Verschleppter Burnout - Depressionstherapie machen?

JeanLucca
Hallo.

Ich hab da mal eine Frage die mich seit gestern beschäftigt. Da war ich auf einer Veranstaltung bei der es um die eigene Biographie ging. Wir haben ein Diagramm erstellt mit Stationen unseres Lebens und wie wir uns in der Zeit gefühlt haben. Als ich dabei war, fiel mir eine Zeit auf in der es gut sein kann das ich da ein BurnOut hatte. Besonders der Punkt etwas beweisen zu müssen bringt mich dahin. Ich kann die Zeit noch nicht genau einrahmen aber in etwa bin ich seitdem in einer Abwärtsspirale geblieben bis ich mich letztens mit einer Depression in Behandlung begeben habe.

BurnOut - Depression. Das sind ja zwei verschiedene Diagnosen. Irgendwie kann ich es noch nicht greifen und auch fällt es mir schwer eine Frage zu formulieren..... Inwieweit spielt im Nachhinein eine BurnOut Diagnose eine Rolle wenn ich jetzt eine Depression habe? Das Burnout wird doch im Rahmen der Depressionstherapie mitbehandelt ?
Es ist doch für mich nur wichtig wie ich mich in welcher Situation gefühlt habe und wie ich in Zukunft damit umgehe wenn ich wieder in solche Situationen komme. Oder übersehe ich da was?

Ich bin unsicher, deshalb schreibe ich. Es fühlt sich so an als ob ich noch eine weitere Krankheit habe die extra behandelt werden muss.

Lieben Gruß, JeanLucca

25.06.2011 04:50 • #1


S
Hallo JeanLucca,

bei allen Büchern und Berichten, die ich bisher gelesen habe, sehe ich persönlich das BO und eine Depression nicht so weit auseinander.
Ich meine das BO ist eher der Weg oder eine Vorstufe der Depression.
BO umschreibt im Anfangsstadium eigentlich eine Phase, in der man gewisse Verhaltensweisen automatisiert hat, die dem eigenem Ego nicht entsprechen.
D.h.: du zwängst dich in verschiedene Rollen, die dir eigentlich nicht behagen. Oftmals merkt man das jedoch nicht bis der Körper die Notbreme zieht.
Das entspricht auch deinem Empfinden dich seit der bestimmten Phase ständig in einer Abwärtsspirale zu befinden.

Die Depression ist dann die Vollbremsung, wenn die vorherigen Warnzeichen im Körper ignoriert worden sind !

Die Summe dieser nicht für dich optimierten Verhaltensweisen verbucht dein Gehirn als negative Erfahrung. Die Biochemie im Körper ist durcheinander.
Es entstehen Gefühle von Lust.-, Freudlosigkeit, Traurigkeit. Du kannst kaum noch lachen, hast keinen Antrieb mehr. Du ziehst dich mehr und mehr aus deinem Freundeskreis und von deinen Lieben zurück, da du merkst das du anders bist und dich nicht so richtig wohl fühlst.
Die Spirale dreht sich weiter !

Ich halte es nicht für so wesentlich, ob BO oder Depresion. Du mußt zur Ruhe kommen und dich hinterfragen. Erkennen was dir nicht gut tut und das ändern.
Leichter geschrieben als getan. Ich kämpfe selbst nach fast 6 Monaten Arbeitsunfähigkeit noch immer mit mir.
Ich habe jedoch gelernt, das alle Ärzte, Therapien, Bücher und Medikamente nur Hilfsmittel sind.
Die Hauptarbeit hast DU selbst. Setze dich dabei jedoch nicht zu sehr unter Druck, das ist das letzte, was dein Ego im Moment braucht, sondern suche in den klaren Momenten nach den Dingen, die dir gut tun und richte dein Leben neu aus.


Gruß Schnubbel

25.06.2011 11:44 • #2


A


Hallo JeanLucca,

Verschleppter Burnout - Depressionstherapie machen?

x 3#3


S
Lieber Jean-Lucca,

ich möchte jetzt nicht sagen, dass es nicht wichtig ist, zu wissen, ob man nun einen Burn-Out oder eine Depression hat.
Zumal die Symptome oft ähnlich sein können und miteinander verschwimmen können.

Wenn Du aber meinst, dass Du vor Jahren einmal einen Burn-Out hattest, der zur Depression geführt hat, dann weiß ich nicht, ob dieses Wissen ausschlaggebend für Deine jetztige Behandlung ist.

Im Moment gilt ja nun, was Du JETZT für Symptome hast, was Dich jetzt einschränkt und somit ist die Therapie und Behandlung auf das Jetzt ausgelegt.

