Warum blocke ich Freunde immer ab - bin unsicher

S
Hallo ihr Lieben.

Da ich gerade mal wieder nicht zum Schlafen komme und mir den Kopf über alles Mögliche zerbreche, so dachte ich, lass ich auch euch daran teilhaben und ganz vielleicht findet sich ja irgendwo irgendwer, der mich ein wenig versteht

Mich beschäftigt gerade jetzt, wo die Weihnachtszeit wieder beginnt, mein nicht-vorhandener Umkreis/Freundeskreis.
Auch wenn ich (zumindest einiges) von dem Weihnachtskram für ganz großen PR halte (bitte nicht lynchen *g*), wird man dann doch ein wenig melancholisch, wenns aufs erste Adventskerzchen zugeht *seufz*
Im Grunde existieren sowas wie Freunde seit ich krank bin in meinem Leben nicht mehr. Ich habe einigen wohl sehr oft sehr wehgetan indem ich sie hängen ließ, doof zu ihnen war und ihnen immer für alles die Schuld gegeben habe. Wahrscheinlich, weil ich selbst nichts mehr mit mir anzufangen wusste, mir mein Rückzug wichtiger war als alles andere und wahrscheinlich auch, weil ich mich von vielen sehr unverstanden gefühlt habe. Es war immer schwer für mich Kommentare wie ach das ist doch alles gar nicht so schlimm, oder komm doch mit, dann gehts dir besser zu ertragen. Die Folge war komplette Isolation/Rückzug, weil ich dachte so schade ich ihnen nicht mehr und sie mir nicht.
Nun habe ich seit 2 Jahren nur mehr eine Person neben meiner Familie. Ihm würde ich zwar auf der Stelle mein ganzes Leben in die Hände legen, dennoch fühl ich mich oftmals sehr einsam.
Und das Doofe ist, dass ich nichtmals übertreibe, wenn ich sage, dass es wahrscheinlich sowieso niemand lange mit mir aushalten würde.
Seit gut einem Jahr befinde ich mich in einer Phase, wo es mir oftmals tage - oder wochenlang kaum möglich ist bloß ein paar Sachen einkaufen zu gehen und jede Familienfeier, die ansteht, ist ein riesen Theater im Vorhinein für mich, wie soll ich es dann noch auf die Reihe kriegen, auch mal mit Freunden wegzugehen, feiern zu gehen?
Es ist auch grundsätzlich unmöglich, mich unter Leuten begeben, die nicht über meine Krankheit informiert sind, da ich dann immer denke, dass sie mich für völlig bescheuert halten, wenns wieder mit meiner Panik losgeht, oder ich aus heiterem Himmel verschwinden muss, weils nicht mehr geht. Leider habe ich die Erfahrung schon gemacht, dass Leute dann sehr konfus, oder sogar geschockt reagieren, was es mir nun nicht unbedingt leichter macht.
Mal davon abgesehen, dass ich grundsätzlich eh immer denke, dass meine Krankheit mir auf der Stirn geschrieben steht und mich jeder blöd angafft.

Selbst wenn ich dann einmal jemanden kennenlerne, so denke ich meist sofort, dass ich mich ihm/ihr doch echt nicht antun kann. Kann man von einem Menschen Derartiges verlangen? Kann man von einem Menschen das verlangen zu berücksichtigen, was ich bin? Ich wüsste nicht ob ich als Außenstehender damit klarkommen würde. Wahrscheinlich eine Weile, aber nicht lange...
Meist blocke ich neue Kontakte sofort wieder ab, weil ich entweder denke sie verstehen mich nicht, oder sie irgendwann sagen, dass es ihnen zuviel wird. Auch das habe ich schon am eigenen Leib erfahren. Das wünsche ich wirklich keinem Leidensgenossen.
Ich komme mir selber schon sehr anspruchsvoll vor, dabei bin ich das absolut nicht. Vielleicht wünsche ich mir auch einfach zu sehr, dass mir der/die perfekte Begleiter/in irgendwann mal zugeflogen kommt, mich so nimmt wie ich bin und das noch gerne. ekelig, diese Ironie in der Luft

Nun hab ich euch genug vollgejammert. Vielleicht macht ja jemand Ähnliches durch und mag was dazu schreiben.

29.11.2009 04:07 • #1


Pyxidis
Liebe Sandra,

Zitat:
Vielleicht wünsche ich mir auch einfach zu sehr, dass mir der/die perfekte Begleiter/in irgendwann mal zugeflogen kommt, mich so nimmt wie ich bin und das noch gerne.


den oder die perfekte Begleiter/in gibt es wohl nicht, denn wir sind ALLE Menschen mit Schwächen und Fehlern. Auch bezweifle ich, daß dieser Mensch einfach zugeflogen kommt. Nein, es gehört Mut und Entschlossenheit dazu, es immer wieder mit Menschen zu versuchen und sich zu trauen, sich zu öffnen. Auch mal eine Enttäuschung zu verkraften. Und siehe da, dort ist plötzlich ein Mensch, der einen so mag wie man ist, dem man keine Rolle vorspielen muß.

Ich kann Dir auf jeden Fall das Gegenteilige berichtet. Vor meinem Zusammenbruch habe ich niemandem vertraut, dachte ich ich bräuchte keine Freunde, war alleine. Klar hatte ich ein paar Bekannte, oberflächliche Beziehungen, nichts Tragfähiges.

Seit ich mich Menschen gegenüber öffne, etwas von meinen Schwächen preisgebe, erzähle was ich kann und nicht, habe ich ein paar von diesen Menschen getroffen, die mich mögen, weil ich eben nicht mehr die starke Scorpio bin, die niemanden an sich ranläßt.

Seit ich mir klarmache, daß auch ich diesen Menschen viel gebe, gerade weil ich durch meine Krankheit eben nicht oberflächlich bin, sensibel und mitfühlend, fühle ich mich nicht mehr so bedürftig.

Klar bin ich oft noch unsicher und ängstlich, mein Vertrauen ist noch ein ganz zartes Pflänzlein, aber mit jeder guten Erfahrung wächst es.

Was ich Dir damit sagen will, ist, daß auch Du den Menschen viel geben kannst, weil Du eben durch Deine Krankheit ein viel tieferes Verständnis gewonnen hast, was wichtig im Leben ist und was nicht. Wichtig wäre auch, wenn Du eben manchmal plötzlich verschwinden mußt, Dich nicht immer melden kannst oder auch manchmal einfach schlecht drauf bist, daß Du es Deinen Freunden erklärst, damit diese es verstehen können und nicht persönlich nehmen. Und auf die Menschen, die es nicht verstehen wollen, kannst Du getrost verzichten, aber es gibt eben auch die anderen. Nur kommen die eben nicht zugepflogen, sondern Du mußt sie Dir suchen, indem Du wenn Du das Gefühl hast, dort ist ein Mensch, der es gut mit Dir meinen könnte, an Deinen Gedanken, Gefühlen und Ängsten teilhaben läßt. Das erfodert viel Mut, lohnt sich aber ganz bestimmt.

Ich wünsche Dir alles Gute,
Scorpio

29.11.2009 12:20 • #2


A


Hallo Sandra,

Warum blocke ich Freunde immer ab - bin unsicher

x 3#3


S
Hallo Scorpio,

erst einmal danke für deine Antwort.

Natürlich war es ironisch gemeint, dass ich mir wünsche, dass mir der perfekte Begleiter zufliegt. Ich glaube sowas gibts dann doch nur in Märchen :)

Grundsätzlich bin ich ein absolut offener Mensch und wenn ich jemand Neues kennenlerne, so kläre ich ihn meist direkt über meine Krankheit auf, weil ich einfach finde, dass er das Recht hat darüber informiert zu werden.
Das Problem ist einfach, dass ich mir selber einen unglaublichen Druck mache und denke, dass ich jegliche freundschaftlichen Pflichten nicht erfüllen kann, weil ich ja nichtmals fähig bin... usw...
Es ist schwierig, wenn man schon oft enttäuscht wurde, (auch WEGEN meiner Krankheit) nicht jedem Unschuldigen direkt mit Skepsis gegenüberzutreten. Dadurch vermittle ich natürlich totale Unsicherheit und wenns ganz blöd läuft block ich den Kontakt direkt ab. Die meisten Leute können nichtmals was dafür, ich bin einfach zu dämlich das auf die Reihe zu bekommen.

Und mir zu sagen, dass ich trotz meiner Unfähigkeit selbst kleine Dinge zu meistern noch Qualitäten habe bekomme ich schonmal gar nicht in mein Köpfchen, das wäre ja zu positiv :P
Nein, mal ehrlich, ich glaube ich bin noch nicht so weit alles an mir und meiner Krankheit vollends zu akzeptieren. Und wenn ich selber nicht an mich glaube, so kann ich auch andere nicht von meinen Qualitäten überzeugen. Ich habe aber auch keinen Plan, wie ich da ansetzen könnte.

29.11.2009 22:40 • #3


Jellybaby
Zitat von mrsIronicaL:
Selbst wenn ich dann einmal jemanden kennenlerne, so denke ich meist sofort, dass ich mich ihm/ihr doch echt nicht antun kann. Kann man von einem Menschen Derartiges verlangen? Kann man von einem Menschen das verlangen zu berücksichtigen, was ich bin? Ich wüsste nicht ob ich als Außenstehender damit klarkommen würde. Wahrscheinlich eine Weile, aber nicht lange...


warum überlässt du die Entscheidung darüber was die anderen als Zumutung empfinden oder nicht, was sie sich antun oder nicht, nicht den Leuten selber? Wenn du jemanden kennenlernst dann bist du erst mal einfach nur da. Was derjenige dann damit anfängt muss er schon selbst entscheiden.

