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Verliere alles durch die Depression

C
Hallo
Seit über 3 Jahren habe ich eine schwere Depression und mit jedem Tag verliere ich mich ein bischen mehr. Ich nenne die Depression Seelenkrebs. Sie nimmt mir alles was mir Lieb und Teuer war. Sie nimmt mir meine Familie, die ich jeden verdammten Tag belaste und nicht davor schützen kann und merke wie sie sich Stück um Stück von mir abwenden und ich von Ihnen. Sie hat mir meinen Beruf genommen, den ich aufgeben mußte und nicht wieder weiter machen kann und darf. Sie hat mir meine Freude genommen und meine Energie, ich leide unter einer massiven Antriebsarmut, es geht einfach nichts. Sie hat mir die Natur genommen, ich bin so gerne spazieren gegangen, es geht nicht mehr. Sie hat mir mein Lachen genommen. Sie hat mir mein aussehen genommen, ich habe 30kg zugenommen und viele graue Haare bekommen und sehe immer müde und traurig aus, ich schäme mich. Sie hat mich ausgesaugt und meine Hülle auf dem Sofa liegen gelassen. Das was noch gut funktioniert ist mein Gehirn und das sprudelt über vor Gedanken die ich nicht verarbeiten kann, vor Ideen die ich nicht ausführen kann, vor Gefühlen die niemals mein Herz erreichen. Und jetzt soll mir nochmal jemand sagen es gibt schlimmeres. Für mich, nur für mich nicht.

26.09.2018 23:56 • x 4 #1


Anthea
Hallo..

Ich kenne dieses Gefühl und die Probleme zum Teil selbst..

Es ist wirklich wie eine Art Krebs..
Es nimmt immer mehr von einem weg..

27.09.2018 19:06 • #2


A


Hallo Callas69,

Verliere alles durch die Depression

x 3#3


R
Hallo liebe Callas,
Schön, dass du deine Gedanken gebündelt und aufgeschrieben hast.
Es ist unglaublich tapfer und mutig von dir,so lange durchzuhalten.
Hast du dir schonmal professionelle Unterstützung geholt oder trägst du alles ganz alleine?
Gibt es Zeiten,in denen es dir nicht so schlecht geht, eine Depression verläuft ja meist in Wellen.
Sicher bekommst du hier im Forum von vielen Seiten Unterstützung und Hilfe, damit Du dich mit deinem Seelenkrebs auseinander setzen kannst.
Liebe Grüße Riu

27.09.2018 19:24 • x 1 #3


C
Hallo Riu
Erstmal Danke für Deine liebe Antwort. Ja, ich war schon häufiger stationär, auch in der Geschlossenen Abteilung , aus Selbstschutz. Habe gute und schlechte Erfahrungen damit gemacht. Ich bin seit über 2 Jahren in psychotherapeutischen Behandlung. Habe eine Psychiater und schon viele Antidepressiva durchgetestet. Ich bin auch regelmäßig bei einer Sozialarbeiterin. Alle versuchen mich immer wieder auf einen positiven Kurs zu bringen, aber es funktioniert nichts. Jeder negative Input zieht mich sofort wieder richtig runter. Ich merke selber, dass ich sowas wie zum Beispiel eine unerwartete Rechnung , oder Ärger in der Familie, oder mit den Behörden usw. nicht mehr verarbeiten kann. Jedesmal brauch ich Tage, oder sogar Wochen um mich mit dem Problem auseinander zu setzen. Das hatte ich früher nicht. Das ist sogar so schlimm, dass ich mit meiner Therapie gar nicht weiterkomme, da ich bei fast jedem Termin akute Dinge besprechen muß die mich fertig machen und überhaupt keine Chance habe an den Kern meiner Probleme zu arbeiten. Ich fühle mich einfach müde und leer und oft wütend. Und ich habe ehrlich gesagt auch keine Lust mehr mit Therapeuten zu reden. Oft habe ich das Gefühl, dass mir nur noch das Reden geblieben ist und ich kann mich und mein Gejammer selber nicht mehr hören. Ach ja die Gedanken, die sind ja auch noch da, im Überschuss. Sie sind da und irgenwie völlig unsortiert. Sie haben einen Anfang aber kein Ende. Alles ist nur noch diese verdammte Krankheit. Und ja es gibt auch Tage an denen es mir gut geht, ganz selten. Ich nenne Sie Perlentage, sie schimmern in der Dunkelheit und alles ist plötzlich so klar und hell, wie Früher. Aber sie sind selten. Was mich wirklich hält, sind mein fast erwachsenen Kinder, die ich alleine großgezogen habe, für die bin ich noch da. Für die leb ich.

