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Wenn das schwarz noch schwärzer wird

Lost111
Nun ist es doch - wie schon erahnt - soweit gekommen: die Depression hat mich voll im Griff. Nichts geht mehr.
Bin ich schon unten angelangt oder falle ich noch?!
Dabei habe ich heute noch gearbeitet! Es war irgendwie unwirklich, ein seltsames Gefühl, schwer zu beschreiben. Ich war wohl nicht wirklich anwesend. Wie auch immer, auch das habe ich noch hinter mich gebracht.

15.30 Uhr dann Termin bei meinem HA. Ich war wieder sowas von aufgeregt! Ich hätte am liebsten die Flucht ergriffen, aber was bringt mir das? Also erzählte ich kurz und knapp, wie die Sachlage ist. Er stellte Fragen und ich nickte oder schüttelte mit dem Kopf. Leider hatte ich auch wieder etwas getan, was ich nicht hätte tun sollen. Zum Glück ist mein HA da sehr einfühlsam und ich vertraue ihm; und er macht da keine große Sache draus.
Er weiß auch, dass ich immer Angst habe, wenn ich da sitze und dass ich einfach nicht dagegen ankomme.
Lange Rede, kurzer Sinn: Arbeitsunfähigkeit bis zum 05.11. erstmal. Alles kein Problem. Ich bekam auch mein Notfall-Medi ohne Probleme wieder verschrieben. Das musste ich gestern schon nehmen, und heute auch. Inzwischen bin ich ganz gut runter gekommen.

Problem bei mir ist nun auch wieder mal das schlechte Gewissen meinen Kolleginnen gegenüber!
Das macht mir echt zu schaffen. Aber vllt. darf ich jetzt auch mal an mich denken? Zumal ich mir die Entscheidung niemals leicht mache. Und bis ich endlich zum Arzt gehe und sage, dass ich nicht mehr kann, dauert es meistens echt lange.
Aber muss ich mich überhaupt rechtfertigen?

Warum ist alles so schwer und anstrengend? Alles erscheint mir so sinnlos! Jede Anstrengung, die ich jemals unternommen habe, scheint vergebens gewesen zu sein. Ich fühle mich leer und wertlos. Zutiefst erschöpft und am Boden.

Die dunklen Gedanken und Gefühle haben mich im Griff.

Wie weit kannst du jetzt noch gehen?

Wie lange kannst du noch widerstehen?


Lost111

18.10.2021 19:18 • x 2 #1


Jedi
hI @Lost111

Zitat von Lost111:
die Depression hat mich voll im Griff.


Finde, dass Du richtig reagiert hast;
Zitat von Lost111:
: Arbeitsunfähigkeit bis zum 05.11. erstmal.


Es ist jetzt gut, dass Du versuchst, nun gut für Dich zu sorgen !
----------
Zitat von Lost111:
Die dunklen Gedanken und Gefühle haben mich im Griff.

Die Depression bringt diese dunklen Gedanken u. neg. Gefühle mit - aber das brauche ich Dir gar nicht zu sagen,
dass kennst Du schon - Leider -
---------
Zitat von Lost111:
Problem bei mir ist nun auch wieder mal das schlechte Gewissen meinen Kolleginnen gegenüber!

Das fördert natürlich diese dunklen Gedanken u. erschaffen diese neg. Gefühle.
Es würde in Deiner jetzigen Phase nichts nützen, wenn Du weiter arbeiten würdest, da Du eh jetzt nicht die nötige
Energie hast !
Ich verstehe Dein schlechtes Gewissen gegenüber Deinen Kollegen, aber was Deine Kollegen nun denken,
dass lasse bei ihnen u. Du versuche jetzt nicht, Dich damit zu belasten, was Du nur zu glauben scheinst,
was deine Kollegen nun denken könnten.
Du weißt es nicht u. es spielt im Moment auch keine Rolle, denn nun geht es um Dich - um Deine Gesundung !

Wünsche das es Dir schnell wieder besser geht u. Du wieder deine Psyche in Balance bekommen kannst !

18.10.2021 19:33 • x 3 #2


A


Hallo Lost111,

Wenn das schwarz noch schwärzer wird

x 3#3


Marylu
Liebe Lost, bist du in Therapie? Hast du eine Idee, warum es dir so schlecht geht? Ich wünsche dir, dass du etwas zur Ruhe kommen kannst und grüße dich ganz lieb.

