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Was erzählt man dem Psychiater ?

C
Mein erster Beitrag . . ist gar nicht so einfach einen Anfang zu finden. Natürlich gibt es eine langjährige Vorgeschichte, aber die ist momentan *vernachlässigbar*.
Ich bin seit 2016 ambulante Patientin in einer Psychiatrischen Ambulanz unseres Klinikums (und auch seit 2016 erwerbsunfähig + Arbeitsmarktrente). Alle drei Monate muss ich zum Blut abnehmen und ein paar Tage später folgt immer ein Termin mit dem Psychiater, der sich das Blutbild anschaut, kurz nachfragt wie es mir geht und dann stellt er ein neues Rezept aus (Mirtazapin, Milna Neurax, Quetiapin). Nun komme ich langsam zum Kern meines *Problems* :
Ich bin schon immer ein sehr zurückhaltender Mensch und konnte eigentlich noch nie über meine eigene Befindlichkeit, meine Sorgen, Ängste und Beschwerden reden. Dem Psychiater zu erzählen, wie es mir gerade WIRKLICH geht - unmöglich ! Mir käme das vor wie *jammern*, oder ein Aufzählen von *gegoogelten* Beschwerden.
Der (leider nicht gut deutsch sprechende) Psychiater macht es mir halt auch *leicht*, mich solchen Gesprächen zu entziehen. Oder ist ein Psychiater da gar nicht für zuständig ? Ist er nur zuständig für die eventuellen körperlichen Auswirkungen durch die Medis ?
Wie ist das bei euch, wie denkt ihr darüber ?

LG

07.06.2023 12:55 • #1


Dys
Naja, eigentlich wäre ein Therapeut da der richtige, wenn es um Gespräche geht. Ohne Offenheit nutzt aber auch dieser nichts. Dann wäre auch zu klären, welche Therapieform angebracht sein kann. Bezüglich der Therapieform könnte das aber eventuell auch schon der Psychiater erkennen, Offenheit vorausgesetzt. Ob eine Therapie dann wirklich zweckmäßig ist, entscheidet man dann üblicherweise mit dem Therapeuten zusammen, nach erfolgten Erstgesprächen und probatorischen Sitzungen.

07.06.2023 13:10 • x 4 #2


A


Hallo Cleoline,

Was erzählt man dem Psychiater ?

x 3#3


Melodie2023
Du solltest froh sein ---- einen Termin erhalten zu haben , denn in der Regel ist folgendes :
1) es ist mühseelig überhaupt einen termin zu bekommen
2) Wartezeiten von bis zu 8 Monaten --- sind die Regel

Ich habe nicht den Nerv ------ tagelang online suchen zu müssen
und wenn man dann endlich jemand ans telefon bekommt ?
heißt die Antwort : Wir nehmen keine neuen Patienten mehr an

07.06.2023 13:20 • x 2 #3


C
Zitat von Melodie2023:
Du solltest froh sein ---- einen Termin erhalten zu haben , denn in der Regel ist folgendes : 1) es ist mühseelig überhaupt einen termin zu bekommen 2) Wartezeiten von bis zu 8 Monaten --- sind die Regel Ich habe nicht den Nerv ------ tagelang online suchen zu müssen und wenn man dann endlich jemand ans telefon ...


Es geht nicht darum, dass ich nicht *froh* wäre dort Termine zu bekommen - ich bin ja schon mehrere Jahre Patientin dort.
Meine Frage war eine andere, die du anscheinend leider nicht verstanden hast.

LG

07.06.2023 13:32 • x 1 #4


C
Zitat von Dys:
Naja, eigentlich wäre ein Therapeut da der richtige, wenn es um Gespräche geht. Ohne Offenheit nutzt aber auch dieser nichts. Dann wäre auch zu klären, welche Therapieform angebracht sein kann. Bezüglich der Therapieform könnte das aber eventuell auch schon der Psychiater erkennen, Offenheit vorausgesetzt. Ob ...

Liebe/r Dys,
danke erstmal für deine Antwort. Ich war VOR 2016 schon mal in einer Langzeittherapie, war 2015 in einer Akutklinik und in der Reha. Folge davon : Erwerbsunfähigkeitsrente und : ich kann einfach keine Therapie mehr ertragen ! Vor einem halben Jahr ist mein Mann sehr plötzlich verstorben und seitdem geht es mir schlechter als je zuvor.
Aber im Grunde geht es mir erst einmal um die Frage : ist es richtig, dass ein Psychiater nur zuständig für die eventuellen körperlichen Auswirkungen durch die Medis ist ?

