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Was hat euch am meisten gegen die Depression geholfen?

Sanny1990
Hallo liebe Forenmitglieder,

ich leide seit 1,5 Jahren an einer schweren Depression. Ich war 3 Monate in stationärer Behandlung und habe Lithium und Doxepin verschrieben bekommen. Seitdem geht es mir etwas besser, aber gut fühle ich mich immer noch nicht. Es steht auch im Raum, dass ich Elektrokrampftherapie mache. Was hat euch am meisten gegen die Depression geholfen? Ich versuche viel Sport zu machen und habe meine Ernährung gesund umgestellt. Ich hoffe, dass es mir dadurch bald besser gehen wird.
Habt ihr Tipps und hat eure Depression auch so lange gedauert?

Viele Grüße

Sanny

08.09.2022 09:41 • x 1 #1


A
Hallo liebe Sanny,
ich leide auch seit einiger Zeit an Depressionen und heftigen Schlafstörungen. Ich habe ein Jahr Mirtazapin genommen, 12 Kilo zugenommen und dann beschlossen, dass ich nicht weiter Medikamente nehmen möchte. Von meinem Umfeld und Ärzten fühle ich mich nur belächelt.

Mir hat tatsächlich geholfen, spirituelle und philosophische Bücher über Lebensführung, Selbstliebe etc. zu lesen. Ich übe täglich Dankbarkeit und versuche gegen das Ohnmachtsgefühl und diese Leere bzw Schwere anzukämpfen indem ich mein Leben ändere. Ich halte mich von Menschen fern, deren Gegenwart mir nicht gut tut, ich bin lieb und gütig zu mir selbst (das ist wahrscheinlich das wichtigste) und arbeite daran mich zu akzeptieren und meine Depression als Lehrer und Teil von mir zu interpretieren. Das klappt manchmal gut und manchmal gar nicht. Aber ich glaube ganz fest an Selbstheilungskräfte und versuche mein Leben so zu gestalten dass es sich gut anfühlt und ich nicht überlastet bin.
Ich könnte noch tausend weitere Strategien nennen die ich im letzten Jahr gelernt habe.

Wünsche dir alles Gute und ganz liebe Grüße

08.09.2022 10:16 • x 5 #2


A


Hallo Sanny1990,

Was hat euch am meisten gegen die Depression geholfen?

x 3#3


aurora333
Liebe @Sanny1990 ich kenne das Medikament Mirtazapin auch. Es hat nicht viel bei mir gebracht, so dass ich daran bin es gänzlich auszuschleichen.

Den gewünschten antidepressiven Effekt gab mir immer ( und ich hoffe diesmal wieder...bin erst am Einschleichen von 20mg) Fluctin/Prozak. Darauf konnte ich mich verlassen. Und ja was @Annibert alles rät war auch mir eine grosse Hilfe. Bewegung kann durch die Serotoninausschüttung Wunder bewirken und ganz entscheidend ist auch, dass man sich von Menschen die für einen toxisch sind distanziert.

08.09.2022 16:27 • x 4 #3


Moody
Hallo Sanny,

Depressionen sind unendlich vielfältig, daher ist es schwer, pauschal Hinweise zu geben. Wenn die Depression physisch bedingt ist, dann helfen vermutlich wirklich nur Psychopharmaka. Die meisten Depressionen sind aber wohl eher psychisch bedingt, und da wird es dann richtig kompliziert.

Es hängt davon ab, worauf Deine Depression zurückgeht. Wenn sich diese um ein traumatisierendes Ereignis in der Vergangenheit handelt, dann wirst Du dieses ermitteln und Dich diesem irgendwann stellen müssen. Wenn es sich um die Folgen einer bestimmten Lebensweise handelt, also eine destruktive Lebensweise, schlechte Anpassung oder ähnliches, dann geht es eher um das neu Erlernen des täglichen Lebens.

Wie meine Vorredner schon sagten, ist Sport in vielen Fällen hilfreich, und auch das Beenden toxischer Beziehungen ist wichtig. Meditation kann helfen, wobei ich nur empfehlen kann, hier mit sehr kurzen Sitzungen (ein-zwei Minuten) zu beginnen, sonst überlastet es einen anfangs schnell. Geführte Meditationen oder Traumreisen (gibt es auf YouTube) helfen ebenfalls, mal abzuschalten. Teilweise gibt es diese auch zu bestimmten Themen und können damit vielleicht helfen, ein spezifisches Problem anzugehen.

