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Wenn der Chef meine Depression versteht

A
Ich bin auch in meinen schlimmsten Momenten an die Arbeit gegangen.Um den Druck loszuwerden habe ich es meinem Chef erzählt.Er hat super reagiert und mir seine volle Unterstützung angeboten.Einfach toll.Ich hatte 2 Wochen danach ein super Jahresgespräch mit Lohnerhöhung und eine super Bewertung.Ich möchte vielen so Mut geben das man auch mit einer Depression arbeiten kann und man das Thema ansprechen soll.

05.12.2019 09:45 • x 4 #1


M
Sehr schön, freut mich für dich! Ich war auch während jeder einzelnen meiner 4 Episoden Vollzeit arbeiten, aber habe es nur einmal meinem Abteilungsleiter erzählt. Gehaltserhöhungen bekam ich immer wieder. Ich denke, es spielt dabei eine wesentliche Rolle, wie zufrieden man mit seinem Arbeitsplatz ist. Ein weiterer Aspekt: Ich verstehe gar nicht, wie man mit Depression zuhause bleiben kann. Mir fiel zuhause immer die Decke auf den Kopf und wartete an Wochenenden geradezu darauf, dass ich nicht mehr zuhause sitzen muss. Ich brauchte den Zwang, arbeiten zu gehen. Anders wäre ich immer tiefer gesunken.

Aber es gibt natürlich auch Jobs, bei denen man sehr unter Leistungsdruck steht. Dann ist es vielleicht nicht zu schaffen.

05.12.2019 12:16 • x 1 #2


A


Hallo Alex79,

Wenn der Chef meine Depression versteht

x 3#3


O
Zitat von Michael808:
Ich verstehe gar nicht, wie man mit Depression zuhause bleiben kann.


Ich war damals getrieben und gelähmt gleichzeitig. Unfähig mich zu konzentrieren und still zu sitzen. Und klar zu denken. Und ich war voller Angst. Es ist dann einfach gar nichts mehr (Busfahren, duschen, essen.) möglich gewesen. Leider.

05.12.2019 13:36 • x 1 #3


A
Kann ich verstehen konnte auch nicht mehr essen jetzt ist es besser.und wie geht es Dir?

05.12.2019 13:58 • x 1 #4


M
Zitat von Michael808:
Ich verstehe gar nicht, wie man mit Depression zuhause bleiben kann.



Ich bin zuhause geblieben da ich starke Konzentrationsprobleme hatte.
Die Verantwortung für Mitarbeiter und Kunden war so groß das es für mich keine andere Möglichkeit gab.
Fehler die mir passiert wären hätten zu Lebensbedrohlichen Folgen für unsere Kunden führen können.

Ich denke es ist wie mit den Medikamenten der eine schafft es ohne der andere braucht sie.

Der eine kann arbeiten und braucht die Arbeit bei anderen geht arbeiten gehen nicht.

Schöne Grüße
Machara

05.12.2019 13:59 • x 2 #5


A
Kann ich auch verstehen ich musste mich echt zusammenreissen.Nimmst du Medikamente? Wie geht es Dir?

05.12.2019 14:03 • x 1 #6


maya60
Hallo Alex, danke für dieses Thema und super, welche Erfahrungen du machst, es macht Mut und ist auch gleichzeitig etwas, das wirklich weiterführt mit den passenden Arbeitsbedingungen und bei passenden depressiven Bedingungen, um Aufzuklären und ein Bewusstsein für krankmachende Arbeitsbedingungen zu verbreiten.

Aber da muss man sehr genau hinsehen auf die Art und Ursachen und den Verlauf der Depression und das kann darum auch nur in individueller Abwägung und Entscheidung in enger Zusammenarbeit mit den Fachärzten und Therapeuten entschieden werden, finde ich wichtig, denn es darf nicht nach hinten losgehen und das verbreitete Vorurteil, Depressionen seien ja keine ernstzunehmende Krankheit bei Chefs, KollegInnen und den Betroffenen selber stärken.

