Sarah
- 582
- 15
- 5
ich kämpfe seit Wochen mit ein Paar Gedanken rum, drehe mich immer wieder im Kreis und komme nicht weiter. Vielleicht kann der ein oder andere von euch mal sagen, wie ihr das seht.
Aber erst einmal zu mir. Ich bin 27 Jahre alt, lebe in Berlin und arbeite bei einer Versicherung. Seit Sommer diesen Jahres befinde ich mich in einer Psychotherapie zur Behandlung einer Depression. Schlecht geht es mir schon länger, im Sommer kam nur einmal der große Knall und eine Freundin, die in dem Moment zum Glück durch Zufall da war hat mich davon überzeugt, dass ich Hilfe brauche. Dank einer weiteren Freundin hatte ich das Glück, ohne Wartezeiten direkt einen Platz beim Therapeuten zu bekommen.
Ich hatte immer Probleme mich mit der Diagnose anzufreunden. Für mich ist es immer noch ein Zeichen der Schwäche und ein Makel. Ich habe mich dafür geschämt und konnte es gleichzeitig nicht als Krankheit akzeptieren - zumindest nicht bei mir. Inzwischen kann ich es meist für mich akzeptieren, aber es sind immer noch die Momente da, in denen ich denke, dass ich mich nur zusammenreißen muss. Was den Punkt angeht verzweifelt mein Psycho glaube ich manchmal an mir
Es geht mir inzwischen auch schon wieder deutlich besser, ich funktioniere wieder im Job und schlafe nicht mehr mit dem Wunsch ein, am nächsten Tag einfach nicht mehr aufzuwachen. Zeitweise ging es mir auch wieder richtig gut und ich dachte, dass alles überstanden wäre. Naja, das war wohl zu früh gefreut. Im Moment ist es so, dass es mir gut geht, so lange ich unter Strom und Stress stehe. Dankenswerterweise beschert mir mein Job nette 50-60 Stunden Wochen. Meine Freizeit und die Wochenenden haue ich mir so voll, dass ich auch da nicht zur Ruhe komme. Sobald ich zur Ruhe komme, geht es mir schlechter. Die Grübeleien kommen wieder, ich fühle mich bleischwer und wie gelähmt. Also tue ich was ich kann, um nicht zur Ruhe zu kommen. Aber auf Dauer wird das nicht gut gehen. Ich merke jetzt schon, dass es mal wieder ein Spiel mit dem Feuer ist und meine Batterien so gut wie leer sind. Ich weiß, dass ich auf den nächsten Knall zusteuere, wenn ich so weiter mache.
Was mir daran solche Angst macht ist, dass in solchen Momenten die Suizidgedanken wieder kommen. Sie werden nicht schlimmer oder drängender, aber irgendwie weniger beängstigend. Es wandelt sich nach und nach zu einer Option, zu etwas nicht schlimmem, zu einem vertrauten Gedanken. Andererseits ist Suizid für mich ein Tabuthema, mit dem ich über niemandem reden kann.
Ich habe auch mit meinem Psycho darüber gesprochen. Zumindest einen Teil der Wahrheit kennt er. Nur über meine Suizidgedanken kann ich einfach nicht mit ihm reden. Er hat mir dringend empfohlen, mir Auszeiten zu nehmen - und wenn es nur 2 oder 3 Tage sind. Aber ich habe Angst vor einer solchen Auszeit, obwohl ich selber merke, dass ich sie bald dringend bräuchte. Ich habe Angst vor mir selber, vor den Grübeleien und davor, dass die Gedanken über den Suizid überhand nehmen. Ich habe so oft darüber nachgedacht, wie ich es machen würde. Es wäre kein Problem, es würde schnell gehen.Ich lebe alleine, keiner würde es merken. Aber eigentlich will ich es nicht. Daher meine Angst vor mir selber. Ich habe mir schon gewünscht, schwer krank zu werden, um zur Ruhe gezwungen zu werden - unter Aufsicht. Wobei mir dieser Gedanke dann im Nächsten Moment wieder völlig bekloppt vorkommt.
Ich habe überlegt, ob für mich eine Therapie in einer Tagesklinik für 3 oder 4 Wochen eine Option wäre. Ich könnte zur Ruhe kommen, aber unter Aufsicht. Ich konnte mich aber noch nicht dazu überwinden, dass bei meinem Psycho anzusprechen. Ich habe mal wieder das Gefühl, dass ich mich nur zusammenreißen müsste. Eigentlich geht es mir ja schon wieder ganz gut und anderen Menschen geht es viel schlechter. Ich sollte mich nicht so anstellen...
Sorry, dass das Ganze so lang geworden ist. Ich schleiche seit 4 Wochen um diese Gedanken rum und ihr musstet jetzt dran glauben, damit ich sie endlich mal los werde Vielleicht hat der ein oder andere ja genug Ausdauer, um sich mein ganzes Geschwafel durchzulesen. Wobei ich mir gerade schon wieder wie ein totales Weichei vorkomme, weil ich darum so ein Bohei mache
LG
Pibuka