Als ich damals krank wurde, habe ich auch oft das Wort Burn-Out-Symptomatik gelesen. Damals ging ich zum Arzt, weil mir alles zuviel war, ich nicht mehr schlafen und auch nicht mehr funktionieren konnte. Damals war ich an dem Punkt, wo ich u.a. nicht mehr konnte, weil ich zwei Jahre zuvor an einen Arbeitsplatz versetzt wurde, der 120 km von meinem Wohnort entfernt war. Zudem war ich alleinerziehend und ständig unter Druck, meinen Arbeitsplatz nicht verlieren zu dürfen.
Das war das letzte I-Tüpfelchen, was zum Zusammenbruch geführt hat.

Ich wusste aber, dass ich schon lange depressive Symptomatiken hatte, die ich nicht weiter beachtet und immer verdrängt habe.

Also ob nun ein Burn-Out in eine Depression überging oder ob die Depression parallel zum Burn-Out bestand, das ist mir ehrlich gesagt gar nicht so wichtig.
Ich bin seit drei Jahren krank, mache Therapien, war in Reha und vor kurzem in einer Klinik. Das Wort Burn-Out hat dann auch kein Arzt mehr in den Mund genommen, sondern man sprach dann nur noch von Depression, chronisch rezidivierend.

Ich wüsste auch nicht, ob die Behandlung anders ausgesehen hätte, wenn man eine evt. Diagnose Burn-Out parallel immer mit berücksichtigt hätte.

Aber wenn es Dir wichtig ist und Dir jetzt keine Ruhe lässt, dann schildere das doch mal Deinem behandelnden Arzt und schau, was der dazu sagt.

25.06.2011 12:47 • #3


JeanLucca
Hallo Schnubbel.

Danke für Dein Fachwissen. Mit Deiner Beschreibung kann ich mehr anfangen als wenn ich hektisch in einem BO-Buch blätter.

Zitat von schnubbel:
Du mußt zur Ruhe kommen und dich hinterfragen. Erkennen was dir nicht gut tut und das ändern.
Ja, das mache ich gerade. Ich bin jetzt die 10. Woche Krank geschrieben und habe kein schlechtes Gewissen. Davor war ich 12 Jahre ohne eine Arbeitsunfähigkeit.


Hallo Sonnenblume.

Danke.

Zitat von Sonnenblume20:
Im Moment gilt ja nun, was Du JETZT für Symptome hast, was Dich jetzt einschränkt und somit ist die Therapie und Behandlung auf das Jetzt ausgelegt.
Ich habe verstanden. Und ich habe es schon vermutet - weil es ja auch Sinn macht. Ich wusste nur nicht ob das BO noch andere Auswirkungen hat.

Ich glaube das es günstig ist den Auslöser zum BurnOut zu kennen und mit in die Depressionstherapie zu nehmen. Sicher bespreche ich das auch mit meinem Therapeuten. Das soll der gerne wissen und mir die richtigen Fragen stellen.

Lieben Gruß, JeanLucca

25.06.2011 16:08 • #4


Pyxidis
Hallo JeanLucca,

ich habe mal gehört, daß es die Diagnose BurnOut in Wirklichkeit gar nicht gibt, sondern die Symptomatik unter die Diagnose Depression fällt. Warum sich das Wort BurnOut als Umschreibung einer Depression so lange hält ist, daß ein BurnOut in unserer Leistungsgesellschaft viel besser verkaufen läßt als eine Depression. Wer einen BurnOut hat, hat nachweislich mal für etwas gebrannt und hat viel Leistung gebracht. Das kommt viel besser an, als wenn man von einer Depression spricht.

Ich will dir damit nur sagen, daß Du gar nicht weiter versuchen mußt, BurnOut von einer Depression zu differenzieren, weil ein BurnOut eine Depression ist.

Alles Gute für Dich,
Scorpio

11.07.2011 09:42 • #5


JeanLucca
Hallo Scorpio.

Zitat von Scorpio:
Warum sich das Wort BurnOut als Umschreibung einer Depression so lange hält ist, daß ein BurnOut in unserer Leistungsgesellschaft viel besser verkaufen läßt als eine Depression. Wer einen BurnOut hat, hat nachweislich mal für etwas gebrannt und hat viel Leistung gebracht. Das kommt viel besser an, als wenn man von einer Depression spricht.
Da sprichst Du aber was an. Ich habe nämlich genau diese Erfahrung gemacht die Du da beschreibst. Jetzt nicht bei jedem, aber zumindest bei denjenigen die mit dem Begriff Depression nichts anfangen können.

Mir ist es mittlerweile wurscht wie meine Krankheit heisst - ich will sie nur in den Griff bekommen.

Manchmal, taktiere ich sogar. Dann, wenn ich den Eindruck habe das mein Gegenüber eine Depression nicht greifen kann sage ich das ich einen BO hatte. Und schon komme ich ins Gespräch und mein Gegenüber kennt mindestens einen in seinem Umfeld der das auch hatte/hat.

Lieben Gruß, JeanLucca

11.07.2011 13:50 • #6

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