weiter gehen und möglicher Weise immer unzufriedener werden?

Oder, Du kannst aus diesem Käfig aussteigen.

Mit 23 Jahren bist Du noch sehr jung, hast also noch sehr viele Möglichkeiten, genau genommen alle, die Welt wartet auf Dich.

Du könntest z.B. als Arbeitsunfähigkeit Pair (das System kennt offenbar dieses Wort nicht, Kindermädchen)
ins Ausland gehen, wenn Du nicht so weit weg möchtest, die Schweiz eignet sich dafür auch, auch für nur sechs Monate geht.

Du könntest auch ein soziales Jahr machen. Auch ökologische Camps könnten für Dich interessant sein. Das Netz ist nicht nur Spaßfaktor, es hält auch sehr viele Ideen bereit.
Für die Ideen musst Du nicht gleich alles über Bord werfen. Dein Körper wird es Dir zeigen, wenn Er sich für eine Idee erwärmen könnte.

Ich persönlich fände die Idee mit Arbeitsunfähigkeit Pair am besten. Denn, Du würdest die Welt aus einem neuen Blickwinkel sehen, eben, mit Deinen Augen, und nicht mehr nur mit den Augen Deiner Eltern, Familie und/oder Freunde.

Vielleicht gelingt es Dir, eine solche Möglichkeit im Kopf einmal durchzuspielen und darauf zu achten, wie Dein Körper darauf reagiert.

Liebe Grüße Renate

28.12.2018 07:03 • x 4 #17


A


Hallo Linda95,

Unheilbare Depression?

x 3#3


C
Hallo, Linda, dein und einige andere posting haben mich bewegt. Und ich möchte gerne was schreiben.

Ich bin schon über 60 also deutlich älter. Trotzdem kann es sein dass mein Weg dir einen Tipp gibt.

Für mich war es hilfreich als ich ekannte, ja ich bin psychisch krank und es ist chronisch - es kann zu Rezidiven kommen.
Ich kam zu diesem Ergebnis weil es in mehreren Fachartikeln so stand, weil ich es durch Selbsthilfekontakte bei einer vielzahl von Betroffenen so erlebte und weil ich es damals zum 2. Mal erlebte.

Heftig ja, aber ich kann mit meinem tun versuchen möglichst wenig rezidive zu haben. Das ist das postive konstruktive an diesem Ansatz auf dem ich aufbauen konnte.

Meine Anforderungen an mich habe ich dann nach unten korriegiren. Auch im Job bin ich proaktiv aus der Personalverantwortung gegangen. Ein schwerer Schritt denn ich konnte das, bsi eben auf meine Psyche.

Natürlich ist es ein schmaler Grad aus zu loten, was kann ich mit meiner Erkrankung mir zumuten um meine Talente zu leben und wo gibt mir die Krankheit Grenzen wegen derer ich nicht all meine Talente leben kann.

Im Kern ging es für mich ab einem gewissen Punkt darum wie schaffe ich es Geld zu verdienen - wie bekomme ich es hin nicht ab zu stürzen.

vielleicht sit was für dich dabei

col

29.12.2018 00:19 • x 1 #18


C
kleiner Nachtrag

Im Kern stehen sich glaube sich glaube ich A oder B gegenüber

A
die Depression ist durch die falsche Aufgabe das falsche Umfeld ausgelöst oder zumindest befeuert. Wird dies geändert verschwindet die Depression.

B
die Depression ist da und es geht darum den Rahmen so zu gestalten dass es einerseits genug anreize andererseits keine ünerreizung gibt.

Mal mag es A sein, mal B oder eben Mischformen.
Blind oder pauschal würde ich weder auf A noch aud B setzen.

So kann es gut sein z.B den Job zu wechseln oder in ein anderes Land zu gehen, es kann auch auch fatal sein.

Meiner Meinung nach wird der A Fall - z.B. ein Wechsel etwas zu oft prioisiert. Vielleicht deshalb weil die Auslöser am ganzen dann noch auf äuseren Faktoren liegt.

col

29.12.2018 00:51 • x 1 #19


W
Guten Morgen liebe col und liebe Florica,

entschuldigt bitte die Nachfrage.

Zitat von col:
Ich kam zu diesem Ergebnis weil es in mehreren Fachartikeln so stand, weil ich es durch Selbsthilfekontakte bei einer vielzahl von Betroffenen so erlebte und weil ich es damals zum 2. Mal erlebte.


Jede, wirklich jede Depression ist anders, so wie jeder Mensch anders ist. Einer jungen Frau von gerade einmal 23 Jahren zu sagen:
ich wusste, dass ich chronische depressiv bin weil es in mehreren Fachartikeln so stand, das kann ich leider nicht nachvollziehen.

Ist es nicht wichtiger, sich erst einmal ganz ganz sicher zu sein?
Es ist einfach viel zu früh, so eine Aussage macht mehr Angst, als dass sie hilfreich sein kann.

Kennst Du die Ursache für Deine Depression col?

Was genau hat Linda zu verlieren, wenn sie für sechs Monate als Au-Pair-Kinderbetreuung in die Schweiz geht? Gar nichts, denn sie hat offenbar eine hervorragende Ausbildung.
Vielleicht kann sie es sogar im Einverständnis mit der Firma machen. Einfach nur, um ihr Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Liebe Grüße Renate

29.12.2018 05:35 • x 3 #20


W
Zitat von col:
Wenn JeMiTa Fragen hat, antworte ich gerne, denn an sie hatte ich mein posting gerichtet
col


Entschuldige bitte, ich dachte, hier sprechen die Leute miteinander.

Hallo Linda,

wie geht es Dir inzwischen? Ich würde mich freuen, wenn Du Dich einmal melden möchtest?

Liebe Grüße Renate

30.12.2018 07:05 • x 3 #21


E
Liebe Linda,

ich habe mich sehr in Deinen Schilderungen wieder gefunden! Seit knapp sechs Monaten stecke ich in einer schweren depressiven Episode fest und auch bei mir scheint auch (bisher) einfach nichts zu helfen. Ich habe ebenfalls einen zweimonatigen Klinikaufenthalt und mehrere Medikamentenversuche hinter mir. Deine Verzweiflung und Hoffnunglosigkeit kann ich demnach sehr gut nachvollziehen.