Ansonsten solltest Du Dir bewusst machen, was Deine Depression verursacht hat. Dies ist oftmals nicht sonderlich angenehm, ich habe Menschen beobachtet, die die Gründe ihrer Depression sogar verteidigten, weil diese nun einmal die Grundüberzeugungen ihres Lebens oder ihrer Lebensweise darstellten. Und wer gesteht sich schon gerne ein, 10, 20, 30 Jahre lang nach falschen Überzeugungen gelebt zu haben? Aber solche Schritte sind notwendig und dann auch irgendwann befreiend.

Und über Deine Probleme oder Ängste zu reden hilft ebenfalls. Letztlich lernen wir oftmals, indem wir uns mit anderen vergleichen, sehen, was andere besser oder schlechter machen und uns darüber anpassen. Man lernt quasi aus den Erfahrungen anderer. Zudem ist es hilfreich, wenn man in so einer Situation nicht alleine ist.

Geduld ist wichtig. Setz Dich nicht unter Druck, bringt nichts. Heilung braucht Zeit.

Grüße
Moody

11.09.2022 09:23 • x 3 #4


T
@Sanny1990 Ich würde auch zustimmen, dass je nach Person und Art der Depression unterschiedliche Wege zum Ziel führen können. Ich habe auch mal eine mittelschwere depressive Phase mit Sport, gesunder Ernährung, Stopp des schädlichen Alk. und Verhaltenstherapie besiegt. Mein Therapeut sagte, dass es bei anti-depressiver Behandlung darum gehe, sein Leben in die Hand zu nehmen und das war bei mir erfolgreich.

Aktuell habe ich aber leider eine erneute, chronifizierte Episode und mache nun intensiver Therapie und probiere Medikamente aus. Von daher kann es auch bei einzelnen Menschen unterschiedliche Phasen im Leben geben.

LG

p.s.: Ich finde es spannend, dass du trotz schwerer Depression Sport machst. Ich mache das nämlich auch; in der psychosomatischen Klinik wurde dann behauptet, dass ich gar nicht schwer depressiv sein kann und ich beim Depressionsfragebogen falsche Angaben gemacht habe. Denn angeblich würden schwer depressive nur passiv im Bett liegen und könnten keinen Sport machen.

11.09.2022 12:53 • x 1 #5


Sanny1990
Danke für die Antworten. Ich habe bzw. hatte eine schwere Depression und da haben mir erstmal nur Medikamente weitergeholfen. Ohne die Medikamente und die Struktur in der Klinik wäre es mir nicht besser gegangen. Ich habe vor der Klinik fast nur im Bett gelegen und bin aber Spazieren gegangen. Erst seitdem es mir besser geht, benutze ich den Crosstrainer. Und jetzt wo es mir besser geht habe ich mich entschieden Psychotherapie zu machen. Das hätte ich vorher in dem ganz depressiven Zustand auch nicht gekonnt. Ja, ich finde es fast jetzt noch etwas zu früh, aber wahrscheinlich muss ich eh auf den Platz warten.
Meine Depressionen waren leider immer so schwer, dass ich in eine Klinik musste. Das war für mich der richtige Weg, aber andere brauchen vielleicht nicht diese starke Unterstützung. Das ist wirklich individuell. Ich bin froh, dass es Kliniken, Medikamente und Fachpersonal gibt. Vielleicht wäre ich sonst nicht mehr hier.

12.09.2022 17:31 • x 2 #6


aurora333
@Sanny1990 das sehe ich genauso wie Du. Manchmal könnte man ohne die Krücke Medikamente nicht mehr existieren. Und wenn man gleichzeitig eine Psychotherapie machen kann , ist das eine echte Hilfe. Ich drücke Dir die Daumen, dass bald ein Platz für Dich frei wird

12.09.2022 18:00 • x 1 #7


Sanny1990
Ja, ich glaube wenn man eine sehr schwere Depression hat, braucht man erstmal Medikamente. Aber dann muss man langsam auch wieder selbst etwas tun. Ich ernähre mich jetzt gesund und treibe Sport und hoffe so, dass ich mehr Lebensqualität erlange. Außerdem lese ich sehr gerne Bücher und höre Musik. Das gibt mir Kraft. Es ist einfach schön, wenn nach einer schweren Depression die Interessen und der Mut langsam wieder zurückkommen.