Lieben Dank Callas

27.09.2018 21:23 • x 1 #4


R
Liebe Callas,
Du bist noch da, kannst deinen Zustand sehr gut beschreiben, Kennst deine Schwachpunkte und bist in der Lage, erneut nach Hilfe zu suchen. Das ist doch schonmal sehr viel,d.h. Du hast dich noch nicht unterkriegen lassen. Irgendwo in dir muss eine verborgene Kraft schlummern. Diese Kraft bist du selbst, deine Persönlichkeit, die dich ausmacht. Du schreibst, Du leidest seit drei Jahren an Depressionen. Sie werden dir wahrscheinlich erhalten bleiben und Du wirst immer wieder Zeiten haben,in denen Du kämpfst. Viele hier haben seit mehreren Jahren Depressionen oder andere Einschränkungen und sind immer noch da. Das beweist doch unglaubliche Stärke. Du solltest auf jeden Fall deine Therapie weitermachen und beraten,in welcher Form Du dir noch Hilfe holen kannst. Du schreibst von deinen ständigen Gedanken. Das betrifft sehr viele hier. Ich habe es immer als Spinnennetz beschrieben. Ein Gedanke kam und das Netz,das daraus gewoben wurde,wurde immer größer. Ich wusste dann nicht mehr,was eigentlich wirklich real war und was ich gesponnen hatte. Ich konnte meiner Wahrnehmung nicht mehr trauen und wäre fast durchgedreht. Vielleicht kennst du das ja.
Du hast angefangen,dich um dich zu kümmern,das ist super. Tu es weiter...
Es gibt ein sehr gutes Buch Gedanken ändern Gefühle. Ich halte es sehr wertvoll,um sich selbst besser kennen zu lernen und die Probleme sachlich zu bewerten. Wenn du Interesse hast,schau doch mal bei Amazon.
Liebe Grüße

28.09.2018 11:34 • #5


Sonne1121
Hallo Callas

Gibt es bei euch einen Sozialdienst oder eine psychiatrische Spitex die dir mit den akuten und ich denke ganz praktischen Problemen weiterhelfen können? So könntest du dich in der Psychotherapie aufs wesentliche konzentrieren?

Zu den Gedanken: Kennst du achtsamkeitsbasierte Meditation? Da gibt es auch Hörbücher und normale Bücher dazu. Jon Kabat-Zinn kannst du mal googeln und wenn du Englisch kannst, gibt es kleine Meditationen auf Youtube.