Um kurz ein bisschen was zu mir zu sagen: ich bin 26 Jahre alt, mache gerade meinen Master in Psychologie (allerdings pausiere ich dieses Semester, weil ich momentan meinen normalen Alltag nicht bewältigen kann) und bin eigentlich ein sehr lebensfroher und positiver Mensch.

Ähnlich wie Du, habe ich das Gefühl, schon so viel probiert zu haben, um eine Besserung zu erreichen. Außerdem habe ich die für mich besten Genesungsbedingungen: zurzeit bin ich nicht an meinem Studienort, sondern bei meinen Eltern Zuhause (nachdem ich von Mitte August bis Mitte Oktober in der Klinik war leider ohne Erfolg). Meine Eltern sind sehr verständnisvoll, unterstützen mich in jeglicher Hinsicht und dank ihnen habe ich auch keine materiellen Sorgen. Ich gehe offen mit der Erkrankung um und erfahre auch von meinem restlichen sozialen Umfeld viel Unterstützung und Verständnis. In der Uni habe ich ein Urlaubs-Semester eingereicht, um auch hier nicht funktionieren zu müssen - was zurzeit sowieso nicht ginge. Meine Tage sind strukturiert, ich bewege mich viel in der Natur (mit Hund), ernähre mich gesund und versuche nachsichtig und geduldig mit mir umzugehen (was mir allerdings schwer fällt). Zusätzlich habe ich psychotherapeutische Unterstützung und bin auch weiterhin in psychiatrischer Behandlung. Außerdem nehme ich zusätzlich Vitamin D, B-Vitamine und Omega3-Fettsäuren. Hinzu kommt auch, dass ich viel über die Erkrankung weiß - bedingt durch mein Studium, meine Arbeit und mittlerweile viele viele Bücher, die ich in meiner Verzweiflung schon gelesen habe.

In Hinblick auf die Ursachen und somit auch der Behandlungsansätze ist meiner Meinung nach eine Differenzierung sehr wichtig, insbesondere in Hinblick auf die unterschiedlichen Schweregrade der Depression. Auch wenn ich die hier viel geäußerten Gedankengänge nachvollziehen kann, finde ich es problematisch, die (schwere) Depression (fast) ausschließlich mit einer Sinnkrise zu verbinden. Meiner Meinung oder auch Erfahrung nach, muss man nicht mit irgendetwas in seinem Leben unglücklich sein, um in depressive Phasen zu rutschen. Zu anfangs hatte ich das auch gedacht und verzweifelt nach irgendwelchen Ursachen gesucht und alles (auch Gutes) in Frage gestellt. Das hat es jedoch für mich noch schlimmer gemacht, weil ich dachte da muss doch irgendwas sein oder Ich muss die tieferen Ursachen finden. Ich wünschte mir regelrecht etwas zu finden, damit ich dann daran arbeiten könnte. Aber z.B. zwischen meinen Episoden, wenn ich keine Symptome der Depression spüre, geht es mir sehr gut und ich merke, wie sehr ich mein Leben mag, genieße und schätze. Außerdem würde das ja auch allgemein bedeuten, dass Menschen, die ein glückliches Leben führen, nicht an einer Depression erkranken dürften - und das trifft nicht zu, da zum Beispiel auch Menschen nach positiven Lebensereignissen in eine depressive Phase abrutschen. Damit möchte ich allerdings nicht sagen, dass es bei mir keine Baustellen gibt. Ich habe durchaus gewisse Persönlichkeitseigenschaften (hoher Anspruch an mich selbst, Leistungsorientierung), die auch in Phasen, in denen es mir gut geht, ein erhöhtes Stresslevel begünstigen. Allerdings denke ich, dass diese nicht als DIE Ursache angesehen werden können, denn dann müssten ja auch alle anderen Menschen, mit diesen Bausstellen, an einer schweren Depression erkranken. Meiner Meinung nach sollte man die biologische Komponente bei dieser Schwere der Erkrankung nicht unterschätzen. Das Gehirn ist ein Organ und kann genauso erkranken, wie andere Organe auch. Ich denke, eine reine Psychologisierung setzt die Betroffenen häufig noch zusätzlich unter Druck - zumindest kann ich das von mir sagen, ohne dass ich mich der Auseinandersetzung mit meinen Themen entziehen möchte (aber konstruktiv ist das in dem depressiven Zustand sowieso nicht möglich).

Ich versuche mir zu sagen (auch wenn ich es die meiste Zeit selbst nicht glauben kann) Jede depressive Phase geht irgendwann vorbei und ich hoffe einfach sehr, dass das endlich bald der Fall sein wird. Bis dahin nicht aufzugeben, ist wirklich die größte Herausforderung überhaupt.

Linda, wenn Du magst, kannst Du mir auch gerne mal eine PN schicken.

Alles Gute für Dich und die restlichen Kommentator/innen.

Emi

11.01.2019 11:20 • x 3 #22


M
Hallo Linda,

Bis gestern ging mir genau so mit ganzen Beschwerden seit vier Monaten. Ich habe zufällig Allergiker Tabletten
Antihistaminika gestossen.

Wahrscheinlich werden mich alle auch aus alachen aber mit dieser tablette schon mit eine von Abend zum Morgen wie neu geboren wie ein Wunder passiert.Von allen Beschwerden befreit, glücklich und aus geglichen.Heute Morgen schon das zweite Tablette eingenommen.Habe auch schon sofort ein Termin für Allergie Test beim Arzt.
Ich hoffe das auch damit gerettet bin.

Ich hoffe auch für dich und anderen das gleiche Probleme haben Hilfe bereitet.(tut mir leid wegen meinen schlechten Deutsch)

LG.
Mehmet

11.01.2019 12:14 • #23


E
Hallo ich kann nur sagen lass dir helfen.ich wollte mich auch aufgeben.heut ist nicht alles Rosa doch ich lebe und genieße das.denn mit den richtigen Medikamenten und annehmen das es ok ist Depressionen zu haben. Man gut ist wie man ist damit fällt der Druck. Du musst dich nicht verstecken nehm dich an.kämpfe denn depresion ist nicht das ende

11.01.2019 15:38 • #24


Pilsum
@Emi92

Hallo Emi,
Zitat:
In Hinblick auf die Ursachen und somit auch der Behandlungsansätze ist meiner Meinung nach eine Differenzierung sehr wichtig, insbesondere in Hinblick auf die unterschiedlichen Schweregrade der Depression.
Auch wenn ich die hier viel geäußerten Gedankengänge nachvollziehen kann, finde ich es problematisch, die (schwere) Depression (fast) ausschließlich mit einer Sinnkrise zu verbinden.


