9

Was ist los mit mir?

K
Hallo liebe Gemeinde. Ich entschuldige mich schonmal für den folgenden Roman, hoffe aber gleichzeitig, dass ich ein wenig Hilfe und Rat finden werde.

Ich bin 37 Jahre alt, verheiratet und arbeite als Krankenpfleger auf einer Intensivstation.
Davor war ich sehr lange Soldat und auch in Afghanistan.
2011 hatte ich meinen letzten Einsatz und ca. 2 Jahre später plagten mich die ersten Panikattacken. Ich habe damals natürlich nach einer körperlichen Ursache gesucht, bin mehrmals kardiologisch und neurologisch abgeklärt worden. Alles ohne Befund.
Zum Ende meiner Dienstzeit habe ich mich dann dazu entschlossen mich als Krankenpfleger ausbilden zu lassen.

Das Examen bestand ich als Jahrgangsbester. Nun arbeite ich seit meinem Examen auf einer Intensivstation. Anfangs war es noch toll, ich konnte viel lernen. Auch mein Dienstplan war ok. 10-11 Tage arbeiten und dann 5-6 Tage frei. Nun haben wir eine neue Leitung und mein Dienstplan ist eine Katastrophe. Viele Wechselschichten und Nächte. Dazwischen mal ein oder zwei Tage frei. Man hat kaum Zeit zur Erholung. Hinzu kommt die katastrophale Situation mit unseren Ärzten. Es geschieht ungeheuerliches. Patienten sterben wegen Fehlern und niemanden interessiert es. Geschweige denn, dass man alles daran setzt, zukünftige Fehler zu vermeiden.

Dies ist zehrt seit Monaten an meinen Kräften. Ab und zu äußerte sich der Druck und Stress mit Panikattacken, die ich meist ohne in eine Notaufnahme zu gehen überstand. Ich kannte es ja schon.

Nebenbei arbeite ich in einer Art ambulanten Hintergrundversorgung. Leicht verdientes Geld. Dieser Job macht mir auch absolut nichts aus. Ganz im Gegenteil. Es macht mir Spaß. Einige von euch mögen jetzt schon denken, puh das ist aber viel, aber ich mache derzeit sogar noch meine Fachausbildung. Die ist eigentlich sehr locker. Da mache ich mir auch überhaupt keinen Druck, ob ich die mit 1 oder 4 bestehe. Da habe ich verstanden, dass es wichtigere Dinge gibt.

Ich habe aus erster Ehe eine Tochter (15), welche ich leider seit 12 Jahren nicht mehr gesehen habe. War damals im Einsatz.
Die Frau hatte das Geld auf den Kopf gehauen, ein neuer Mann wohnte mit ihr in meiner Wohnung, ich musste viel Unterhalt zahlen,
habe alle Prozesse verloren (Sorgerecht, Umgangsrecht, Trennungsunterhalt, Ehegattenunterhalt)
Obwohl ich ein Gerichtspsychologisches Gutachten über 80 Seiten hatte, welches gänzlich zum Nachteil der Mutter war.
Dazu sagen muss ich noch, dass die Kindesmutter schizophren ist.

Nun hat sich meine Tocher bei mir gemeldet. Sie ist total kaputt. Sie wohnt wohl seit Jahren bei ihrer Oma.
Die Kindesmutter nehme keine Medikamente mehr, trinke, nehme Tablette und Dro.

Meine Tochter ist nun völlig am Ende. Sie hat Depressionen, Borderline, Suizidversuche hinter sich und *beep*. Na klasse.
Hinzu kommt, dass die Kindesmutter wohl über mehrere Jahre das Kindergeld und den Unterhalt nicht an die Oma weitergeleitet hatte. Ich habe mich mit dem Jugendamt in Verbindung gesetzt, jedoch ohne wirlichen Erfolg. Ich habe Briefe geschreiben.
Unter anderem an den Petitionsausschuss des Landtages, den MP NRW und den Bürgermeister der Stadt. Bisher ohne Erfolg.

Ich habe dann wirklich ernsthaft versucht zu helfen. Ich habe Kontakt aufgebaut. Viel mit meiner Tochter geschrieben und auch einmal telefoniert. Es hat mich wirklich sehr gefreut. Jedoch hatte ich das Gefühl, es ging ihr nur um die Erledigung der Sache
mit dem Unterhalt. Von sich aus hat sie sich seit der Erledigung nicht mehr gemeldet. Nur kurz geantwortet, wenn ich mich gemeldet habe. Das belastet und tut weh.

Ganz akut wurde mein Empfinden nachdem ich letzte Woche 5 Nachtschichten hatte. Ich mache sowieso schon ungerne Nächte. Und wenn dann höchstens drei. Ich bin danach zu Hause rumgelaufen wie ein Zombie. Ich konnte kaum laufen. Hatte keine Kraft.
Jede Bewegung war zu viel. Schnell aus der Puste, wackelige Beine, Herzrasen, Brustenge, Zittern, Angst und ja, geweint habe ich auch. Wie ein kleines Mädchen.

Ich habe zudem schon seit langem den Wunsch oder das Gefühl, dass ich nochmal Vater werden möchte. Vielleicht auch als eine Art Selbstheilung. Versuchen, es diesmal richtig zu machen. Weil ich die endlich die richtige Frau dafür habe. Nur habe ich Angst, dass ich dafür keine Kraft habe.

