marvin
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Hallo liebe Leute.
Wie fängt man eine Vorstellung richtig an? Ich weiß es nicht genau,
also erstmal grob: Ich bin Ende 40, als Einzelkind in einer Großstadt
unter zunächst bescheidenen Bedingungen aufgewachsen.
(Lasst das bloß nicht meinen Vater hören)
Die Schule war ein Grauen für mich und ich habe viel geschwänzt.
Dummerweise war ich auch ein Mobbingopfer, Schüler als auch
ein gewisser Lehrer haben sich beteiligt. Er hatte das Bedürfnis vor
den Schülern cool zu wirken und hackte daher in die gleiche Kerbe
wie der Mobbing-Anführer. Das ging soweit, dass ich selbst an
meinen Fähigkeiten zweifelte, 6en schrieb, besonders in Mathe.
Ein Ausspruch des Mathelehrer hallt immer noch in meinem Kopf
und es kommt mir vor, wie gestern erst geschehen:
Kein Wunder, dass Du die 6 hast, Du hast auch nix im Kopf
Mit einem Schulwechsel wurde es besser - wahrscheinlich war ich
damals schon depressiv, mit 15 - und meine Noten und auch meine
Lebensfreude verbesserten sich.
Inzwischen bin ich freiberuflicher Ingenieur und tatsächlich ist das
auch meine Berufung! Als kleines Kind, vor dem Gymnasium hat
mich schon alles mit Technik interessiert und Ingenieur stand
(neben Astronaut ) auf meinem Wunschzettel für die Berufswahl.
Ich hab' das keine Sekunde bereut, auch wenn die Zeichen denkbar
schlecht standen.
Im Studium bin ich wie aufgeblüht, ich legte einen Eifer und Hingabe
an den Tag, wie ich es selbst nicht erwartet hatte. Und es kam auch
der Erfolg, teilweise scheinbar auch mühelos, dass ich oft dachte, es
führt mich jemand und ich das es nicht selber war, der da die Einser
abgeliefert hat. Im Nachhinein betrachtet, eine der schönsten Zeiten
in meinem Leben.
Das Berufsleben begann ich zunächst als angestellter Ingenieur und
durchlief die eine oder andere Firma. Der Wendepunkt kam, als mein
Chef damals meinte, ich solle doch eine Maschine in Japan in Betrieb
nehmen und dorthin fliegen. Da ich wußte, welch ein Sparfuchs das war
('WAS!? Schlafwagen nach Wien? Einzelabteil? Es gibt doch auch
Liegewagen!)
hatte ich große Bedenken, da ich das Fliegen aufgrund des
Eingesperrtseins eh nicht sonderlich mag und dann auch noch ein
Interkontinentalflug mit zigmal Umsteigen von NevercomebackAirlines.
Da ich meine Fühler schon ausgestreckt hatte, versuchte ich die
Selbstständigkeit.
Das ging erst schleppend, aber nach ca. einem 3/4 Jahr lief es an.
Mit dem anderen Geschlecht hatte ich bis Anfang 30 noch nichts im
Sinn. Ich rechnte mir auch geringe bis keine Chancen aus.
Das änderte sich durch das Internet, wo ich bemerkte, dass man nicht
nur technische Dokumente downloaden, bei Ebay bieten kann, sondern,
dass man dort auch Frauen kennenlernen kann.
So lernte ich auch meine Frau kennen, die sich jetzt nach 16 Jahren
von mir getrennt hat.
Das war für mich bisher das dunkelste Kapitel. Depressive Episoden
habe ich auch vorher schon mal immer wieder gehabt, aber dann wurde es
wirklich schlimm. Ich habe mich gefühlt, als müsse ich sterben und es
kamen dann noch Panikattacken dazu. Es ging monatelang gar nichts mehr
und ich habe nur noch im Bett gelegen aber kaum geschlafen.
Zunächst habe ich das Arbeiten versucht, aber das Beruhigungsmittel,
was mir meine Hausärztin verschrieben hatte, wirkte nur leidlich, bis es
schließlich gar nicht mehr ging. Gottseidank habe ich einen Termin bei
einem Psychiater bekommen, der mich auf Sertralin umgestellt hat.
Das habe ich bei meinen leichten Episoden immer zu vermeiden versucht,
ein Psychpharmaka zu nehmen, aber in der Situation war mir das völlig
egal. Ich wollte nur noch, dass es mir wieder etwas besser ging.