Ich finde nicht, dass man Depressionen ausschließlich mit einer Sinnkrise verbinden sollte.

Zitat:
Meiner Meinung oder auch Erfahrung nach, muss man nicht mit irgendetwas in seinem Leben
unglücklich sein, um in depressive Phasen zu rutschen.


Da wirst Du völlig Recht haben. Wer behauptet denn so etwas?

Kann es nicht eher so sein, das man zwar mit seinem Leben zufrieden ist, nicht aber mit
Teilen der eigenen Denkweise. Und auch nicht mit dem eigenen Standpunkt in der Familie und der Gesellschaft?

Zitat:
und das trifft nicht zu, da zum Beispiel auch Menschen nach positiven Lebensereignissen in eine
depressive Phase abrutschen.


Genauso ist es. Gerade nach positiven Lebenserfahrungen ist die Gefahr groß, in eine depressive Phase abzurutschen. Welche körperliche Ursache sollte es dafür geben?

Zitat:
zumindest kann ich das von mir sagen, ohne dass ich mich der Auseinandersetzung mit meinen Themen
entziehen möchte (aber konstruktiv ist das in dem depressiven Zustand sowieso nicht möglich).


Warum soll das in einem depressiven Zustand nicht zumindest in geringem Maße möglich sein?
Ich hoffe, in einem Psychologie-Studium wird unter anderem auch geleehrt, wie man Menschen
in schweren psychischen Krisen erreicht.
Eine wichtige Grund-Voraussetzung kann die Bereitschaft sein, positiv nach vorn zu schauen.
Werden deshalb gerade an Depressionen erkrankte Menschen nicht parallel mit Medikamenten und einer
begleitenden Therapie behandelt?

Viele Grüße

Bernhard

11.01.2019 19:30 • x 1 #25


E
@Pilsum

Hallo Pilsum,

danke, dass Du so explizit auf meinen Eintrag eingegangen bist.

Zitat:
Ich finde nicht, dass man Depressionen ausschließlich mit einer Sinnkrise verbinden sollte.

Genau das habe ich auch geschrieben: ...finde ich es problematisch, die (schwere) Depression (fast) ausschließlich mit einer Sinnkrise zu verbinden.

Zitat:
Kann es nicht eher so sein, das man zwar mit seinem Leben zufrieden ist, nicht aber mit
Teilen der eigenen Denkweise. Und auch nicht mit dem eigenen Standpunkt in der Familie und der Gesellschaft?

Ja da stimme ich Dir zu. Allerdings geht das mit Sicherheit vielen Menschen in ihrem Leben so. Und nicht all jene erkranken an einer Depression.

Zitat:
Genauso ist es. Gerade nach positiven Lebenserfahrungen ist die Gefahr groß, in eine depressive Phase abzurutschen. Welche körperliche Ursache sollte es dafür geben?

Gute Frage! Leider sind die körperlichen Ursachen der Depression noch sehr unzureichend erforscht. Ich würde vermuten, dass positive Lebensereignisse auch mit (positiven) Stress einhergehen und dass dieser evtl. zu physiologischen Veränderungen im Gehirn führt. Aber das ist nun rein spekulativ!

Zitat:
Warum soll das in einem depressiven Zustand nicht zumindest in geringem Maße möglich sein?
Ich hoffe, in einem Psychologie-Studium wird unter anderem auch geleehrt, wie man Menschen
in schweren psychischen Krisen erreicht.

Da hast Du Recht, da habe ich mich etwas drastisch ausgedrückt. In einem geringen Maße ist es möglich, in einer schweren depressiven Episode bereits an seinen Themen zu arbeiten. Allerdings, und das wird auch im Psychologiestudium gelehrt, findet in dieser Zeit erst einmal vermehrt eine kriseninterventionsmäßige Unterstützung statt, um eine Stabilisierung zu unterstützen. Und ich persönlich mache für mich die Erfahrung, dass in Akutphasen ein Arbeiten an den eigentlichen Themen nicht sehr fruchtbar ist. Oft habe ich das Gefühl, dass mich die Dinge einfach nicht erreichen können und mein Kopf so auf Autopilot geschaltet ist, dass ich wenig Chancen habe, zu intervenieren (was wiederum starke Schuldgefühle auslöst, da ich denke, dass das doch möglich sein sollte und andere das doch auch schaffen).

Zitat:
Eine wichtige Grund-Voraussetzung kann die Bereitschaft sein, positiv nach vorn zu schauen.

Meiner Erfahrung nach ist leider genau das in einer schweren Depression nicht möglich, auch wenn ich es noch so sehr versuche. Die Fähigkeit, positiv nach vorne zu schauen (die ich in gesunden Phasen habe), ist wie ausgelöscht. Auch wenn ich rational weiß, dass nicht alles hoffnungslos ist, fühlt es sich einfach anders an.

Viele Grüße zurück

Emi

11.01.2019 20:09 • x 1 #26


Pilsum
@Emi92

Hallo Emi,
Zitat:
Pilsum schreibt.
Eine wichtige Grund-Voraussetzung kann die Bereitschaft sein, positiv nach vorn zu schauen.

Zitat:
Meiner Erfahrung nach ist leider genau das in einer schweren Depression nicht möglich, auch wenn ich es noch so sehr versuche. Die Fähigkeit, positiv nach vorne zu schauen (die ich in gesunden Phasen habe), ist wie ausgelöscht.


Da gebe ich Dir Recht. Dies betrifft aber meiner Ansicht nach hauptsächlich den
Gefühlsbereich. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass man auch in depressiven Zeiten
sachlich seinen Tagesablauf bestreiten kann, bzw. dies lernen kann.

Hier könnte der persönliche Wille eine nennenswerte Rolle spielen. Für diese Aussage werde ich jedoch
regelmäßig zumindest am Anfang heftig angegriffen.

Da entstehen immer wieder Gespräche wie:

Ich sage - Du kannst doch.
Ein depressiver Mensch - Nein, ich kann nicht. Du verstehst mich auch nicht!