Deshalb Vorsicht bei allen Depressionen, wo gerade eine krankmachende Arbeitsstelle ins Burnout und in eine Erschöpfungsdepression geführt haben. Da ist gerade Loslassen von Überforderung, Selbstüberforderung und Perfektionismus ein Thema. Und wie Michael schon schreibt, gibt es Jobs, und zwar heute leider sehr viele, die krankmachend sind.
Andererseits gilt es ja auch, krankmachende Arbeitsbedingungen zu verbessern und beim Wiedereinstieg in den Beruf nach dem Burnout ist das auch wichtig.

So konnte ich z.B. früher nicht weiter in der Forschung arbeiten, weil mich die Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen Mittelbaus an der Uni immer wieder ins Burnout trieben, das es damals natürlich noch gar nicht gab, und es absehbar war, dass das so bliebe, weil die Workaholic-Ethik dort Teil des Geniedünkels verbreitet war und wunderbar ausbeutete.
Aber als ich dann eine Umschulung zur Ergotherapeutin machte und später mit kranken Menschen arbeitete, ging ich offen mit meinen Überreizungen und Leistungseinschränkungen um, obwohl es damals noch nicht die richtige Diagnose dafür gab. Zum Beispiel konnte ich ja gar nicht mehr als Teilzeit arbeiten deswegen und lehnte Hetze ab, die im Übrigen für meine PatientInnen genauso schädlich war wie für mich.
Und gerade dadurch, dass ich Hetze und Lautstärke und viel Geräuschkulisse und zuviel Zeit- und Leistungsdruck vermied und auch Aggressionen im Umgang miteinander überall ablehnte, bekamen die Therapiestunden und der Zugang zu meinen PatientInnen sogar eine besondere Tiefe und Mitmenschlichkeit, die sich positiv auswirkten, so dass ich nur die besten Arbeitszeugnisse bekam. Gelebte Selbstfürsorge brachte mehr Gelassenheit, Fröhlichkeit und gegenseitiges Verständnis in die Therapien und in das Arbeitsklima. Und so erhielt ich Anerkennung, was mich auch wieder aufbaute.

Dasselbe stellte ich auch später in all meinen Ehrenämtern fest und bei allen Kontakten und überall, wo ich meinen behinderten Sohn begleitete.

Gleichzeitig ist es aber ebenso wichtig, sich krankzumelden und nicht zu arbeiten zu Zeiten, in denen wegen schwerer Depression jede Arbeit überfordert, demütigt und belastet wegen depressiver Ausfallssymptome wie Denkstörungen, Unverständnis von Chefs und KollegInnen oder weil man im Burnout eh dazu neigt, sich zu überfordern und natürlich wegen aller depressiver Symptome, die so schwer und schmerzlich sind, dass man einfach schwer krank ist und das auch gar nicht anders sehen kann in seiner Selbstfürsorge.

Es hängt also sehr von der Situation ab. Wie ich heute weiß, hatte ich ja immer leichte bis mittelschwere Depressionen und ADHS sowieso. Ich bin aber froh, dass ich, solange ich die Kraft dazu hatte, gearbeitet habe unter meinen Bedingungen, denn das hat mir auch wieder Anerkennung und Kraft gegeben sowie Teilhabe, denn sonst wäre ich ja mein ganzes Leben krank daheim geblieben.


Liebe Grüße! maya

05.12.2019 14:08 • x 3 #7


M
Zitat von Machara:
Fehler die mir passiert wären hätten zu Lebensbedrohlichen Folgen für unsere Kunden führen können.

Das ist natürlich plausibel! Ein solches Risiko kann man nicht eingehen.

05.12.2019 14:25 • x 1 #8


ZeroOne
Hi zusammen!

Das ist ein toller Thread! Ich finde es motivierend, wenn man auch immer wieder mal Erfolgsgeschichten lesen darf, wie es gut zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer laufen kann, beziehungsweise zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern.

