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Warum möchte ich nicht mehr leben? Keine Selbsterhaltung

Kate
Hattest Du im Krankenhaus psychologische Gespräche?

16.04.2021 17:09 • #46


B
@EmptyLife
Die gibt es, musst nur ein bisschen suchen

16.04.2021 22:37 • #47


A


Hallo sam_sam,

Warum möchte ich nicht mehr leben? Keine Selbsterhaltung

x 3#3


Dinne
@sam_sam mein Bruder nahm sich vor 14 Jahren das Leben. Er hinterließ Eltern und 2 Schwestern. Wir mussten durch die Hölle gehen. Ich kann ihm sein Tun bis heute nicht verzeihen. Es gibt immer ein Lösung. Ich finde es ist ein Unding sich das Leben zu nehmen.

17.04.2021 01:00 • #48


Kate
Zitat von Dinne:
Es gibt immer ein Lösung.

Liebe Dinne, die Lösung gibt es mit Sicherheit. Als hochdepressiver Mensch sieht man die aber nicht, egal wie genau man hinguckt.
Zitat von Dinne:
Ich finde es ist ein Unding sich das Leben zu nehmen.

Es widerspricht der Natur, das ist richtig. Es gehört eine Menge Mut dazu. Niemand bringt sich um weil ihm gerade mal so ist. Man hat das unaushaltbare überschritten und kann gar nicht mehr anders.
Wut ist bei Hinterbliebenen aber tatsächlich eine ganz weit verbreitete Reaktion. Das ist auch verständlich, schließlich fügt der Mensch seiner Familie und seinen Freunden absichtlich Leid zu.
Obwohl man sich dann fragen könnte Leben wir für Andere?
LG Kate

17.04.2021 08:52 • x 5 #49


Kate
Noch eins vielleicht.
Stirbt ein Mensch an Krebs, würde man nie mit Wut auf die Person reagieren, denn sie hat ja so tapfer gekämpft.
Ein Depressiver kämpft auch tapfer, sehr sogar. Auch hier ist es die Krankheit die ihn umbringt, nicht wirklich er selbst. Er schafft nur noch einen Zustand, der ihm schon lange klar war und nun auch für alle anderen offensichtlich ist. Wenn ein Mensch sich umbringt, ist er schon innerlich tot, gestorben in den Tagen und Monaten und Jahren davor.

17.04.2021 08:58 • x 6 #50


Pilsum
Zitat von Kate:
Ein Depressiver kämpft auch tapfer, sehr sogar.

Kannst Du das mal näher beschreiben, worin das kämpfen besteht?
Ich dachte eher, dass in einer schweren Depression vielleicht der Blick für eine mögliche
Lösung, in Gedanken versperrt scheint.

17.04.2021 10:01 • x 1 #51


Kate
Zitat von Pilsum:
Kannst Du das mal näher beschreiben, worin das kämpfen besteht?

Du gehst zur Therapie, Du nimmst Medikamente trotz Nebenwirkungen, du kannst nicht arbeiten gehst aber trotzdem, Dir ist nicht zum Lächeln zumute lächelst aber trotzdem, du kniest Dich voll rein, es dient ja Deinem Wohle, du versuchst Dinge positiv und bewusst wahrzunehmen, du gehst spazieren, joggen, schwimmen, liest unzählige Fachbücher, gehst in Psychiatrien und TKs, versuchst Dich mit SVV vorm möglichem Suizid abzuhalten, versuchst es mit Dro. und Alk., bist in einem Selbsthilfeforum, schaffst Dir einen Welpen an, du denkst so intensiv über Lösungswege nach, dass dir fast der Kopf zerspringt. Du gehst zu unzähligen Fachärzten. Irgendwann dämmert Dir DU BIST DIE KRANKHEIT die Depression macht Dich aus, definiert dein Denken und handeln, jede einzelne Zelle ist betroffen, du nimmst die Welt ganz anders war, Du spürst die Welt anders, alles durch die Augen und die Gefühle der Krankheit. Der Tag ist voll von unerträglich andauernden Situationen die einfach kein Ende nehmen, aufgefädelt auf einer unendlich langen Kette. Wenn Dir das alles klar wird, kannst Du eigentlich auch gar nicht mehr viel machen.
An dem Punkt gibst Du auf, bringst Dich um.

17.04.2021 10:30 • x 8 #52


Kate
Der beste Suizid ist immer noch sich tot zu leben.
Nach dem gleichnamigen Buch.

17.04.2021 10:45 • x 2 #53


EmptyLife
Zitat von Kate:
Es widerspricht der Natur, das ist richtig.

Das sehe ich nicht so. Es hat Gründe, warum sich sogar Tiere umbringen. Die Möglichkeit aus einer psychisch und körperlich qualvollen Situation zu entkommen, ist nur allzu natürlich und keinesfalls etwas verwerfliches.
Wir Menschen sind auch Tiere, auch wenn die Menschheit das in ihrer ganzen Überheblichkeit anders sieht.

Zitat von Kate:
Wut ist bei Hinterbliebenen aber tatsächlich eine ganz weit verbreitete Reaktion. Das ist auch verständlich, schließlich fügt der Mensch seiner Familie und seinen Freunden absichtlich Leid zu.

Trauer würde ich noch verstehen, aber Wut und Vorwürfe darüber, dass jemand einfach nicht mehr leiden wollte, ist negativ egoistisch. Man sollte sich eher für die Person freuen, dass sie die Ruhe gefunden hat, die sie sich ersehnt hat. Wenn man jemanden liebt, möchte man doch, dass es ihm gut geht. Jemanden zu zwingen weiter zu leiden, hat meiner Meinung nach nichts mit Liebe zu tun sondern ist eine Handlung aus dem eigenen Egoismus heraus nicht unter dem Verlust leiden zu wollen.

Zitat von Kate:
Obwohl man sich dann fragen könnte Leben wir für Andere?

Definitiv NEIN. Deswegen regen mich unsere Gesetze auch so auf, die die Selbstbestimmung dermaßen einschränken oder völlig aushebeln.

17.04.2021 12:22 • #54


Kate
Das kannst Du gern so sehen, ich teile Deine Meinung jedoch kein bisschen und in keinem Punkt.

17.04.2021 12:31 • #55


Kate
Außerdem schriebst Du ja bereits, dass Dich ein Eigenheim glücklich machen würde. Arbeite doch daraufhin? Damit hättest Du ein sinnvolles Ziel. Und so utopisch ist das gar nicht, dies zu erreichen.
Von dem, was ich beschreibe, wie es sich für mich anfühlt, trennen uns gefühlt Welten. Denn mir nützt auch kein Eigenheim was.

17.04.2021 12:37 • #56


O
Zitat von Pilsum:
Kannst Du das mal näher beschreiben, worin das kämpfen besteht?


Hier kann ich der Antwort von @Kate nur beipflichten.

Die Depression ist der reinste Überlebenskampf.

Und das Schlimmste daran: Außenstehende sehen davon nichts. Man muss diese Zustände jede Sekunde, jede Minute, jeden Tag ertragen... Und es ist nicht auszuhalten.

Ich kann mich noch gut daran erinnern...

Und im Nachhinein war ich stolz auf mich, dass ich überlebt habe.
Damit meine ich gar nicht unbedingt, sich das Leben zu nehmen. Denn oft habe ich gedacht, jetzt sterbe ich. Ich dachte, ein Körper kann das gar nicht aushalten.

Da war mir auch bewusst, dass Depression eine körperliche Krankheit ist.

17.04.2021 12:45 • x 3 #57


Kate
Zitat von ohneFunktion:
Die Depression ist der reinste Überlebenskampf.

Das stimmt absolut. Man kämpft gegen das Sterben und weiß gleichzeitig gar nicht wofür sich das Leben lohnt. Irgendwie ist das doppelt mies.
Mal am Beispiel von Krebs, da kämpft man auch enorm gegen eine Krankheit. Gleichzeitig möchten diese Menschen aber leben, wissen wie man es genießen kann, wissen wofür der Kampf ist, genießen schmerzfreie Minuten.

Ein Depressiver kämpft ins Nichts. Denn man fühlt gleichzeitig das Leben nicht. Im Grunde hält man sein Sterben auf.

17.04.2021 12:52 • x 3 #58


robbi
Mal angenommen man würde nicht in Deutschland leben sondern in einem Land, wo man hungert und friert, wo man einfach keinerlei Luxus hat. Denkt ihr, man wäre noch depressiv oder kommt das depressive einfach auch dadurch, weil man zuviel Zeit hat um sich mit sich selbst zu beschäftigen?

17.04.2021 12:57 • x 1 #59


A


Hallo sam_sam,

x 4#15


Kate
Zitat von robbi:
Mal angenommen man würde nicht in Deutschland leben sondern in einem Land, wo man hungert und friert, wo man einfach keinerlei Luxus hat. Denkt ihr, ...

Ich glaube schon, dass man dann auch depressiv werden kann. Ähnlich im Krieg. Da hat man ja auch recht wenig. Und früher oder jetzt in ärmeren Ländern gibt es keine psychologische Betreuung. Die Menschen müssen irgendwie damit umgehen und zurecht kommen.

Manchmal denke ich, einige Menschen sind gar nicht so depressiv wie sie glauben. Ihnen fehlt eine sinnvolle Beschäftigung. Vielmehr ist es eine Unzufriedenheit.
Damit lehne ich mich aber weit aus dem Fenster. Ich konnte das aber in der TK sehen, wie man nach 8 Wochen geheilt da raus ging und die eigene Unzufriedenheit in Hobbys, einen neuen Job etc. umgewandelt hat.
War das also eine Depression?

Manche denken, sie sind depressiv, wenn ihnen der Hund wegstirbt, diese tiefe Traurigkeit, die meist schnell vorbei geht ist aber keine Depression.

17.04.2021 13:06 • x 1 #60

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