Ich habe nur äußerst selten die Erfahrung gemacht, dass ich etwas im psychischen Bereich nicht verstehe, wenn
man mir in Einzelheiten erklärt, wie eine Denkweise zustande kommt.
Jedoch habe ich immer wieder mal die Vermutung, das ein depressiver Mensch
noch nicht versteht, wie es zu gegensätzlichen Ansichten (depressiv) in der eigenen Gedankenwelt
gekommen ist und vor allem, wie man Gegensätze auflöst oder zumindest zunächst akzeptiert.
Zitat:
Auch wenn ich rational weiß, dass nicht alles hoffnungslos ist, fühlt es sich einfach anders an.


Ja natürlich ist das so. Es bedarf einer sehr intensiven Betrachtung im gedanklichen Bereich zwischen
Ursache (ein Gedanke) und Wirkung also dem Gefühl, richtig zu liegen und erfolgreich zu sein oder dem Gefühl,
falsch zu liegen und sich unglücklich zu fühlen.

Das hört sich nun sehr schlicht und nüchtern an. Dazu kann ich aber gern mehr erklären.
Zitat:
Allerdings geht das mit Sicherheit vielen Menschen in ihrem Leben so. Und nicht all jene erkranken an einer Depression.


Das ist sicherlich so. Ich denke Menschen mit Depressionen sind eventuell Menschen mit einem grundsätzlich
sehr starken Willen, was zu Folge hat, dass sie sich möglicherweise schwer tun, grundlegende Dinge zu
hinterfragen und einmal aus einer komplett anderen Sicht zu sehen versuchen.

Zitat:
Oft habe ich das Gefühl, dass mich die Dinge einfach nicht erreichen können und mein Kopf so auf Autopilot geschaltet
ist, dass ich wenig Chancen habe, zu intervenieren (was wiederum starke Schuldgefühle auslöst, da ich denke, dass
das doch möglich sein sollte und andere das doch auch schaffen).


Und hier gehen unsere Meinungen vermutlich auseinander.
Ich glaube, Du hast jederzeit die Chance einmal andere Sichtweisen in Deine Gedankenwelt einzubauen.
Dummerweise hat so etwas möglicherweise heftige Konsequenzen. Dabei könntest Du erkennen, dass Du eine
Zeit lang einen, nur für Dich falschen Gedankenweg gegangen bist.
Und dann taucht die Frage auf. Was nun?
Lieber den alten Gedankenweg verfolgen und teilweise nicht zufrieden zu sein.
Oder gedankliches Neuland betreten und sehen und staunen, was sich in der
Gefühlswelt verändert, wenn man bestimmte Sachen aus einer anderen Richtung betrachtet.

Schließlich ist nur wenig in unserem Leben absolut gültig, das heißt, absolut richtig oder falsch.
Und dann stellt sich die Frage. Wie relativ ist es überhaupt, ob ich zufrieden oder unglücklich bin.

Bernhard.

11.01.2019 21:18 • #27


V
Hallo Linda. Ich habe mich tatsächlich nur hier angemeldet um dir antworten zu können...und vielleicht können viele andere auch davon profitieren.
Depression ist das mit unter am stärksten missverstande Symptom überhaupt; die am meisten unbeantwortete Frage ist, was die Ursache der Depression ist. Ärzte mögen ihr erworbenes Wissen anwenden aber verschreiben zu oft aus Ratlosigkeit Antidepessiva ohne den Körper in seiner Gesamtheit zu untersuchen - dies wäre einerseits sehr kostspielig (kaum eine Krankenkasse würde das bezahlen) und es entspräche nicht der Standard-Vorgehensweise. Wir leben heute in einer überaus toxischen Welt - der Preis der Industrialisierung. Viele Umweltgifte sammeln sich im Körper. Zudem kommen noch die ausgelaugten Böden der Landwirtschaft denen mit allen chemischen Mitteln eine Ernte ohne nennenswerten Vitaminen, Mineralstoffen und Elementen abgezwungen werden. Hier kommen viele Faktoren zusammen - daher wirkt der Text etwas nach Blockform. Die Natur bevorzugt den Erwachsenen (bereits überlebensfähigen) Organismus vor dem Nachwuchs - daher wird das Ungeborene Erstgeborene genutzt um so viele Schadstoffe wie möglich von der Mutter loszuwerden; das landet natürlich im Kind. Die Folge ist eine gestörte Darmflora (leaky gut), Toxinbelastung und die Mangelernährung durch die Füllstoffe, die allgemein Nahrungsmittel genannt werden. Wir sind Symbionten. Wir leben in Kooperation mit unseren Bakterien im Darm die etwa 80% unserer gesamten Körperzellen ausmachen - sie sind gleichzeitig Analyselabor, Hormonfabrik und Dirigent des Immunsystems und haben wahrscheinlich noch millionenfach mehr Aufgaben zu verrichten als sich die Menschen je bewusst werden können. Wir haben also eine große Anzahl von Faktoren, die dem Körper zu schaffen machen...und die müssen beseitigt werden. Zum einen müssen dem Körper die nötigen Vitamine, Mineralstoffe und Elemente zugefügt werden - über die Nahrung allein ist das nicht mehr möglich. Zeitgleich muss die Exposition von Toxinen so weit wie möglich verringert werden, der Körper entgiftet und der Darm geheilt werden (leaky gut). Die Darmflora muss ins Gleichgewicht gebracht werden (Probiotika) - der Darm ist unser Hauptlieferant von Serotonin. Das klingt jetzt nach sehr umfangreichen Maßnahmen aber die Baustelle Mensch ist global in einem grenzwertigem Zustand von Mangelernährung, schwachem Immunsystem und Schadstoffbelastung.

12.01.2019 20:58 • x 3 #28


L
Hallo an alle,

vorab: DANKE für eure ganzen Kommentare. Ich schätze jeden Kommentar wirklich, auch wenn ich jetzt eine längere Zeit nicht direkt antworten konnte - das tut mir leid! Ich werde zu einigen Beiträgen kurz was schreiben, ganz unten seht ihr dann meinen aktuellen Status bzw. über was ich mir aktuell Gedanken mache! Es ist ein sehr sehr langer Text, DANKE wenn du dir alles durchliest. Ich bin sehr lange daran gesessen.

