xxxxxxx
ich hatte das Glück und war zum Tiefpunkt meiner Depression nicht alleine, einige sehr gute Freunde waren an meiner Seite, wir haben telefoniert und sie haben mir immer und immer wieder Mut zu gesprochen. Dass eine Depression die Spreu vom Weizen trennt, dass nur wirklich gute Freunde bleiben, ist bekannt. Was aber, wenn sich auch diese wirklich guten Freunde mehr und mehr abwenden? Ausgesprochen oder unausgesprochen, plötzlich oder schleichend? Kennt ihr das? Und wie geht ihr damit um? Einige meiner Freunde zum Beispiel haben mich wissen lassen, dass sie sich im Umgang mit mir oft so hilflos fühlten (und ich weiß ja auch nicht, wie sie mir helfen könnten; außer dass sie da sind, aber für gewöhnlich reicht diese Antwort nicht aus), dass sie Angst hätten, etwas falsch zu machen oder dass sie es nicht tragen könnten, wenn es mir immerzu schlecht ginge. Das verletzt so sehr. Können Menschen nur mit mir befreundet sein, wenn es mir gut geht? Dabei leide ich selbst doch auch darunter, dass ich in meiner Verfassung mehr nehmen als geben kann! Wenn ich könnte, wäre ich anderen Menschen eine sehr viel bessere Freundin; dann wäre das Verhältnis ausgewogener, wo das Bild im Moment sehr schief hängt. Aber verdammt nochmal: Es geht mir nicht absichtlich schlecht! Gleichzeitig verstehe ich es. Sich von Menschen zu distanzieren, die nicht guttun, die Energien rauben, ist absolut legitim und richtig. Depressive rauben anderen Menschen oftmals viel Energie. Und am Ende stehen sie alleine da. Am Ende stehe ich alleine da. Manchmal bin ich so unfassbar wütend. Auch, weil ich es für mich als absolut sinnbringend und positiv erlebe, anderen Menschen, die in Not sind, beizustehen und ihnen zuzuhören. Ich weiß, dass ich nicht von mir auf andere Menschen schließen kann, es tut dennoch so unfassbar weh, so im Regen stehen gelassen zu werden. Und ich weiß absolut nicht, wie damit umzugehen. Manchmal breche ich von meiner Seite aus den Kontakt ab (Ich rede mir ein, dass ich mehr wert bin, als nur in guten Zeiten mit mir befreundet sein zu können. Dann lieber gar nicht.), manchmal fange ich an zu schauspielern oder Fragen nach meinem Befinden auszuweichen, ich bemerke, wie ich nach und nach zu einem oberflächlicheren Menschen werde und über das Wetter spreche - aus Angst erst überhaupt gefragt zu werden, wie es mir wirklich geht. Dabei habe ich keine Angst davor, gefragt zu werden, wie es mir geht; ich habe Angst davor, vollkommen alleine dazustehen! Klar, ich versuche bewusst gegenzusteuern, singe im Chor, gehe zum Sport. Oft hilft es mir, überhaupt irgendwelche Menschen um mich herumzuhaben. Aber ebenso oft bin ich unter Menschen und fühle mich gleichzeitig so einsam und fremd. Das Gefühl innerer Verbundenheit, wie ich sie in Freundschaften manches Mal erleben durfte, kann ich damit nicht kompensieren. Diese Einsamkeit tut so unfassbar weh. Dazu kommt, dass ich mit meiner Familie ein sehr zerrüttetes Verhältnis lebe und kaum Kontakt besteht; auch lebe ich alleine ohne Partner. Wahrscheinlich suche ich in Freundschaften nach Dingen, die (nur) Familien und Partnerschaften geben können? Es ist zum scheitern verurteilt, aber eben ein verzweifelter Versuch der Kompensation.
Ich bin froh, mir das einmal von der Seele geschrieben zu haben. Habt ihr Impulse dazu?
Euer Lischen