29.11.2009 22:53 • #4


A
Zitat:
Ich habe aber auch keinen Plan, wie ich da ansetzen könnte.

Indem Du erstmal aufhörst für andere zu denken - so, wie Jelly Dir geschrieben hat.

Das wäre Punkt 1.

Und:

Zitat:
Und wenn ich selber nicht an mich glaube, so kann ich auch andere nicht von meinen Qualitäten überzeugen.

Muss man das ??? Andere von den eigenen Qualitäten überzeugen???

Das muss man nicht. Menschen die ein aufrichtiges Interesse an Dir haben sehen Deine Qualitäten auch so und
sie sehen Dich auch hinter Deiner Wand ...

Also: aufhören, beweisen zu müssen was niemand erwartet.

Das wäre Punkt 2

29.11.2009 23:35 • #5


S
Ihr habt natürlich Recht.

Ich mache mir über alles und jeden tierisch Gedanken, was sicherlich in mein Krankheitsbild passt, aber ich war im Grunde schon immer so. Ich habe als Kind schon feststellen müssen, dass man schwerlich akzepiert wird, wenn man nicht normal ist und man gewissen Menschen erst beweisen muss, dass da auch noch ein Mensch hinter steckt. Das das so nicht sein soll ist mir völlig bewusst.
Wahrscheinlich bin ich einfach festgefahren in meinen Verhaltens - und Denkmustern.

Danke jedenfalls für eure Antworten.

30.11.2009 05:32 • #6


Jellybaby
zumndst hast du den Vorteil dir dessen bewusst zu sein oder zu werden. Das ist die Voraussetzung um am festgefahrenen Verhalten etwas ändern zu können. Als Grundlage nicht schlecht.

30.11.2009 15:00 • #7


laEsmeralda
Hallo,
ich habe die Sachen die du über dich sagst von meinem Freund schon sehr oft gehört. Aber wenn man das mal von der anderen Seite betrachtet ist das nicht unbedingt so. Es ist mit Sicherheit nicht immer leicht für andere, aber glaub an dich selbst. Du hast ja nicht nur negative Seiten und bestehst nicht nur aus der Krankheit. Ich bin davon überzeugt, dass es auch Sachen an dir gibt, die andere begeistern können. Dass du direkt offen bist finde ich übrigens sinnvoll. So kommen nachher weniger bösen Überraschungen sowohl auf dein Gegenüber als auch auf dich zu.
Ich wünsch dir alles, alles Gute!
lg, Nici

05.09.2010 18:55 • #8


S
hallo,

Feinde sind besser als Freunde. hab ich mal irgendwo einen Spruch gelesen der geht so ähnlich wie: Feinde sind aufrichtig zu einander, Freunde betrügen sich. Also, wer braucht schon Freunde?? hehe

ja ich kenn das Problem, wo man Freundschaft als Gegenstand sieht, wo man aktiv irgendwas dafür tun muss. Diese Sichtweise selbst zeigt das Problem an. Es gab mal eine Zeit das wusste ich nicht, dass man Freundschaft pflegen muss oder ähnliches. Da war Freundschaft einfach da, automatisch, ich habe nichts dafür oder dagegen getan. Freundschaften kommen und gehen automatisch. Das läuft über gemeinsame Interessen und oder Charakterähnlichkeiten und Anziehung etc. Das kann man nicht erzwingen oder irgendwie künstlich aufrecht erhalten. Wenn kein geeigneter Kandidat/Kandidatin in der Nähe ist, gib es keine Freundschaft.

geeignet für jemanden mit Sozialphobie sind eher scheue, zurückhaltende Menschen oder halt andere Sozialphobiker die ähnliche Interessen oder Charakter haben. Da brauchst du dir auch keine Gedanken machen ob du für den/die anderen erträglich bist. Ich finde instinktiv die Leute die zu mir passen, wo ich mich wohl fühle und kein Druck verspüre. Wobei so richtige Freunde hab ich keine mehr, seit mein letzter Freund nach dem Studium ins Ausland ging. Ich such auch keine, bin froh wenn ich meine Ruhe habe. Ich geniesse das allein sein. Der soziale Kontakt mit den Arbeitskollegen reicht mir völlig aus. Ich denke allerdings dass dieser wirklich wichtig ist für mich.