Zitat von Wende2018:
Liebe Linda, danke für die PN. Da ich nicht weiß, wie es Dir momentan geht, möchte ich Dich um etwas bitten. Lies bitte den Text nur dann, oder wahlweise mehrmals, wenn Du psychisch etwas stabiler bist. Denn im tiefsten Loch ist man nicht wirklich offen für diverse Ideen, weil einfach alles nur grau ist. Die Frage, Beruf oder Berufung habe ich, auch wenn es vielen merkwürdig erschien, ganz bewusst gestellt. Man kann das nicht an Zahlen festmachen, aber eine große Zahl von Menschen geht einem Beruf nach, Berufung ist es nur selten. ...


Liebe Renate,

vielen Dank für deine Antwort. Ich habe deinen Beitrag jetzt schon sehr oft gelesen..Hatte auch schon eine Teilantwort erstellt und wollte eigentlich daran weiterschreiben, aber nun ist sie weg.

Es ist mir klar, dass mein Job mehr Beruf anstatt Berufung darstellt. Vor allem in der letzten Zeit habe ich darüber viel nachgedacht. Doch es war immer so, dass es für mich nie etwas schlimmes war, arbeiten zu gehen. Es war also immer ganz okey. Klar gab es Tage, an denen ich nicht so gerne arbeiten ginge. Gleichzeitig gab es aber auch Tage, an denen ich sogar gerne arbeiten ginge (aktuell kaum zu glauben..).

Zurzeit ist es natürlich so, dass ich die Arbeit komplett schwarz sehe. Ich möchte nichtmal mehr zurück in mein Unternehmen. Am liebsten würde ich einen kompletten Neustart in einer anderen Branche wagen, wenn es mir zumindest körperlich gehen würde. Auch deine angesprochene Möglichkeit einen ganz anderen Weg einzuschlagen, geht mir momentan durch den Kopf...

Doch bei allen Möglichkeiten gibt es ein riesiges Problem: Für alles müsste ich meinen jetzigen Job aufgeben und damit wäre aktuell meine Absicherung dahin.. Ich hätte keine Möglichkeit Krankgeld zu beziehehen oder - falls ich mich wieder in der Lage fühle - eine Wiedereingliederung zu machen. Und diese Absicherung ist für mich sehr wichtig. Ich bin zu ein großer Schisser, um dieses Risiko einzugehen. Selbst bei einem neuen Arbeitgeber müsste ich die Probezeit bestehen.. Da würde ich mir wieder extremen Druck machen, nicht krank zu werden, das weiß ich jetzt schon..

All diese Möglichkeiten könnte ich irgendwie erst versuchen, wenn mein jetziger Arbeitgeber mir die Kündigung hinlegen würde o. Ä...

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Zitat von Emi92:
Liebe Linda, ich habe mich sehr in Deinen Schilderungen wieder gefunden! Seit knapp sechs Monaten stecke ich in einer schweren depressiven Episode fest und auch bei mir scheint auch (bisher) einfach nichts zu helfen. Ich habe ebenfalls einen zweimonatigen Klinikaufenthalt und mehrere Medikamentenversuche hinter mir. Deine Verzweiflung und Hoffnunglosigkeit kann ich demnach sehr gut nachvollziehen. Um kurz ein bisschen was zu mir zu sagen: ich bin 26 Jahre alt, mache gerade meinen Master in Psychologie (allerdings pausiere ich dieses Semester, weil ich momentan meinen normalen Alltag nicht bewältigen kann) und bin eigentlich ein sehr lebensfroher und positiver Mensch. Ähnlich ...


Danke Dir für deinen ausführlichen Beitrag. Ich würde dir gerne per PN schreiben und wir könnten uns vielleicht ein bisschen näher austauschen - evtl. haben wir ja gegenseitige Tipps, die wir uns geben können. Werde hier jetzt auch wieder mehr aktiv sein. Wenn du meinen aktuellen Status hören möchtest, findest du diesen am Ende meines Beitrags.

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Zitat von veisenhammer:
Hallo Linda. Ich habe mich tatsächlich nur hier angemeldet um dir antworten zu können...und vielleicht können viele andere auch davon profitieren. Depression ist das mit unter am stärksten missverstande Symptom überhaupt; die am meisten unbeantwortete Frage ist, was die Ursache der Depression ist. Ärzte mögen ihr erworbenes Wissen anwenden aber verschreiben zu oft aus Ratlosigkeit Antidepessiva ohne den Körper in seiner Gesamtheit zu untersuchen - dies wäre einerseits sehr kostspielig (kaum eine Krankenkasse würde das bezahlen) und es entspräche nicht der Standard-Vorgehensweise. Wir leben heute in einer überaus toxischen ...


Dein Kommentar passt wirklich zu meiner aktuellen Situation.. Dafür möchte ich aber ein wenig ausholen. Danke dir für dein Kommentar.

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Zu meiner aktuellen Situation:

Seit Ende des alten Jahres war ich hier nicht mehr richtig aktiv. Das sind jetzt etwa zwei bis drei Wochen.

Aktuell geht es mir ein bisschen besser, jedoch noch nicht wirklich gut. Es ist so, dass ich nicht mehr extrem negativ bin und mein größtes Problem - das Essen trotz Appetitlosigkeit - irgendwie funktioniert. Inwieweit das mit meiner Einstellung, den äußeren Einflüsseln oder der Medikation zusammenhängt, darüber bin ich mir leider nicht im Klaren - das ist wohl das größte Problem.

Ich hatte in letzter Zeit viele Gespräche mit Freunden und Familienmitglieder und nun stehen einige Fragen im Raum. Es geht um zwei Hauptthemen, bei denen ich eine Entscheidung treffen muss bzw. sollte.