Das stellte sich aber zuerst nicht ein, im Gegenteil wurde alles noch
viel schlimmer. Sehr viel schlimmer. Ich habe lange mit dem Gedanken
gespielt mich selbst in die Psychiatrie einzuweisen, da ich einfach
nicht mehr weiterwußte und auch mein Körper nicht mehr mitmachte und
Ausfallerscheinungen wie Herzrasen und Bluthochdruck zeigte, dazu der
permanente Schlafmangel. Ich hatte die Einweisung schon bekommen, da
habe ich einen Rückzieher gemacht und mich zu meiner Familie
geschleppt.
Von da an ging es langsam bergauf. Kurz bevor meine Zeit bei Ihnen
vorbei war und ich mir vorgenommen hatte wieder zu arbeiten, suchte
ich mir eine Wohnung in meiner Heimatstadt. Das hat sogar auf Anhieb
geklappt, wobei ich absolut unvorbereitet zur Besichtigung kam und
nichtmal mein Gehalt / bzw. Einkommen nachweisen konnte. Dazu hatte
mir mein Steuerberater am gleichen Tag (Freitags abend um 18:30!) noch meine
Unterlagen als PDF zukommen lassen, dass ich die dem Vermieter
präsentieren konnte. Und da kam auch wieder Zuversicht in mir auf.
In der Zeit ahbe ich auch angefangen zu beten und hatte den Eindruck,
dass 'der da oben' mich tatsächlich nicht im Stich ließ.
Da ich wieder zum Arbeiten zurück musste und ja nur bei meiner Familie
zu Besuch war, kam auch promt wieder ein Einbruch bei der Stimmung am
Tag der Abreise. Aber ich hatte jetzt ein festes Ziel, dass es um
jeden Preis zu erreichen galt: der Umzug.
Das war alles andere als leicht, in meinem Zustand, aber ich hab's
gepackt. Ganz alleine (naja, oder mit 'seiner' Hilfe)!
Ich hatte Notfallstunden bei einem Therapeuten, der hielt das für
kaum machbar, in 2 Monaten zu schaffen, so wie ich da noch drauf war.
Zu der ganzen Zeit war meine Frau kaum mehr erreichbar und hat an
verschiedenen Orten während fast der Kompletten Zeit Urlaub gemacht.
Und das kann ich ihr auch nicht mehr verzeihen. Es gibt also kein
Zurück mehr, sicher war das auch ihr Ziel, aber ich hatte zumindest
Freundschaft erwartet, stattdessen Machtspiele.
So, nun bin ich in der neuen (alten) Stadt angekommen und habe mich
auch weitgehend eingerichtet. Das Sertralin wirkt und ich kann
arbeiten. Ich habe sogar wieder neue Ideen und Lust Dinge zu kaufen.
was ich bis dahin gar nicht mehr kannte. Nächste Woche soll ein
Motorrad (naja, eher größeres Moped, 125ccm) kommen. Da freue ich mich
riesig drauf.
Trotzdem habe ich das Gefühl, auf geborgter Zeit zu leben und vermute,
dass ich meine einigermaßen gute Stimmung Dr. Sertralin zu verdanken
habe.
An die Zukunft will ich nicht so recht denken, ich habe leider auch
Tendenzen mich einzuigeln. Wobei mir das auch mal guttut, keinen Stress
zu haben und mich mal nur mit einem Thema zu beschäftigen.
Wenn ich eine Idee habe, dann kommt ein Hochgefühl.
Es heißt ja immer, man soll so viel unter Leute gehen, wie es eben
geht. Aber ich bin auch nicht der Typ dafür. Ich versuche, meine
wenigen bestehenden Freundschaften zu pflegen und wieder ein paar neue
zu reaktivieren. Auch einen VHS-Kurs werde ich wieder machen.
Das Thema Liebe denke ich aber, ist erstmal gegessen.
Das ist wohl eher nicht meine Begabung oder Bestimmung.
Aber wenn ich wieder gute Arbeit leiste und mich später davon in einer
schönen Fahrt im Oldie oder mit dem neuen Moped erholen kann, dann
wird das auch gut. Und inzwischen gucke ich sogar Fußball!
Wäre mir früher nicht in den Sinn gekommen, aber das ist so herrlich
einfach und man kann so schön sinnlos drüber labern.
Und meine Wohnung finde ich auch toll. Nur weiß ich nicht, ob
vielleicht doch eine Katze fehlt.
Aber das Schwert hängt über meinem Kopf und das heißt Therapie.
Grüße,
Marvin.
Achja, der Name ist übrigens von dem depressiven Roboter in 'Per
Anhalter durch die Galaxie'. Zum Schiessen.