18.10.2021 19:51 • x 2 #3


Lost111
Hallo @Jedi ,
Zitat:
Es ist jetzt gut, dass Du versuchst, nun gut für Dich zu sorgen !

danke, ja, ich versuche es zumindest. Ob mir das auch gelingen wird, kann ich derzeit schlecht abschätzen.
Ich habe zumindest für den Rest der Woche keine festen Termine mehr. Sehr wahrscheinlich kommt meine Mama an einem Nachmittag mal vorbei, aber das ist ok. Weißt du, ich mag auch gerade nicht gerne unter Menschen gehen. Alles zu viel, zu laut, zu hektisch! Das stresst mich enorm. Mal einen Kaffee trinken gehen ist ok, aber ich kann nicht stundenlang shoppen gehen.
Zitat:
Das fördert natürlich diese dunklen Gedanken u. erschaffen diese neg. Gefühle.
Es würde in Deiner jetzigen Phase nichts nützen, wenn Du weiter arbeiten würdest, da Du eh jetzt nicht die nötige
Energie hast !

Ich komme gegen mein schlechtes Gewissen einfach nicht an. Vorhin habe ich einer Kollegin geschrieben. Ihre kurze und knappe Antwort: Okay gute Besserung. Jetzt mache ich mir wieder 'nen Kopf, ob sie vllt. sauer auf mich ist, weil sie durch mich Mehrarbeit haben wird.
Aber wie du schon sagst - ändern kann ich es eh nicht. *Sfz* Und im Grunde genommen ist es auch unerheblich.
Zitat:
Du weißt es nicht u. es spielt im Moment auch keine Rolle, denn nun geht es um Dich - um Deine Gesundung !

Warum fällt es mir so schwer, an mich zu denken? Mir was Gutes zu tun?
Vllt. darf ich in meinem Leben auch mal die Hauptrolle spielen.
Nee, im Ernst, ich war noch nie besonders gut darin, auf meine Bedürfnisse zu achten und rechtzeitig die Handbremse zu ziehen, wenn nötig. Das sieht man ja jetzt wieder - ich habe den Arztbesuch viel zu lange aufgeschoben!
Zitat:
Wünsche das es Dir schnell wieder besser geht u. Du wieder deine Psyche in Balance bekommen kannst !

Danke dir. Aktuell habe ich da leider null Hoffnung.

LG Lost111

18.10.2021 20:02 • x 2 #4


Lost111
Hallo liebe @Marylu ,
Zitat:
bist du in Therapie? Hast du eine Idee, warum es dir so schlecht geht? Ich wünsche dir, dass du etwas zur Ruhe kommen kannst und grüße dich ganz lieb.

Meine letzte langjährige Therapie endete vor einem guten Jahr. Ich weiß, dass ich mich wieder um selbige kümmern sollte, habe es bislang aber noch nicht geschafft.
Die Gründe für das tiefe Loch sind vielfältig - die ständige Sorge um meine Luna z.B., dann vermisse ich mein Flöckchen immer noch so sehr, privat und beruflich gibt es auch diverse Baustellen. Es hört einfach nicht auf!

LG Lost111

18.10.2021 20:08 • #5


Jedi
Zitat von Lost111:
ich versuche es zumindest.

Ob mir das auch gelingen wird, kann ich derzeit schlecht abschätzen.

Versuchen , das klingt gut !
Es sollte für Dich jetzt auch nicht darum gehen, etwas jetzt schon abzuschätzen - was in der Zukunft liegt.
-------
Zitat von Lost111:
Vorhin habe ich einer Kollegin geschrieben.

Warum hast Du das gemacht ?
---
Zitat von Lost111:
Ihre kurze und knappe Antwort: Okay gute Besserung.
Jetzt mache ich mir wieder 'nen Kopf, ob sie vllt. sauer auf mich ist, weil sie durch mich Mehrarbeit haben wird. [/QUOTE
Gute Besserung ist doch völlig Ok ! - Was hast Du denn erwartet ?
Das die Mehrarbeit nicht fröhlich macht - ist doch klar, findeich völlig Normal - nun aber auch für Dich kein Grund zu haben,
für ein schlechtes Gewissen.
---------------------------

Dafür wird es gute Gründe geben - die Du sicherlich schon längst kennst:
-----------------

Ich denke, dass wir in unserem Leben der Hauptdarsteller sind u. sein sollten !
Nicht nur mal, sondern immer ! - Denn warum sollten wir uns in unserem Leben, mit einer Nebenrolle begnügen ?
------------

Verlangt auch niemand, dass Du aktuell Hoffnung haben musst.
Aber Hoffnung u. Zuversicht sind zwei Garanten dafür, dass dieser dunkle Schleier der Depression,
wieder sich auflösen kann.
Doch so versuche Dir Hoffnung u. Zuversicht zu bewahren, selbst wenn Du gerade geschrieben hast,
dass Du aktuell keine Hoffnung hast - was sicher diesen neg. Gefühlen auch geschuldet ist !
Doch lüftet sich der dunkle Schleier, werden die neg, Gefühle sichauch wieder etwas aufhellen u.
dann kann Hoffnung u. Zuversicht wieder keimen.