1. Thema: Arbeit, der Sinn?

Ja, ihr seht richtig. Auf dieses Thema bin ich durch meinen Psychologen und einen Freund gekommen. Und zwar geht es darum, dass meine Situation - auf deutsch gesagt - wirklich sch. ist. Sie ist nicht beneidenswert und ich erkenne aktuell keinen Sinn in meinem Leben. Das ist aber auch irgendwie klar, denn welcher Person würde es gut gehen, wenn sie seit einem halben Jahr krank geschrieben ist und nun den ganzen Tag nichts mehr produktives macht.. endet das nicht irgendwann autoamtisch immer in einem Depressionskreislauf, den man fast nicht durchbrechen kann? Ich muss dazu sagen, dass ich auch eine Perspektivlosigkeit sehe, da ich in meinem Unternehmen meine alte Stelle nicht mehr antreten kann. Ich müsste, wenn ich gesundheitlich in der Lage bin/wäre, also ein Treffen mit einem AG engagieren, um die Frage zu klären, welche Mögichkeiten es für mich im Unternehmen überhaupt nocht gibt.

Naja, und im Endeffekt stelle ich mir zurzeit die Frage: Kann es mir überhaupt wieder ganz gut gehen, wenn ich in solch einer Situation bin? Oder ist es vielleicht besser, dass wenn es mir einigermaßen gut geht, ich versuche einfach wieder zu arbeiten?
Dahinter steckt die Idee, dass ich wieder einen Sinn im Leben sehe - ob es der EINE richtige Sinn ist, mal dahingestellt. Aber wenn ich vielleicht merke, dass die Arbeit mit kleinen Einschränkungen und einer Wiedereingliederung wieder nach und nach funktioniert, dass ich dann wieder glücklicher werde? Weil ich eben den ganzen Tag nicht mehr Nichts tue..

Natürlich kann diese Überlegung auch vollkommen nach hinten losgehen. Es kann sein, dass ich am ersten Tag in die Arbeit gehe und wie letztes Jahr total zusammenbreche und dann wieder ganz unten bin. Und das Wichtigste: Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Siehe dazu auch mein zweites Hauptthema, die Medikation!
Ich hab im halt Kopf, dass ich irgendwie nur eine Chance habe wieder einzusteigen.. Wisst ihr wie ich meine?

2. Thema: Medikation und physische Verfassung

Ja, puh. Das ist ein schwieriges Thema und natürlich gibt es da - gefühlt - unedlich viele Ansichten. Am Anfang war ich skeptisch, wollte eigentlich nie Medikamente nehmen. Dann gab es eine Zeit, vor allem in der Klinik, in der ein Arzt mir vermutlich alles verschreiben hätte können - ich hätte alles genommen und hab es teilweise auch (Neuroleptika und Co.). Und nun bin ich wieder an dem Punkt, an dem ich sehr kritisch bin. Vor allem, wenn ich nun reflektiert über meine Vergangenheit nachdenke, bin ich der Überzeugung, dass auch meine Antidepressiva Vorgeschichte ihr Schuld bei meiner jetzigen Situation trägt. Warum?

Ich habe knapp 3 Jahre Paroxetin (20 mg) genommen. Ob es mir überhaupt was gebracht hat, weiß ich bis heute nicht - denn ich hatte auch unter diesem Antidepressiva sehr schlimme Phasen, gleichwohl aber auch sehr gute. Was ich allerdings heute weiß: Die Indikation war dafür völlig falsch - als ich damit anfing hatte ich keine Depressionen!
Naja, und nun kommen wir zu dem Schlüsselpunkt. Nach jahrelanger Einnahme habe ich es über mehrere Monate Anfang letztes Jahres ausgeschlichen und im Mai diesen Jahres komplett weggelassen. Und einige Wochen später, kam meine Sinnkrise.. Was hat mein Leben überhaupt für einen Sinn, warum stehe ich jeden morgen auf etc. Dies ging dann bis zu meinem Urlaub, wo ich dann komplett zusammenbrach.
Alle Psychiater würden nun voreilig sagen, ja das ist die Rückkehr der Depression! Also nehmen wir wieder Antidepressiva und hoffen, dass alles wieder wird. Ja, so habe ich vor einem halben Jahr in der Verzweiflung auch gedacht. ABER: Ganz ganz am Anfang hatte ich ja nie eine Depression.. Kann es vielleicht sein, dass das Absetzen diese Symptome hervorgerufen hat? Die Frage werde ich mir wohl nie beantworten können, aber ich es ist eine Überlegung wert. Vor allem, wenn man sich differenziert mit dieser ganzen Thematik auseinandersetzt. Ich habe nahezu alle Studien zu Antidepressiva gelesen und kann mir bis heute kein abschließendes Bild machen, ob Antidepressivas wirklich besser als Placebos sind bzw. ob sie doch nur Placebos mit starken Nebenwirkungen sind?!..

Gut, daran kann man nichts ändern. Aber aktuell habe ich durch diese ganze Medikamentenumstellungen Probleme, und ich muss mich fragen, ob Risiko und Nutzen überhaupt in Relation liegen! Dafür ein kurzer Ausflug in meine aktuelle Medikation:

- Venlafaxin ret. 225mg (seit zwei Monaten UND ich habe vor der Klinik Venlafaxin schon einmal probiert, dies ist aber eine noch längere Geschichte..)
- Mirtazapin 15mg (seit einem Monat)
- Dazu: Ein alternatives Medikament auf Pflanzlicher Basis (seit zwei Monaten). Aber kein Johanniskraut - keine Angst! (also wegen dem Seretoninsyndrom)

Fakt ist: Mir geht es etwas besser als vor einem Monat. Aber es ist wirklich nicht signifikant, sondern nur ein wenig. Ich weiß allerdings nicht, woher es kommt. Es kann sein, dass ich die Situation mehr und mehr akzeptiere und ich nicht mehr jeden Tag zwanghaft hoffe, dass es besser werden muss. Sondern akzeptiere, dass ich diese Appettitlosigkeit vielleicht mein ganzes Leben habe werde und ich damit leben muss. (Aufgegeben habe ich dadurch aber nicht!). Es kann aber auch sein, dass ich vom Mirtazapin kommt, da jetzt kanpp vier Wochen vorbei sind. Oder eben von meinem planzlichen Medikament.
Dass es vom Venlafaxin kommt, glaube ich nicht. Die Wirkung hätte schon früher einsetzen müssen, vor allem bei der Dosis. Dies deckt sich auch mit der Meinung meines Psychologen und anderen Einschätzungen.

Ein weiteres Problem ist folgendes: Meine chemische Medikation schränkt mich im Leben ein! Ja, sehr sogar. Die drei signifikantesten Nebenwirkungen:

- extremer Libidoverlust; fast so sehr, dass nahezu unmöglich ist eine Beziehung zu führen.
- nächtliches Schitzen und krasse Träume, teilweise sogar so, dass ich einige Zeit nach dem aufstehen so sehr neben mir stehe, dass ich nicht weiß, ob ich mich in der Realität befinde.
- Ich vertrage keinen Alk. mehr. Bitte kommt mir nicht mit sowas wie man kann auch ohne Alk. leben. Klar kann man das. Aber ich lebe hier auf dem Dorf und oft gehört Alk. einfach dazu, vor allem auch in meinem Freundeskreis. Früher habe ich gerne etwas getrunken und Party gemacht, auch das gemütliche Beisammensein. Ja, auch das gute Gefühl, wenn man ein wenig beschwippst ist und sich einfach gut fühlt. Mittlerweile ist es, wenn ich - wie an Silvester - ein wenig was trinke, dass ich starke Schwindelgefühle bekomme und sehr schnell Gedächtnisverluste! (Es ist ein komplett anderes Gefühl wie leicht angetrunken zu sein, sondern man ist eher richtig gedämpft).
...

Ja, sicherlich kann man die letzte Nebenwirkung kontrovers diskutieren. Aber alles raubt einem letzten Endes ein wenig Lebensqualität! Summiert man noch einige weitere Nebenwirkungen drauf, dann ist das doch eine ganz schöne Menge an Einschränkungen, die man zusätzlich zur Depression hat. Und die Frage ist: Lohnt sich das im Vergleich zum vermeidlichen (?) Nutzen überhaupt? Diese Frage stelle ich mir zur Zeit sehr sehr oft.

Deshalb stelle ich mir auch zurzeit die Frage: Soll ich es einfach mal ohne eine chemische Medikation versuchen? Auf pflanzliche Lösungen wie Johanniskraut und Co. zurückfreigen und weitere Vitamine (D, B12 etc.) substituieren? Vielleicht geht es mir genauso wie aktuell, natürlich werde ich einige Enzugssymptome haben, aber am Ende erlange ich vielleicht ein wenig Lebensqualität wieder zurück?

@veisenhammer Du hast das in deinem Kommentar gut ausgedrückt. Ich war vor kurzem beim Arzt und wollte diverse Blutwerte kontrollieren lassen. Hab im Internet alles recherchiert, was Depressionen auslösen konnte und habe einige Werte mitgebracht. Zum Beispiel kann es ja auch sein, dass man an Hashimoto erkrankt, eine Autoimmunkrankheit, die nur selten erkannt wird. Und Warum? Weil die Blutwerte, welche eindeutige Aussagen treffen können, i. d. R. nicht von der Krankekasse bezahlt werden und man immer gleich in die Antidepressiva Ecke und psychische Ecke gedrängt wird. Ürigens wurde bei mir auch noch nie einen Vitamin D Spiegel o. Ä. gemessen. Ich muss nun sehr viele Werte selber bezahlen, um evtl. eindeutig körperliche Dinge ausszuschließen. Klar, die Chance ist nicht hoch, dass man was findet, aber sie ist da.

Die Fragen, die sich mir nun stellen ist: Wie gehe ich mit meiner Medikation um? Bleibe ich bei dieser und versuche mal wieder zu arbeiten? Will ich einen Start ohne chemische Medikamente wagen? Dann gäbe es noch die Option, komplett auf eine andere chemische Medikation zu wechseln, da das Verhältnis zwischen Nutzen und Nebenwirkungen aktuell eher schlecht ist. All diese Frage, die mich zurzeit umtreiben!

Nochmals: Danke fürs Durchlesen

Viele Grüße
Linda95

16.01.2019 23:21 • #29


A


Hallo Linda95,

x 4#15


W
Hallo Linda,

es ist schön wieder von Dir zu hören
Ich bin weder Psychologe, noch bin ich Arzt, aber immer wieder komme ich zu dem Schluss, dass Deine Krankheit zu einem ganz großen Teil mit Deinem Leben, vor allem mit Deiner gefühlten Zukunft zusammen hängt.
Du schreibst,
Zitat von Linda95:
Ich vertrage keinen Alk. mehr. Bitte kommt mir nicht mit sowas wie man kann auch ohne Alk. leben. Klar kann man das. Aber ich lebe hier auf dem Dorf und oft gehört Alk. einfach dazu, vor allem auch in meinem Freundeskreis

Das hört sich an, als ob Du einfach immer nach den Vorgaben Deines Umfeldes lebst. Deine Wünsche, Deine Träume, usw. stehen immer hinten an. Kennst Du Sie überhaupt? Wovon hast Du als Kind geträumt, was wolltest Du machen wenn Du erwachsen bist, davon lese ich nichts.
Deine Freunde erwarten, Deine Familie erwartet, das Dorf Leben erwartet, aber was willst DU?

Zitat von Linda95:
Ja, sicherlich kann man die letzte Nebenwirkung kontrovers diskutieren. Aber alles raubt einem letzten Endes ein wenig Lebensqualität! Summiert man noch einige weitere Nebenwirkungen drauf, dann ist das doch eine ganz schöne Menge an Einschränkungen, die man zusätzlich zur Depression hat. Und die Frage ist: Lohnt sich das im Vergleich zum vermeidlichen (?) Nutzen überhaupt?


Wie gesagt, ich bin kein Arzt, nur, Antidepressiva und Alk., definitiv ein absolutes NO GO, dafür muss ich keinen akademischen Grad in Psychologie und/oder Medizin haben.

Zitat von Linda95:
Antidepressivas wirklich besser als Placebos sind bzw. ob sie doch nur Placebos mit starken Nebenwirkungen sind?!..


