Mein Lieblingsthema - da kann ich bald drin promovieren!
Ich leide seit 11 Jahren unter schweren Schlafstörungen und seit 9 Jahren unter extremer Schlaflosigkeit.
Rezeptfreie Medikamente (egal, ob pflanzlich, hormonell, etc.) habe ich über die Jahre kein einziges gefunden, was annähernd ausgereicht hätte, mich ins Traumland zu schicken. Deshalb will ich dazu gar nicht viel schreiben. Aber bei Baldrian Co. muss man sich wenigstens keine Sorgen machen, langfristig schlimmere Schäden anzurichten (wobei das bei Antihistaminika auch wieder anders aussieht). Aber wie gesagt: für mich persönlich keine Hilfe, weder lang- noch kurzfristig.
Verschreibungspflichtige, herkömmliche Schlafmittel (keine Benzos), also die Klassiker wie Zopiclon Co. (von den Amis liebevoll Z-D*r*u*g*s genannt), haben mir eingeschränkt geholfen. Anfangs haben sie mich zwar schnell in den Schlaf geschossen, aber nach 3-4 Stunden war das Vergnügen vorbei.
Zudem habe ich relativ schnell höhere Dosen gebraucht, um in den Schlaf zu kommen. Man merkt tatsächlich, wie schnell diese Teufelchen abhängig machen. Der Entzug war mir dann aber egal, da ich ja vor dem Medikament auch nicht schlafen konnte. Aber tatsächlich war ich im Entzug über Wochen schon wesentlich hibbeliger als sonst (auch Schweißausbrüche, etc.).
Vorteilhaft fand ich persönlich, dass ich am nächsten Morgen nie einen Schlafmittel-Hangover von dem Zeug hatte, wie oft von diesen Medikamenten berichtet wird. Trotzdem: auf die Frage, ob sie langfristig helfen: nach meiner Meinung nein!
Die typischen Benzos (wie Nitrazepam), die auch ganz klassisch bei Schlafstörungen verschrieben werden, haben bei mir komischerweise schlechter gewirkt, als die Z-Medikamente (sowohl beim Ein- als auch Durchschlafen). Und auch hier besteht ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial, daher langfristig auch nicht hilfreich, so denke ich.
Aus der Psychopharmaka-Schublade habe ich auch die Standards durch: Mirtazapin, Quetiapin, Prothipendyl. Man sagt ja, dass diese niedrig dosiert sehr sedierend wirken. Vorteil: keine Abhängigkeit, wie bei klassischen Schlafmitteln.
Ich muss sagen, dass die bei mir nach wie vor ganz gut gehen. Allerdings auch das Problem, dass ich damit keine Nacht durchschlafe - wie bei den herkömmlichen Schlafmitteln auch nur 3-4 Stunden.
Weitere Nebenwirkungen sind - gerade bei Neuroleptika - Mundtrockenheit, Sprachstörungen (die man nachts aber nicht braucht) und Schwindel. Gerade letzteres wird mir nachts öfters zum Verhängnis, wenn ich auf´s WC muss. Da hatte ich schon schwere Stürze.
Auch muss ich persönlich sagen, dass ich bei diesen Medikamenten am nächsten Morgen einen ordentlichen Hangover spüre (der aber nach max. 2 Stunden vorbei ist). Trotzdem gebe ich aktuell einem modernen, atypischen Neuroleptikum (Quetiapin) gegenüber einem regulären Schlafmittel klar den Vorzug.
Allerdings kann ich nicht beurteilen, ob es da Probleme im Zusammenspiel mit SSNRI gibt. Ich hatte zwar vor Jahren mal Venlaflaxin (dem u.a. Schlafstörungen unterstellt werden) parallel zu einem Neuroleptikum genommen und habe keine Beeinträchtigung bemerkt, das muss aber nicht allgemeingültig sein!
Viele jammern über die Gewichtszunahme durch Schlafmittel, insbesondere wenn es um die o.g. Psychopharmaka geht. Ich persönlich habe das nicht feststellen können. Und wenn doch, so ist ein guter Schlaf dieses Opfer vielleicht wert? Wie man zwischenzeitlich herausgefunden hat, macht chronische Schlaflosigkeit ebenso dick.
Was ich noch zum Punkt langfristig sagen kann: ich finde, wenn die Medikamente über längere Zeit helfen, abends gut in den Schlaf zu finden und sich dadurch auf Dauer eine Routine einstellt, dann sollte es nach einiger Zeit vielleicht auch wieder (zumindest streckenweise) wieder ohne gehen. Ich hatte z.B. die Erfahrung gemacht, dass ich abends gelegentlich wie ein Baby eingeschlafen bin und am nächsten Tag feststellte, dass ich das Medikament vergessen hatte.
Ist eben auch vieles Gewohnheit und Kopfsache. Aber warum nicht medikamentös nachhelfen, wenn es Sinn macht?!
Und warum leiden viele psychisch Kranke nach wie vor unter Schlafstörungen? Ich denke, dass eine medikamentöse Einschlafhilfe wie auch andere Psychopharmaka zu sehen ist: es ist eine Krücke, die das Leben (übergangsweise) leichter macht, aber das zugrunde liegende Problem löst es nicht.
Und zum Thema Krücke finde ich auch (was ja immer kontrovers diskutiert wird), dass die bloße Anwesenheit eines Schlafmittels vielen Leuten schon so viel Ruhe und Sicherheit gibt, dass sie auch ohne es anzuwenden einschlafen können - vergleichbar mit Lorazepam.
LG
ZeroOne
07.02.2020 14:01 •
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