dann und wann verspüre ich das Bedürfnis nach Zärtlichkeit, nach Liebe und Wärme. Schätze so zwei bis drei mal pro Jahr hab ich so Phasen. Da kommt es auch vor dass ich melancholisch werde wenn ich dann mein Bedürfnis nicht stillen kann. Kanditatinnen gibt es zwar genug aber ich kann sie ja nicht einfach abküssen, was ich eigentlich am liebsten täte. Ich rede mir dann ein dass mir eine Freundin zu mühsam wäre, vor allem wenn bei mir dann die Phase vorbei ist habe ich eh kein Bock mehr also lohnt sich der Aufwand ja gar nicht und so weiter. Natürlich sind das nur Ausreden weil ich einfach nicht Manns genug bin direkt auf mein aktuelles Ziel loszusteuern und eventuell was von den Kirschen zu kosten. Da hab ich echt immer noch ne Blockade.

alles in allem verstehe ich das Alleinsein als Luxus, den ich mir gönne. Keine Verpflichtungen nix. Kann in aller Ruhe meinen Hobbys fröhnen, kann an den Wochenenden, wenn ich mal ne Müdigkeit verspüre einfach ein Nickerchen machen mitten am Tag. Kann morgens auspennen und impulsiv in den Tag hineinleben wie es mir gerade passt. Na ja ich bin faul geboren und lebe jetzt diese Eigenschaft voll aus ;D

guts Nächtle und schöne Weihnachten wünsche ich,

Sanduhr

02.10.2010 00:14 • #9


crempita
Liebe Sandra,

also ich dachte eben ich les nicht recht... das was du da schreibst könnte von mir kommen! Naja wir stimmen nicht zu 100% überein, aber es psst eine ganze Menge. Sich anderen nicht zumuten zu wollen und eh nichts zu taugen... meine Worte! Da gibt es noch andere Paralelen.
Ich schreibe Dir aber nicht um dich zu bestätigen. Mich interessiert deine derzeitige Lebenssituation. Wie verbringst du die Weihnachtstage? Allein? Mir diesem einen Freund? Mit der Familie? Was ist mit Silvester? Für mich der schlimmste Tag des Jahres...sogar als ich noch unbeschwert durchs Leben ging! Was machst Du? Ohne Freunde?

Lieben Gruß
crempita

12.10.2010 12:21 • #10


crempita
oha... habe grade erst gesehen, dass der Beitrag aus dem letzten Jahr ist...
solltest du hier mal reinschauen sandra, dann erzähl doch mal wie sich alles entwickelt hat ...

12.10.2010 12:27 • #11


S
Hallo crempita!

Mensch, da habt ihr ja eine olle Kamelle wieder ausgegraben *g* War trotzdem interessant mal zu lesen, was vor gut einem Jahr so in mir vorging.

Ja, wie hat sich alles entwickelt?
Nun, im Grunde sind die Selbstzweifel und Kontaktschwierigkeiten noch immer vorhanden. Nur hat sich meine Einstellung dazu deutlich geändert. Dadurch, dass ich meine Ängste nun endlich aktiv versuche zu bekämpfen, auch wieder mehr vor die Türe gehe, komme ich auch öfter mit anderen Menschen in Kontakt.
Das beläuft sich zwar dann auf einen kurzen Smalltalk beim Hundespaziergang, oder im Supermarkt um die Ecke, aber es sind eben die kleine Fortschritte, die hinterher zum Erfolg führen.

Ich habe in diesem einen Jahr 2 Situationen erlebt, wo ich in mein altes Muster zurückverfallen bin. Ich lernte 2 sehr nette Menschen kennen und habe es mir beide Male leider auch selbst wieder durchtrieben. Irgendwann wird es den Leuten einfach zu anstrengend mir immer wieder bestätigen zu müssen, dass es okay ist, wie ich bin.
Ich hatte auch mal wieder große Probleme mich fallen zu lassen.

Bei Leidensgenossen ist das ganz anders. Dort kann ich ich selbst sein, weil ich sicher sein kann, dass mein Gegenüber versteht und mich aufgrund meiner Erkrankung, oder besser gesagt meiner Defizite, nicht verurteilen würde.
Es ist schade, dass ich zwischen Kranken und Nichtkranken eine so krasse Grenze ziehe. Ich sehe auch ein, dass das ein ganz großer Denkfehler meinerseits ist, wo ich dringend dran arbeiten muss. Schlechte Erfahrungen prägen einfach.