Ich hatte damals leider die gegenteilige Erfahrung gemacht: als meine Erkrankung bekannt wurde, versuchte man, mich über alle nur denkbaren Hintertürchen los zu werden. Und ich arbeitete damals in keinem kleinen Unternehmen, sondern in einem renommierten, deutschen Konzern. Aber vielleicht ist genau dies das Problem: je größer, desto unpersönlicher und rücksichtsloser.

LG
ZeroOne

05.12.2019 14:44 • x 2 #9


ZeroOne
Zitat von Michael808:
Ich verstehe gar nicht, wie man mit Depression zuhause bleiben kann.


Das kann man wahrscheinlich auch nicht immer verstehen, oder gar pauschal bewerten, da sich die Krankheitsbilder doch von Individuum zu Individuum sehr stark unterscheiden.

LG
ZeroOne

05.12.2019 14:47 • x 2 #10


Jedi
Hallo !

Zitat von ZeroOne:
Das ist ein toller Thread!
Ich finde es motivierend, wenn man auch immer wieder mal Erfolgsgeschichten lesen darf,

Da bin ich ganz bei Zero !
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Zitat von Machara:
Fehler die mir passiert wären hätten zu Lebensbedrohlichen Folgen

Das waren auch bei mir die Gründe, warum ich nach meinem physischen u. psycischen Zusammbruch,
meinen Beruf, ohne Plan B gekündigt hatte.
Mir war sehr bewusst, dass ich mich ersteinmal ganz auf mich u. meinem Heilungsweg konzentrieren musste.

Zitat von Alex79:
meinem Chef erzählt.Er hat super reagiert und mir seine volle Unterstützung angeboten.

Das ist natürlich eine super Erfahrung u. dies wäre allen Betroffenen zu wünschen, einen solchen Chef zu haben,
bzw. zu bekommen !
Leider sieht es für eine ganze Anzahl von Betroffenen anders aus u. müssen negativste Erfahrungen,
durch ihre Depressions- Erkrankung machen.
Zitat von ZeroOne:
Ich hatte damals leider die gegenteilige Erfahrung gemacht: als meine Erkrankung bekannt wurde, versuchte man, mich über alle nur denkbaren Hintertürchen los zu werden.

Solche neg. Erfahrungen u. dann bei einer solchen Erkrankung, dass ist schon als Unmenschlich zu bezeichnen.
Das kann sicherlich, bei dem ein oder anderen, den Abstieg in das tiefe schwarze Loch noch beschleunigen.
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Ich verstehe gar nicht, wie man mit Depression zuhause bleiben kann.
Zitat von ZeroOne:
da sich die Krankheitsbilder doch von Individuum zu Individuum sehr stark unterscheiden.

Da kann ich Zero nur zustimmen !
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Zitat von maya60:
krankmachende Arbeitsstelle

Ja, leider gibt es diese Arbeitsstellen, aber auch Arbeitsbereiche !
Ist natürlich auch sehr Abhängig davon, welches Betriebsklima von den Vorgesetzten u. Chefs gefördert wird, bzw.
ob es überhaupt eine Firmenkultur gibt, die auch so in dem Betrieb gelebt wird oder gar, dass es eine ausgewiesene
Firmen-, bzw. eine Arbeitskultur dort vorherrscht.
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Meine persönliche Erfahrung ist diese, dass ich eine Firma nicht verändern werden kann,
außer es gebe von Seiten der Führung, ein gewünschtes mitarbeiten daran.

Was ich aber beeinflussen kann, dass ist meine Haltung !
Das ich gut für mich sorge u. meine Grenzen achte !
Das ich Selbstbestimmt bleibe, dazu gehört auch ein Nein, wenn es mich überfordert,
wenn meine Belastungsgrenze dabei überschritten wird !
So auch nicht falschen Anerkennung u. Lob Bedürfnissen nachhecheln,
wobei man dann auch schnell ausbrennt u. sich Erschöpft.
Achtsam mit sich umgeht, nicht den falschen inneren Antreibern auf dem Leim geht u.
so eine verantwortungsvolle Selbstfürsorge betreibt.