Ich habe 2 Tage frei gehabt, mich die nächsten 2 Tage krankgemeldet und am Wochenende auch frei. So langsam merke ich, dass ich wieder zu Kräften gekommen bin. Auch die Woche darauf habe ich noch krank gemacht. Ich konnte tatsächlich einige Dinge erledigen, für die ich Kraft hatte. Es geht phasenweise durch den Tag.

Man macht sich natürlich auch finanzielle Sorgen. Ich habe ein Haus abzubezahlen. Gott sei Dank hätte ich recht hohe Rentenansprüche. Und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Leider ich konnte ich mich jedoch nur ohne die Option Psyche versichern. Wobei es mir schleierhaft ist, warum da überhaupt noch unterschieden wird. Naja.

Ich würde mich über einen Erfahrungsaustausch sehr freuen. Vielen Dank

10.07.2020 07:02 • x 3 #1


Debra
Bewundernswert sind deine Vatergefühle. Vielleicht ist es das plötzliche Auftauchen deiner Tochter nach 12 Jahren das dich einfach aus der Bahn wirft und wie sie ohne deines Wissens aufgewachsen ist. Das klingt für mich sehr nach einem starken Schicksalsschlag. Also mich persönlich als Mutter würde das auch sehr treffen wenn mein Kind in einer so schlechten Lage ist und so schlimme Dinge wie Vernachlässigung der Kindsmutter erleben mussten.
Da ich schon in drei verschiedenen Branchen als Altenpflegerin gejobt habe. Kann es sein das ihr Krankenpfleger gerade angleicht auf 12 Tage Woche und zwei Tage frei. Auch das Früh/Spät wechseln ist normal.
Krank feiern ist bei so einer stressigen Tätigkeit nicht gerade unüblich. So ist auch Burnout möglich.

Allerdings kann hier keiner genau sagen was mit dir los ist. Ich würde dir raten eine Therapie zu machen beim Psychologen. Zwar ist die Suche hart und man kann immer wieder eine Therapie beginnen.
Ich hoffe das hilft dir schon ein wenig weiter.
Herzlich willkommen hier. Schön das du da bist.

10.07.2020 15:06 • x 2 #2


A


Hallo Krabowski,

Was ist los mit mir?

x 3#3


Irgendeine
Zitat von Krabowski:
Hinzu kommt die katastrophale Situation mit unseren Ärzten. Es geschieht ungeheuerliches. Patienten sterben wegen Fehlern und niemanden interessiert es. Geschweige denn, dass man alles daran setzt, zukünftige Fehler zu vermeiden.

Schreibt ihr denn CIRS-Meldungen deswegen? Wenn nicht, wäre das vielleicht mal 'ne Maßnahme. Und wenn das wirklich so dramatisch ist, wie du es hier beschreibst und die hohen Tiere das auch wissen und trotzdem nichts dagegen tun, würde ich mich ans Gesundheitsamt wenden. Geht auch anonym.
Zitat von Krabowski:
Ich habe mich mit dem Jugendamt in Verbindung gesetzt, jedoch ohne wirlichen Erfolg. Ich habe Briefe geschreiben.

Mit welcher Begründung hat das Jugendamt abgelehnt?
Zitat von Krabowski:
Jedoch hatte ich das Gefühl, es ging ihr nur um die Erledigung der Sache
mit dem Unterhalt. Von sich aus hat sie sich seit der Erledigung nicht mehr gemeldet. Nur kurz geantwortet, wenn ich mich gemeldet habe. Das belastet und tut weh.

Naja, ihr habt euch seit 12 Jahren nicht gesehen und sie hat scheinbar eine lange Leidenskarriere hinter sich. Dir geht es scheinbar auch nicht besonders gut. Da ist es irgendwie verständlich, wenn die Annäherungsversuche erst mal schwierig sind.
Zitat von Krabowski:
Ich habe 2 Tage frei gehabt, mich die nächsten 2 Tage krankgemeldet und am Wochenende auch frei. So langsam merke ich, dass ich wieder zu Kräften gekommen bin.

Ich kann dich gut verstehen. Bei meinem alten AG hatte ich eine 5,5-Tage-Woche. 12 Tage arbeiten, 3 Tage frei. Das war der normale Rhythmus. Hat mich fertig gemacht. Jetzt habe ich eine 5-Tage- bzw. 38,5h-Woche und arbeite selten länger als 8 Tage am Stück.
Bei meinem (hoffentlich) zukünftigen AG wird es sogar eine 35h-Woche.

Besteht die Möglichkeit, dass du die Arbeitszeit reduzierst? Selbst wenn man nur auf 80% runter geht, macht das (je nach Stundenwoche) ja schon gut was aus.

10.07.2020 16:43 • x 2 #3


Ilse77
Herzlich willkommen hier, du hast ja schon einiges hinter dir. Das weinen müssen kenne ich aus meiner burnout phase, hatte zu Beginn auch Panikattacken. Mithilfe von Therapie und einem Klinikaufenthalt ging es wieder aufwärts. Versuch dir mit dem Kinderthema (nochmal Vater werden) jetzt nicht zusätzlich Druck zu machen. Ein Kind ist eine neue Aufgabe und es ist vielleicht besser, die momentane Krise erstmal zu überwinden. Lg ilse77

10.07.2020 17:07 • x 2 #4

Pfeil rechts




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag