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Verwirrte Diagnostik?

Leslie
Ich bin etwas verwirrt was die Diagnostik angeht. Mein Hausarzt mit Psychiatrie-Erfahrung hatte mir damals eine Borderline Persönlichkeitsstörung mit Ängsten und Depressionen diagnostiziert.
Er war immer sehr vetrauenswürdig, daher habe ich auch eigentlich keine Zweifel.

Aber nun hat mich vor kurzem eine Therapeutin (kein fester Platz) abgecheckt, ich musste einen sehr langen Fragebogen ausfüllen online und beim zweiten Termin hat sie mir dann gesagt, dass sie nicht daran glaubt, dass es sich um eine Borderline Störung handelt.
Sie hat mir dann stattdessen diagnostiziert: PTBS, Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode, Agoraphobie mit Panikstörung, Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung und eine nichtorganische Schlafstörung.

Dann war ich bei einem Psychologen, habe ihn beide Dokumente gezeigt und ihn gefragt wie ich das nun verstehen kann und er meinte, dass sich das ganze über die Jahre ändern kann, gerade wenn man therapiert wird.

Ich wurde aber nicht therapiert da ich nix gefunden habe. Und sowas kann sich doch nicht einfach ändern?
Heute noch Borderline, morgen Schizophren oder wie?

04.09.2022 15:50 • #1


Trinidat
Hallo Leslie, wo siehst du dich denn? Im Grunde kannst du dir aufgrund deiner Symptome und der der Diagnosen zugrundeliegenden Kriterien ( z.B. bei Borderline: Intensive aber instabile Beziehungen zu anderen - trifft das bei dir zu?, Innere Leere, Ich-Schwäche....) die Antwort auch selber geben.
VG

04.09.2022 17:32 • x 1 #2


A


Hallo Leslie,

Verwirrte Diagnostik?

x 3#3


Leslie
@Trinidat danke für deine Antwort.

Ich habe mich mehrmals mit der ganzen Symptomatik und dem Krankheitsbild beschäftigt und mich eingelesen.
Ich finde mich da durchaus wieder.
Auch habe ich Tests online gemacht (weiß nicht wie vertrauenswürdige diese sind), da kam jedes mal raus, dass ich vermutlich Borderline habe.

Meine damalige Beziehung war ein reinstes auf und ab. Es hat mich emotional so verwirrt und mitgenommen. War oft am heulen.
Auch wenn mein Freund einfach nur zur Arbeit musste als das WE vorbei war... Da habe ich jedes mal an der Tür geweint als würde ich ihn nie wieder sehen. Andererseits gab es Momente wo ich ihn gehasst habe und ihn nicht in meiner Nähe haben wollte. Wo ich ihn wirklich versucht habe so zu provozieren, dass er keine Lust mehr auf mich hat. Wie man es sich schon denken kann, ging die Beziehung dann in die Brüche. Seitdem bin ich single, ist jetzt schon 2-3 Jahre her.

In einem Moment, ist eine geliebte Person mein lieblings Mensch und im anderen Moment, hasse ich diese Person und würde sie am liebsten mit dem Kopf gegen eine Wand hauen. Da reicht es schon, wenn ich die Stimme dieser Person höre. Auch wenn diese Person nur zum Beispiel hustet entfacht das in mir so eine große Wut. Vor Wut wird mir sogar oft schwindelig und kurz schwarz vor den Augen. Wie eine Art Schub.

Mich durchfährt oft eine sehr starke Wut, manchmal, weiß ich nicht mal was der Trigger ist. Ich bin sehr schnell reizbar und durchlebe innerhalb kurzer Zeit mehrere Gefühle im Wechsel. Auf einmal bin ich wütend, im nächsten Moment traurig, dann pure Leere ... Manchmal bin ich davon so überfordert, dass ich mich dann schließlich geschnitten habe. Dann haben alle Gefühle aufgehört und ich verspürte nur noch pure Erleichterung. Die komplette Welt blieb für mich stehen und alles was noch gezählt hat und was ich wahrgenommen habe ist mich selbst und wie ich blute. Es ist ein unbeschreibliches gutes Gefühl.

