Isieasyisi
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Ich danke für die Aufnahme in diese Gruppe und möchte mich und meine Lage kurz vorstellen. Mein Mann und ich stammen beide aus, sagen wir, schwierigen Verhältnissen. Wir haben uns schon zeitig zu Funktionsmenschen entwickelt. Wir haben 2 wundervolle Mädchen in die Welt gesetzt und waren gewöhnt, einiges an harter Arbeit für ein gemeinsames erfülltes Leben auf uns zu nehmen. Zweitjobs und sowas alles, hat dazu gehört. Im September 2020 kam die Katastrophe, unsere kleinere Tochter und ich wurden als Fußgänger von einem Auto erfasst, da die fahrende Person ihr rotes Ampelzeichen übersehen hat. Unsere Tochter kam, Gott sei Dank, mit einem mehrfach gebrochenen Bein davon. Meine Verletzungen waren zahlreich und weitreichend, ich habe einige Tage an der Himmelstür gekratzt und darf jetzt einen Teil meines Schädelknochens aus 3D Druck tragen. Aber alles in allem, stehe ich ganz gut wieder da. Ich selbst komme beruflich ais dem medizinischen Bereich, das hat meine Genesung teilweise sehr schwierig gestaltet, entweder wurde mir vorgehalten, das ich Dinge eben wissen müsse, oder lange Zeit vom Pflegepersonal, das ich jetzt für alles zu blöde wäre, mein altes soziales Umfeld nicht mehr verdient hätte. Mein Mann hat während meiner mehreren stationären unterbringungen, alles übernommen, wirklich alles. Er hat mich besucht, 2 Kinder durch Pandemie, homeschooling und keine Ahnung manövriert und weiter gearbeitet. Und meine Strategie? Aufdrehen, schneller Gesund werden wollen, bloß keinen der alten Zweitjobs absagen, jedes Wochenende ab dem zu Hause sein ohne schöne Unternehmung stehen zu lassen, ging nicht. Ich wollte das meine Familie vergessen kann, wieder ganz viele schöne Erinnerungen hat. Im Mai, kam mein medizinisches Endgutachten und meine Welt brach erneut zusammen, da standen trotz aller Bemühungen noch Restschäden drin. Kurz danach, und nach einem Wochenendurlaub in der Heimatstadt meines Mannes, mit teilweise unerwarteten und unangenehmen Begegnungen für ihn, begann er sein Verhalten zu ändern. Sagte mir ganz klar, daß er nicht mehr weiß ob er mich glücklich macht, weil ich es ja anscheinend selbst nicht mehr wisse und das er nicht mehr ständig nachdenken und Planen will. Das hat mich am Anfang sehr verwirrt, weil er immer die glückliche Insel war, aber die vielen Außenreize das dann manchmal wie abgeschwächt haben, ich konnte Außenreize nicht mehr gut deuten. Ich habe mich begleiten lassen, bin damit noch nicht fertig, aber benötige gerade einfach eine Pause von fast 2 Jahren Dauerüberwachung. Wir haben eine Eheberatung aufgesucht. Die Dame sagte uns ganz klar, daß nur Zeit und entschleunigen helfen kann. Inzwischen fallen mir aber mehrere Dinge bei meinem Mann auf, die auf ein wirkliches Ausgebrannt sein hinweisen.ich bin kein Psychologe und möchte keine Google Diagnosen für meinen Mann stellen, aber ich habe mich durch unendlich viel durch gelesen, Quellen verglichen, mir Videos aus der hintersten Ecke Youtubes angeschaut, die mich zu dieser Annahme gebracht haben. Er zieht sich zurück, also indirekt, von uns als Familie, sucht Kontakte zu Kollegen, bei denen es immer um oberflächliches geht, Computerspiele, Serien, sowas, die er auch noch nicht so lange kennt, also vielleicht keine Gefahr läuft, tiefere Gespräche eingehen zu müssen. Vor ein paar Wochen hat er plötzlich angefangen seine Mutter zu suchen ( sie hatte ihn zur Adoption frei gegeben, es gab mal kurz Kontakt, der war aber wieder abgebrochen, weil er sich weiterhin nicht gewollt fühlte). Er wollte mit ihr aufräumen, klären.Seit Mai, fiel immermal die Aussage von ihm, daß er sich krank schreiben lassen will, weil er kaputt ist, hat das aber dann nie gemacht, weil er Furcht davor hat, von der Hausärztin zu einem Psychologen weiter geschickt zu werden. Und letzte Woche hat er sich plötzlich Urlaub genommen, mit der ehrlichen Aussage das er nicht mehr kann. Ich begrüße diese Selbsteinschätzung sehr. Er verbringt gerade jeden Tag davon mit den Kollegen, schläft auch nicht zu Hause, kam aber jeden Tag um Mittag für ein paar Stunden heim.ich konnte mir gegen Ende der Woche nicht verkneifen, ihn zu bitten, mir zu beantworten ob wir uns falsch verhalten haben, das hat er verneint und meinte das er einfach nur runter fahren will. Ich gönne ihm das Abschalten von Herzen, aber so langsam kommt in mir Angst hoch, werden wir ewig wie eine WG leben? Er sagt er will unsere Ehe reparieren und da er grundsätzlich ehrlich ist, glaube ich ihm das aus tiefstem Herzen und möchte ihm alle Zeit geben und ihn unterstützen so wie ich kann. Er weigert sich bisher weiterhin, sich Hilfe zu suchen ( hauptsächlich wegen schlechten Erfahrungen damit in seiner Jugend). Aber wie kann ich ihn unterstützen? Und wie kann ich selber aushalten, das es gerade eben gehen muss, ohne das Bett zu teilen oder einen wundervollen Guten- Morgen- Kuss zu genießen. Bitte versteht das nicht falsch, aber das erste nach dem Unfall an das ich mich erinnere, war ein kleiner Kuss von ihm auf meine Stirn und ein bisschen kuscheln. Wir waren immer verkuschelt und im Moment zerreißt es mir gerade manchmal fast das Herz, das wir zum Fernseh schauen nicht mal im selben Zimmer sitzen. Manchmal jedoch blitzen Kleinigkeiten auf, letztens hat er mit der Kleinen Kuchen gebacken und er will das 2. Mal in dieser Zeit mit mir Essen gehen. Und deshalb, wegen dieser kleinen Tankstellen möchte ich ihn nicht im Stich lassen, ich möchte für ihn da sein. Ich weis, das ich auch auf mich achten muss, aber das fällt mir gerade ziemlich schwer. Und leider werden erste Stimmen von Freunden laut, das er sich seiner Pflichten als Vater entzieht und einfach nur wie die Made im Speck gut findet, das hier so ziemlich alles erledigt wird. Das finde ich unfair und sehe es überhaupt nicht so. Weil eben nach und nach die Aussagen kommen und durchbrechen, das er am Limit ist. Mir wurden so viele Diagnosen und Verdachte um die Ohren geknallt, das ich manchmal das Gefühl habe von meinen Bekannten wohlwollender behandelt zu werden. Ja er wurde nicht überfahren, hatte keine 10 Tage Koma, aber er und die Große haben ohne Frage seelischen Schaden genommen und ich konnte meine Pflichten als Mama, auch eine lange Weile nicht erfüllen. Warum werden seelische mögliche Erkrankungen noch immer nicht gleich gewogen wie gebrochene Knochen? Jede dieser Krankheiten macht kaputt. Das Vorstellungsgespräch ist sehr lang und hat auch gleich Fragen und wütende Inhalte, entschuldigt bitte, meine Finger sind wie von selbst über die Tasten gefloge, es musste raus und ich brauche den Austausch, mit anderen Angehörigen. Danke fürs Lesen.