28.09.2018 11:46 • #6


C
Hallo Riu
Ich werde mir das Buch auf jeden Fall aufschreiben. Ich habe mir gerade eines bestellt und muß erst einmal sehen, ob das mit dem lesen überhaupt klappt, ich habe häufig Konzentrationsprobleme und dann lese ich eine Textzeile 10 bis 20 mal und versteh sie immer noch nicht. Ich denke das ist ein Symptom der Depression. Ich habe früher sehr viel gelesen und finde es sehr schade, dass ich heute so Schwierigkeiten damit habe.
Das Gedankenkreisen mit einem Spinnennetz zu vergleichen find ich eine gute Idee, dazu passt ja auch, dass die Gedanken festkleben und lösen sich nicht mehr, wie ein Insekt in einem Spinnenetz.
Der Gedanke das ich die Depression nicht wieder in den Griff bekomme und sie chronisch ist, erschreckt mich immer wieder und ich habe richtige Probleme das zu akzeptieren. Auch immer nur die kleinen Schritte als etwas Positives zu sehen, es z.B: geschafft zu haben mal wieder Einkaufen gegangen zu sein, oder spazieren oder jamanden besucht zu haben, reicht mir nicht. Ich bin so wütend auf mich, das einfach nach so langer Zeit nicht mehr geht und es nicht besser wird. Ich kann auch verstehn, wenn man mir sagt, dass das alles doch schon richtig viel ist. Das bescheuerte daran ist ja, ich würde jeden anderen das gleiche sagen und ihm die positiven Dinge aufzählen, und auch genauso meinen. Aber für mich selber kann ich das nicht akzeptieren. ES GEHT EINFACH NICHT IN MEINEM KOPF REIN.

Liebe Grüße
Callas

29.09.2018 01:53 • #7


C
Hallo Sonne
Dankeschön für Deine Antwort. Ja ich bin bei einer Sozialarbeiterin.
Achtsamkeitsübungen, Meditation und autogenes Training habe ich schon in den Kliniken mitgemacht. Es funktioniert nicht, bei mir. Ich kann nicht abschalten, ich fang dann richtig an zu grübeln bis ich so unruhig werde das ich den Raum verlassen muß. Ich beneide immer diejenigen die dabei zu Ruhe kommen. Mir hilft es nicht.

Liebe Grüße
Callas

29.09.2018 02:14 • #8


S
Hallo Callas.
Entschuldige bitte, aber ich habe meinen Mann, mein Leben, am Krebs verloren.
Vielleicht ist SEELENKREBS etwas anderes, aber nicht mit wirklichem Krebs zu vergleichen?!

Vielleicht suchst du dir ein anderes Beispiel?
Krebs ist mit einem großen körperlichen Schmerz verbunden.
Schmerzen, die dich schreien lassen.

Mein Mann hatte lange geschrien, vor Schmerzen.
Alles weitere unterlasse ich einfach mal.

Viele Grüße,

Sanni

01.10.2018 20:56 • #9


C
Liebe Sani

Es tut mir von Herzen Leid, daß Dein Mann so gelitten hat und Du auch.
Ich bin eigendlich Krankenschwester, den Beruf darf ich seit meiner Erkrankung nicht mehr ausführen. Ich habe viele Menschen mit Krebs gesehen und auch beim sterben begleitet. Selber habe ich vor einiger Zeit einen ganz lieben Menschen an dieser Krankheit verloren. Ich weiß was Krebs ist und bedeutet.
Ich habe diesen Begriff nicht aus unbedachtheit gewählt und mir auch viele Gedanken dazu gemacht, sogar, ob ich ihn schriftlich benutzen darf oder lieber für mich behalte. Um eben einer Konfrontation, wie dieser, aus dem Wege zu gehen. Ich habe mich für diesen Begriff entschieden, er drückt genau das aus was ich fühle. Diese Hilflosigkeit, dieses es kann mir keiner helfen, keine Medikamente, keine Therapie, ich baue körperlich immer mehr ab, ich belaste meine komplette Umgebung, ich werde immer mehr zum dem was ich nie sein wollte, abhängig von anderen und Medikamenten. Man kann diese Erkrankung nicht mit dem körperlichen Krebs vergleichen, aber für mich ist es Seelenkrebs, denn wenn es so weiter geht steht auch dort am Ende der Tod. Vielleicht bist Du böse auf mich, weil der Schmerz, jemanden durch Krebs zu verlieren und mit soviel Leid, nicht zu vergleichen ist mit dem was ich seid 3 Jahren erlebe. Aber meine Söhne sehen zu wie ich kaputt gehe und glaub mir Ihnen geht es auch nicht gut.
Es ist auch sehr schwer, Dir schriftlich meine Gefühle und Empfindungen rüber zu bringen, ohne das es für Dich zu lapidar klingt. Und wenn ich ehrlich bin habe ich auch zur Zeit nicht die Kraft dafür, denn ich stehe wiedereinmal vor der Frage leben oder sterben. Und damit ich mich für das Leben und somit auch für meine Söhne entscheide brauch ich jetzt erstmal wieder alle Kraft.
Ich hoffe trotzdem, dass du mich ein bisschen verstehst, auch wenn ich glaube das es nicht so sein wird. Ich wünsche Dir für Deinen Lebensweg alles, alles Gute und Liebe.