Wie fängt man eine Vorstellung richtig an? Ich weiß es nicht genau,
also erstmal grob: Ich bin Ende 40, als Einzelkind in einer Großstadt
unter zunächst bescheidenen Bedingungen aufgewachsen.
(Lasst das bloß nicht meinen Vater hören)
Die Schule war ein Grauen für mich und ich habe viel geschwänzt.
Dummerweise war ich auch ein Mobbingopfer, Schüler als auch
ein gewisser Lehrer haben sich beteiligt. Er hatte das Bedürfnis vor
den Schülern cool zu wirken und hackte daher in die gleiche Kerbe
wie der Mobbing-Anführer. Das ging soweit, dass ich selbst an
meinen Fähigkeiten zweifelte, 6en schrieb, besonders in Mathe.
Ein Ausspruch des Mathelehrer hallt immer noch in meinem Kopf
und es kommt mir vor, wie gestern erst geschehen:
Kein Wunder, dass Du die 6 hast, Du hast auch nix im Kopf
Mit einem Schulwechsel wurde es besser - wahrscheinlich war ich
damals schon depressiv, mit 15 - und meine Noten und auch meine
Lebensfreude verbesserten sich.
Inzwischen bin ich freiberuflicher Ingenieur und tatsächlich ist das
auch meine Berufung! Als kleines Kind, vor dem Gymnasium hat
mich schon alles mit Technik interessiert und Ingenieur stand
(neben Astronaut ) auf meinem Wunschzettel für die Berufswahl.
Ich hab' das keine Sekunde bereut, auch wenn die Zeichen denkbar
schlecht standen.
Im Studium bin ich wie aufgeblüht, ich legte einen Eifer und Hingabe
an den Tag, wie ich es selbst nicht erwartet hatte. Und es kam auch
der Erfolg, teilweise scheinbar auch mühelos, dass ich oft dachte, es
führt mich jemand und ich das es nicht selber war, der da die Einser
abgeliefert hat. Im Nachhinein betrachtet, eine der schönsten Zeiten
in meinem Leben.
Das Berufsleben begann ich zunächst als angestellter Ingenieur und
durchlief die eine oder andere Firma. Der Wendepunkt kam, als mein
Chef damals meinte, ich solle doch eine Maschine in Japan in Betrieb
nehmen und dorthin fliegen. Da ich wußte, welch ein Sparfuchs das war
('WAS!? Schlafwagen nach Wien? Einzelabteil? Es gibt doch auch
Liegewagen!)
hatte ich große Bedenken, da ich das Fliegen aufgrund des
Eingesperrtseins eh nicht sonderlich mag und dann auch noch ein
Interkontinentalflug mit zigmal Umsteigen von NevercomebackAirlines.
Da ich meine Fühler schon ausgestreckt hatte, versuchte ich die
Selbstständigkeit.
Das ging erst schleppend, aber nach ca. einem 3/4 Jahr lief es an.
Mit dem anderen Geschlecht hatte ich bis Anfang 30 noch nichts im
Sinn. Ich rechnte mir auch geringe bis keine Chancen aus.
Das änderte sich durch das Internet, wo ich bemerkte, dass man nicht
nur technische Dokumente downloaden, bei Ebay bieten kann, sondern,
dass man dort auch Frauen kennenlernen kann.
So lernte ich auch meine Frau kennen, die sich jetzt nach 16 Jahren
von mir getrennt hat.
Das war für mich bisher das dunkelste Kapitel. Depressive Episoden
habe ich auch vorher schon mal immer wieder gehabt, aber dann wurde es
wirklich schlimm. Ich habe mich gefühlt, als müsse ich sterben und es
kamen dann noch Panikattacken dazu. Es ging monatelang gar nichts mehr
und ich habe nur noch im Bett gelegen aber kaum geschlafen.
Zunächst habe ich das Arbeiten versucht, aber das Beruhigungsmittel,
was mir meine Hausärztin verschrieben hatte, wirkte nur leidlich, bis es
schließlich gar nicht mehr ging. Gottseidank habe ich einen Termin bei
einem Psychiater bekommen, der mich auf Sertralin umgestellt hat.
Das habe ich bei meinen leichten Episoden immer zu vermeiden versucht,
ein Psychpharmaka zu nehmen, aber in der Situation war mir das völlig
egal. Ich wollte nur noch, dass es mir wieder etwas besser ging.