LG

07.06.2023 13:38 • x 1 #5


Catalie
Nein, wenn er Psychopharmaka verschreibt, ist er schon auch dafür zuständig, zu verifizieren, ob diese Medis wirken, also auch wie es dir psychisch geht. Sonst kann er ja nicht wissen ob es das richtige Medikament ist, ob die Dosierungen angepasst werden muss usw. Aber für therapeutische Gespräche ist er nicht zuständig

07.06.2023 13:49 • x 3 #6


nichtsgehtmehr
Der Psychiater muss doch beurteilen wie es mit dir aussieht also muss man ihm auch etwas erzählen damit er eine klare Vorstellung davon bekommt was du brauchst. Allerdings muss auch hier die Chemie passen ist meine persönliche Erfahrung die letzten Jahre.

Dem Arzt zu erzählen wie es einem wirklich geht ist kein Jammern, es ist extrem wichtig sich da zu öffnen damit geeignete Maßnahmen eingeleitet werden können.

Nur Tabletten schlucken und von Monat zu Monat so weiter machen ist auf Dauer keine Lösung, letztendlich kann man sich nur selbst aus dem Sumpf ziehen und das schafft man nur wenn man seinem Facharzt auch vertraut und offen ist. Das gefährlichste ist sich quasi in seiner Krankheit einzurichten und keinen positiven Fortschritt zu erreichen.

Letztes Jahr war ich 8 Monate Arbeitsunfähig und mein Psychiater konnte mich sehr gut unterstützen da wieder raus zu kommen und das ging nur weil ich eben erzählt habe wie es mir geht und was mich fertig macht.

Seit Dezember letzten Jahres arbeite ich wieder und gehe am 1. August in die Altersrente für langjährig Versicherte mit 63 Jahren.

07.06.2023 14:55 • x 3 #7


Dys
Zitat von Cleoline:
ich kann einfach keine Therapie mehr ertragen !

Ich kann nachvollziehen, dass Du das so empfindest. Aber es geht bei einer Therapie nicht darum, diese zu ertragen und schon garnicht ertragen zu müssen, vor allem dann nicht, wenn man sich dieser freiwillig unterzieht.

Der Gedanke, etwas ertragen zu müssen resultiert, bei mir zumindest, ja daraus, dass ich mich dagegen wehre. Die Frage die ich mir immer stellte und auch immer wieder stelle, ist, ertrage ich mein Leben und kann mir eine Therapie helfen es zu leben ohne mir diese Frage zu stellen.

Aber natürlich muss niemand eine Therapie machen. Ein Psychiater hat halt nicht die Zeit um tiefergehende Gespräche zu führen. Das liegt an der Gebührenordnung im Gesundheitswesen. Ob er, weil er ein netter Mensch ist, sich trotzdem mehr Zeit für einen nimmt, bleibt natürlich ihm überlassen. Wie das dann andere Patienten im Wartezimmer sehen, ist wieder was anderes. Aber es ist halt schon klar, dass man schnell auf den Punkt kommen sollte und dies wiederum benötigt absolute Offenheit.

08.06.2023 09:55 • x 2 #8


CCC
Zitat von Cleoline:
Meine Frage war eine andere, die du anscheinend leider nicht verstanden hast. LG

Missverständnisse und Fehlinterpretationen sind menschlich und an der Tagesordnung. Jeder denkt anders. Vielleicht erklärst Du @Melodie2023 die Frage nochmal?

08.06.2023 10:16 • x 1 #9


BlackKnight
Wenn du mit deinem Psychiater/ Psychotherapeut nicht ALLES wirklich ALLES besprechen kannst (solltest) mit wem dann? Schonungslos offene Wahrheit. Raus damit...das ist meine Meinung und damit mein Rat

08.06.2023 10:21 • x 2 #10


A


Hallo Cleoline,

x 4#11


G
@Cleoline Anfangs habe ich auch gedacht, dass meine Ärztin (nur) für die Medikamente verantwortlich ist. Mittlerweile habe ich meine Termine in einem achtwöchigen Rhythmus. Ich berichte über die vergangenen Wochen in aller Offenheit. Dazu gehören auch die dunklen Gedanken, so deutlich wie möglich. Ich bin seit 2017 dauerhaft in Behandlung, habe mehrere Akutaufenthalte in Kliniken und jährliche Rehabilitationen über mich ergehen lassen. Meine Devise, alles muss auf den Tisch. Damit verschaffe ich mir Zeit, diese brauche ich für die kommenden Monate. So kämpfe ich seit sechs Jahren, möchte möglichst lange im Job bleiben. Fazit: Meine Psychiaterin weiß immer, wie es mir geht. Das sollte Mindestanforderung sein, nur so kann Sie mir helfen. Mehrere Therapien hingegen habe ich abbrechen müssen, die Schubladen aus meiner Kindheit bleiben zu.

08.06.2023 11:59 • x 2 #11

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