18.10.2021 20:26 • x 1 #6


Lost111
Zitat:
Versuchen , das klingt gut !
Es sollte für Dich jetzt auch nicht darum gehen, etwas jetzt schon abzuschätzen - was in der Zukunft liegt.

JA, ich weiß, aber ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Vllt. sollte ich mir einfach die Zeit geben, die es braucht, um an Seele und Geist gesunden zu können.
Aber - wie ich in Therapien immer wieder gehört habe - auch ein kleiner Schritt vorwärts ist ein Schritt und somit ein Erfolg. Wahrscheinlich erwarte ich auch einfach zu viel von mir.
Zitat:
Warum hast Du das gemacht ?

Weil das eine wirklich liebe Kollegin von mir ist und ich sie vorwarnen wollte sozusagen.
Zitat:
Gute Besserung ist doch völlig Ok ! - Was hast Du denn erwartet ?
Das die Mehrarbeit nicht fröhlich macht - ist doch klar, findeich völlig Normal - nun aber auch für Dich kein Grund zu haben,
für ein schlechtes Gewissen.

Keine Ahnung, was ich erwartet habe.
Ich bin so durcheinander heute!
Zitat:
Doch so versuche Dir Hoffnung u. Zuversicht zu bewahren, selbst wenn Du gerade geschrieben hast,
dass Du aktuell keine Hoffnung hast - was sicher diesen neg. Gefühlen auch geschuldet ist !

Hoffnung... Das ist ein schönes Wort. Ganz ehrlich jetzt. Aber wo finde ich sie wieder? Ganz klar im Leben meiner Katze. In der kleinen Familie, die ich noch habe.
Aber in mir ist so ein großes schwarzes Loch, das alles verschluckt. Ich fühle mich wie abgeschnitten, nicht zugehörig.
Ich habe Angst davor, unterzugehen.

Alle Worte sind gesagt. Schon tausendmal gesagt worden. Und doch ist nichts besser geworden.

Manchmal überlege ich, wenn ich jetzt gehen würde, ob man mich überhaupt vermissen würde.

LG Lost111

18.10.2021 20:59 • x 1 #7


Stromboli
Liebe Lost
Mir ging es ähnlich in meinem alten Beruf. Sich dort krank zu melden, bedeutete automatisch unerwünschte Mehrarbeit für Kollegen und wer will das schon, entsprechend hoch war die Hemmschwelle der meisten, sich krank zu melden. Erst recht bei so unsichtbaren Erkrankungen wie einer Depression. Da war halt auch nebst dem schlechten Gewissen die Angst, sich unbeliebt zu machen.
Trotzdem hilft es niemandem, wenn man sich durchbeisst, und endet früher oder später in einem noch schlimmeren Zusammenbruch. Davon könnte ich einiges erzählen.
Ganz klar besser, wenn du diesen Weg wählst, auch wenn er dich mit dem schlechten Gewissen und mit Angst konfrontiert. Das birgt zugleich die Chance, diesen uneingeladenen Besuchern auf den Grund zu gehen. Nebst einem Anteil, der durchaus der aktuellen beruflichen Realität anzurechnen ist, hat das nämlich gerade bei uns Depressiven praktisch ausnahmslos starke Wurzeln in unserer Biografie. Wann wurden wir nicht mehr geliebt, wenn wir nicht funktionierten wie wir sollten? Von wem aus ging das? Wer hat uns da vermittelt, wir seien Versager usw?
Hilft alles kurzfristig nicht sofort, aber längerfristig schon, nach meiner Erfahrung.
UND: Vermissen würden wir dich hier, das kannst du glauben

19.10.2021 06:31 • x 7 #8


Marylu
Liebe Lost, ich wünsche dir, dass es dir bald besser geht. Dein Kätzchen hilft dir bestimmt dabei. Sicher wäre es gut, mit einer erneuten Therapie Licht ins Dunkel zu bringen. Ich sende dir ganz liebe Grüße.

19.10.2021 11:55 • x 2 #9


Lost111
Hallo lieber @Stromboli ,

danke für deinen Beitrag.

Zitat:
Ganz klar besser, wenn du diesen Weg wählst, auch wenn er dich mit dem schlechten Gewissen und mit Angst konfrontiert. Das birgt zugleich die Chance, diesen uneingeladenen Besuchern auf den Grund zu gehen.