Weihnachten ist wohl ganz okay. Die Feiertage verbingen wir traditionell schon immer nur im Familienkreis. Es ist dennoch eine Zeit, wo ich sehr nachdenklich werde.
Silvester ist da deutlich schlimmer. Ein Tag, wo auf der gesamten Welt fröhlich, meist im Freundeskreis, gefeiert wird. Und da fehlen mir dann schon unglaublich irgendwelche soziale Kontakte.
Ich bin eigentlich von Natur aus kein Mensch von Traurigkeit und habe früher sehr gerne gefeiert, hatte einen großen Freundeskreis. Momentan geht das einfach nicht. Allein wegen meiner Ängste, die es mir schon unmöglich machen, mich einer Partygemeinde anzuschließen (zuviele Menschen in einem Raum ertrage ich noch nicht gut). Zudem wüsste ich gar nicht wo ich mich anschließen sollte. Alle alten Kontakte sind schließlich seit eh und je abgebrochen.

Ich habe also keinerlei Idee wie ich Silvester verbringen werde und es macht mich jetzt schon wieder mürbe, wenn ich darüber nachdenke.

Wie verbringst du die anstehenden Feiertage und wie gehst du allgemein mit der Stimmung dann um?

12.10.2010 21:34 • #12


crempita
Hallo Sandra,

man man man, ich habe mir grad die Finger wund getippt und auf einmal hat sich hier alles aufgehangen...der Text ist weg *änger*.
Ich fag nochmal an und hoffe ich bekomm es nochmal so hin.

Weihnachten kommt meine Familie zu Besuch. Was wunderbar ist, denn dann fühl ich mich gebraucht und das gibt mir enormen Antrieb. Ich mag die Weihnachtszeit. Die Menschen kommenn mir dann immer friedlicher vor. Die ganze Welt scheit friedlicher.

Silvester empfinde ich als die Pest. Das war irgendwie schon immer so. Dieses Neuanfang Getue finde ich furchtbar. Es setzt mich unter Druck.
Auch ich bin eigetlich kein Kind von Traurigkeit. Ich fühle mich aber innerhalb der Partygemeinde immer einsam. So viele Meschen und doch fühl ich mich als wär ich der einsamste Mensch der Welt. Auch das war irgendwie schon immer so.

Ich habe eigentlich überhaupt keine Kontaktschwierigkeiten, doch meine Selbstzweifel lassen am Ende dann doch keine Freundschaft zu. Es wurde mir in die Wiege gelegt anderen alles recht zu machen, allen gefallen zu müssen und bloß niemandem zu Last zu fallen. Das ist u. a. der Rucksack den ich heute mit mir rumschleppe. Und gegen den ich trotzdem mein Leben lang innerlich rebelliere. Leider bisher nur innerlich.
Neuen Bekanntschaften gegenüber trage eine Maske. Sollte ich die abnehmen, würde doch jeder die Beine in die Hand nehmen und vor mir flüchten. Auch ich hätte gern die Bestätigung eines Freundes, dass ich okay bin, so wie ich bin. Nur würde ich niemals danach fragen. Ich binn vielmehr damit beschäftigt es selber herauszufiden und damit kann man einem auch möächtig auf denn Nerv gehen. Und wie soll mann sich da Fallen lassen? Also am Ende versaue ich es mir dann auch selbst!

Mein sozialer Kreis beschränkt sich auf meine Familie. Jedoch hat jeder sein eigenes Leben und seine eigenen Interessen. Was bedeutet das ich Silvester wohl alleine mit meinem Hund verbringen werde. Da mich die Dunkelheit in den letzten Monaten oft gefangen hatte, hab ich natürlich Angst das sie mir an diesem Abend wieder auflauert.

Ich finde es acuh schade das du eine so krasse Grenze zwischen Krankenn und Nichtkranken ziehst. Aber ich kann Dich da sehr gut verstehen. Unter Leidensgenossenn gibt es keine Erwartungen oder Zwänge. Man versteht sich. Und das ist ehrlich und wuderbar leicht.

So nun kommt also die dunkle, kalte Jahreszeit mit der warmen, friedlichenn Weihnachtszeit und dem bösen Silvester im Nacken...
jetzt muss ich lachen ;-)))

gaze liebe Grüsse
Cremi

13.10.2010 09:20 • #13


S
Zitat:
Ich habe eigentlich überhaupt keine Kontaktschwierigkeiten, doch meine Selbstzweifel lassen am Ende dann doch keine Freundschaft zu. Es wurde mir in die Wiege gelegt anderen alles recht zu machen, allen gefallen zu müssen und bloß niemandem zu Last zu fallen. Das ist u. a. der Rucksack den ich heute mit mir rumschleppe. Und gegen den ich trotzdem mein Leben lang innerlich rebelliere.

Das könnte von mir stammen.
Ich war als Kind schon immer relativ schüchtern und eher angepasst. In meiner Jugendzeit, als ich Mitglied einer großen Clique war, erfuhr ich das erste Mal, dass ich einfach so akeptiert werde, wie ich bin. Eine Zeit, die ich förmlich aufsog.
Als ich erkrankte und später den Kontakt zu vielen Freunden abbrach (aus Scham), eine Therapie besuchte, spürte ich dieses anders-sein Gefühl wieder. Nur diesmal war ich wirklich anders, ich war krank - es war jetzt wirklich greifbar.