Diese Frage stelle ich mir schon sehr lange? Denn, die Depression ist nicht umsonst eine Krankheit der Seele, etwas nicht greifbares. Und mittlerweile weiß man, dass auch die Denkweise einen großen Einfluss hat, insofern die genetischen Bedingungen abgeklärt sind. Du bist meiner Meinung nach schon sehr gut aufgestellt, Du hinterfragst die Dinge.
Aus genau diesem Grund bin ich mir annähernd sicher, dass, das Problem bei Dir in der Hauptsache in Deinem fertigen vorprogrammierten Leben liegt. Geburt/Schule/Studium/Heirat/Kinder/Rente. Dazwischen ein bisschen feiern, viel arbeiten und das war's. Dein Unterbewusstsein signalisiert Dir, dass es damit nicht einverstanden ist.
Zitat:
Es ist mir klar, dass mein Job mehr Beruf anstatt Berufung darstellt. Vor allem in der letzten Zeit habe ich darüber viel nachgedacht. Doch es war immer so, dass es für mich nie etwas schlimmes war, arbeiten zu gehen

Ich bin mir sehr sicher, dass viele Menschen aus diesem Grund eine Depression entwickeln und wenn sie im Privatleben ausser ein bisschen feiern keinerlei sinnvolles Hobby finden, etwas bei dem sie die Zeit völlig vergessen, dann ist es auch nicht verwunderlich.
Vielleicht ist das eine Möglichkeit, einen Weg zu finden. Wofür interessierst Du Dich? So manch einer, ich auch, hat dadurch zu seinem Traumberuf gefunden.
Ich bin von Beruf Restaurantfachfrau, habe auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet, so bin ich zum tauchen gekommen und habe mich dann zum Tauchlehrer ausbilden lassen. Drei Jahre habe ich in der Karibik Touristen die schönsten Tauchgebiete gezeigt. Leider musste ich dieses Traumleben wegen eines Tauchunfalls aufgeben. Aber diese Zeit kann mir niemand mehr nehmen.
Ich hoffe, Du verstehst was ich meine. Du musst nicht gleich in die Karibik auswandern, aber Deine Talente, Deine Wünsche musst Du finden, mit 23 hast Du, auch wenn Du es jetzt nicht so siehst wirklich noch alle Möglichkeiten.

Zitat von Linda95:
Ürigens wurde bei mir auch noch nie einen Vitamin D Spiegel


Das finde ich fatal, offenbar wird es in der Behandlung unterschätzt. Vitamin D wird in erster Linie über die UV-B Strahlung gebildet. Bist Du eher ein Stubenhocker, oder gehst Du viel raus an die Luft? Denn es kann nur wenig Vitamin D über die Nahrung gewonnen werden.
Müdigkeit, verlangsamtes Denken, Depression, Muskelschwäche und -krämpfe, Schmerzen in den Knien und im Rücken, Schlafstörungen, Hautprobleme, erhöhte Anfälligkeit für Infekte und bakterielle Infektionen. Das sind häufige Folgen von Vitamin D Mangel, das lässt sich aber schnell nachweisen.

Inwieweit sind eigentlich Deine Eltern involviert in die gesamte Thematik, sprichst Du mit ihnen über die Probleme?

Du hast auch gar nicht geschrieben, wie es sich anfühlt, wenn Du über eine Veränderung nachdenkst, was löst es aus? Die Angst davor ist nichts wirklich nennenswertes, denn die hätte wirklich JEDER, denn wir alle werden auf Sicherheit gedrillt, ganz besonders Deutschland ist das Land der Ängstlichen in Bezug auf Zukunft. Wenn Du also einmal versuchst die Angst auf die Seite zu stellen und Deinen Träumen freien Lauf lässt, was passiert dann?

Zitat:
Ja, ihr seht richtig. Auf dieses Thema bin ich durch meinen Psychologen und einen Freund gekommen. Und zwar geht es darum, dass meine Situation - auf deutsch gesagt - wirklich sch. ist. Sie ist nicht beneidenswert und ich erkenne aktuell keinen Sinn in meinem Leben. Das ist aber auch irgendwie klar, denn welcher Person würde es gut gehen, wenn sie seit einem halben Jahr krank geschrieben ist und nun den ganzen Tag nichts mehr produktives macht.. endet das nicht irgendwann autoamtisch immer in einem Depressionskreislauf, den man fast nicht durchbrechen kann? Ich muss dazu sagen, dass ich auch eine Perspektivlosigkeit sehe, da ich in meinem Unternehmen meine alte Stelle nicht mehr antreten kann. Ich müsste, wenn ich gesundheitlich in der Lage bin/wäre, also ein Treffen mit einem AG engagieren, um die Frage zu klären, welche Mögichkeiten es für mich im Unternehmen überhaupt nocht gibt.

Naja, und im Endeffekt stelle ich mir zurzeit die Frage: Kann es mir überhaupt wieder ganz gut gehen, wenn ich in solch einer Situation bin? Oder ist es vielleicht besser, dass wenn es mir einigermaßen gut geht, ich versuche einfach wieder zu arbeiten?
Dahinter steckt die Idee, dass ich wieder einen Sinn im Leben sehe - ob es der EINE richtige Sinn ist, mal dahingestellt. Aber wenn ich vielleicht merke, dass die Arbeit mit kleinen Einschränkungen und einer Wiedereingliederung wieder nach und nach funktioniert, dass ich dann wieder glücklicher werde? Weil ich eben den ganzen Tag nicht mehr Nichts tue..

Natürlich kann diese Überlegung auch vollkommen nach hinten losgehen. Es kann sein, dass ich am ersten Tag in die Arbeit gehe und wie letztes Jahr total zusammenbreche und dann wieder ganz unten bin. Und das Wichtigste: Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Siehe dazu auch mein zweites Hauptthema, die Medikation!
Ich hab im halt Kopf, dass ich irgendwie nur eine Chance habe wieder einzusteigen.. Wisst ihr wie ich meine?


Dieser gesamte Absatz beschreibt ganz genau, dass ein wesentlicher Auslöser für Deine Probleme Deine private und berufliche Perspektivlosigkeit, die vorgefertigte Zukunft ist. All das deutet mehr auf ein Burnout Syndrom hin, mit der Folge einer Depression, vielleicht hast Du das mit Deinem Arzt schon besprochen, wenn nicht dann.......

Liebe Linda, Du bist 23 Jahre jung, möchtest Du Dich wirklich jetzt schon mit einem Beruf anfreunden, der offensichtlich nicht Deine Erfüllung ist. Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir am Arbeitsplatz, höre auf Deinen Körper, Du kannst mehr als nur darauf warten bis die Rente kommt, übrigens für Dich in zirka 50 Jahren.
Betrachte Deine Krankheit als Chance, DEINE WÜNSCHE und DEINE TRÄUME zu verwirklichen.

Liebe Grüße Renate

17.01.2019 08:12 • x 3 #30

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