JA, das schlechte Gewissen ist immer noch da, und es wird Zeit brauchen, mir einzugestehen, dass ich jetzt für mich sorgen sollte und muss! Das fällt mir so schwer! Ich fühle mich wie ein Versager.
Dabei sollte ich doch einfach akzeptieren, dass ich momentan einfach nicht arbeiten kann. Ich kann mir schon vorstellen, warum mir das so schwer fällt. In unserer Familie bist du weniger wert, wenn du nicht arbeitest. Und krank machen geht schonmal gar nicht. Ich bin lange genug belächelt worden, weil ich nur halbtags arbeite.
Davon sollte ich mich endlich befreien! Es macht mir unnötig das Leben schwer. Letztendlich ist es mein Leben. Aber wenn das alles so einfach wäre, würde ich jetzt hier nicht sitzen und mir Gedanken machen. *Sfz*
Zitat:
UND: Vermissen würden wir dich hier, das kannst du glauben

Danke, lieb von dir, dass du das sagst.

Heute Morgen musste ich ja auf Arbeit anrufen. Das hat ganz emotionslos ohne Probleme geklappt. Ich wurde nur gefragt, ob es coronabedingt ist. Darf der Arbeitgeber eigentlich nachfragen, woran man erkrankt ist? Das ist mir zwar nicht heute passiert, kam aber auch schon mal vor. Da sagte ich dann, dass ich darüber nicht sprechen möchte.

Ich lag lange im Bett, lange auf der Couch. Ich fühle mich wie gelähmt.
Noch nicht mal zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen - dem Lesen - konnte ich mich aufraffen. Sogar das ist mit Anstrengung verbunden.
Ich schreibe wieder regelmäßig Tagebuch. Das tut gut, um all die Gedanken los zu werden.

Ein Gedanke verfolgt mich seit gestern wie ein Schatten: es soll aufhören! Das schreit regelrecht in mir. Aber ich bleibe stumm. Ich wollte meinem HA gestern schon davon erzählen, aber ich hatte Angst, dass ich nur noch diesen Satz sagen kann, wie ein Mantra. Krass. Deshalb habe ich es auch gelassen.

Dunkle Grüsse,

Lost111

19.10.2021 18:34 • x 1 #10


Anneklatsche
Zitat von Lost111:
Heute Morgen musste ich ja auf Arbeit anrufen. Das hat ganz emotionslos ohne Probleme geklappt. Ich wurde nur gefragt, ob es coronabedingt ist. Darf der Arbeitgeber eigentlich nachfragen, woran man erkrankt ist? Das ist mir zwar nicht heute passiert, kam aber auch schon mal vor. Da sagte ich dann, dass ich darüber nicht sprechen möchte.

Ich lag lange im Bett, lange auf der Couch. Ich fühle mich wie gelähmt.
Noch nicht mal zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen - dem Lesen - konnte ich mich aufraffen. Sogar das ist mit Anstrengung verbunden.
Ich schreibe wieder regelmäßig Tagebuch. Das tut gut, um all die Gedanken los zu werden.

Ein Gedanke verfolgt mich seit gestern wie ein Schatten: es soll aufhören! Das schreit regelrecht in mir. Aber ich bleibe stumm. Ich wollte meinem HA gestern schon davon erzählen, aber ich hatte Angst, dass ich nur noch diesen Satz sagen kann, wie ein Mantra. Krass. Deshalb habe ich es auch gelassen.


Die Frage deines Arbeitgebers, ob du coronabedingt erkrankt bist, ist, denke ich mal, ok in der momentanen Situation..
Aber generell gilt: Der Arbeitgeber kann/darf nachfragen, aber du musst keine Antwort drauf geben..

Ich fühle so mit dir.. es kommt mir fast so vor, als würdest du über mich schreiben..
deswegen kann ich leider nicht so viel beitragen..

LG

19.10.2021 19:42 • x 2 #11


Lost111
Zitat von Anneklatsche:
Ich fühle so mit dir.. es kommt mir fast so vor, als würdest du über mich schreiben..
deswegen kann ich leider nicht so viel beitragen..

Danke. Ist schon ok. Jeder hat sein Päckchen zu tragen.

LG Lost111

19.10.2021 19:48 • #12


EmptyLife
Liebe Lost,
leider wohnst du sehr weit weg, sonst hätte ich schon längst mal vorgeschlagen, dass man sich mal trifft. Die Welt ist trotz ihrer vielen Möglichkeiten nicht leichter geworden. Eher schwerer, habe ich das Gefühl.
Trotz unterschiedlicher Leben machen so viele den selben Zustand durch (damit möchte ich nicht sagen, dass jeder gleich empfindet!) und sind damit doch so allein.

Zitat von Lost111:
Ich habe Angst davor, unterzugehen.