Das war wohl auch der Zeitpunkt - als ich realisierte, dass ich krank bin - wo ich anfing mich sozial zurückzuziehen, ich isolierte mich förmlich, weil ich Angst davor hatte, dass ich gefragt werde, was denn mit mir los sei. Heute bereue ich das sehr, denn dadurch habe ich mir vermutlich viele Ängste, mit denen ich heute zu kämpfen habe, selbst angeeignet (u.a. die soziale Phobie).

Erst der Kontakt zu Leidensgenossen ließ mich immer und immer mehr aus meinem Schneckenhaus herauskriechen. Es tat so unglaublich gut zu spüren, dass man auch nur eine von Vielen ist und vor allem, dass man nicht mehr das Gefühl hat man müsse sich für jeden Schritt rechtfertigen/erklären.

Zitat:
Ich finde es acuh schade das du eine so krasse Grenze zwischen Krankenn und Nichtkranken ziehst.

Ja, das ist wahrscheinlich auch eine Art Schubladendenken. Das, was ich eigentlich so sehr verachte.
Ich habe in meinem Leben einfach viel zu oft die Erfahrung gemacht, dass man schnell aneckt, wenn man sich nicht der großen Masse anpasst, bzw irgendwie anders ist. Viele Kontaktversuche zu anderen Menschen und auch Beziehungen scheiterten oft an meinem gesundheitlichen Zustand. Ich bin da bereits auf alle möglichen Reaktionen gestoßen. Von Scham, über Hilflosigkeit, bis hin zu Abscheu.

Selbst heutzutage, wo Depressionen und Ängste mehr als präsent sind, bin ich noch sehr oft auf die Begriffe Faulheit und Einbildung in Verbindung mit diesen Erkrankungen gestoßen. Traurig, sollte man da denken. Aber ich nenne es schlichtweg Unwissen, bzw Unlust sich zu informieren.
Was die Menschen nicht wissen, macht ihnen erstmal Angst und dann reagieren sie mit den unterschiedlichsten Emotionen.

Es ist schade, dass ein kranker Mensch, der schon genug Kämpfe mit sich selbst auszutragen hat, sich auch noch immer wieder vor der Gesellschaft rechtfertigen muss.
Nungut, vermutlich sind wir nicht dazu verpflichtet uns zu rechtfertigen. Sich aber einen so starken Panzer anzueignen, dass einen außenstehende Reaktionen nicht mehr treffen, das ist ein harter Weg, von dem ICH noch ein ganzes Stück entfernt bin.
Ich denke das ist der Grund, wieso ich zwischen Kranken und Nichtkranken eine so krasse Grenze ziehe. Die Schuld trage sowohl ich selbst, als sicherlich auch die angepasste Gesellschaft - das Spiel spielen schließlich immer 2 Teams.

Zitat:
So nun kommt also die dunkle, kalte Jahreszeit mit der warmen, friedlichenn Weihnachtszeit und dem bösen Silvester im Nacken...
jetzt muss ich lachen ;-)))

Das unterschreib ich jetzt einfach mal so (mit einem leichten Grinsen auf den Lippen)

13.10.2010 21:27 • #14


S
hallo,

Zitat von crempita:
Neuen Bekanntschaften gegenüber trage eine Maske. Sollte ich die abnehmen, würde doch jeder die Beine in die Hand nehmen und vor mir flüchten.


das wirst du wohl riskiren müssen ansonsten wird sich da nie was daran ändern. Die Bestätigung dass du okay bist musst du selber rausfinden dass es so ist, denn wenn es nicht von dir kommt, wirst du immer vom Urteil anderer abhängig bleiben.

Du bist geboren worden, die Natur will dich genau so. Du passt in diese Welt wie eingegossen. Die Natur sorgt auch für dich und erfüllt all deine Bedürnisse wenn du diesem Pfad folgst. Deinem Pfad. Sei einfach nur DU, den Rest kannst du getrost der Natur überlassen. Unter dem Strich hast du am meisten davon. Mehr als jetzt. Es wird nicht das Paradies auf Erden werden aber dadurch erreichst du die maximale Lebensqualität die für dich möglich ist.

liebe Grüsse, Sanduhr

19.10.2010 10:03 • #15


D
Auf der einen Seite muss ich sagen, dass ich die Einsamkeit liebe, die fast vollständige Abwesenheit von sozialen Kontakten und ihren Verpflichtungen.
Ich würde es Freiheit nennen, aber das wäre wohl nur eine Hälfte des Ganzen. Genauso ist es auch eine Flucht, ein Schutzmechanismus.
Ehrlichkeit und Vertrauen gegenüber anderen geht fast immer einher mit der Bildung von Verantwortung und dem daraus resultierendem Versuch zu helfen.
In manchen Phasen mag dies vielleicht sogar hilfreich sein, aber in vielen Fällen ergibt sich daraus eine Steigerung in der eigenen Depression.