13.09.2022 07:17 • x 1 #8


S
Hi Sanny1990,

gut zu lesen, dass es Dir inzwischen besser geht mit Medikamenten, Ernäherung, Sport etc.

Ich habe seit meine Kindheit mit chronischen Depressionen zu tun (Gewalterlebnisse als Kind). War ebenfalls in Kliniken und bin seit sehr vielen Jahren regelmäßig in Therapie. Wie schon Moody beschrieben hat, sind Depressionen vielfältig und die Lebenskontexte so unterschiedlich. Seit ca 2 Jahren esse ich kein raffinierte Zucker bzw. sehr selten, kein Glutein (Aber das hat andere Gründe), mache ebenfalls 2-3x Woche Krafttraining, und 2x pro Woche Eisbad und jeden 2.Tag benutze ich eine Rotlichtlampe um den Schlaf zu regulieren.. ich sage das alles nicht um zu prahlen, es ist einfach Lebensnotwendig für mich, da ich keine Medis nehmen möchte.


Es tut gut zu lesen, dass Du langsam wieder Kraft schöpfen kannst und Freude am lesen und Musik hast. Weiterhin viel Kraft!


Grüße
Samsara

13.09.2022 08:51 • x 3 #9


Sanny1990
@Samsara super, dass du deinen Weg gefunden hast. Ich versuche es jetzt auch über Sport und Ernährung zusätzlich zu den Medikamenten. Ich denke, dass ich Medikamente brauche, aber vielleicht irgendwann auch nicht mehr. Das wird man sehen.

Viele Grüße

Sanny

13.09.2022 09:18 • #10


S
@sanny Medikamente sind auch notwendig, ich denke es ist für viele auch eine Mischung von Medis und Lebensweise. Darf ich fragen ob Du auch Yoga, Meditation etc machst? Mir fällt es schwer Yoga regelmäßig zu machen, bleibe aber am Ball.

Alles Gute!

13.09.2022 09:25 • #11


Sanny1990
@Samsara ja, ich glaube auch, dass man beides braucht. Das war bei mir immer der Fall. Ich gehe spazieren und auf den Crosstrainer. Mit Meditation möchte ich bald anfangen und Yoga habe ich mal früher gemacht. Ich denke es ist schon gut, wenn man sich überhaupt bewegt mit einer Depression. Ach ja und ich war viel im Freibad diesen Sommer. Das war toll.

Danke dir auch alles Gute

13.09.2022 09:30 • #12


S
Zitat von Sanny1990:
Ach ja und ich war viel im Freibad diesen Sommer. Das war toll.

Oh wow... das habe ich leider verpasst. Gehst Du mit Familie/Freunde? Oder auch mal spontan alleine? (nur wenn Du antworten möchtest).


Zitat von Sanny1990:
Mit Meditation möchte ich bald anfangen

Ich würde gerne wisse welche Form für Depressive/Menschen mit dissziativen Störungen geeignet ist.. aber da muss ich ein wenig recherchieren.

Wünsche Dir viel Erfolg dabei..

13.09.2022 11:04 • #13


Sanny1990
Ich war immer alleine im Freibad.

Inwieweit die Meditation für solche Patienten geeignet ist, weiß ich leider auch nicht.

Eben hatte ich einen Termin beim Psychiater und mein Antidepressivum das Doxepin wurde erhöht von 100 auf 150 mg. Ich bin gespannt, ob es mir dann bald besser geht.
Außerdem bekomme ich einen Beratungstermin für die Elektrokrampftherapie. Aber ich hoffe, dass ich die nicht brauche. Aber das werde ich mit den Ärzten zusammen entscheiden.

13.09.2022 13:18 • #14


A


Hallo Sanny1990,

x 4#15


StefanB
Hallo
Ich selber hatte schwere Depressionen und Ängste.
Was mir geholfen hat und mich letztendlich geheilt hat war die Reise zu mir selbst. Ich veränderte meinen Glauben und denken zum positiven, lernte zu meditieren und mich abzugrenzen. Dadurch veränderte ich die Sicht auf mich selbst und auf die Welt.
Im All den harten Jahren lernte ich, wer ich bin was ich bin und was ich will und bin froh und dankbar in solch einer schönen Welt zu leben zu können und dürfen.
Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.
Grüße
Stefan

14.09.2022 19:56 • x 1 #15

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