Liebe Grüße
Callas

01.10.2018 21:45 • x 1 #10


R
Liebe Callas,
Du hast das sehr gut geschrieben und auch beschrieben.
Ich finde dich trotz allem unglaublich
tapfer,stark und auch noch anteilnehmend an deiner Umgebung.
Du gibst bitte nicht auf,frag dich,was dir noch geblieben ist nach allem,was du verloren hast. Hol diesen kleinen Funken hervor und halte ihn fest....wenn man schwach ist,sollte man keine Entscheidung treffen.
Ganz liebe Grüße

01.10.2018 22:01 • #11


Kleinerkeks
Hallo Callas!
Ich finde es bewundernswert wie Du Deine Gedanken und Gefühle so reflektiert beschreiben kannst!
Ich wünschte ich könnte das auch,mich so gut ausdrücken wie Du-damit man mich endlich mal einer versteht!
Als ich Deinen Eingangspost gelesen hab hab ich sofort dass Gefühl gehabt,ich hätte diesen Text verfasst!Ich hab mich in Deinem Text sofort wieder erkannt...
Wow dachte ich,dass kann Original von mir sein,mir geht es genauso wie Dir!
Ich schreibe nachher nochmal,muss umsteigen....

09.10.2018 13:14 • #12


C
Hmm...
Ich finde meine Depression eigentlich gar nicht so schlimm.
Für mich bedeutet diese Krankheit eigentlich nur, nicht arbeiten gehen zu müssen, worüber ich ziemlich dankbar bin. Sport kann ich nicht so gut damit machen, das nervt, aber egal, dann mache ich halt Hobbies, die nicht so anstrengend sind.

Dank der Depression habe ich jetzt endlich mal Zeit, meinen Freizeitbeschäftigungen nachzugehen und mich ohne Zeitdruck mit meinen Freunden zu treffen. Das genieße ich sehr. Das Ausschlafen morgens tut mir ebenfalls gut.

Aber jeder erlebt die Krankheit anders.

Lieben Gruß,
Charlie2

13.10.2018 19:47 • x 1 #13


Kleinerkeks
Liebe Charlie2,
bist Du sicher das Du eine Depression hast,bescheinigt?
Weil so wie Du redest hört sich das für mich echt nicht so an,denn Du scheinst ja glücklich zu sein...

15.10.2018 05:15 • x 1 #14


C
Ja, sie ist diagnostiziert.

16.10.2018 08:18 • #15


A


Hallo Callas69,

x 4#16


Lajosh
[quote=Kleinerkeks]
Hallo Kleinerkeks (süsser Name)

Man kann auch in einer Episode mal GLÜCKLICH sein und danach folgt wieder der andere üble Teil :-(
Das elende auf und ab nennt sich Hypomanie oder Manie was ich jetzt selber wieder durchmache im Sinne von nicht schlafen mit extremer Energie gefolgt auf schlafen ohne Ende und nicht aus dem Bett kommen.
Ich wünsche Euch ganz viel gutes und noch mehr.
Liebe Grüsse
Lajosh

17.11.2018 05:03 • #16

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