In diesen Zeiten diktiert sie einem, fast als oberstes Gebot, Einsamkeit.
Nun ist es allgemein nicht unbedingt normal sich für Wochen nicht zu melden, nicht ans Telefon zu gehen etc.
Aber die lange Liste verpasster Anrufe, die sorgenvollen Emails oder Sms zeigen einem nun,
dass man auch andere Menschen in diesen Kreis zieht, Sorgen und das Gefühl von Hilflosigkeit bei anderen erschafft.

Ein Wissen deren Resonanz einen gerade in Depressionen zu erschlagen droht und das Tief noch tiefer werden lässt.
Nun folgt der Rückzug nicht unbedingt dem altruistischen Gedanken anderen dieses zu ersparen,
sondern die eigenen Gefühlen, die sich im Wissen der Sorgen anderer um einen selbst in neue Abgründe stürzen würden, fernzuhalten.


Meine regelmäßigen Kontakte haben sich von Phase zu Phase oder stationären Aufenthalten stätig dezimiert.
Was im Endeffekt nicht unbedingt immer eine bewusste Entscheidung war,
aber eigentlich niemals an Reaktionen anderer auf meine Krankheit zugrunde lag.

Aber das Schlimmste daran ist zu Wissen, dass dies weder eine Lösung noch ein akzeptabler Lebensstil ist
und man dennoch kaum in der Lage ist es zu ändern. Diese unglaubliche Differenz zwischen Wissen und
den irrationalen Gefühlen und Gedanken einer Depression sind nicht nur scheinbar Faktoren die einen in den Wahnsinn treiben können.

Und die heutige Technologie unterstützt uns darin sogar.
So liebe ich zwar die Einsamkeit, aber das ab und an auftretende Gefühl von wirklicher Einsamkeit ist furchtbar und kaum zu ertragen.
Aber dann gibt es Foren wie das hier, schreibe in Anonymität anstatt zu reden, muss niemanden direkt belasten, fühle mich danach
dennoch etwas erleichtert und kann die Resonanz oftmals getrost ignorieren bzw meist garnicht erst lesen.


Zitat:
Sich aber einen so starken Panzer anzueignen, dass einen außenstehende Reaktionen nicht mehr treffen, das ist ein harter Weg, von dem ICH noch ein ganzes Stück entfernt bin.


Was wahrscheinlich auch gut ist. Denn er würde eine Mauer um deine eigenen Emotionen bilden und lass es dir gesagt sein,
solch eine Mauer verwandelt sich mit der Zeit in einen Staudamm der irgendwann bricht
oder du gezwungen bist ihn selbst zu öffnen bevor die Leere dich verzweifeln lässt.


Zitat:
Du bist geboren worden, die Natur will dich genau so. Du passt in diese Welt wie eingegossen. Die Natur sorgt auch für dich und erfüllt all deine Bedürnisse wenn du diesem Pfad folgst. Deinem Pfad. Sei einfach nur DU, den Rest kannst du getrost der Natur überlassen. Unter dem Strich hast du am meisten davon. Mehr als jetzt. Es wird nicht das Paradies auf Erden werden aber dadurch erreichst du die maximale Lebensqualität die für dich möglich ist.


Ich denke, das ist fast das Schlimmste und Absurdeste was ich hier jemals gelesen habe.

Die Natur ist alles in Abwesenheit der schaffenden Hände von Menschen.
(Lassen wir Grundsatzdiskussionen über den sowohl eigentlich Sinn, als auch die im Sprachgebrauch unterschiedlichen Verwendungen des Wortes mal beiseite.)
Nun werden wir aber in eine Welt geboren, die meist kaum etwas mit der ursprünglichen Natur ansich zu tun hat.
Geprägt, aufgewachsen, gelehrt und gefangen in einer Umwelt deren fast vollständiger Aufbau Menschenhand entspringt,
alleine die moralische, wertende und gesellschaftliche Prägung ist eher der Gegensatz von Natur.
Mal davon abgesehen, dass die Natur keinen Willen hat, Evolution meist durch die Umwelt bestimmt wird und wir entscheidende Mechanismen dessen ausgehebelt haben, würde ich diese Entwicklung doch lieber dem Menschen anlasten.

Aber da mir deine Worte stark religiös geprägt scheinen wirst du mir wohl kaum zustimmen (können).