Das stellte sich aber zuerst nicht ein, im Gegenteil wurde alles noch
viel schlimmer. Sehr viel schlimmer. Ich habe lange mit dem Gedanken
gespielt mich selbst in die Psychiatrie einzuweisen, da ich einfach
nicht mehr weiterwußte und auch mein Körper nicht mehr mitmachte und
Ausfallerscheinungen wie Herzrasen und Bluthochdruck zeigte, dazu der
permanente Schlafmangel. Ich hatte die Einweisung schon bekommen, da
habe ich einen Rückzieher gemacht und mich zu meiner Familie
geschleppt.
Von da an ging es langsam bergauf. Kurz bevor meine Zeit bei Ihnen
vorbei war und ich mir vorgenommen hatte wieder zu arbeiten, suchte
ich mir eine Wohnung in meiner Heimatstadt. Das hat sogar auf Anhieb
geklappt, wobei ich absolut unvorbereitet zur Besichtigung kam und
nichtmal mein Gehalt / bzw. Einkommen nachweisen konnte. Dazu hatte
mir mein Steuerberater am gleichen Tag (Freitags abend um 18:30!) noch meine
Unterlagen als PDF zukommen lassen, dass ich die dem Vermieter
präsentieren konnte. Und da kam auch wieder Zuversicht in mir auf.
In der Zeit ahbe ich auch angefangen zu beten und hatte den Eindruck,
dass 'der da oben' mich tatsächlich nicht im Stich ließ.
Da ich wieder zum Arbeiten zurück musste und ja nur bei meiner Familie
zu Besuch war, kam auch promt wieder ein Einbruch bei der Stimmung am
Tag der Abreise. Aber ich hatte jetzt ein festes Ziel, dass es um
jeden Preis zu erreichen galt: der Umzug.
Das war alles andere als leicht, in meinem Zustand, aber ich hab's
gepackt. Ganz alleine (naja, oder mit 'seiner' Hilfe)!
Ich hatte Notfallstunden bei einem Therapeuten, der hielt das für
kaum machbar, in 2 Monaten zu schaffen, so wie ich da noch drauf war.
Zu der ganzen Zeit war meine Frau kaum mehr erreichbar und hat an
verschiedenen Orten während fast der Kompletten Zeit Urlaub gemacht.
Und das kann ich ihr auch nicht mehr verzeihen. Es gibt also kein
Zurück mehr, sicher war das auch ihr Ziel, aber ich hatte zumindest
Freundschaft erwartet, stattdessen Machtspiele.
So, nun bin ich in der neuen (alten) Stadt angekommen und habe mich
auch weitgehend eingerichtet. Das Sertralin wirkt und ich kann
arbeiten. Ich habe sogar wieder neue Ideen und Lust Dinge zu kaufen.
was ich bis dahin gar nicht mehr kannte. Nächste Woche soll ein
Motorrad (naja, eher größeres Moped, 125ccm) kommen. Da freue ich mich
riesig drauf.
Trotzdem habe ich das Gefühl, auf geborgter Zeit zu leben und vermute,
dass ich meine einigermaßen gute Stimmung Dr. Sertralin zu verdanken
habe.
An die Zukunft will ich nicht so recht denken, ich habe leider auch
Tendenzen mich einzuigeln. Wobei mir das auch mal guttut, keinen Stress
zu haben und mich mal nur mit einem Thema zu beschäftigen.
Wenn ich eine Idee habe, dann kommt ein Hochgefühl.
Es heißt ja immer, man soll so viel unter Leute gehen, wie es eben
geht. Aber ich bin auch nicht der Typ dafür. Ich versuche, meine
wenigen bestehenden Freundschaften zu pflegen und wieder ein paar neue
zu reaktivieren. Auch einen VHS-Kurs werde ich wieder machen.
Das Thema Liebe denke ich aber, ist erstmal gegessen.
Das ist wohl eher nicht meine Begabung oder Bestimmung.
Aber wenn ich wieder gute Arbeit leiste und mich später davon in einer
schönen Fahrt im Oldie oder mit dem neuen Moped erholen kann, dann
wird das auch gut. Und inzwischen gucke ich sogar Fußball!
Wäre mir früher nicht in den Sinn gekommen, aber das ist so herrlich
einfach und man kann so schön sinnlos drüber labern.
Und meine Wohnung finde ich auch toll. Nur weiß ich nicht, ob
vielleicht doch eine Katze fehlt.
Aber das Schwert hängt über meinem Kopf und das heißt Therapie.
Grüße,
Marvin.
Achja, der Name ist übrigens von dem depressiven Roboter in 'Per
Anhalter durch die Galaxie'. Zum Schiessen.