Kassiopeia
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Ich bin eine 40jährige Frau und hab Probleme mit meiner Mutter. Dazu sollte ich vielleicht etwas weiter ausholen.
Meine Mutter hat mich allein erzogen, ich war schon früh selbständig, jedoch immer ein liebes Kind. Meine Mutter war die Starke, ich nie. Sie hat Temperament, Durchsetzungsvermögen. Meine Kindheit war gut, da gibt es nichts, abgesehen von den üblichen Familienstreitigkeiten, wo ich mich aber als junge Erwachsene von distanziert habe. Aber wie gesagt, ich kann über meine Mutter nichts schlechtes sagen. Sie liebt mich abgöttisch, vielleicht zuviel, aber meine Kindheit war ok. Ich bin das Gegenteil von ihr. Ich bin ruhig, naiv, lieb. Zu nett zu jedermann. Meine Mom hat mich so erzogen, das Respekt gegenüber jedermann in meinem Vordergrund steht. Dazu kommt noch, dass ich selbst viele Wertvorstellungen habe, die ich auch vehement verteidige und auch lebe, trotz negativer Konsequenzen. Wie auch immer, jetzt bin ich 40. Selbst Mutter einer 20jährigen Tochter. Das nur jetzt nebenbei.
Meine Mutter hat immer viel für mich getan. Ich bin jung Mutter geworden und war mit dem falschen Mann verheiratet. Ich war immer der Typ, der mehr Harmoniesüchtig als alles andere war, Streitereien versuchte ich aus dem Weg zu gehen, da meine Mutter keine einfache person ist vom Charakter her, hab ich oft geschluckt. Sie ist doch meine Mom. Aber das Leben erzog mich, meine eigenen Erfahrungen brachten mich dazu erwachsen werden zu müssen, nicht mehr nur lieb und nett zu sein, sondern auch mich durchzusetzen. Da war ich 30. Das erste Mal, dass ich etwas selbst richtig in die Hand nahm und die Trennung von meinem Ex-Mann vollzog. Jedoch brachte diese Trennung einen Rosenkrieg vom Feinsten hervor, unter dem dann meine Tochter leidete. Und ich musste um sie kämpfen, damit mein Kind nicht unter die Räder kam. In dieser Zeit hatte ich einen neuen Lebensgefährten, der mir sehr half dabei.
Meine Mutter emfpand ich immer als stark, überdimensional, manchmal hatte ich das Gefühl, es ihr nie recht zu machen. Meine Entscheidung, wie ich das Kind erziehe, mit welchem Mann ich zusammen bin, wie ich überhaupt lebe. Zugegeben, das alles hätte ich vielleicht besser machen können, aber ich bin nunmal ich und wie ich gelebt habe, war nunmal so. Ich habe nach der Trennung eine Therapie gemacht damals. Ich hatte noch keine Depressionen, aber ich war psychisch fix und fertig. Das Stalking und die Gewalt meines Ex-Mann brachten mich an den Rand des Wahnsinn. Dazu noch meine Tochter,am Anfang der Pubertät und durch den Streit kam sie völlig durcheinander. Jugendamt und Gerichte halfen mir nicht, im Gegenteil, durch die Woche zu Woche Regelung wurde alles nur schlimmer. Mein Ex ist Trinker und das Wohl meiner Tochter völlig egal, nur mir Schmerzen zuzufügen, das war ihm wichtig.
Jedenfalls hatte ich volle 5 Jahre zu tun, mich selbst nicht zu verlieren, Therapie zu machen, meinen Ex auf Abstand zu halten, meine Tochter aus dem Trinken und Dro. rauszuholen und nebenbei noch arbeiten und eine neue Beziehung führen. Dabei blieb meine Mutter auf der Strecke, denn ich konnte mich nicht mit ihr unterhalten. Weil immer wenn ich Rat suchte und es kam: mach es so und so und bei deinem Kind so und so, sträubte sich etwas in mir, denn ich war anders.
Ich bin ein Bauchmensch. Habe Jahre gebraucht, um das zu akzeptieren. Ich weiß vom Kopf her, dass man dies und jenes vielleicht tun sollte, nur ich entscheide mich meistens anders. Denn ich muss mit den Entscheidungen leben, ich muss mich im Spiegel ansehen können und ich weigere mich vehement, mich auf die Stufen anderer zu stellen, gerade wenn diese Stufe unter der Gürtellinie lautet. Das ist nicht mein Ding. Ich hab es anders versucht. Meine Mutter kommt damit nicht klar. Meiner Tochter konnte ich immer meine Entscheidungen erklären, auch wenn sie jetzt wo sie älter ist, vieles auch anders gemacht hätte vielleicht, aber sie weiß, dass ich im Endeffekt nur an sie gedacht habe, denn es ist und bleibt ihr Vater. Das ist eine Realität, die ich nie leugnen konnte oder wollte.