Das kommt aber nicht so oft vor. Eher selten. Was täglich vorkommt, ist das ich mich anders verletze, indem ich mir den inneren Mundraum blutig beiße, die Zunge oder sogar die Lippen.

Um nochmal auf dieses Gefühl der Leere zurückzukommen. In dem Moment, fühlt es sich an, als würde die ganze Welt nur noch in Zeitlupe laufen. Als wäre alles nur noch Schwarzweiß. Keine Farben mehr. Alles fällt schwer, jeder Schritt als würde mich was zurückhalten. Nix kann mich in dem Moment begeistern. Alles erscheint einfach sinnlos, unwichtig.
Ich laufe dann rum wie ein Zombie. Fühle mich auch so.

Da ich schnell aggressiv werde, lasse ich es leider immer an meine Mitmenschen aus, verbal. Körperlich wurde ich noch nicht, aber ich stelle es mir jeden Tag vor. Ich habe das Verlangen meine Mitmenschen oder bei Social Media zu provozieren um die Wut rauszulassen, es ist wie ein Ventil. In solchen Momenten, möchte ich gehasst werden. Ich will den Hass der anderen spüren. Vielleicht ist dies auf das Selbstzerstörerische-Verhalten zurückzuführen. Genau das, erzählte ich auch meinem damaligen Hausarzt, worauf er, die Diagnose Borderline stellte.

Dieses ständige auf und ab der Gefühle ist echt unerträglich. Mal so, dann so und das alles plötzlich und willkürlich.

04.09.2022 17:50 • x 1 #3


Trinidat
Das hört sich schon sehr nach Borderline an und du brauchst bei diesen Symptomen sicherlich Niemanden mehr, der dir das bestätigt. Das ist ein absolut qualvolles Leben, das du beschreibst, das tut mir sehr leid für dich. Bist/warst du in Behandlung?

04.09.2022 18:09 • #4


Jedi
Zitat von Leslie:
Mein Hausarzt mit Psychiatrie-Erfahrung hatte mir damals eine Borderline Persönlichkeitsstörung mit Ängsten und Depressionen diagnostiziert.

Auf welcher Basis u. mit welcher Methode hat er diese Diagnose gestellt ?
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Zitat von Leslie:
nun hat mich vor kurzem eine Therapeutin (kein fester Platz) abgecheckt, ich musste einen sehr langen Fragebogen ausfüllen online und beim zweiten Termin hat sie mir dann gesagt, dass sie nicht daran glaubt, dass es sich um eine Borderline Störung handelt.

Ich finde es schwierig, nur auf Basis eines Online-Fragebogen dann eine genaue Diagnose zu stellen.
--
Zitat von Leslie:
Sie hat mir dann stattdessen diagnostiziert: PTBS, Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode, Agoraphobie mit Panikstörung, Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung und eine nichtorganische Schlafstörung.

Ich finde solch Diagnosen, ohne einen persönlichen Kontakt u. ohne in einer therapeutischen Begleitung zu sein,
eher schwierig !
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Zitat von Leslie:
Dann war ich bei einem Psychologen,

Das sich was während einer therapeutischen Begleitung verändern kann, kann ich nicht wissen,
dafür muss man aber auch erst in einer Therapie sein u. das bist Du nach eigener Aussage ja nicht.
Zitat von Leslie:
Ich wurde aber nicht therapiert


Ich denke, wenn Du in einer Therapie bist u. Du dann mit dem TP beginnst zu arbeiten, dann wirst Du sicher
eine realistische Diagnose erhalten kannst, denn die ergibt sich dann, indem der TP Dich immer besser kennenlernt
u. ihr gemeinsam, bestimmte Themen auch angesprochen habt u. daran auch arbeitet.

04.09.2022 18:57 • #5

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