Solange du das nicht willst, wirst du das auch nicht Du bist eine Kämpferin, auch wenn du dich vielleicht oft nicht so fühlst. Du hast auf jeden Fall den Lebenswillen, den es dazu braucht.
Meine Angst ist, dass es kein Ende nimmt. Angst vor der Zeit, die ich noch vor mir habe und ertragen muss. Also eher das Gegenteil

Egal wie du dich fühlst und was dein innerer Kritiker dir einreden möchte: Ich bin sehr froh, dass es dich gibt und du hier bist

20.10.2021 08:47 • x 4 #13


Lost111
Hallo liebe @EmptyLife ,

Zitat:
leider wohnst du sehr weit weg, sonst hätte ich schon längst mal vorgeschlagen, dass man sich mal trifft. Die Welt ist trotz ihrer vielen Möglichkeiten nicht leichter geworden. Eher schwerer, habe ich das Gefühl.

Das ist so lieb von dir! Komm her, lass dich mal drücken.
JA, in der Tat hast du recht. Das Leben ist nicht leichter geworden. Oder macht man sich das Leben selbst schwer?
Ich habe alles, was man braucht (in meinen Augen). Und doch bin ich nicht glücklich und zufrieden.
Das Glück lässt sich auch nicht so einfach einfangen. Da fällt mir wieder dieses schöne Gedicht von Hermann Hesse über das Glück ein:

Glück

Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.
Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt du noch nicht, was Friede ist.
Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,
Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz und deine Seele ruht.

So wahr!

Zitat:
Solange du das nicht willst, wirst du das auch nicht Du bist eine Kämpferin, auch wenn du dich vielleicht oft nicht so fühlst. Du hast auf jeden Fall den Lebenswillen, den es dazu braucht.

Das mag sein, aber ich sehe und fühle es so selten. *Sfz*
Zitat:
Egal wie du dich fühlst und was dein innerer Kritiker dir einreden möchte: Ich bin sehr froh, dass es dich gibt und du hier bist

Vielen lieben Dank. Das tut gut.

Heute ist wieder ein weiterer überflüssiger Tag. Nichts getan, nichts gesehen, zu viel gefühlt.
Die dunklen Gedanken werden mehr.

Schweigen ist manchmal der lauteste Schrei.

LG Lost111

20.10.2021 18:31 • x 1 #14


Lost111
Wohin mit all diesen Gedanken? Mein Kopf denkt eindeutig zu viel!

Heute kam meine Mama zu Besuch und wir sind erst im Supermarkt einkaufen gewesen (war es da schon immer so voll und so laut?) und danach Kaffee trinken gegangen.
Sie wollte natürlich wissen, was mit mir los ist. Leider konnte ich ihr auch nicht wirklich erklären, warum es mir momentan so schlecht geht. Wenn ich das mal selber wüsste! Alles zu viel einfach. Ich glaube nicht, dass sie das verstanden hat. Aber egal, auch da muss ich lernen, mich abzugrenzen. Natürlich weiß ich, dass sie sich Sorgen macht. Das erkenne ich auch an. Aber ich will ihre Sorgen nicht vergrößern. Verständlicherweise erzähle ich ihr nur in kurzen und gewählten Worten, wie es um mich steht.

Nach 2 Stunden einkaufen und sitzen war ich platt. Danach musste ich erstmal eine Stunde auf der Couch liegen, ohne TV, ohne Radio, ohne Musik - nur STILLE.

Die Welt ist heute viel zu real!

21.10.2021 19:57 • x 2 #15


EmptyLife
Die Welt ist einfach viel zu laut, voll und schnell liebe @Lost111 , selbst für mich mit meinen 27 Jahren...

22.10.2021 10:09 • x 2 #16


W
Liebe Lost,
wenn ich das so richtig gelesen habe, so gibt es viele Fragen auf deiner Seite: warum ist das so?
wie nehme ich meine Bedürfnisse wahr? aber auch Äußerungen, die dich selbst herunterziehen:
habe nicht gelernt auf meine Bedürfnisse zu schauen, es wird dunkler in mir usw.
Ich kann das so gut nachvollziehen, auch die Ängste gegenüber dem Arbeitgeber, aber-
ich bin fest davon überzeugt, dass sind Symptome der Depression. Die gleichen Fragen stelle ich
mir auch und auch noch die Fragen von Müdigkeit und Belastbarkeit.
Obwohl ich es weiß, habe ich es durch die APP noch mal gemerkt, Depression ist eine schwere
und auch langwierige Krankheit und hat nichts mit Versagen zu tun.
Ich versuche nicht nur zu funktionieren, sondern mir wirklich Freiräume einzuräumen um mich
zu erholen und manchmal schaffe ich es sogar, Dinge neu auszuprobieren.
Deshalb wünsche ich dir von ganzem Herzen, denk an dich, mach Pausen, wenn du es brauchst (auch
Gespräche mit nahestehenden Menschen können kräfteraubend sein), vielleicht findest du etwas,
was dir Spaß macht, genieße die Zeit mit der Katze.
Liebe Lost, ich weiß, Ratschläge können auch Schläge sein, deshalb: such dir das aus, was DIR gefällt.
Ich denke an dich
wozu

22.10.2021 18:29 • x 2 #17


Lost111
Liebe @wozu ,

danke für deine lieben Worte und dein Verständnis.

