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Wartezeit bis zur Klinik durchhalten

R
Hallo,

das ist mein erster Beitrag hier, ich hab bis jetzt immer nur still mitgelesen.

Ganz kurz zu mir:
Bin 24, habe seit ca. 8 Jahren rezidivierende depressive Episoden mit chronischen Anteilen.
Mehrere ambulante Therapieversuche haben leider nicht viel gebracht, meine Symptome werden mit jedem Absturz in eine Phase nur noch schlimmer.

Im Moment hab ich zu kämpfen weil mich mein Freund vor 3 Wochen verlassen hat. Das triggert meine Symptome extrem, da meine Phasen immer irgendwie im Zusammenhang mit Beziehungen zu anderen Menschen stehen.
Depression, Ängste, Selbsthass, das volle Programm eben.

Da die aktuelle Phase schlimmer ist als die der letzten Jahre, hab ich mich jetzt zum ersten Mal entschlossen mich in eine Klinik aufnehmen zu lassen.
Durch die Corona-Krise ist eine Akutbehandlung aber nicht mehr wirklich ,,akut,,
Der frühstmögliche Aufnahmetermin für mich ist der 20. Juli, und das auch nur weil ich ,,Beziehungen,, spielen lassen konnte.

Jetzt die Frage an euch, wie schaff ich die Zeit bis dahin?

Ich geh morgen wieder arbeiten (war jetzt eine Woche krank), dort kann ich aber meinem Ex-Freund in die Arme laufen.
Meine eigene Wohnung triggert mich durch die Erinnerungen an meinen Ex enorm, aber auch in die muss ich heute abend dann erstmal zurück.

Und ansonsten heißt es jetzt eben 5 Wochen irgendwie alleine durchstehen.
Was mir ziemliche Angst macht, mit einer Arbeitsstelle auf der ich mich nicht ,,sicher,, fühle und einer Wohnung in der ich mich noch viel weniger ,,sicher,, fühle.

Irgendwelche Tipps von eurer Seite wie mir das vielleicht etwas leichter gelingen könnte?

Danke schon mal fürs Lesen!
LG

14.06.2020 15:33 • x 1 #1


Alexandra2
Hallo Roselin,
Herzlich willkommen beim Austausch.
Stress musst Du vermeiden und das beinhaltet weitere Krankschreibung. Wenn Dein Arzt das befürwortet, darfst Du trotzdem wegfahren. Vielleicht gibt es jemanden, wo Du zwei Wochen Unterschlupf findest? Oder jemand erlaubt Dir in seiner Gartenlaube zu sein?
Und wie sieht es mit Medikamenten aus, mit einem Psychiater und einem Therapeut?
Ich bin auch chronisch krank, was sehr spät entdeckt wurde. Daher weiß ich, wie mühsam manche Phasen sind. Deshalb brauchst einen versierten Psychiater. Vielleicht kommen mehrere Erkrankungen zusammen, die die Depression füttern?
Liebe Grüße Alexandra

14.06.2020 18:53 • x 3 #2


A


Hallo Roselin,

Wartezeit bis zur Klinik durchhalten

x 3#3


R
Hallo @alexandra2,

erstmal danke für deine Antwort.
Ich hab mich jetzt schon schon die gesamte letzte Woche bei meiner Mutter ,,versteckt,, weil ich mich zum Arbeiten nicht in der Lage gefühlt hab (auch weil ich da eben meinem Ex begegnen kann) und damit ich nicht in meiner Wohnung sein muss....

Eigentlich würd ich aber gerne wieder zur Arbeit gehen, bis das mit der Klinik losgeht...
Mein Job bedeutet mir viel und mal abgesehen davon dass ich dort auch gebraucht werde (sind nur ein kleines Team und ich bin eigentlich die ,,tragende und treibende Kraft,,) hab ich auf Arbeit wenigstens was sinnvolles zu tun
Zuhause (oder eben bei jemand anderem, wenn ich es zuhause nicht aushalte) sitz ich nur vor der Glotze und häng am Handy oder versuch zu lesen

Aber hast schon Recht, ich fühl mich ja auf Arbeit nicht wirklich ,,sicher,, und das stresst mich sicher mehr als ich wahrnehme in meinem Nebel (nach dem anfänglichen schlimmen Kummer, setzt seit einer Woche nämlich die emotionale Leere und Gefühllosigkeit ein)
Ich kann mich doch aber auch nicht noch 5 Wochen vor meiner Arbeit und meiner Wohnung verstecken


Therapeutin hab ich, aber erst recht neu, wir hatten gerade erst die 4 Sitzung. (Ist dann jetzt die fünfte ambulante Therapie.....)
Psychiater hab ich keinen. Wieso brauch ich denn gerade einen Psychiater, weil der die medizinisch-körperliche Sparte der Depressionen abdecken kann?

An Medikamenten hatte ich seit Mitte 2018 Citalopram genommen, das haben wir haben grade Anfang dieses Jahres ausgeschlichen weil ich halbwegs stabil war und keine nennenswerte Wirkung zu bemerken war.

14.06.2020 19:56 • #3


Alexandra2
Ja genau, der Facharzt findet die für Dich wirksamen Medikamente. Die sind sehr wichtig, weil sie die fehlenden Botenstoffe ersetzen. Stress verbraucht sie und von allein geht es in der Depression nicht mehr. Die Botenstoffe helfen auch sonst im Leben: zB Serotonin durch intensiven Sport. Aber die jetzt benötigte Menge können nur Tabletten liefern.
Und ja, das Funktionieren ist gerade schädlich

14.06.2020 20:06 • x 2 #4


R
Zitat von Alexandra2:
Ja genau, der Facharzt findet die für Dich wirksamen Medikamente. Die sind sehr wichtig, weil sie die fehlenden Botenstoffe ersetzen. Stress verbraucht sie und von allein geht es in der Depression nicht mehr. Die Botenstoffe helfen auch sonst im Leben: zB Serotonin durch intensiven Sport. Aber die jetzt benötigte Menge können nur Tabletten liefern.
Und ja, das Funktionieren ist gerade schädlich


Ok, und denkst du ich soll mich da noch vor der Klinik um einen Psychiater bemühen?
Ich vermute mal in der Klinik werden sie mich sowieso auf Medikamente einstellen

Was genau meinst du mit ,,Das Funktionieren,,?

14.06.2020 20:10 • #5


Alexandra2
Unbedingt: Facharzt+Medikamente +Psychotherapie sind grundlegende Behandlungsbausteine. Alles zusammen ist entscheidend.
Mit Funktionieren meine ich weitermachen, weiter arbeiten und alles andere auch. Das ist Gift! Pause+Erholung sind sehr wichtig.

14.06.2020 20:37 • x 1 #6


R
Guten Morgen ans Forum....

Die erste Nacht wieder in meiner eigenen Wohnung ist geschafft.
Es war eigentlich ganz ok. Gut geschlafen hab ich nicht, aber das hab ich schon seit 3-4 Wochen nicht mehr.

Ist komisch hier zu sein und in meinem Bett zu schlafen ohne das mein Exfreund neben mir liegt.
Meine Wohnung triggert meinen Liebeskummer wie erwartet enorm....
Aber immerhin sind die Morgentiefs nicht mehr so schlimm wie noch vor 1 1/2 Wochen....

Ansonsten werd ich mich jetzt wohl mal aufraffen und mich für die Arbeit fertig machen, ich möcht es zumindest versuchen mit dem Arbeitengehen.
Mal sehen wie der erste Tag wieder auf Arbeit werden wird.

15.06.2020 05:55 • x 2 #7


R
Zitat von Alexandra2:
Unbedingt: Facharzt+Medikamente +Psychotherapie sind grundlegende Behandlungsbausteine. Alles zusammen ist entscheidend.
Mit Funktionieren meine ich weitermachen, weiter arbeiten und alles andere auch. Das ist Gift! Pause+Erholung sind sehr wichtig.


Guten Morgen,

ich hab aber leider das Gefühl dieses Funktionieren ist irgendwie das einzige was mich noch oben hält....

15.06.2020 05:55 • x 1 #8


Kate
Zitat von Roselin:
ich hab aber leider das Gefühl dieses Funktionieren ist irgendwie das einzige was mich noch oben hält....


Liebe Roselin,

das kann ich nachvollziehen. Ich würde es wahrscheinlich auch so machen. Zumal es ablenkt, die Zeit vergeht und dann keine Zeit mehr fürs ständige Grübeln bleibt. Traurig bist Du leider so oder so. Aber wie gesagt, nur meine Meinung. Jeder ist da auch anders.

LG Kate

15.06.2020 06:05 • x 1 #9


Alexandra2
Liebe Roselin,
Das verstehe ich gut! Ich habe auch nicht aufhören können und musste es, als gar nichts mehr ging. Seitdem kann ich überhaupt nicht mehr arbeiten.
Vielleicht kannst Du die Belastung im krank noch hochhalten und langsam runterfahren.... Bis Du medizinisch+psychologisch versorgt bist?
Liebe Grüße Alexandra

15.06.2020 07:16 • #10


R
Zitat von Alexandra2:
Vielleicht kannst Du die Belastung im krank noch hochhalten und langsam runterfahren.... Bis Du medizinisch+psychologisch versorgt bist?


Die Aussage versteh ich leider nicht so ganz, was meinst du genau damit?

15.06.2020 09:41 • #11


Alexandra2
Die normal hohe Belastung immer weniger werden lassen, Schritt für Schritt die Belastung abbauen. Aber noch nicht ganz, bis Du Arzt und Therapeuten hast und versorgt bist. Neues Verhalten braucht Begleitung und Übung.
Beispiel für Belastungsabbau:
Pausen auf der Arbeit konsequent einhalten
Pause mit einem Spaziergang verknüpfen
Zeiten einbauen, in denen Du nicht erreichbar bist oder Aufgaben delegieren
Bildungsurlaub machen, steht Dir zu. Vielleicht mit dem Thema Zeitmanagement...
10 Minuten vor Arbeitsende gehen
Zu Hause nicht ans Telefon gehen, wenn der Chef anruft usw usf

Eine Tätigkeitenliste kann helfen DEINE Prioritäten zu setzen
Liebe Grüße Alexandra

15.06.2020 09:50 • x 1 #12


R
Zitat von Alexandra2:
:freunde: Die normal hohe Belastung immer weniger werden lassen, Schritt für Schritt die Belastung abbauen. Aber noch nicht ganz, bis Du Arzt und Therapeuten hast und versorgt bist. Neues Verhalten braucht Begleitung und Übung.
Beispiel für Belastungsabbau:
Pausen auf der Arbeit konsequent einhalten
Pause mit einem Spaziergang verknüpfen
Zeiten einbauen, in denen Du nicht erreichbar bist oder Aufgaben delegieren
Bildungsurlaub machen, steht Dir zu. Vielleicht mit dem Thema Zeitmanagement...
10 Minuten vor Arbeitsende gehen
Zu Hause nicht ans Telefon gehen, wenn der Chef anruft usw usf

Eine Tätigkeitenliste kann helfen DEINE Prioritäten zu setzen
Liebe Grüße Alexandra


Ah ok, jetzt versteh ich was du meinst.

Das klingt nach guten Punkten, ich versuch mich mal daran.
Wird vermutlich schwierig, eigentlich versuch ich mir im Moment so viel wie möglich ,,aufzuladen,, damit ich keine ruhigen Phasen hab in denen ich ins Grübeln verfallen könnte.

Heute ist es aber sowieso weniger die Arbeit die mir zu schaffen macht, es ist sowieso ruhig.
Heute quält mich mehr der Liebeskummer.

15.06.2020 09:57 • #13


M
Hallo Roselin,
mir hilft Ablenkung um auf andere Gedanken zu kommen und nicht ständig zu grübeln. Ein wenig Lesen, Haushaltstägigkeiten und gleichzeitig entspannende Musik hören, Kochen, Freunde treffen. Außerdem helfen Entspannungstechniken bei mir sehr gut (Meditation, Autogenes Training). Da gibt es viele CDs z.B. für geführte Meditation. Ein Sprecher führt durch das Training und lenkt einen von den eigenen Gedanken ab. Bei mir hilft das sehr gut zur Entspannung und zum Stressabbau.
Viele Grüße,
Michi

15.06.2020 10:23 • x 2 #14


A


Hallo Roselin,

x 4#15


R
Zitat von Michi87:
Hallo Roselin,
mir hilft Ablenkung um auf andere Gedanken zu kommen und nicht ständig zu grübeln. Ein wenig Lesen, Haushaltstägigkeiten und gleichzeitig entspannende Musik hören, Kochen, Freunde treffen. Außerdem helfen Entspannungstechniken bei mir sehr gut (Meditation, Autogenes Training). Da gibt es viele CDs z.B. für geführte Meditation. Ein Sprecher führt durch das Training und lenkt einen von den eigenen Gedanken ab. Bei mir hilft das sehr gut zur Entspannung und zum Stressabbau.
Viele Grüße,
Michi


Hallo Michi, danke für deine Antwort.

Autogenes Training kenn ich schon, ich nutz das manchmal zum einschlafen wenn es anders garnicht geht.
In den Alltag hab ich es allerdings noch nie eingebaut. Liegt vielleicht daran dass ich selten zur Ruhe komme bzw. nicht zur Ruhe kommen ,,will,,.

Alles andere klingt toll, Ablenkung ist vermutlich das Beste was man tun kann.
Lesen, Fernsehen, Spiele versuch ich schon, heute wollte ich endlich mal in das Fitnessstudio gehen in dem ich mich vor 2 Wochen angemeldet hab. Muss vorher noch ein paar kleine Wege erledigen.

Haushalt fällt mir schwer...das fällt mir generell schon schwer und im Moment, wo ich mich in meiner Wohnung so unsicher fühle, noch schwerer.
Die Antriebslosigkeit ist schon seit Ewigkeiten so ein Knackpunkt, auch ohne akute Phase

Freunde treffen ist leider schwierig. Ich hab nicht wirklich einen Freundeskreis, der ist die letzten Jahre immer mehr zusammen gebrochen (Ausbildung endet, Leute ziehen weg, man geht nicht wirklich Hobbys nach, usw)
Und die paar Kontakte die ich hab, denen möchte ich eigentlich nicht zur Last fallen mit der Stimmung die ich im Moment hab :/

15.06.2020 11:16 • x 2 #15

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