Das Leben besteht nicht nur aus der Erwerbstätigkeit u. so wäre aus meiner Sicht,
auch eine klare Trennung, eben zur Gesunderhaltung nötig, zwischen den Anforderungen des Job´s u.
mein privates Leben zu ziehen.

LG Jedi

05.12.2019 15:32 • x 4 #11


Jedi
Der Thread heißt ja, Wenn der Chef meine Depression versteht .
Ich denke, dass mit dem verstehen, wäre bestimmt eine Überforderung !
Ich denke, dass es ausreichend ist, Mitgefühl u. einwenig Verständnis aufzubringen,
für den Menschen-den Mitarbeiter der sich mit seiner Erkrankung outet, was sicher der Person nicht so einfach fällt !

LG Jedi

05.12.2019 15:44 • #12


A
Genauu ich habe mir 100mal überlegt ob ichs machen soll oder meinen Job verliere.aber es hat geklappt.

05.12.2019 15:50 • x 2 #13


Hoffnung21
Hallo Alex
Schön, dass du hier eine gute Erfahrung gemacht hast. Auch ich habe nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut mit meinem Vorgesetzten zusammen gearbeitet. Ich habe durch meinen offenen Umgang mit meiner Erschöpfungsdepression meist nur Positives erlebt. Bei meinem Chef war anfangs das Problem, dass er sich unter der Erkrankung nicht wirklich etwas vorstellen konnte. Wir haben uns dann mal zusammengesetzt und ich habe ihm detailliert meine Einschränkungen und Probleme geschildert, dann war das für ihn klarer. Bei den ersten Arbeitstagen hat er es auch sofort selbst gesehen. Jetzt unterstützt er mich sehr stark und ich bin froh, dass er Bescheid weiß.

Zitat von Alex79:
Ich möchte vielen so Mut geben das man auch mit einer Depression arbeiten kann und man das Thema ansprechen soll.


Es ist zwar schön, dass du deine Geschichte erzählst und Mut machst, offen mit der Erkrankung umzugehen, da bin ich ganz bei dir. Aber dieser Einschub, dass man mit der Erkrankung auch arbeiten kann, trifft vielleicht auf Manche zu, mich persönlich verletzt es sehr. Mir ist klar, dass das nicht deine Absicht war, du möchtest Mut machen, mit der Erkrankung arbeiten zu gehen. Es war dafür von meiner Seite kein Mut erforderlich, es war schlichtweg unmöglich. Vielleicht kannst du dir nicht vorstellen, was für eine Dimension diese Erkrankung einnehmen kann. Mich hat ein 5minütiges Telefonat überfordert, ich konnte mir nichts mehr merken, wenn zwei Personen gleichzeitig in einem Raum gesprochen haben musste ich gehen. Die Lautstärke beim Mittagessen in der Reha hat mich heulend flüchten lassen, ich hatte körperlich keine Energie mehr, ich hatte permanenten Kopfdruck, der keine Konzentration und kein Denken zuließ. Nach 9monatiger Arbeitsunfähigkeit brauchte ich 3 Monate! Wiedereingliederung, um 2×7Stunden pro Woche arbeiten zu können. Der dritte reguläre Arbeitstag wurde durch Abbau von Resturlaub lange hinausgezögert, weil er mir zuviel war.

Jede Depression zeigt sich anders, offener Umgang ja, arbeiten nein. So könnte ich es kurz zusammenfassen.

VG Eis

05.12.2019 16:02 • x 2 #14


A


Hallo Alex79,

x 4#15


A
Es war auch nicht persönlich sondern nur auf mich bezogen.ich hatte in diesen schlimmen Morgenstunden nie gedacht das ich diese Tage überstehe.ich arbeite nur 40 prozent und den Rest bin ich mutter von 2 kindern und für mich war es grauenhaft die kinder parat zu machen für den Tag,wenn ich selbst schon am morgen in Panik war.Ich weiss sehr gut wie sich das anfühlt

05.12.2019 16:16 • x 2 #15

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