Zitat:
Obwohl ich es weiß, habe ich es durch die APP noch mal gemerkt, Depression ist eine schwere
und auch langwierige Krankheit und hat nichts mit Versagen zu tun.

Mein Kopf weiß das auch, aber meine Gefühle sagen mir was ganz anderes. Es schreit regelrecht VERSAGER in mir.
Heute z.B. habe ich nur das Katzenklo neu gemacht und das Altpapier in die Tonne vor der Wohnung gebracht; ich war danach so erschöpft, das ist schon nicht mehr schön. Ich lag dann nur noch auf der Couch und habe die Decke angestarrt. Nichts ging mehr. Alles ist so schwer! Wie gehst du damit um? Kannst du das so akzeptieren?
Ich tue mich damit wirklich schwer.
Meine Katze ist eindeutig eine Kraftquelle. Sie schafft es derzeit sogar, mir ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Aber ich merke auch, wie ich immer mehr auf die egal-Schiene (so nenne ich es) gerate. Mir ist so vieles einfach nur egal. Und das ist beängstigend. Dieses kleine Wort beschreibt es einfach zutreffend.
Zitat:
Liebe Lost, ich weiß, Ratschläge können auch Schläge sein, deshalb: such dir das aus, was DIR gefällt.
Ich denke an dich

Du, alles gut! Es ist total lieb von dir, dass du an mich denkst.

Komisch, das Nichtstun auch anstrengend sein kann.

LG Lost111

22.10.2021 19:06 • x 2 #18


Y
Hallo Lost,
Nichtstun ist anstrengend, sehr anstrengend . Die Depression saugt jegliche Kraft aus dem Körper. Diese körperliche Erschöpfung ist extrem hartnäckig.
Du könntest es auch anders herum sehen . . . Dir geht es sehr schlecht und du hast trotzdem das Katzenklo gemacht und das Altpapier in die Tonne gebracht. Das erscheint wenig, ist aber viel. Mir ist in der Therapie verklickert worden, dass ich die kleinen Erfolge, Sachen die ich erledigt habe, positiv sehen und wertschätzen soll.
Ich habe mich sehr schwer damit getan, wirklich sehr schwer. Das Wort Muss habe ich gestrichen, versucht Druck rauszunehmen. Das was geht ist prima, der Rest bleibt liegen.
Ich denke, in dem Moment, wo man die Depression mit allem Mist der dazu gehört als Krankheit akzeptiert, akzeptiert das man selbst schwer krank ist, fängt man an zu lernen mit der Krankheit umzugehen.

Ich wünsche dir viele Momente in denen dir deine Fellnase ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
VG Ylvi

22.10.2021 22:12 • x 4 #19


Lost111
Hallo @Ylvi13 ,

auch dir vielen Dank für deinen Beitrag.

Zitat:
Du könntest es auch anders herum sehen . . . Dir geht es sehr schlecht und du hast trotzdem das Katzenklo gemacht und das Altpapier in die Tonne gebracht. Das erscheint wenig, ist aber viel. Mir ist in der Therapie verklickert worden, dass ich die kleinen Erfolge, Sachen die ich erledigt habe, positiv sehen und wertschätzen soll.

Natürlich soll es meiner Katze an nichts fehlen - das ist schonmal klar. Deshalb, alles, was damit zu tun hat, hat immer Vorrang, egal, wie es mir persönlich geht.
Aber ja, du hast Recht - auch die kleinen Erfolge zählen. Aber mir fällt es so schwer, das auch wirklich anzuerkennen!
Ich bin schlecht darin, mich selbst zu loben. Und ich kann auch das Lob von Anderen nur sehr schwer annehmen.
Zitat:
Das Wort Muss habe ich gestrichen, versucht Druck rauszunehmen. Das was geht ist prima, der Rest bleibt liegen.