13.11.2010 05:21 • #16


wolfswelpe
Zitat:
In manchen Phasen mag dies vielleicht sogar hilfreich sein, aber in vielen Fällen ergibt sich daraus eine Steigerung in der eigenen Depression.

In diesen Zeiten diktiert sie einem, fast als oberstes Gebot, Einsamkeit.
Nun ist es allgemein nicht unbedingt normal sich für Wochen nicht zu melden, nicht ans Telefon zu gehen etc.
Aber die lange Liste verpasster Anrufe, die sorgenvollen Emails oder Sms zeigen einem nun,
dass man auch andere Menschen in diesen Kreis zieht, Sorgen und das Gefühl von Hilflosigkeit bei anderen erschafft.

Ein Wissen deren Resonanz einen gerade in Depressionen zu erschlagen droht und das Tief noch tiefer werden lässt.
Nun folgt der Rückzug nicht unbedingt dem altruistischen Gedanken anderen dieses zu ersparen,
sondern die eigenen Gefühlen, die sich im Wissen der Sorgen anderer um einen selbst in neue Abgründe stürzen würden, fernzuhalten.


Meine regelmäßigen Kontakte haben sich von Phase zu Phase oder stationären Aufenthalten stätig dezimiert.
Was im Endeffekt nicht unbedingt immer eine bewusste Entscheidung war,
aber eigentlich niemals an Reaktionen anderer auf meine Krankheit zugrunde lag.

Aber das Schlimmste daran ist zu Wissen, dass dies weder eine Lösung noch ein akzeptabler Lebensstil ist
und man dennoch kaum in der Lage ist es zu ändern. Diese unglaubliche Differenz zwischen Wissen und
den irrationalen Gefühlen und Gedanken einer Depression sind nicht nur scheinbar Faktoren die einen in den Wahnsinn treiben können.



Diesperio, danke für diese Definition. Momentan geht es mir wieder einmal genauso wie von dir beschrieben und ein ganz klein wenig hilft mir, dass meine PSYCHE mich gerade dort festhält und ICH mich nicht aus freien Stücken nicht mit anderen abgeben möchte.

Wenn so ein sozialphobischer Schub unmittelbar bevorsteht, gehen mir teilweise andere aus dem Weg. Das verstehe ich immer nicht, weil ich nicht der Meinung bin, mich gerade anders (abweisend?) zu verhalten. Was stört die anderen dann oder was merken sie mir an, wenn nicht mal ich etwas merke?

30.11.2010 15:56 • #17


A


Hallo Sandra,

x 4#18


S
Zitat von dIspeReo:
Zitat:
Du bist geboren worden, die Natur will dich genau so. Du passt in diese Welt wie eingegossen. Die Natur sorgt auch für dich und erfüllt all deine Bedürnisse wenn du diesem Pfad folgst. Deinem Pfad. Sei einfach nur DU, den Rest kannst du getrost der Natur überlassen. Unter dem Strich hast du am meisten davon. Mehr als jetzt. Es wird nicht das Paradies auf Erden werden aber dadurch erreichst du die maximale Lebensqualität die für dich möglich ist.


Ich denke, das ist fast das Schlimmste und Absurdeste was ich hier jemals gelesen habe.

Die Natur ist alles in Abwesenheit der schaffenden Hände von Menschen.


ok, warum nicht. Ich sehe allerdings Menschen und alles was sie schaffen und erreichen als Natur pur an. Die Grundsatzdiskussion die du jetzt gerne beiseite lassen möchtest, ist allerdings durch deine Antwort vorprogrammiert, findest du nicht ? ;D Immerhin lieferst du (d)eine mehrzeilige Definition dieses Begriffes ab.

der Sinn meines Textes, sollte so aufgefasst werden, dass man einfach sich selbst sein soll. Das fühlt sich an wie freihändig Fahrrad fahren. Einige von uns müssen vielleicht sehr viel leiden, bis sie sich dazu entschliessen können. Freunde und so ist dann totale NEBENSACHE ! Stichwort Freiheit und so ;D

wie du richtig interpretiert hast, sind meine Worte religiös geprägt. Denn die Geburtstunde von Religion ist dann, wenn Menschen Probleme haben. Wenn Menschen das Gefühl haben dass etwas nicht stimmt, wenden sie sich Religion zu. Religion beschäftigt sich mit den zentralen Herausforderungen eines jeden menschlichen Daseins. Am Ende kommt Freiheit dabei raus, über kurz oder lang. Freiheit ist Lebensqualität. Freiheit ist das Licht am Ende des Tunnels wo alle hinwollen. In diesem Sinne bin ich religiös geprägt.

liebe Grüsse, Sanduhr

21.01.2011 21:53 • #18

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