Das hört sich so einfach an, ist aber so schwer! Wenn es danach geht, könnte ich noch dies und das erledigen usw. und ich habe ja jetzt die Zeit dafür. Stattdessen liege ich auf der Couch und starre die Wände an. Warum kann ich mir das nicht ohne schlechtes Gewissen erlauben? Wahrscheinlich mangelt es da immer noch an Akzeptanz meinerseits.
Ich meine, es ist nicht das erste Mal, dass es mir so schlecht geht. Und jedes verdammte Mal fällt es mir schwer, das so hinzunehmen. Total blöd, oder?
Zitat:
Ich wünsche dir viele Momente in denen dir deine Fellnase ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Danke dir.

LG Lost111

22.10.2021 22:29 • #20


Y
Nein, es ist nicht total blöd. Es ist total verständlich.
Ich denke, der Umgang mit der Krankheit ist ein Lernprozess, der unterschiedlich lang dauert. Es bedarf wirklich viel Übung, die kleinen Erfolge auch als solche zu sehen und anzuerkennen.
Mein Zauberwort ist Gelassenheit.
Weißt Du, ich bin chronisch depressiv. Die Krankheit habe ich akzeptiert, aber das Üben , das mit mir arbeiten hört nicht auf. Immer wieder rutsche ich in alte Verhaltenmuster.
Von daher kann ich dich gut verstehen.
Gute Nacht.

22.10.2021 22:54 • x 1 #21


Lost111
@Ylvi13

wie gerne wäre ich auch gelassener! Aber das scheint nicht mir zusammen zu passen.
Ich dachte immer, dass ich meine Krankheit inzwischen akzeptiert hätte. Aber es ist - wie du sagst - ein ständiges weiteres arbeiten an sich selbst. Es ist so schwer, alte Verhaltensmuster zu durchbrechen.

Heute hatte ich mir den Wecker auf 9.00 Uhr gestellt, damit ich meinen wöchentlichen Einkauf so schnell wie möglich hinter mir habe. Hat insoweit auch geklappt, aber für den Rest des Tages war ich wieder zu nichts zu gebrauchen. Ich bin auch nochmal eingeschlafen.

Die Sonne scheint strahlend vom Himmel und es ist dunkel in mir. Ich könnte raus gehen, aber mein Körper ist so schwer.
Die schlimmen dunklen Gedanken lauern unter der Oberfläche. Bereit, Momente der Schwäche zu nutzen.
Leider bin ich nicht immer stark.
Was habe ich letztens gelesen:

Stärke bedeutet auch zu wissen, dass man nicht immer stark sein kann.

LG Lost111

25.10.2021 18:26 • x 1 #22


Lost111
Die Tage vergehen, ereignislos, einer nach dem anderen. Und ich will weiterhin nur die Decke über den Kopf ziehen.
Es geht mir kein bisschen besser. Ich fühle mich - gerade heute - wieder mal wie ein Versager. Ich kriege einfach nichts auf die Reihe! Ich bin erschöpft ohne Ende, obwohl ich ausreichend schlafe.

Es soll aufhören!

Ich könnte schreien! Doch ich bleibe still. Ich weiß wieder nicht, wohin mit mir.

Am Sonntag steht ein Geburtstag in der Familie an. Das nervt mich jetzt schon. Aber meine Schwester hat mich so lieb und nett eingeladen, da konnte ich nicht nein sagen. Also werde ich zum Kaffee trinken hinfahren. Aber vllt. tut mir das auch gut. Keine Ahnung.

Wohin geht man, wenn man es mit sich selbst nicht mehr aushält?

28.10.2021 19:49 • x 1 #23


Martl
Hallo Lost, wollte jetzt gerade ein neues Thema aufrufen. Jetzt hab ich dein Thema gelesen, und genauso ist es bei mir aktuell auch so. Die Depression hat mich auch wieder so im Griff, meine Ärztin und meine Therapeutin haben mir eine stationäre Behandlung empfohlen. War jetzt vor einem Monat zwei Wochen krank, jetzt wieder in einer Klinik zu gehen, war 2019 schon 14 Wochen in einer Klinik, hab auch gegenüber meinen Arbeitskollegen und meiner Familie so ein schlechtes Gewissen. Ich bin aktuell so am Boden. Immer diese Kämpfen gegen diese Depression, es kostet mir jetzt soviel Kraft. 15 Jahre Depression m, mir geht einfach die Kraft aus..... Sorry,

28.10.2021 20:09 • x 1 #24


Lost111
Hallo lieber @Martl ,

das hört sich bei dir auch nicht wirklich gut an alles. Ich fühle mit dir. *Sfz*
Immer dieser ständige Kampf - das zehrt so sehr an den Kräften!
Ich kann dein schlechtes Gewissen so gut verstehen, geht es mir doch auch nicht anders.
Auch ich soll mir - bis zum nächsten Termin bei meiner Psychiaterin in 4 Wochen - überlegen, ob ich stationär oder TK gehen möchte. Ich will es doch alleine schaffen! So zumindest mein Anspruch.
Leider habe ich jetzt auch keinen guten Rat für dich parat.
Ich setze mich mal zu dir und wir schweigen gemeinsam.

LG Lost111

28.10.2021 20:18 • #25


Martl
Viele lieben dank. Sei umarmt, Dir auch alles Gute..

28.10.2021 20:22 • x 1 #26


Lost111
Und der Regen fällt auf leere Straßen, ohne dich
Es ist kalt und leer in unserer Welt

Ganz tief in mir, weiß ich,
Es gibt ein Leben ohne dich
Doch es tut so weh, es tut so weh!

28.10.2021 23:16 • x 2 #27


W
Liebe Lost,
wie geht es dir heute? Weißt du schon, ob du morgen zum Geburtstag gehst? Manchmal ist es gut,
etwas zu wagen und wenn es dir dabei nicht gut geht findest du sicher eine Möglichkeit wieder
zu gehen.
Du hast noch mal geschrieben, dass du dich als Versagerin fühlst, ich kann das auch so gut
nachvollziehen, weil es mir ja genauso geht.
Aber - in den letzten Tagen habe ich überlegt, woran das liegen könnte. Bei mir ist es so,
dass ich andere nicht enttäuschen möchte, dass sie einen guten Eindruck von mir haben
sollen. Dabei habe ich auch gemerkt, dass sie nicht wissen, was eine Depression ist und
was das für Folgen hat, vielleicht, weil ich mich nach außen hin noch immer als halbwegs
stark verkauft habe.
Vor ein paar Tagen bekam ich eine Nachricht mit dem Inhalt: Du hast das ja eigentlich schon
verarbeitet, wieso passiert dir das wieder? - Ja, da wurde mir mal wieder bewusst, eine
Depression ist eine Krankheit, die wir immer wieder bekommen können, selbst wenn man
noch so viel an sich gearbeitet hat.
Ich versuche jetzt nicht mehr dagegen anzukämpfen, sondern ich versuche, damit zu leben,
d.h. auch, und das ist für mich ein ganz schwerer Schritt, in der Arbeit kürzer zu treten.
Liebe Lost,
ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass dieses Gefühl des Versagens gegen dich selbst
in der nächsten Zeit immer weniger wird und für morgen eine gute Zeit.
wozu

30.10.2021 17:03 • x 2 #28


Martl
Liebe Lost, wozu hat es sehr gut geschrieben. Auch ich habe mich in den letzten Wochen eingeigelt. Na ja, vielleicht hast du die Kraft, doch zum Geburtstag zu gehen. Ich wünsche Dir die Kraft von Herzen. Ich habe ein paar Tage gebraucht, hab heute an zwei psycho. Kliniken eine Anfrage zur Klinikaufnahme gestartet. Wollte zwar nicht mehr in eine Klinik. Aber wenn man nicht mehr weiter weiß, sollte man Hilfe annehmen. Liebe Grüße

30.10.2021 17:58 • x 2 #29


A


Hallo Lost111,

x 4#30


Lost111
Liebe @wozu und lieber @Martl ,

danke für eure Zeilen!

Letztendlich habe ich mich doch dazu durchgerungen, zu dem Geburtstag zu gehen. Anfangs ging es mir noch relativ gut , aber als dann immer mehr Leute kamen, war es mir einfach zu viel; zu laut und zu viele Gesichter. Ich kann das nur schwer aushalten, wenn es mir nicht gut geht. Deshalb bin ich nach knapp 1 1/2 Stunden auch wieder gefahren. Wie immer musste ich von meiner Mama hören: Du gehst schon?, aber das war mir dann auch egal. Ich wollte nur weg.

Zitat:
Liebe Lost,
ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass dieses Gefühl des Versagens gegen dich selbst
in der nächsten Zeit immer weniger wird und für morgen eine gute Zeit.

Danke dir, das ist so lieb von dir!

Es ist schwer, mit dieser Krankheit zu leben. Das kann niemand verstehen, der das nicht kennt.
Deshalb finde ich es super, wie du versuchst, das so anzunehmen, wie es ist. Mir fällt das jedes mal wieder sehr schwer.
Heute meldete sich eine Kollegin bei mir. Und sofort habe ich wieder ein schlechtes Gewissen! Dabei fragte sie nur ganz lieb, wie es mir geht.
Ich bin heute auch wieder sehr unruhig und kratze mich andauernd. Ich komme einfach nicht zur Ruhe.
Vllt. nehme ich nachher noch mein Notfall-Medi, mal sehen.

Ich hoffe, ihr seid gut in die neue Woche gekommen.

LG Lost111

01.11.2021 19:28 • #30

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